| Von Berlin bis New York

Marathon-Herbst - Die große Vorschau

In Berlin (27. September) beginnt der heiße Marathon-Herbst. Chicago, Amsterdam, Frankfurt und New York sind die weiteren Top-Stationen. Es geht um Zeiten, Punkte für die World Marathon Majors (USA) und für die DLV-Läufer um Arne Gabius um die Olympianormen.
Jörg Wenig
Berlin-Marathon (27. September)

Wenn beim Berlin-Marathon der Startschuss fällt, ist eines klar: es wird schnell. Zehn Weltrekorde wurden in der Geschichte des Rennens bisher aufgestellt. Mehr globale Bestmarken gab es bei keinem anderen Lauf über die 42,195 Kilometer in der Welt. Am letzten September-Sonntag treffen bei den Männern zwei Kenianer aufeinander, die in den vergangenen beiden Jahren in Berlin jeweils Zweite wurden. Eliud Kipchoge lief vor zwei Jahren 2:04:05 Stunden, sein kenianischer Landsmann Emmanuel Mutai vor zwölf Monaten sogar 2:03:13 Stunden. Beide wurden in den jeweiligen Rennen nur von Läufern geschlagen, die neue Weltrekorde aufstellten: 2013 gewann Wilson Kipsang in 2:03:23 Stunden, 2014 lief Dennis Kimetto 2:02:57 Stunden. Zwei weitere Athleten werden mit Bestzeiten von unter 2:05 ins Rennen gehen: Geoffrey Mutai (Kenia), der nicht mit Emmanuel Mutai verwandt ist, und Feyisa Lilesa (Äthiopien). Mutai stürmte 2011 in Boston (USA) zum sensationellen Streckenrekord von 2:03:02 Stunden, Lilesa erreichte in Chicago (USA) 2012 ein Ergebnis von 2:04:52 Stunden. Es kann durchaus erneut Zeiten im Bereich des Weltrekordes geben.

Bei den Frauen spricht einiges dafür, dass es zu einem Duell zwischen der Äthiopierin Aberu Kebede und der Kenianerin Gladys Cherono kommen wird. Kebede hat in Berlin bereits 2010 und 2012 gewonnen. Vor drei Jahren stellte sie hier ihren persönlichen Rekord von 2:20:30 Stunden auf. Cherono lief im Januar in Dubai ein glänzendes Marathon-Debüt. Als Zweite erreichte sie 2:20:03 Stunden. Vielleicht gibt es beim Berlin-Marathon erstmals seit 2011 wieder eine Zeit unter 2:20 Stunden.

Anna Hahner und André Pollmächer jagen Olympianorm

Zum dritten Mal wird Anna Hahner (run2sky) in Berlin an den Start gehen. Vor einem Jahr wurde sie hier Siebete mit einer Steigerung auf 2:26:44 Stunden. Auch diesmal ist sie wieder die einzige deutsche Athletin im Feld, der man eine Platzierung unter den Top 10 zutrauen kann. Für Anna Hahner geht es zum einen um eine weitere Steigerung, zum anderen um die Olympianorm, die auf 2:28:30 Stunden festgesetzt wurde.

Im Rennen der Männer ist André Pollmächer (Rhein Marathon Düsseldorf) der voraussichtlich stärkste deutsche Läufer. Er hatte sich vor zwei Jahren in Berlin auf 2:13:05 Stunden gesteigert. Der EM-Achte strebt auf der schnellen Strecke in der deutschen Hauptstadt ebenfalls die Olympianorm an. Dafür müsste er sich zumindest auf 2:12:15 Stunden verbessern.

Kategorie:
World Marathon Majors
Meldezahl: 41.224
Siegprämie: 40.000 Euro
Gesamtpreisgeld: 233.000 Euro
Streckenrekord Frauen: 2:19:12 h – (Mizuki Noguchi; JPN; 2005)
Streckenrekord Männer: 2:02:57 h (Dennis Kimetto; KEN; 2014; WR)
TV: Live im RBB ab 8.45 Uhr

Chicago-Marathon (11. Oktober)

Über viele Jahre hinweg hat der Chicago-Marathon Athleten verpflichtet, denen man zutrauen konnte, in den Bereich des Weltrekordes zu laufen. Entsprechende Rekordversuche scheiterten aus unterschiedlichen Gründen zuletzt immer wieder. Nun überraschten die Veranstalter mit der Ankündigung, keine Tempomacher mehr einsetzen zu wollen. Innerhalb der World Marathon Majors überlässt Chicago damit Berlin quasi das Feld. Von den sechs Majors-Rennen stand neben Berlin vor allen das Rennen in Chicago für superschnelle Zeiten und Rekordversuche. Ein Blick auf die Elite-Startlisten des Chicago-Marathons könnte aber auch eine Erklärung dafür liefern, warum auf Tempomacher verzichtet wird. Das Athletenfeld ist in der absoluten Spitze nicht so stark wie in den letzten Jahren – und Zeiten im Bereich des Weltrekordes erscheinen wenig realistisch. Die Kenianer Sammy Kitwara (Bestzeit: 2:04:28 h) und Dickson Chumba (2:04:32 h) sind die schnellsten im Feld. Beide stellten ihre persönlichen Rekorde vor einem Jahr in Chicago auf, als sie die Plätze zwei und drei hinter Eliud Kipchoge belegten.

