| Jugend-DM 2017

Sieger-Interviews: Stimmen der jungen Meister aus Ulm

Am Freitag wurden bei der Jugend-DM in Ulm (4. bis 6. August) reihenweise neue Meister gekürt. Wir haben viele der Sieger in der U18 und U20 zum Interview gebeten und nachgefragt, wie der Wettkampf aus ihrer Sicht gelaufen ist.
Holger Schmidt / Thorsten Eisenhofer

Weibliche Jugend

Amelie Braun (CLV Siegerland), U18-Siegerin 100 Meter Hürden:

Ich habe auf gar keinen Fall damit gerechnet, dass ich Deutsche Jugendmeisterin werde. Aber als ich im Zwischenlauf an den letzten Hürden schneller durchgezogen habe und mit 13,61 Sekunden Bestzeit gelaufen bin, habe ich mir für den Endlauf alles oder nichts vorgenommen. Der Start war sehr gut, aber dann kam Antonia [Buschendorf] immer näher und ich dachte nur 'oh, jetzt wird’s knapp'. Viel länger hätte es nicht mehr gehen dürfen. Umso glücklicher bin ich über meinen ersten deutschen Meistertitel.

Teresa Zurek (SC Potsdam), U20-Siegerin 5.000 Meter Bahngehen:

Es war heute anstrengend und meine Beine waren schwer von der langen Saison. Außerdem war es sehr trocken und schwül und damit viel unangenehmer als in Grosseto. Aber ich habe mein Ding gemacht und war selbst überrascht über die Zeit. Die vielen Überrundungen haben mich nicht gestört, sondern waren sehr gut zum Ranziehen. Jetzt geht es in die Ferien. Zuerst eine Woche nach Barcelona und dann bin ich ein paar Wochen zu Hause.

Selina Dantzler (LG Stadtwerke München), U18-Siegerin Diskuswurf und Kugelstoßen:

Der Diskus-Wettbewerb war superspannend und ich wäre auch mit 48 Metern zufrieden gewesen. Aber ich wollte trotzdem gerne weiter werfen. Die letzte Motivation hat mir der 50er von Leia [Braunagel] im fünften Versuch gegeben. Ich habe schon beim Flug gemerkt, dass mein Konter ein guter Wurf war. Aber mit dem Titel im Diskuswurf habe ich anders als im Kugelstoßen trotzdem gar nicht gerechnet. Dass es mit der Kugel auch noch geklappt hat, umso besser. Jetzt bin einfach nur megazufrieden und kann morgen ganz entspannt den anderen zuschauen.

Leni Freyja Wildgrube (RSV Eintracht Stahnsdorf), U18-Siegerin Stabhochsprung:

Ich habe den Wettkampf heute so nicht erwartet. Ich dachte, dass es viel knapper wird. Meine beiden Ziele habe ich erreicht: Eine Höhe über vier Meter und gewinnen.

Keshia Kwadwo (TV Wattenscheid), U20-Siegerin 100 Meter:

Perfekt, besser hätte es nicht laufen können. Die Zeit, mit der Jennifer [Montag] in diesem Jahr vorher schneller war, ist das eine. Doch bei Meisterschaften werden die Karten neu gemischt. Trotzdem war's eine lange Saison und langsam ist auch bei mir die Luft raus. Aber für die Staffel am Sonntag reicht's noch.

Kira Wittmann (SV Quitt Ankum), U18-Siegerin Dreisprung:

Ich habe mir vorgenommen, an meine Bestleistung heranzuspringen. Ich wollte im ersten Versuch einen Sicherheitssprung machen und dann auf Risiko gehen. Das hat super geklappt. Nach den 12,75 Metern, bei denen nur ein Zentimeter zur Bestleistung fehlte, habe ich mir gesagt 'ruhig bleiben und weiter springen'. Die 12,87 Meter im letzten Sprung waren natürlich ein perfekter Abschluss. Nächstes Jahr sind dann die 13 Meter mein Ziel.

Linn Lara Kleine (LG Olympia Dortmund), U18-Siegerin 3.000 Meter:

Das war ein sehr gutes Rennen. Von den Meldezeiten her war klar, dass Josina [Papenfuß] und ich das unter uns ausmachen. Sie hat lange Tempo gemacht und ich konnte mich fast bis zum Schluss zurückhalten. Auf den letzten 100 Metern habe ich dann gezeigt, was ich kann.

