Mit dem Kugelstoßen auf dem Hauptmarkt sind am Freitagabend die Deutschen Meisterschaften in Nürnberg eröffnet worden. Neben dem Frauen- und Männerwettbewerb gingen auch Para-Athleten in den Ring. leichtathletik.de hat für Sie mit den Protagonisten gesprochen.
David Storl (SC DHfK Leipzig)
Sieger Kugelstoßen Männer (21,26 m)
Ich hatte auch von meiner Familie tolle Unterstützung. Ich wollte richtig einen raushauen. Das hat nicht ganz funktioniert. Die Männerkugel ist schwer, da muss alles zusammenpassen. Nach dem Wettkampf gestern in Monaco und den damit verbundenen Reisestrapazen war es gar nicht so schlecht. Auf dem Hauptmarkt hier fand ich es großartig. Es ist für die Zuschauer ein größeres Highlight als ein Kugelstoß-Wettkampf im Stadion. Für mich geht es jetzt ins Trainingslager nach Südtirol, mit meiner Familie. Dort werden wir uns ausruhen, hochklassig trainieren und dann hoffentlich auf einem guten Niveau nach Berlin reisen. Dort schaue ich eher auf die Weite als auf die Medaille. Ich versuche für mich ein gutes Ergebnis zu erzielen und einen persönlichen Meisterschaftsrekord aufzustellen. Das Niveau im Kugelstoßen ist im Moment sehr hoch, auch in Europa. Mit meinem neuen Trainer habe ich mich gut gefunden. Wir haben die Philosophie etwas umgestellt. Wir sind wieder mehr in die Dynamik gegangen, haben das Umspringen forciert. Da muss man den Rhythmus erst finden. Das braucht Zeit.
Christina Schwanitz (LV 90 Erzgebirge)
Siegerin Kugelstoßen Frauen (20,06 m)
Es war ein wunderschöner Wettkampf. Es hat riesen Spaß gemacht. Ich habe mich über meine ungültigen Versuche geärgert, in denen die Leistung einfach nicht gestimmt hat. Ich wollte noch eine Schippe drauflegen. Ich hoffe, der 20er hat dann entschädigt und das Publikum ist zufrieden. Für mich war es ein besonderer Sieg, weil ich über ein Jahr zu Hause war und jetzt auch zwei Krümel habe, die uns ordentlich auf Trab halten. Ich hatte mir gewünscht, dass ich wieder an die 20 Meter herankomme, so richtig dran geglaubt habe ich aber nicht. Das ist eine Marke, die nicht viele schaffen. In der Welt mit mir derzeit nur zwei. Darauf bin ich mega stolz. Das Publikum von hier möchte ich gerne mit nach Berlin nehmen. Es wurde wirklich jeder angefeuert. In Europa ist die Konkurrenz gut drauf. Wir halten den Ball flach. Wenn es mit dem Titel klappt, können wir uns umso mehr freuen.
Alina Kenzel (VfL Waiblingen)
Zweite Kugelstoßen Frauen (18,21 m)
Dieser Sommer läuft einfach top. Ich konnte hier meine Bestleistung einstellen, leider nicht verbessern. Der Fokus lag auch darauf, dass die ersten drei Stöße sitzen, mit Blick auf die EM-Quali. Das habe ich geschafft. So wünsche ich es mir auch in Berlin. Ziel Nummer eins ist es, das Finale zu erreichen. Dann möchte ich Bestleistung stoßen. Mein Trainer hat alles so durchgeplant, dass ich für Berlin fit sein werde. Besonders wichtig ist, dass mein Schienbein abgeheilt ist.
Patrick Müller (SC Neubrandenburg)
Zweiter Kugelstoßen Männer (19,49 m)
Ich bin vollkommen zufrieden. 19einhalb ist seit langem mal wieder eine gute Weite. Ich habe in den vergangen Wochen in meinen Wettkämpfen immer Probleme gehabt und nur 18 bis 18,30 Meter gestoßen. Dann kam hier gleich im ersten Versuch dieser Ausrutscher. Da ist mir ein Stein vom Herzen gefallen. Dann wollte ich etwas mehr versuchen, klar. Ich bin aggressiver drauf gegangen. Das hat nicht mehr geklappt, macht aber nichts. Es ist meine erste Sommersaison im Drehstoß, klar habe ich in der Halle auf Anhieb 20 Meter gestoßen. Aber danach kam die Aufregung dazu, der Kopf dazu. Ich muss Routine bekommen. Wenn das der Fall ist, kann ich hoffentlich bald auch kontinuierlich über 20 Meter stoßen.
