Stabhochspringer Mark Hollis will am Mittwoch (03. September) beim Domspringen in Aachen seine Siegesserie fortsetzen. Dabei trifft der US-Hallenmeister unter anderem auf Vize-Europameister Pawel Wojciechowski (Polen). Vier der sechs weltbesten Stabhochspringer des Jahres starten in der Kaiserstadt.
Vize-Europameister Pawel Wojciechowski hat am Sonntag mit seinem Sieg beim ISTAF in Berlin Mark Hollis (USA) den symbolischen Fehdehandschuh hingeworfen. Zwar ist der US-Hallenmeister mit seinen kürzlich in Landau bewältigten 5,83 Metern immer noch weltweit der Zweitbeste in diesem Sommer. Doch der Weltmeister von 2011 aus Polen ist wieder im Aufwind. Immerhin steigerte Wojciechowski seine Saisonbestleistung in der Bundeshauptstadt auf 5,80 Meter - und kletterte damit auf Rang vier der Weltbestenliste.
Mark Hollis hatte tags zuvor bei „Berlin fliegt!“ mit zwölf Punkten und Sprüngen über 5,54 Meter, 5,56 Meter und 5,58 Meter den Stabhochsprung dominiert. Mit dem EM-Sechsten Piotr Lisek (Polen) kommt der Drittplatzierte der diesjährigen Weltjahresbestenliste. Der 22-Jährige hat in diesem Jahr eine beispiellose Leistungsexplosion vollzogen und konnte seine persönliche Bestleistung innerhalb weniger Monate um 22 Zentimeter auf 5,82 Meter steigern.
Gleich fünf Sieganwärter
Noch ein Sieganwärter auf dem einzigartigen und wohl wieder von 5.000 Zuschauern bevölkerten Katschhof in der Kaiserstadt: Changrui Xue (China). Der 23-Jährige hat sich im Mai daheim in Peking auf 5,80 Meter verbessert und damit in die Weltklasse katapultiert. Zudem ist Südamerika-Meister Augusto Dutea (Brasilien) zu beachten. Jedenfalls hat er auch schon 5,81 Meter geschafft.
Europameisterschafts-Teilnehmer Karsten Dilla (TSV Bayer 04 Leverkusen), der sich am Samstag beim Vier-Länderkampf „Berlin fliegt“ vor dem Brandenburger Tor über 5,45 Meter und 5,50 Meter schwang und der deutschen Mannschaft im entscheidenden Augenblick den Gesamtsieg sicherte, wird besondere Beachtung finden. Denn seine Anlaufmusik ist ein echter Kracher: „Der Countdown läuft, ich bau mir eine Rakete, sag nicht ich hätte sie nicht mehr alle, denn was man will das geht“ heißt es in "Stäänefleejer" (Sternenflieger) von der Kölner Stimmungsband Kasalla - nicht nur textlich, sondern auch rhythmisch absolut passend.
Marvin Caspari hat Luft nach oben
Noch einer mit dem Drang nach oben: der Deutsche Vize-Meister Marvin Caspari (TSV Bayer 04 Leverkusen). Der 23-Jährige überquerte zuletzt bei den Stabhochsprung Classics an seinem Vereinsort als Vierter 5,43 Meter und kam damit dicht an den Hausrekord heran.
Sein Klubkollege Hendrik Gruber bewältigte dort aus nur zwölf Schritten Anlauf 5,33 Meter. "Ich bin überhaupt nicht in die Saison gekommen, musste mich erst selber wieder richtig sortieren", begründete der Dritte der Hallen-DM, warum er sich bislang in diesem Sommer rar gemacht hat.
Jetzt rückt der 27-Jährige als Sieger eines mit 5,35 Metern gewonnenen Qualifikationsspringens ins zwölfköpfige Hauptfeld. Mit dabei sind auch der Deutsche Meister Tobias Scherbarth, früh in der Saison auf 5,73 Meter verbessert, sowie der DM-Dritte Tom Konrad (beide TSV Bayer 04 Leverkusen). Ungewiss ist der Start von Rens Blom (Niederlande). Der Weltmeister von 2005 wollte eigentlich nach dem Aachener Domspringen den Stab in die Ecke stellen.
Rens Blom bangt um Abschiedsvorstellung
"Ich habe mir einen Muskelfaserriss zugezogen", erklärt der im grenznahen Sittard beheimatete 37-Jährige, der darauf hofft, am Mittwoch zumindest ein einziges Mal Anlauf nehmen zu können. „Die Nähe zu den Zuschauern und die einmalige Atmosphäre, das spürt man in Aachen bei jedem Schritt Richtung Latte. Als Athlet wird man von der Euphorie getragen, ähnlich einem Rausch springt man über die Höhen“, umschreibt Rens Blom.
Auch Aachens Oberbürgermeister Marcel Philipp weiß um die Strahlkraft der zum zehnten Mal - und das bei freiem Eintritt - stattfindenden Veranstaltung: „Mit unvergesslichen Momenten sind nicht nur die Leistungen der Sportler gemeint, sondern auch die Erinnerung an das begeisternde und außergewöhnliche Aachener Publikum. Die Stimmung auf dem Katschhof ist Jahr für Jahr unbegreiflich.“
Björn Otto als Berater
Besondere Eckdaten: Erster Sieger war Tim Lobinger (LG Stadtwerke München), der 2005 5,70 Meter übersprang. Malte Mohr (TV Wattenscheid 01) gewann 2010 mit 5,90 Metern. Björn Otto (ASV Köln) verbesserte 2012 den Deutschen Rekord auf 6,01 Meter. Der verletzte DLV-Rekordhalter hat im Vorfeld rund 20 Kinder in die Geheimnisse seiner technisch höchst anspruchsvollen Disziplin eingeweiht und wird am Mittwoch seinen Disziplin-Kollegen beratend zur Seite stehen.
„Dass das Domspringen bereits sein zehnjähriges Jubiläum feiert, zeigt deutlich, dass die Leichtathletik Unterhaltungspotenzial auf lange Sicht bietet. Diese Veranstaltung bietet Jahr für Jahr Stabhochsprung der absoluten Extraklasse, sie lockt immer wieder die allerbesten Athleten an den Dom“, erklärt Sportmanager Michael Mronz, dessen Agentur für die Vermarktung der Veranstaltung zuständig ist. Die Athleten laufen auf einem 50 Meter langen Steg an, der mit Holzpaletten unterbaut ist. Damit soll ein Höhenunterschied ausgeglichen werden. Das wiederum ist nötig, um Leistungen bestenlistenfähig zu machen.