Bei den Frauen will Florence Kiplagat endlich zeigen, dass sie ihr enormes Potenzial auch auf die Marathondistanz übertragen kann. Einmal – bei ihrem zweiten Marathon, den sie in Berlin 2011 gewann – lief die Kenianerin bisher unter 2:20 Stunden (2:19:44 h). Zweimal hat sie in der Zwischenzeit den Halbmarathon-Weltrekord verbessert. Ihre Bestzeit von 65:09 Minuten lässt darauf schließen, dass sie im Marathon noch deutliches Steigerungspotenzial hat. In Chicago wird Florence Kiplagat unter anderen auf Mulu Seboka treffen. Die Äthiopierin steigerte sich im Januar auf der superflachen Strecke des Dubai-Marathons auf 2:21:56 Stunden.

Kategorie: World Marathon Majors
Meldezahl: ca. 48.000
Siegprämie: 100.000 US-Dollar
Gesamtpreisgeld (ohne Zeitprämien): 485.000 US-Dollar
Streckenrekord Männer: 2:03:45 h (Dennis Kimetto; KEN; 2013)
Streckenrekord Frauen: 2:17:18 h (Paula Radcliffe; GBR; 2002)

Amsterdam-Marathon (18. Oktober)

„Mr Amsterdam“ steht im Mittelpunkt des Interesses bei dem holländischen Rennen, das im alten Olympiastadion endet: Wilson Chebet erhielt diesen Spitznamen, nachdem er den Amsterdam-Marathon 2013 zum dritten Mal in Folge gewonnen hatte. Der Kenianer hält mit 2:05:36 Stunden, seine Siegzeit vor zwei Jahren, auch den Streckenrekord. Im vergangenen Jahr lief es in Amsterdam jedoch nicht gut für Chebet. Er ging vorzeitig aus dem Rennen. Nun möchte sich einer der konstantesten Marathonläufer der letzten Jahre mit Sieg Nummer vier zurückmelden. Chebet trifft unter anderen auf den Äthiopier Tsegaye Mekonnen, der als Sieger des Dubai-Marathons 2014 mit 2:04:32 Stunden einen inoffizielle Junioren-Weltrekord aufstellte. Das in der Regel deutlich schwächere Frauen-Elitefeld wurde noch nicht bekannt gegeben.

Kategorie: IAAF Gold Label Race
Meldezahl: ca. 16.000
Prämien:
nicht bekannt
Streckenrekord Männer: 2:05:36 h (Wilson Chebet; KEN; 2013)
Streckenrekord Frauen: 2:21:09 h (Meseret Hailu;ETH; 2012)

Frankfurt-Marathon (25. Oktober)

Dass ein deutscher Läufer bei einem Gold Label-Marathonrennen – der höchsten Kategorie der Straßenläufe des Weltverbandes IAAF – derart im Mittelpunkt steht, ist ein Novum: Arne Gabius (LT Haspa Marathon Hamburg) will nach seinem glänzenden Debüt am Main vor einem Jahr, als er auf Anhieb 2:09:32 Stunden erreichte, nun am 25. Oktober den deutschen Rekord von Jörg Peter brechen. Der Dresdener lief 1988 in Tokio (Japan) eine Zeit von 2:08:47 Stunden. „Es ist mein Ziel, in Frankfurt zumindest 46 Sekunden schneller zu laufen als bei meinem Debüt. Viele Topläufer, mit denen ich gesprochen habe, sagen, dass der zweite Marathon deutlich besser sein sollte als der erste“, sagte Arne Gabius, der quasi nebenher auch den nationalen Titel gewinnen kann, denn die Deutschen Meisterschaften sind in den Frankfurt-Marathon integriert.

Fünf Athleten mit Bestzeiten im Bereich zwischen 2:05 und 2:08 Stunden wurden bisher für den Frankfurt-Marathon verpflichtet. Darunter ist der Äthiopier Bazu Worku (2:05:16) sowie die Kenianer Philip Kimutai (2:06:07) und Micah Kogo (2:06:56), der ehemalige Weltrekordler über 10 Kilometer.

Lisa Hahner vor Comeback

Die schnellste Frau auf der Frankfurter Startliste, die in den nächsten Wochen noch weiter ergänzt wird, ist zurzeit Dinknesh Mekash Tefera. Die Äthiopierin lief ihre Bestzeit von 2:25:09 Stunden als Vierte des Marathons in Paris (Frankreich) 2013. In diesem Frühjahr war sie Zweite in Daegu (Südkorea) mit 2:29:44 Stunden.