Tobias Dahm (VfL Sindelfingen)
Dritter Kugelstoßen Männer (19,38 m)
Ich kann nicht sagen, woran es lag. Die Woche im Training verlief ganz gut. Ich konnte hier dennoch nicht abrufen, was ich mir vorgestellt habe. Für meine Rückkehr, über die ich froh bin, habe ich mir etwas anderes vorgenommen. Das war auch in Reichweite, auch wenn es heute vielleicht nicht so aussah. Ich habe gut trainiert. Aber hier war ich weit davon entfernt. Wie es jetzt weitergeht mit der Saison, weiß ich nicht. Die Planung im Kopf war eine andere. Mal schauen, ob ich die Saison jetzt beende und dann für die nächste einen anderen Aufbau wähle. Das steht aber noch in den Sternen.
Sara Gambetta (SV Halle)
Dritte Kugelstoßen Frauen (17,79 m)
Ich war total nervös und bin schlecht in den Wettkampf gekommen. Der fünfte Versuch war ein Befreiungsschlag. Ich habe mich riesig gefreut. Es war ein guter Stoß für meine derzeitige Verfassung. In der Vorbereitung auf die Saison hatte ich gute Trainingslager und war gut drauf. Gleich im ersten Wettkampf konnte ich über 18 Meter stoßen und die EM-Norm abhaken. Kurz danach habe ich mich leider am Finger an der Kapsel verletzt. Das ist langwierig. Ich werde diese Probleme in der Saison nicht mehr los und versuche den Finger mit Tape zu fixieren. Im Training konnte ich deshalb länger nicht mit der Vier-Kilo-Kugel stoßen. Da fehlt mir der Rhythmus. Deshalb sind meine Stöße aktuell auch sehr unterschiedlich in der Weite. Bis zur EM möchte ich im Training Sicherheit gewinnen und dann möglichst an oder über meine Saisonbestleistung stoßen. Vielleicht muss es sogar nah an die persönliche Bestleistung gehen, weil in Europa viele Athletinnen gut drauf sind.
Simon Bayer (VfL Sindelfingen)
Sechster Kugelstoßen Männer (19,05 m)
Das Einstoßen lief noch ziemlich gut. Dann aber der Druck im Wettkampf die Norm stoßen zu müssen, war unheimlich groß. Ich bin es nicht gewöhnt, damit umzugehen. In London hatte ich vor einer Woche noch die Chance. Jetzt musste es sein. Das hat mir den Kopf verdreht. Ich habe es drauf. Ich habe im Training gezeigt, dass ich die 20 Meter drauf habe. Dass es mit meiner Saisonbestleistung von 19,91 Metern so knapp nicht gereicht hat, muss ich verdauen. Ich werde auch weiter Wettkämpfe machen, bis ich die 20 Meter stoße, unabhängig von der EM. Ich bin zwar der einzige weitere Deutsche, der die internationale Norm von 19,90 Metern hat. Ich kann mir dennoch kaum vorstellen, nach Berlin mitgenommen zu werden. Wenn es doch so kommt, könnte ich bestätigen, was ich drauf habe. Heute hat es nicht geklappt. Das ist nicht meine Performance. Ich kann 20 Meter stoßen und das werde ich auch noch zeigen.
Sarah Schmidt (LV 90 Erzgebirge)
Vierte Kugelstoßen Frauen (17,17 m)
Die Stimmung war toll. Das hat viel möglich gemacht. Es war super, das Kugelstoßen auf den Hauptmarkt auszutragen. So standen wir ganz im Mittelpunkt. Leider hatte ich zu viel Respekt, auch vor der Ausgangssituation und dem Ziel, die Norm zu stoßen. Ich war nervös. Das hat man auch gesehen. Natürlich ist es gut, dass ich Vierte geworden bin. Mal sehen, was jetzt passiert. Ich habe wieder über 17 Meter gestoßen. Das bestätigt meine Leistungen in dieser Saison. Ich hätte vor diesem Sommer nicht gedacht, dass ich in den Kampf um die EM-Tickets eingreifen kann. Es war so eng.