Samantha Borutta (TSG Mutterstadt), U18-Siegerin Hammerwurf:

Ich habe vielleicht mit dem ersten Platz geliebäugelt, aber nicht wirklich damit gerechnet. Die lange Wartezeit aufgrund der vielen Teilnehmerinnen war etwas nervenaufreibend. Trotzdem war meine Leistung gut und der letzte Versuch der Beste.

Männliche Jugend

Leo Köpp (LG Nord Berlin), U20-Sieger 10.000 Meter Bahngehen:

Für mich war es aufgrund des großen Vorsprungs, den ich hatte, eher ein Trainingswettkampf. Wenn ich so großen Vorsprung habe, kann ich mich leider nicht so gut motivieren, ich bewundere Sportler, die das können. Ich brauche Konkurrenz, um alles aus mir herauszuholen. Es war trotzdem ein toller Wettkampf, es war ja auch mein letzter Wettbewerb in der U20 – und es war schön, noch einmal Deutscher Meister zu werden. Es war ein schöner Abschluss einer erfolgreichen Saison mit dem Sieg beim Europacup. Jetzt freue ich mich auf mein erstes Jahr bei den Aktiven.

Thomas Barthel (SC Magdeburg), U20-Sieger 100 Meter:

Meine Starts heute waren alle nicht gut, ein bisschen problematisch. Im Zwischenlauf habe ich nach 40 Metern Angst gehabt, das Finale noch zu erreichen. Aber, das soll jetzt nicht überheblich klingen, fliegend bin ich derzeit der schnellste Läufer. Im Finale war es knapp, aber das Rennen geht eben bis zum Zielstrich oder sogar darüber hinaus und ich habe dieses Jahr schon öfter gezeigt, dass ich Rennen auf der Ziellinie gewinnen kann. Jetzt bin ich froh, meine erfolgreiche Jugendzeit mit solch einem Sieg abzuschließen. 2013 habe ich ja schon Silber in Rostock gewonnen.

Markus Görger (LAC Freiburg), U20-Sieger 5.000 Meter

Ich wollte eigentlich defensiv anlaufen. Aber dann haben andere von Beginn an Tempo gemacht und irgendwann mich aufgefordert, nach vorne zu laufen. Ich bin dann in dem Tempo weitergelaufen und zwei Runden später war ich alleine vorne. Man hat immer ein bisschen Angst, zu schnell anzulaufen, aber ich habe gemerkt, dass ich gute Beine habe. Drei Runden vor Schluss war ich mir dann sicher, das Rennen zu gewinnen. Es ist mein zweiter Titel nach dem Sieg bei der Cross-DM. Das ist toll.

Lars Keffel (SV Werder Bremen), U18-Sieger im Stabhochsprung:

Ich bin völlig überrascht, dass ich gewonnen habe. Die Saison ist aufgrund von Verletzungen nicht gut gelaufen, deshalb habe ich auch die U18-WM verpasst. Im Winter war ich mir noch sicher, mich für Nairobi zu qualifizieren. Aber ich habe dann versucht, nach vorne zu schauen und heute habe ich am wichtigsten Tag der Saison den besten Wettkampf gezeigt. Wichtig war, dass ich die Anfangshöhe im ersten Versuch geschafft habe. Als Fabian Brummer dann im ersten Versuch 4,70 Meter überquert hat, war ich ganz schön nervös, habe die Höhe dann aber zum Glück ja auch geschafft.

Fabian Brummer (LG Filstal), U18-Zweiter im Stabhochsprung:

Ich bin stolz auf Platz zwei und die persönliche Bestleistung. Ich habe mir schon einen Platz auf dem Podium vorgenommen. Vor allem mit dem Sprung über 4,70 Meter war ich sehr zufrieden, das war ein guter Versuch. Ich hatte dann sogar die Hoffnung, dass noch mehr geht. Aber ich habe ein bisschen gebraucht, um in den Wettkampf reinzukommen. Durch die vielen Sprünge über 4,40 und 4,50 Meter war zum Schluss ein bisschen die Luft raus.

Chima Ihenetu (SC Neubrandenburg), U18-Sieger im Hochsprung:

Ich hätte gedacht, dass mich die Konkurrenz ein bisschen mehr fordert. Ich wäre natürlich gerne auch die 2,12 Meter noch gesprungen, vor allem nachdem der erste Versuch so knapp war. Aber ich war nach der U18-WM zwei Wochen krank, das Training diese Woche lief auch nicht so gut. Deshalb bin ich auch nicht so gut in den Wettkampf reingekommen.

