| DM 20 km Gehen

Spannende Titelkämpfe und 50. Jubiläum beim Straßengehen in Naumburg

Naumburg in Sachsen-Anhalt – das Mekka des deutschen Gehsports. Auch zum 50. Jubiläum der Veranstaltung im Straßengehen steht am Samstag neben den Feierlichkeiten das Sportliche im Mittelpunkt. Über 20 Kilometer werden die Deutschen Meister gesucht, und die Wettbewerbe versprechen Weltklasse und Hochspannung.
Silke Bernhart

„Naumburg, das ist für uns national seit vielen Jahren der Wettkampf schlechthin.“ Sagt einer, der es wissen muss. Ronald Weigel ist seit 1975 regelmäßiger Gast in der Saale-Stadt. Erst war er als Athlet selbst aktiv, nun steht er als Bundestrainer am Streckenrand.

„Bis auf ein oder zwei Wettkämpfe habe ich dort immer gewonnen“, erinnert sich der heute 59-Jährige, der 1988 Olympia-Silber im 20 und 50 Kilometer Gehen holte. „Es war für uns schon immer ein gutes Pflaster, und ich habe dort so ziemlich alles erlebt!“ Zum Beispiel ein Unwetter mit pechschwarzem Himmel und Sturm, der fast zur Absage führte, oder Wettbewerbe vor fast 20.000 Zuschauern.

Weder das eine noch das andere ist für den kommenden Samstag realistisch, wenn die Veranstaltung ihr 50. Jubiläum feiert. Sicher ist jedoch: Die rührigen Macher des Naumburger Straßengehens werden wieder dafür sorgen, dass die Geher bei bestmöglichen Bedingungen ihre Wettbewerbe austragen können. „Das Organisationskomitee, die Stadt, der Bürgermeister und das Land Sachsen-Anhalt, alle haben immer dahinter gestanden“, sagt Ron Weigel. „Dieser Wettkampf hat Tradition, und wir brauchen ihn.“

Hochklassige 20-Kilometer-Entscheidungen

Im Mittelpunkt steht am Samstag die Jagd nach den deutschen Meistertiteln der Männer und Frauen über 20 Kilometer. Zum einen, weil der Sieger und die Siegerin mit erfüllter WM-Norm (1:22:00 h | 1:33:00 h) das Ticket für die Weltmeisterschaften in Doha (Katar; 27. September bis 6. Oktober) sicher haben – sie werden vorrangig nominiert. Zum anderen, weil in beiden Wettbewerben die Leistungsdichte und das Leistungsniveau der deutschen Topathleten spannende und hochkarätige Entscheidungen versprechen.

Vorgelegt haben am vergangenen Wochenende bereits Titelverteidiger Christopher Linke und Saskia Feige (beide SC Potsdam), die in Podebrady (Tschechien) mit starken Auftritten die WM-Norm auch in diesem Jahr schon unterbieten konnten. In den Startlöchern stehen bei den Männern weitere sieben und bei den Frauen zwei weitere Kader-Athleten, die ebenfalls nach Doha wollen und in den Medaillenkampf eingreifen können.

Naumburg – Alytus – Doha & Co.

Die weiteren Potsdamer Nils Brembach und Hagen Pohle, die Badener Carl Dohmann (SCL Heel Baden-Baden) und Nathaniel Seiler (TV Bühlertal), die Thüringer Karl Junghannß (Erfurter LAC) und Jonathan Hilbert (LG Ohra Energie) sowie U23-Talent Leo Köpp (LG Nord Berlin) – sie alle haben die internationalen Meisterschaften fest im Blick. Wenngleich teils mit dem Fokus auf die 50 Kilometer, mit denen zum Beispiel Carl Dohmann nach Platz fünf bei der EM schon sicher planen kann.

"Natürlich sind die 50 Kilometer in diesem Jahr im Mittelpunkt, aber ich will auch bei der Universiade über 20 Kilometer starten. Deswegen sind die 20 auch ein ziemlich wichtiges Rennen für mich“, sagt zum Beispiel EM-Teilnehmer Karl Junghannß, der mit dem DM-Podest liebäugelt. Jonathan Hilbert sieht die Titelkämpfe als wichtige Zwischenstation auf dem Weg zum Europacup der Geher in Alytus (Litauen; 19. Mai), wo er über 50 Kilometer starten möchte.

Der Europacup, für den über 20 Kilometer bis zu vier deutsche Männer und Frauen sowie über 50 Kilometer maximal vier deutsche Männer nominiert werden können, ist für die deutschen Geher ebenso ein Meilenstein auf dem Weg nach Doha wie im Juli die U23-Europameisterschaften in Gävle (Schweden). Bei diesen sind mit Saskia Feige, Teresa Zurek (SC Potsdam) und Titelverteidigerin Emilia Lehmeyer (Polizei SV Berlin) alle drei DLV-Athletinnen startberechtigt, die in Naumburg um DM-Gold der  Frauen streiten werden.

Erster Fingerzeig in Richtung Tokio

„Alle kennen sich aus dem Training gut, da herrscht eine gute Stimmung. Aber alle wollen auch Deutscher Meister werden“, blickt Ronald Weigel voraus. Der Heimtrainer von Christopher Linke, Nils Brembach und Hagen Pohle will in Naumburg aus einer neutralen Position heraus vor allem mithilfe von Video-Analysen und Laktat-Messungen Informationen über den aktuellen Leistungsstand der Athleten sammeln. Eine Prognose zum Rennausgang ist ihm daher nicht zu entlocken. „Ich bin selbst gespannt!“ sagt er.

Zusätzliche Brisanz birgt die Tatsache, dass die Entscheidungen schon Einfluss auf die Qualifikationschancen für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio (Japan) haben können. Zum einen besteht die Möglichkeit, früh die hohen Normen (1:21:00 h | 1:31:00 h) des Weltverbands IAAF abzuhaken. Hier hat Christopher Linke in Podebrady mit 1:20:33 Stunden bereits den Weg vorgegeben. Zum anderen haben die Siege bei nationalen Titelkämpfen für die Platzierung in der neuen Weltrangliste einen vergleichsweise hohen Stellenwert.

Auch nach dem Ende der 20 Kilometer-Wettbewerbe, die um 9:00 Uhr gestartet werden, lohnt es sich dabeizubleiben: Über 10 Kilometer (m/wU20 und mU18) sowie 5 Kilometer (wU18) präsentieren sich Deutschlands größte Talente. Sie wollen über Naumburg zur U20-EM in Boras (Schweden) und zum Europäischen Olympischen Jugend-Festival (EYOF) in Baku (Aserbaidschan).

<link https: www.leichtathletik.de termine wettkampf-kalender veranstaltung detail dm-gehen-20-km-3 _blank>Teilnehmerlisten und Ausschreibung

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