Während die deutsche Olympia-Norm von 2:12:15 im Normalfall für Arne Gabius kein Problem sein sollte, könnte es bei Lisa Hahner (run2sky) sehr spannend werden. Sie läuft in Frankfurt ihr Marathon-Comeback. Eine Kette von Verletzungen hatte zur Folge, dass Lisa Hahner seit rund zwei Jahren kein Ziel eines Marathons mehr erreicht hat. Damals, im Oktober 2013, lief sie in Frankfurt ihre persönliche Bestzeit von 2:30:17 Stunden. Nun peilt sie die Olympianorm von 2:28:30 Stunden an.

Kategorie:
IAAF Gold Label Race
Meldezahl: ca. 15.000
Siegprämie: 15.000 Euro
Gesamtpreisgeld (ohne Zeitprämien): 80.000 Euro
Streckenrekord Männer: 2:03:42 h (Wilson Kipsang; KEN; 2011)
Streckenrekord Frauen: 2:21:01 h (Meselech Melkamu; ETH; 2012)
TV: Live im HR und Live-Stream im Internet

New York-Marathon (1. November)

Das eindrucksvollste Kontingent an Marathon-Stars bringt der New York-Marathon an den Start. Der ehemalige Weltrekordler (2:03:23 h) und Sieger der Marathonrennen von unter anderem London, Berlin und Frankfurt, Wilson Kipsang, wird als Titelverteidiger nach New York zurückkehren. Er trifft unter anderen auf den aktuellen Boston-Marathon-Sieger Lelisa Desisa (Äthiopien) und den amtierenden Crosslauf- und Halbmarathon-Weltmeister Geoffrey Kamworor (Kenia). Auch der Europameister Daniele Meucci (Italien) geht in New York an den Start.

Bei den Frauen ist Kenias Afrika-Rekordlerin Mary Keitany (2:18:37 h) die Titelverteidigerin. Sie trifft unter anderen auf die aktuelle Dubai-Marathon-Siegerin Aselefech Mergia und deren äthiopische Landsfrau Tigist Tufa, die im April überraschend vor Keitany den London-Marathon gewann und dann bei der WM Sechste wurde.

Offenbar keinen Herbst-Marathon planen nach Verletzungen der ehemalige Weltrekordler Patrick Makau (Kenia) und Äthiopiens Superstar Kenenisa Bekele. Nach einem Problem an der Achillesferse, das ihn zur Aufgabe beim Dubai-Marathon im Januar zwang, benötigte Bekele eine längere Pause. Gut möglich, dass er im Januar in Dubai einen neuen Anlauf nimmt.

Kategorie:
World Marathon Majors
Meldezahl: ca. 60.000
Siegprämie: 100.000 US-Dollar
Gesamtpreisgeld (ohne Zeitprämien): 800.600 US-Dollar
Streckenrekord Männer: 2:05:06 h (Geoffrey Mutai; KEN; 2011)
Streckenrekord Frauen: 2:22:31 h (Margaret Okayo; KEN; 2003)
TV: Live vorauss. in Eurosport

Zwischenstand World Marathon Majors (WMM):

Männer
1. Yemane Tsegay (ETH)32 Punkte
2. Endeshaw Negesse (ETH)25 Punkte
2. Lelisa Desisa (ETH)25 Punkte
2. Eliud Kipchoge (KEN)25 Punkte
2. Ghirmay Ghebreslassie (ERI)25 Punkte
6. Stephen Kiprotich (UGA)16 Punkte
6. Wilson Kipsang (KEN)16 Punkte
8.  Dickson Chumba (KEN)9 Punkte
8. Wilson Chebet (KEN)9 Punkte
8. Dennis Kimetto (KEN)9 Punkte
8. Munyo Mutai (UGA)

9 Punkte

Frauen
1. Mare Dibaba (ETH)41 Punkte
2. Helah Kiprop (KEN)32 Punkte
3. Birhane Dibaba (ETH)25 Punkte
3. Caroline Rotich (KEN)25 Punkte
3. Tigist Tufa (ETH)25 Punkte
3. Mary Keitany (KEN)25 Punkte
6. Wilson Kipsang (KEN)16 Punkte
7. Tiki Gelana (ETH)9 Punkte
7. Buzunesh Deba (ETH)9 Punkte
7. Tirfi Tsegaye (ETH)9 Punkte
7. Eunice Kirwa (BHR)9 Punkte
Ausgewählte Termine im Überblick
20. September Peking (China)
27. September Berlin
4. Oktober Köln
11. Oktober Chicago (USA)
11. Oktober Eindhoven (Niederlande)
11. Oktober München
18. Oktober Amsterdam (Niederlande)
18. Oktober Toronto (Kanada)
25. Oktober Frankfurt
25. Oktober Venedig (Italien)
1. November New York (USA)
1. November Seoul (Südkorea)
8. November Athen (Griechenland)
15. November Istanbul (Türkei)
6. Dezember Fukuoka (Japan)
6. Dezember Singapur (Malaysia)
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