Robert Witkowski (TSG Niefern), U18-Sieger über 110 Meter Hürden:

Ich bin hier hergekommen, um den Titel zu gewinnen. Mit dem Lauf bin ich zufrieden. Nur die fünfte Hürde war nicht so gut, daher musste ich hinten heraus ein bisschen beißen und den Rückstand wieder aufholen.

Elias Schreml (LG Olympia Dortmund), U18-Sieger über 3.000 Meter:

Ich bin dieses Jahr schon so oft die 1.500 Meter gelaufen, zudem zweimal die 800 Meter, aber noch gar nicht die 3.000 Meter. Deshalb wollte ich unbedingt diese Distanz laufen, obwohl dafür eine Sondergenehmigung nötig war. Ich kannte die Konkurrenz eigentlich gar nicht und habe mich auf meine Endschnelligkeit verlassen. Als es auf die letzten beiden Runden ging, war ich mit ziemlich sicher, dass ich gewinnen werde.

Yannick Wolf (LG Stadtwerke München), U18-Sieger im Weitsprung

Ich kann ganz gut mit Druck umgehen, das kam mir heute zu Gute. Ich hatte ja im ganzen Wettkampf nur zwei gültige Versuche und konnte im letzten Versuch noch einen draufsetzen. Der Druck war schon sehr hoch, nachdem Jan und Luka vorgelegt hatten. Ich freue mich, dass es mit dem Titel geklappt hat. Ich habe schon damit geliebäugelt, aber das ist natürlich auch immer von der Tagesform abhängig.

Jan Bieler (TSV Freinsheim), U18-Zweiter im Weitsprung:

Ich wusste, dass der sechste Durchgang oftmals mein bester ist. Daher habe ich in den Sprung noch einmal alles reingelegt. Ich bin ja vorher auch nicht schlecht gesprungen, die Versuche waren halt nur knapp übergetreten. Ich hatte sicherlich auch Glück, dass ich als Achter in den Endkampf reingerutscht bin. Jetzt bin ich einfach nur mega glücklich. Ich gönne Yannick den Titel. Natürlich gewinnt jeder gerne, aber mein Ziel waren eigentlich nur die Top fünf gewesen.

Niclas Sagawe (Polizei SV Eutin), U18-Sieger im Speerwurf

Ich habe nach dem zweiten Versuch gedacht, mit 54 Metern kannst du dich hier nicht verabschieden. Mein Ziel war der Endkampf gewesen. Dass ich den Speer dann so perfekt getroffen habe, ist der Wahnsinn. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. So perfekt wirft man einmal bei 1.000 Versuchen. Aber ich versuche jetzt natürlich, diese Weite zu bestätigen.

Raphael Winkelvoss (Einbecker SV), U18-Sieger im Hammerwerfen:

Mir wurde nichts geschenkt von den Konkurrenten. Ich war nicht in bester Verfassung, weil ich ein paar technische Probleme hatte. Aber ich wollte den Titel unbedingt gewinnen und das ist mir ja auch gelungen. Die 70 Meter hätte ich aber schon gerne übertroffen. Der Titel ist ein großer Titel und war eine Herausforderung, deshalb hatte ich nach der WM auch überhaupt keine Motivationsprobleme.

Johannes Frenzel (Hallesche LAF), U18-Sieger 5.000 Meter Bahngehen:

Wir hatten abgesprochen, dass wir ein taktisches Rennen machen und nicht so schnell angehen, weil es sehr warm war. Daher war klar, dass das Rennen in der Schlussphase entschieden wird. Ich habe dann anfangs der Schlussrunde attackiert, dann hat Jakob gekontert. Da wir ja Trainingspartner sind, machen wir oftmals Tempoläufe gegeneinander, die ich meistens gewinne. Daher war ich mir recht sicher, dass ich gewinnen werde und konnte dann ja auch noch einmal vorbeigehen.

Jakob Johannes Schmidt (SC Potsdam), U18-Zweiter 5.000 Meter Bahngehen:

Als ich auf der Gegengerade in der Schlussrunde in Führung lag, habe ich echt gedacht, dass ich gewinnen kann. Dann aber hat Johannes das Tempo noch einmal erhöht und ist vorbeigegangen. Da konnte ich leider nicht mehr mitgehen. Ich hatte ursprünglich überlegt, schon vor der Schlussrunde zu attackieren, habe den Plan dann aber während des Rennens verworfen.

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