Die Vierkampf-Siege gingen am Sonntag in Frankfurt mit guten Resultaten an Dennis Hutterer und Louisa Grauvogel. Viele Beobachter beschäftigte aber sicher die Frage: In welcher Form meldet sich Zehnkampf-Weltmeister Niklas Kaul nach seiner Ellbogen-Operation zurück im Wettkampf? Die Antwort: In sehr vielversprechender! Drei gute Ergebnisse geben Selbstvertrauen für die anstehende Olympia-Qualifikation.
Das Aufeinandertreffen von Deutschlands besten Zehnkämpfern entschied am Sonntag beim „2. Fly – up and far“ Meeting in Frankfurt ein Überraschungssieger für sich: 8.032-Punkte-Athlet Dennis Hutterer (ASC Darmstadt) brachte in einem Vierkampf aus 110 Meter Hürden, Diskuswurf, Weitsprung und 200 Metern die besten Leistungen ein und ließ mit 3.476 Punkten sogar den Olympia-Vierten Kai Kazmirek (LG Rhein-Wied; 3.429 Pkt) knapp hinter sich.
„Dennis hatte mir schon im Vorfeld berichtet, dass er in guter Form ist, und das konnte er hier bestätigen“, bilanzierte Zehnkampf-Bundestrainer Christopher Hallmann. „Besonders im Weitsprung [7,38 m] hat er viel gearbeitet, man konnte eine deutliche Steigerung und ein verbessertes Sprungverhalten sehen. Auch die Hürdenzeit [14,72 m] war gut. Und Diskuswerfen [47,37 m] – das kann er. Aber das muss man auch erstmal machen.“
Niklas Kaul schon stabil auf hohem Niveau
Auch Kai Kazmirek konnte mit guten Resultaten im Diskuswurf (44,38 m) und Weitsprung (7,45 m) zufrieden sein. Die weiteren deutschen Topathleten verzichteten aufgrund kühler Witterungsverhältnisse auf die 200 Meter. Unter ihnen: Zehnkampf-Weltmeister Niklas Kaul (USC Mainz), der neun Monate nach seiner Ellbogen-Operation mit 14,60 Sekunden über die Hürden – nur fünf Hundertstel über Bestzeit –, 45,12 Metern im Diskuswurf und 7,19 Metern im Weitsprung vielversprechende Leistungen zeigte.
„Niklas hat einen sehr guten Eindruck hinterlassen“, sagte Christopher Hallmann. „Die erste Hürde hat er noch leicht touchiert, dafür ist die Zeit super. Die Würfe waren sehr stabil. Und im Weitsprung war es sein erster Sieben-Meter-Wettkampf außerhalb eines Mehrkampfs.“ Der Lust macht auf mehr, wenn möglicherweise auch noch ein verlängerter Anlauf hinzukommt.
Ein Auf und Ab erlebten in Frankfurt die WM-Teilnehmer von 2017 und 2019 Mathias Brugger und Tim Nowak (beide SSV Ulm 1846). Mathias Brugger konnte nach überstandener Wadenverletzung über die Hürden (14,85 sec) langsam wieder Fahrt aufnehmen, ärgerte sich aber im Weitsprung über drei ungültige Versuche. Tim Nowak überzeugte mit 46,60 Metern im Diskuswurf und 7,32 Metern im Weitsprung, räumte aber gleich drei Hürden ab (16,05 sec).
Louisa Grauvogel auf dem Weg zurück zu alter Stärke
Den Vierkampf der Frauen mit 100 Meter Hürden, Weitsprung, Kugelstoßen und 150 Metern dominierte Louisa Grauvogel (TSV Bayer 04 Leverkusen). Die 24-Jährige präsentierte sich nach einem Wechsel des Sprungbeins besonders im Weitsprung (6,10 m) in guter Verfassung, auch mit der Kugel (12,85 m) blieb sie nicht weit entfernt von ihrer Bestmarke.
Der letzte Siebenkampf der EM-Teilnehmerin von Berlin datiert aus 2018, seitdem hatte sie mit Kniebeschwerden zu kämpfen. In den Sprint-Wettbewerben fehlten noch ein paar Körner zur Bestform, in 13,58 und 17,79 Sekunden war sie dennoch unangefochten. So kamen am Ende 3.688 Punkte zusammen.
Vanessa Grimm mit zwei Disziplinsiegen
Die stärksten Konkurrentinnen von Louisa Grauvogel brachten nicht in allen Wettbewerben Punkte ein – es hätte aber wohl auch nur die beste deutsche Fünfkämpferin der zurückliegenden Hallensaison Vanessa Grimm (Königsteiner LV) ihr Paroli bieten können. Sie gab im Weitsprung (6,11 m) und Kugelstoßen (14,14 m) sehr gute Visitenkarten ab, trat dann aber zu den 150 Metern nicht mehr an.
Die WM-Dritte Carolin Schäfer (Eintracht Frankfurt) testete nur an, musste dann aber feststellen, dass der Körper noch nicht bereit war für die Belastung: Im Anschluss an einen intensiven Trainingsblock hatte sie am Sonntag zuvor ihre Zweitimpfung erhalten und sich schon in der zurückliegenden Woche nicht topfit gefühlt. „Wir wollten es trotzdem versuchen, es gibt ja nicht so viele Wettkampfmöglichkeiten“, erklärte sie. Nach 14,07 Sekunden über die Hürden und zwei Versuchen im Weitsprung ohne Brett setzte sie dann aber den Schlusspunkt, ohne dass ihr die Resultate Sorge bereiteten: „Wir wissen ja, woher es kommt.“
Die Vize-Europameisterin der U23 Sophie Weißenberg (TSV Bayer 04 Leverkusen) musste im Weitsprung drei Ungültige hinnehmen, auch über die Hürden (14,10 sec) und mit der Kugel (12,86 m) fehlt ihr noch etwas zu der Form von vor zwei Jahren.
Premiere für Anna-Lena Freese
Neben den Allroundern bot Eintracht Frankfurt am Wochenende auch den Spezialisten eine willkommene Startgelegenheit. Die Staffel-Europameisterin der U23 von 2015 Anna-Lena Freese feierte über 100 Meter in 11,87 Sekunden ihren ersten Sieg im Trikot des VfB Stuttgart. Schnellster Sprinter bei den Männern: Florian Daum (Eintracht Frankfurt; 10,68 sec). Lokalmatadorin Julia Gerter setzte sich im Weitsprung mit 6,27 Metern gegen U20-Weltmeisterin Lea-Jasmin Riecke (Mitteldeutscher SC; 6,11 m) durch.
Im Diskuswurf der U20 überboten mit Mika Sosna (TSG Bergedorf; 61,81 m) und Matteo Maulana (LAC Erdgas Chemnitz; 60,09 m) erneut zwei Athleten die 60-Meter-Marke. U20-Hammerwerfer Kai Hurych (KSV Fürth 09; 69,34 m) näherte sich weiter der 70-Meter-Marke und der Norm für die U20-EM in Tallinn (Estland). Und die 16-jährige Holly Okuku (GSV Eintracht Baunatal; 24,58 sec) stellte über 200 Meter ein weiteres Mal ihr Sprinttalent unter Beweis.
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