Am Sonntag bricht das deutsche Team zu den ersten U18-Europameisterschaften nach Tiflis (Georgien; 14. bis 17. Juli) auf. Ein großes Talent an Bord ist Sprinter Milo Skupin-Alfa (LG Offenburg). Der 17-Jährige hatte es 2015 sogar ins 100-Meter-Finale der U18-WM in Cali (Kolumbien) geschafft. Im Interview erzählt Europas derzeitige Nummer zwei, was ihm am Start den besonderen Kick verleiht und wo die Reise in Zukunft noch hingehen soll.
Milo Skupin-Alfa, Du hast eine 100-Meter-Bestzeit von 10,59 Sekunden. In Walldorf standen bei regnerischen Bedingungen im Finale 10,70 Sekunden. Bist Du nach Deiner Wettkampfpause fit für die U18-EM?
Milo Skupin-Alfa:
Ich bin ziemlich zufrieden mit der Zeit. Die Hauptsache war, dass ich verletzungsfrei durchkomme. Die letzten fünf Wochen konnte ich wegen einer Beugerverletzung nicht richtig trainieren. Jetzt habe ich es wieder geschafft, im Wettkampf schmerzfrei zu laufen. Zuerst hatte ich gedacht, dass ich auch die 200 Meter probiere. Das habe ich nach der Verletzung aber jetzt gelassen.
Vom Deutschen U16-Meister mit drei Trainingseinheiten pro Woche bis zum zweitschnellsten Europäer der U18 bei fünf Trainingseinheiten – hast Du Dir diese Entwicklung in den letzten zwei Jahren so ausgemalt?
Milo Skupin-Alfa:
Ich gebe einfach jedes Jahr mein Bestes und schaue, wie weit ich damit komme. Ich habe gar nicht gewusst, dass ich der Zweitbeste in Europa bin. Aber ich lasse mich auf die Sachen ein und wenn es gut läuft, läuft es gut. Wenn es schlecht läuft, versuche ich es wieder. Ich will auf jeden Fall langfristig in der Spitze dabeibleiben.
Dein Vater, Marcus Skupin-Alfa, geboren in Togo, aufgewachsen in Deutschland, war selbst Sprinter, einmal Deutscher Vizemeister (200 m). Deine Mutter, Natalie Glock, war ebenfalls Leichtathletin (400 m Hürden und Stabhochsprung). Sie sind Deine Trainer…
Milo Skupin-Alfa:
…ja sie geben mir den Ansporn.
Zuerst warst du im Mehrkampf-Kader Baden-Württembergs. Machen Dir andere Disziplinen auch noch Spaß?
Milo Skupin-Alfa:
Mir machen eigentlich fast alle Disziplinen, auch der Mehrkampf, Spaß, aber im Sprint bin ich halt am besten. In der Wintersaison trainiere ich heute immer noch sehr breit. Im Dezember war ich ein Wochenende in Ulm und habe mit Manuel Eitel [Anm. d. Red. U20-Zehnkämpfer; 100-Meter-Bestzeit: 10,31 sec] trainiert. Der ist superschnell jetzt. Schön.
Und was gefällt Dir am Sprint am besten?
Milo Skupin-Alfa:
Dass es Mann gegen Mann auf die Laufbahn geht und man alles gibt. Und wenn man einen Fehler macht, ist es vorbei. Das volle Sprinten mag ich. Am Start wird es ruhig, man hört sein Herz pochen und dann geht’s los.
Der deutsche Sprint ist gerade im Aufwind. Julian Reus (TV Wattenscheid 01) hat seinen eigenen Rekord verbessert, die Frauen sind eine starke Staffel-Zeit gerannt. Pusht Dich das auch?
Milo Skupin-Alfa:
Ja klar, da will man ein bisschen daran anknüpfen. Und man will international dann nicht nur im Halbfinale stehen, sondern es weit bringen und auch oben mitmischen können. Das ist schon cool.
Hast Du ein bestimmtes Vorbild?
Milo Skupin-Alfa:
Eigentlich Ashton Eaton und seine Vielseitigkeit. Von den Sprintern Usain Bolt. Ich versuche aber eher, selber für andere ein Vorbild zu sein.
Was sind Deine Stärken auf den 100 Metern?
Milo Skupin-Alfa:
Meine Stärke ist eher die zweite Hälfte. Meinen Start und die Beschleunigung würde ich eher als Schwäche bezeichnen. Hinten raus bin ich stark.
Wenn Du an die U18-EM in Tiflis denkst, was wünschst Du Dir, dort zu erreichen?
Milo Skupin-Alfa:
Das Finale würde ich schon gerne erreichen und dann mal kucken, was geht. Jetzt, wo man relativ weit oben positioniert ist, könnte man sich schon eine Medaille vorstellen. Mit dem Finale wäre ich aber schon zufrieden.
In Cali hast Du schon ein internationales Finale erreicht und bist dort Sechster geworden. Was nimmst Du davon an Erfahrung mit nach Georgien?
Milo Skupin-Alfa:
Ein internationaler Wettkampf, das ist etwas ganz anderes. Zuschauer und Athleten sind viel abgegrenzter. Überall sind Kameras, so war es zumindest in Cali. Andere Sprache. Viele andere Nationalitäten. Das ist interessant, da nimmt man viel mit.
Wie wird Deine letzte Trainingswoche vor dem Abflug aussehen?
Milo Skupin-Alfa:
Ich werde versuchen, normal weiter zu trainieren. Damit meine Verletzung nicht mehr zurückkommt, habe ich nochmal zwei Physio-Termine. Ansonsten werde ich nochmal schauen, dass ich mir am Start und in der Beschleunigung den letzten Schliff hole, damit eine gewisse Routine reinkommt.
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