Sarah Kistner glänzte am Sonntag in Glasgow (Großbritannien) mit einem famosen Halbmarathon-Debüt. In 1:13:41 Stunden pulverisierte die 18-Jährige vom MTV Kronberg die deutsche U20-Bestleistung auf dieser Strecke. Im Interview mit leichtathletik.de verriet die U20-Berglauf-Weltmeisterin, dass sie ihre Zukunft im Marathon sieht.
Sarah Kistner, Glückwunsch zu Ihrem Rennen von Glasgow und vor allem zu der tollen Leistung. Hatten Sie so eine Zeit erwartet?
Sarah Kistner:
Mit einer Zeit von 1:13 hatte ich nicht ganz gerechnet, ich hatte mir so 1:14 bis 1:15 Stunden vorgenommen. Ich wollte auch nicht gleich zu hohe Erwartungen wecken. Ich hatte aber in den letzten vier Wochen zuvor im Training gemerkt, dass es sehr gut läuft. Deshalb bin ich das Rennen auch mit einem 3:30er Schnitt angegangen und konnte das bis zum Schluss durchhalten. Die Bedingungen waren ideal mit wenig Wind und Temperaturen um die 12 Grad.
Wie waren der Rennverlauf und das Erlebnis drumherum?
Sarah Kistner:
Ich fand es eine supertolle Veranstaltung. Der Lauf ist ja riesig groß, mit allen Läufen zusammen waren fast 30.000 Teilnehmer dabei. Dadurch waren auch extrem viele Zuschauer da. Es gab kaum Streckenabschnitte, an denen niemand stand. Von daher lief es überall gut. Zwischen Kilometer 13 und 16 hatte ich ein kleines Tief. Da ging es immer ein bisschen bergauf. Das ist an sich nicht schlimm, aber ich habe an der Stelle einen "Pokrampf" bekommen. Das war ein bisschen schwierig. Nach Kilometer 16 war es aber wieder gut und ich konnte am Ende das Tempo halten.
Warum war Ihre Entscheidung für den Halbmarathon in Glasgow gefallen?
Sarah Kistner:
Mein Trainer kommt eigentlich aus Schottland. Er ist auch oft zum Urlaub dort. Ich war dieses Jahr auch beim Great Edinburgh Cross dabei. Das hatte mir schon sehr gut gefallen. Der Veranstalter kam wieder auf uns zurück und hat mich mit eingeladen. Die Strecke in Schottland ist mit fast hundert Höhenmetern schon etwas schwieriger und nicht so flach wie in Köln. Der Halbmarathon in Glasgow hat mich damit auch sehr angesprochen, und deshalb habe ich mich dafür entschieden.
Als Bergläuferin machen einem die Höhenmeter auch weniger aus…
Sarah Kistner:
Das stimmt schon. Ich habe während des Laufs gemerkt, dass ich bergauf immer Läufer überholen konnte. Die haben mich dann aber leider bergab wieder überholt. Bergab laufen ist nicht so meins. Wenn man eine richtig gute Zeit laufen will, dann ist es aber immer besser, wenn es ganz flach ist.
Welche Erfahrungen können Sie jetzt aus Ihrem Halbmarathon-Debüt mitnehmen?
Sarah Kistner:
Auf jeden Fall, wie lang diese 21,1 Kilometer sind. Das ist schon noch einmal etwas anderes als 10 Kilometer auf der Straße. Mir persönlich macht es aber mehr Spaß, so lang zu laufen. Ich fand in Glasgow auch die Strecke sehr schön. Es geht dreimal durch die Parks, natürlich asphaltiert. Durch die Parks zu laufen ist noch einmal schöner als wenn es nur durch die Stadt geht. Dadurch war die Strecke sehr abwechslungsreich.
Wie haben Sie die Unterschiede der Straßenlauf-Szene mit Olympia-Teilnehmern und der Berglauf-Szene erlebt?
Sarah Kistner:
Es war natürlich schon noch einmal etwas anderes, wenn man Olympia-Teilnehmer vor einem stehen hat. Leider wird der Berglauf, nachdem er nicht olympisch ist, immer so als Randsportart dargestellt. Aber das ist vom Laufen her schon noch einmal ein bisschen etwas anderes. Nicht jeder, der für die Straße trainiert, könnte auch den Berglauf laufen. Deshalb habe ich vor denen, die im Berglauf gut sind, genauso eine Achtung wie vor den Straßenläufern. Natürlich ist aber ein Olympia-Teilnehmer oder ein Olympiasieger noch einmal etwas anderes als die Berglauf-Szene, die man kennt.
Haben Sie im Berglauf, auf der Straße oder der Bahn Vorbilder oder Athletinnen, an denen Sie sich orientieren?
Sarah Kistner:
Strikt an ein oder zwei Personen eigentlich nicht. Ich schaue aber natürlich schon, was die deutsche Spitze im Straßenlauf macht. Auch international gibt es welche, die ich verfolge. Aber auf direkt jemanden als Vorbild schauen, das tue ich nicht.
Wenn Sie auf dieses Jahr zurückblicken, mit dem U20-Berglauf-WM-Titel und dem Halbmarathon, würden Sie dann sagen, das war ein perfektes Jahr?
Sarah Kistner:
Die zweite Jahreshälfte war für mich so perfekt. In der ersten Jahreshälfte hatte ich viele gesundheitliche Probleme. Ich hatte ständig Nasennebenhöhlen-Entzündungen und musste deshalb auch operiert werden. Es hat ein halbes Jahr gedauert, bis sich alles gelegt hat und ich auch wieder gut laufen und ohne ständige Unterbrechungen gut durchtrainieren konnte. Deshalb kann ich nur sagen, dass die zweite Jahreshälfte sehr gut gelaufen ist.
Mit Ihrer Halbmarathon-Zeit sind Sie jetzt in der deutschen Spitze ja fast schon mittendrin. Wie schätzen Sie das ein?
Sarah Kistner:
Ich bin darüber natürlich sehr glücklich. Letztes Jahr war das ja über 10 Kilometer schon ähnlich. Auch da war ich vorne ziemlich mit dabei.
Wie sehen mit dieser Ausgangsposition Ihre Pläne für die Zukunft aus? Was sind die nächsten Schritte?
Sarah Kistner:
Ich möchte auf jeden Fall mal auf den Marathon umsteigen. Deswegen ist das jetzt die Übergangsphase mit diesem Halbmarathon. Im nächsten Jahr werde ich noch einmal einen Halbmarathon laufen. Auf der Bahn werde ich weiterhin Rennen bis zu 5.000 Meter machen. Und auch den Berglauf möchte ich nebenbei weiter betreiben.
Ihr Fokus geht damit aber jetzt schon mehr auf die Straße?
Sarah Kistner:
Ja, und in der Zukunft dann auch mehr auf den Marathon. In zwei Jahren werde ich, denke ich, dann schon darüber nachdenken. Wir werden schauen, wie es im nächsten Jahr läuft. Wenn es dann schon so weit ist, werde ich in zwei Jahren auf den Marathon umsteigen. Falls ich noch nicht so weit sein sollte, dann machen wir uns keinen Druck, dann ist es eben in drei Jahren.
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