Katharina Maisch (TuS Metzingen)
Fünfte Kugelstoßen Frauen (17,13 m)
Ich war fit, habe auch im Training gut gestoßen. Ich konnte es heute nicht umsetzen. Schade. Ich denke, dass die ersten Vier von hier zur EM fahren werden. Dennoch kann ich aus der Saison mitnehmen, dass ich zum Ende hin wieder stabiler geworden bin. Im nächsten Jahr ist eine U23-EM. Da möchte ich wieder angreifen.
Mareike Arndt (TSV Bayer 04 Leverkusen)
13. Kugelstoßen Frauen (14,37 m; als Siebenkämpferin für EM nominiert)
Es waren sehr viel mehr Zuschauer da, als sonst beim Mehrkampf. Die Stimmung war mega. Ich hoffe, das wird in Berlin auch so sein. Als Mehrkämpferin kann ich versuchen, mir etwas bei den Spezialistinnen abzuschauen. Bei der EM darf es gerne ein Stück weitergehen. Ich freue mich unglaublich auf meinen Start. Wir haben gut trainiert und nehmen jetzt langsam raus. Die eigene Bestleistung ist immer ein Ziel. Das ist möglich. Ich schaue, was geht. Was die Platzierung angeht, kann ich gar nichts sagen. Im Mehrkampf kann so viel passieren. Ich möchte durchziehen, Spaß haben und vielleicht eine gute Welle erwischen.
Niko Kappel (VfL Sindelfingen)
Sieger Kugelstoßen F41 (13,09 m)
Die Kulisse war der Wahnsinn. Hammer, dass wir hier auf dem Nürnberger Hauptmarkt dabei sein durften. Ich hoffe, wir als Para-Athleten können der Leichtathletik etwas zurückgeben und zur Vielfalt und zu guten Leistungen beitragen. Ich konnte meine Leistung heute nicht ganz zeigen. Das ärgert mich. Meine Woche war etwas schwierig. Ich hatte leichte Probleme mit dem Rücken. Ich habe versucht, es auszukurieren. Ich habe mich auch fit gefühlt. Es hat nichts wehgetan. Dennoch waren meine Stöße technisch nicht perfekt. Ich bin nicht richtig draufgekommen. Schade. Die Kugel wollte nicht richtig fliegen. Mit Blick auf die EM ist es vielleicht gar nicht so schlecht. Jetzt ärgere ich mich und will es in Berlin besser machen. Nach zwei Tagen ohne Kugelstoßen, an denen ich Motivation schöpfen möchte, geht es in vier Wochen EM-Vorbereitung. Die werde trainingsintensiv. Das brauche ich. Ich habe großes Vertrauen in meinen Trainer und mich, dass ich zur EM topfit bin. Dann wäre es schön, beim Höhepunkt die beste Leistung zu zeigen. Und ich hoffe, dass meine die größte Weite des Tages sein wird.
Birgit Kober (TSV 1860 München)
Siegerin Kugelstoßen; F36 (11,60 WR)
Ich haue nicht am Stück Weltrekorde raus. Hier war es eine Steigerung um vier Zentimeter, wie schon bei den Deutschen Para-Meisterschaften Anfang Juli. Das Publikum hat das hier ermöglicht. Das war super cool. Ich bin ein Wettkampftyp. Ich freue mich riesig, wenn ich in so einer Atmosphäre starten darf. Das spornt mich an. Es ist hier ein toller Platz, es ist ein tolles Publikum. Ich war im Tunnel und konnte einen raushauen. Dabei habe ich im Moment eigentlich ein Problem mit meinem Handgelenk. Mit dem Adrenalin eines Wettkampfes spüre ich das aber nicht. Es ist toll, dass ich hier zeigen konnte, was ich drauf habe. Das wollte ich dem Publikum bieten. Es ist toll, wenn die Leute nach Hause gehen und sagen: So etwas schaue ich mir noch einmal an, es war ein starker Wettkampf! Bei der Para-EM hoffe ich auf viele Zuschauer. Das wird noch einmal ein Höhepunkt.
Wettkampfbericht:
<link news:64321>Christina Schwanitz krönt DM-Gold am Hauptmarkt mit 20-Meter-Stoß
<link btn>Alles zur DM 2018 in Nürnberg