| Interview

Sabrina Mockenhaupt: „Ein Schritt nach vorne“

Ein fünfter Platz beim Marathon in Valencia (Spanien) macht Sabrina Mockenhaupt neuen Mut für das Olympiajahr. Nach dem Rennen, bei dem sie nach 2:30:44 Stunden im Ziel war, sprach die Siegerländerin über das Rennen und ihre Aussichten für das Olympiajahr.
Christian Fuchs

Sabrina Mockenhaupt, Glückwunsch zum fünften Platz beim Valencia-Marathon. Wie bewerten Sie selbst Ihr Ergebnis?

Sabrina Mockenhaupt:
Ich bin froh über den fünften Platz. Mein Tempomacher Julian Flügel hat mich auf den letzten fünf Kilometern noch einmal motiviert. Da konnte ich noch ein paar der anderen Mädels einsammeln. Ich konnte auch hinten raus noch spurten. Das hat mir schon gezeigt, was in mir steckt. Ich habe mich in den fünf Monaten nach meiner Fuß-OP wieder gut rangekämpft. Nach dem Ausstieg im letzten Jahr bei der EM in Zürich, dem Marathon in Hamburg, der auch nicht toll war, war das in Valencia ein Schritt nach vorne. Valencia war eine Reise wert, es war auch eine tolle Strecke. Ich habe die Stimmung genossen. In Top-Form wäre es sogar die geeignete Strecke gewesen.

Wie verlief die Vorbereitung?

Sabrina Mockenhaupt:
Die Vorbereitung war nicht reibungslos. Ich wollte es einfach probieren und in diesem Jahr noch einen Anlauf genommen haben. Es war natürlich eine Hatz, das noch schaffen zu wollen, denn ich weiß, wo ich vor zwei, drei Monaten stand. Den Versuch war es wert. Ich weiß, dass es jetzt wieder in die richtige Richtung geht. Deshalb ziehe ich mehr positive als negative Schlüsse.

Ihren Zwischenzeiten nach zu urteilen war es zwischen Kilometer 30 und 35 ein bisschen schwierig…

Sabrina Mockenhaupt:
Bei Kilometer 31 war der Moment, an dem ich merkte, dass ich die Olympianorm nicht schaffe. Ich habe dann mit Julian gesprochen, ob es noch Sinn macht. Er hat mir gesagt: 'Ja, das macht noch Sinn. Dann machst du jetzt wenigstens eine gute Trainingseinheit und ziehst das jetzt durch.' Wir haben das dann gemeinsam durchgezogen. Julian hat mich bis ins Ziel begleitet und mich auch unterwegs gut mit Wasser bespritzt, als die Temperaturen höher wurden. Mit ihm war es Weltklasse.

War es schwer, sich nach den Ereignissen von Paris (Frankreich) auf das Rennen zu konzentrieren?

Sabrina Mockenhaupt:
Natürlich hat einen das mitgenommen und es stimmt einen nicht positiv. Man denkt schon, ob hier auch etwas passieren könnte. Es macht einen nachdenklich und auch traurig. Natürlich darf man sich dadurch nicht unterkriegen lassen, man muss aber weiter sensibilisiert sein. Es ist unerklärlich für mich, warum Menschen so etwas machen. Ich musste mich auch an Boston erinnern. Es kommen schon Erinnerungen hoch, was man so alles erlebt hat.

Ihr Jahr 2015 lief mit der Sprunggelenks-OP nicht nach Wunsch. Wie schätzen Sie diese schwierige Zeit ein?

Sabrina Mockenhaupt:
Die schwierige Zeit hatte schon nach Zürich angefangen. Eventuell hätte ich schon nach der EM die Entscheidung treffen müssen, mich operieren zu lassen. Mit Blick auf Olympia war es okay, die Operation jetzt in diesem Jahr durchführen zu lassen. Ich wäre nicht um die OP herum gekommen. Der Doc, der mich operiert hat, hatte mir jetzt noch keinen Marathon zugetraut. Deshalb bin ich froh, dass ich das jetzt wieder geschafft habe. Ich konnte auch das Training wieder mit längeren Läufen durchziehen. Mir haben aber meine Grundgeschwindigkeit und Tempohärte gefehlt.

Was nehmen Sie mit aus den letzten Monaten?

Sabrina Mockenhaupt:
Ich habe jetzt wieder meine innere Ruhe gefunden. Ich habe mein Team um mich herum zusammengestellt, das mir wieder sehr viel Kraft und Zuversicht gibt. Ich hatte in diesem Jahr viel damit zu tun, mein Umfeld richtigzustellen. Zu einem vernünftigen Sportler gehört auch ein vernünftiges Umfeld. Damit bin ich jetzt zufrieden. Jetzt blicke ich wieder positiv in die Zukunft.

Mit welchen Erwartungen gehen Sie ins Olympiajahr?

Sabrina Mockenhaupt:
Ich werde an meinem Speed arbeiten. Diese Erwartung habe ich. Dann mache ich mir überhaupt keine Sorgen, was Rio angeht. Mir hat in Valencia noch die Härte für 10 Kilometer oder eben den Marathon gefehlt. An diesen Dingen muss man wieder arbeiten.

Es gibt ja für Rio bei Ihnen auch mehrere Optionen - auf der Bahn und mit dem Marathon…

Sabrina Mockenhaupt:
Für mich wäre es ein Traum, noch ein viertes Mal zu Olympia zu kommen. Egal wie. Es gibt auf jeden Fall mehrere Optionen. Aber ich schlafe erst einmal noch ein paar Nächte darüber und überlege, welchen Weg ich im Frühjahr einschlage. Jetzt wäre es zu früh, um darüber zu spekulieren. Zum Glück gibt es für mich nicht nur die Option Marathon. Für mich sind im nächsten Jahr auch die Europameisterschaften sehr wichtig. Da fehlt mir immer noch eine Medaille. Es sind dort der Halbmarathon oder die 10.000 Meter ein Thema. Auch dafür muss man einfach am Speed arbeiten.

Mehr:

<link news:44466>Sabrina Mockenhaupt Fünfte in Valencia

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