Starker Auftritt der deutschen Geher bei den Deutschen Meisterschaften im 50 Kilometer Gehen: Mit Carl Dohmann und Hagen Pohle haben am Samstag in Andernach gleich zwei Athleten den Richtwert für die Olympischen Spiele 2016 in Rio (Brasilien) unterboten. Für Bundestrainer Ronald Weigel ein gutes Ergebnis – aber mit Luft nach oben.
3:52:00 Stunden – mit dieser Zeit im Hinterkopf machten sich die deutschen Geher am Samstag auf den Ein-Kilometer-Rundkurs von Andernach. Es war klar: Wer unter dieser Zeit bleibt, kann sich früh auf den Start bei den Olympischen Spielen in Rio vorbereiten. Dieses Ziel hatten an der Startlinie sogar fünf DLV-Athleten im Blick.
Im Gleichschritt startete das deutsche Quintett in den Wettbewerb, und bis ungefähr Kilometer 30 konnten alle der Marschroute von Bundestrainer Ronald Weigel folgen. Dann war es Nils Christopher Gloger, der als erstes abreißen lassen musste. Rund fünf Kilometer später stieg auch Christopher Linke (beide SC Potsdam) aus. Beide hatten im Vorfeld mit einem Infekt und zwei Wochen Trainingsausfall zu kämpfen. „Bei einem 50er wird es dann hinten raus schwer“, erklärte Ron Weigel.
Carl Dohmann fängt Hagen Pohle ab
Einen kleinen Erfolg konnte bei Kilometer 30 der Jüngste der deutschen Spitzengruppe feiern: Nils Brembach (SC Potsdam) entschied in 2:17:59 Stunden die U23-Wertung für sich – 33 Sekunden unter seiner Durchgangszeit des Vorjahres, als er in 3:54:47 Stunden auch den Sieg über 50 Kilometer geholt hatte. Die Wiederholung dieses Coups gelang ihm in Andernach nicht: Aufgrund von muskulären Problemen kam der 22-Jährige nicht bis zur 40-Kilometer-Marke.
Besser lief es für seinen Trainingspartner Hagen Pohle, mit dem gemeinsam er zuvor zahlreiche vielversprechende Trainingseinheiten absolviert hatte. Hagen Pohle nahm in der zweiten Hälfte des Wettbewerbs das Heft in die Hand und marschierte lange als erster Deutscher dem Ziel entgegen. Dann aber ließen die Kräfte nach – und der Deutsche Meister von 2013 Carl Dohmann (SCL-Heel Baden-Baden) konnte seine Erfahrung ausspielen.
Rund fünf Kilometer vor dem Ziel schnappte sich der EM-15. von Zürich (Schweiz) die Führung und gab sie bis ins Ziel nicht mehr her. In 3:50:12 Stunden blieb er mehr als eine Minute unter seinem Hausrekord. Dahinter glänzte Hagen Pohle mit einem starken Debüt über die längste olympische Leichtathletik-Distanz in 3:51:18 Stunden. Dritter wurde mit deutlichem Abstand Andreas Janker (LG Röthenbach/Pegnitz; 4:17:40 h).
Minimalziel erreicht
„Wir sind hier herangegangen in Richtung Minimalanforderung für die Olympia-Teilnahme“, erklärte Ronald Weigel das Unternehmen „Olympia-Norm“. „Ich hatte sogar auf zwei weitere Athleten gehofft.“ Christopher Linke, mit einer Bestzeit von 3:47:33 Stunden eigentlich am stärksten einzuschätzen, konnte nicht in Topform antreten. Nils Brembach, lange gut auf Kurs, hatte am Ende ein wenig Pech. „Sie werden sich ärgern und sind sicher neu motiviert“, sagte der Bundestrainer – schließlich gibt es mit den 20 Kilometern eine weitere Strecke, die nach Rio führen könnte.
Für die Leistungen von Carl Dohmann und Hagen Pohle war Ronald Weigel voll des Lobes: „Das war top!“, sagte er. „Carl Dohmann hat sich hier ganz anders dargestellt als bei der WM“. Dort war der 25-Jährige in aussichtsloser Position auf ein zufriedenstellendes Ergebnis ausgestiegen. „Für Hagen war es der erste Auftritt auf der langen Strecke, im Training hat er erst zweimal 40 Kilometer absolviert.“
Zwei Wochen machen die deutschen Geher jetzt Urlaub, Anfang November startet schon die Olympia-Vorbereitung – für die einen mit dem guten Gefühl der Normerfüllung im Hinterkopf, für die anderen mit zusätzlicher Motivation, schnellstmöglich nachzuziehen. „Alle haben noch eine Chance“, ist sich der Bundestrainer sicher.
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