Es war eine bittere Enttäuschung für Lolo Jones, als sie in der letzten Woche bei der Tanzshow "Dancing with the Stars" schon in der ersten Runde rausflog. Nach ihrem alles andere als überzeugenden Auftritt auf dem Parkett kämpfte die Hürdensprinterin mit den Tränen und zog auch Parallelen zu ihren sportlichen Tiefschlägen.
"Ich hatte Erinnerungen an meine drei Olympischen Spiele und dass sich die Leute über mich lustig machen. Ich dachte nur: Oh nein, jetzt kommt das schon wieder", gab die 32-Jährige Einblicke in ihr strapaziertes Seelenleben. Sie befürchtete, dass das Publikum sie lächerlich finden könnte.
Lolo Jones wusste sofort, was passiert war. Bereits der erste, im Protokoll vorgeschriebene Weg nach ihrem misslungenen Auftritt zu den anderen Teilnehmern der Tanzshow war ein harter gewesen. "Ich konnte nicht mehr lächeln. Ich fühlte mich schlecht", sagte Lolo Jones, die sich dann auch zurückzog und im Backstage-Bereich mit den Tränen kämpfte.
Dabei hatte sie sich für den Star-Tanz soviel vorgenommen. Sie wollte zeigen, wie hart sie gearbeitet hatte. Sie wollte es mit einem Sieg abseits des Sports gerade ihren Kritikern beweisen. Doch was der Spitzenathletin blieb, war nur eine lehrreiche Erfahrung.
Aufmunterung von der Facebook-Gemeinde
Aufmuntern konnten sie zumindest die Rückmeldungen ihrer zahlreichen Facebook-Fans, die ihr in mehr als 5.500 Kommentaren überwiegend Trost spendeten. Noch einmal darf Lolo Jones aufs Tanzparkett - im Finale haben auch alle Ausgeschiedenen einen Auftritt. Gelegenheit zur Rehabilitation.
Sportlich stand das Jahr der Lolo Jones im Zeichen der Olympischen Ringe: Im Winter verzichtete sie zum zweiten Mal hintereinander auf die Hallensaison in der Leichtathletik, um sich voll und ganz auf den Bobsport zu konzentrieren. Immerhin nahm die US-Amerikanerin, die für die Wintermission ihr Wettkampfgewicht von 59 auf 73 Kilogramm erhöhte, erfolgreich Kurs auf die Olympischen Spiele in Sochi.
Das Großereignis in Russland selbst sollte allerdings nicht gerade Positives für Lolo Jones bereithalten. Kurzzeitig fand sie sich wegen Grippesymptomen in Quarantäne wieder. Die erhoffte Medaille gab es später auch nicht, an der Seite von Jazmine Fenlator wurde sie nur Elfte. Eine andere prominente Leichtathletin hatte es besser gemacht: Ex-Weltmeisterin Lauryn Williams gewann Silber.
In Sochi in der Kritik
Lolo Jones geriet dagegen für ihre Olympia-Berufung in die Kritik. Verteidigt wurde sie von Kollegin Elana Meyers: "Lolo bekommt nicht genug Anerkennung für das, was sie leistet und wie sie sich für das Team USA einsetzt."
Doch bereits nach Sochi zeichnete sich ab, dass Lolo Jones im Bobsport wieder eine Pause einlegen würde. Allerdings scheint im Bob von Jazmine Fenlator trotz der Sochi-Pleite das Tor nach wie vor offen zu stehen - auch zu den Winterspielen 2018.
Vorher bietet Rio in zwei Jahren die nächste Chance für das Covergirl der US-Leichtathletik, um im Hürdensprint endlich den Olympia-Coup zu landen, nachdem sie 2012 in London (Großbritannien) als Vierte schon am Podest geschnuppert hatte.
2008 in Peking gescheitert - Rückkehr 2015?
Vier Jahre davor war Lolo Jones bei ihrer Olympia-Premiere in Peking (China) als Top-Favoritin nur Siebte geworden. Nach ihrer immer noch gültigen Bestzeit im Halbfinale von 12,43 Sekunden ließ sie im Endlauf die Medaille liegen, als sie in die neunte Hürde trat und im bis dahin größten Rennen ihrer Karriere scheiterte.
Diese Erinnerungen könnten schon im nächsten Sommer bei der WM an gleicher Stelle wieder hochkommen. Dann dürfte vor allem das Nervenkostüm der leidgeprüften Athletin ein weiteres Mal auf dem Prüfstand stehen. Es ist aber auch die neue Chance für Lolo Jones, es ihren Kritikern zu beweisen. Diese geht sie offensiv an, wenn sie sagt: "Ich kann es nicht erwarten, jeder Angst ins Auge zu blicken und sie zu meistern."
Dass sie es noch kann, hatte sie auch in den letzten Monaten wieder gezeigt. In 12,55 Sekunden war sie die fünftschnellste Hürdensprinterin der Welt des Sommers. Bei den US-Meisterschaften wurde sie Dritte und auch bei den verschiedenen internationalen Meetings verpasste sie nur ein einziges Mal die Top 3. Doch was für die zweimalige Hallen-Weltmeisterin einzig und allein zählt, ist endlich eine Medaille bei einem internationalen Großereignis der Freiluftsaison, am besten die goldene