| Jugend-DM 2015

Jena am Freitag - Entscheidungen männliche Jugend

Das Wochenende (31. Juli bis 2. August) steht ganz im Zeichen der Deutschen Jugendmeisterschaften der Altersklassen U20 und U18 in Jena. In 76 Finals geht es für Deutschlands Nachwuchshoffnungen um Gold, Silber und Bronze sowie persönliche Erfolge. Wir fassen für Sie alle Entscheidungen der drei Wettkampf-Tage zusammen.
sam / hk / pr / wd

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MÄNNLICHE JUGEND U20

100 Meter

Der schnellste Fischer in Jena

„Hinten werden die Fische gefangen“, sagte Fabian Netzlaff, „so sagt man das, glaube ich“. Vielleicht nicht überall – andernorts spricht man auch gerne von Enten und anderen Aktivitäten –, aber zumindest in Bremen sind es eben Fische. Vom dort beheimateten SV Werder kommt der neue Deutsche Meister über 100 Meter. In 10,60 Sekunden setzte sich Fabian Netzlaff gegen Roger Gurski (LG Rhein-Wied, 10,63) und Felix Straub (LAC Quelle Fürth, 10,76) durch.

Roger Gurski erwischte den besseren Start. „Ich komme allgemein nicht so gut raus“, analysierte Netzlaff. Der hatte im Vorlauf die beste Zeit des Tages (10,57) hingelegt. „Das war richtig gut, und danach bin ich sehr motiviert in die nächsten Läufe reingegangen“, so Netzlaff. In den Zwischenläufen war dann Gurski der Schnellste (10,60), acht Hundertstel vor Netzlaff; auch Felix Straub deutete seine Siegchancen (10,68) an.

Als Netzlaff hinter der Ziellinie die Arme hochriss, „da wusste ich noch gar nicht, ob ich gewonnen habe. Aber ich hätte auch über den zweiten oder dritten Platz gejubelt“. Es wurde der Erste – für den schnellste Fischer in Jena: Fabian Netzlaff. wd

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5.000 Meter

Moritz Beinlich mit furiosem Finish

Die 3.000-Meter-Marke wurde in 9:04,14 Minuten passiert, das Tempo war also verhältnismäßig ruhig. 18 Akteure lagen da noch in einem Pulk zusammen und belauerten sich gegenseitig. Leif Gunkel (LG Olympia Dortmund), über 3.000 Meter Dritter der Hallen-DM, ergriff zwei Runden vor Schluss die Initiative und beschleunigte die Fahrt. Am Ende preschte er knapp an einer Medaille vorbei. 14:51,38 Minuten brachten ihm Platz vier. Den längsten Atem hatte Vorjahres-Vize Moritz Beinlich (LG Rhein-Wied), der nach 14:47,23 Minuten ins Ziel spurtete und bis zuletzt alles unter Kontrolle hielt. "Perfekt", jubelte der diesjährige U20-Hallen-DM-Zweite über 3.000 Meter. "Mein Ziel war eine Medaille, zumal es ein extrem starkes Feld war. Ich konnte mich aber darauf verlassen, dass mein Endspurt zurzeit energisch ist", so der Schützling von Johannes Kessler, der die verbesserte Grundschnelligkeit postwendend begründete: "Ich hatte erhebliche Probleme mit einer Pollenallergie und bin deshalb auf kürzere Distanzen gegangen. Deshalb habe ich auf genau ein solches Rennen gehofft", sagte der 19-Jährige.

Fabian Gering, der im Mai auf der doppelten Distanz souverän den Titel eingefahren hatte, belegte in 14:47,48 Minuten, also dichtauf folgend, Platz zwei. Der Plauener, der seit diesem Jahr das Trikot des TV Wattenscheid 01 trägt und bei den U20-Europameisterschaften in Eskilstuna (Schweden) mit einer pfeilschnellen Schlussrunde über 10.000 Meter in 30:20,69 Minuten überraschend Silber erkämpfte, sparte stets im Windschatten laufend wertvolle Körner, wurde aber allem Anschein nach von der Spurtstärke des Siegers überrascht.

Ein regelrechter Quantensprung gelang Nils Voigt (LG Brillux Münster). Mit 15:31,05 Minuten an 19. Stelle der Meldeliste notiert, erkämpfte der Westfale in 14:50,46 Minuten Bronze. hk

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10.000 Meter Bahngehen

Nathaniel Seiler bestimmt Rennen von der ersten Sekunde

Seinen rechten Arm reckte Nathaniel Seiler (TV Bühlertal) in die Höhe, seine Hand hatte er zur Faust geballt als er als Erster über die Ziellinie ging. „Der Titel fühlt sich richtig gut an“, freute sich der 19-Jährige über sein Meisterstück. Hinter dem Sechsten der U23-EM lagen 25 Runden, die er von der ersten Sekunden an bestimmte. So lautete die taktische Marschroute – und die ging beim deutschen Jahrgangsbesten bestens auf. Aus dem anfänglichen Trio mit dem beiden Erfurtern, Karl Junghannß und Heiner Terp, wurde schnell ein Duo.

Heiner Terp musste bereits in der dritten Runde abreißen lassen. „Ich hatte die ganze Saison mit körperlichen Problemen, die auch beim Europacup in Murcia nicht weggegangen sind, zu kämpfen. Es war aus heutiger Sicht, ein Fehler dort zu starten. Dazu kamen äußerliche Einflüsse, die eine bessere Saison nicht zuließen“, erklärte der 19-Jährige seine etwas mäßige Saison. Behindert hat ihn beispielsweise eine Sehnenscheidenentzündung im Schienbein. Wenn er schon nicht um den Titel mitgehen konnte, so arbeitete er mannschaftsdienlich und versuchte seine Teamkolleginnen Pauline Barz und Lisa Linke, die parallel über 5.000 Meter an den Start gingen, zu ziehen.

Der zweite Erfurter, Karl Junghannß, musste ebenfalls früh abreißen lassen. Ihn ereilte das Schicksal in der fünften Runde. „Theoretisch hätte ich mitgehen können, aber technisch war es nicht möglich.“ So erhielt er nach acht Kilometern seinen zweiten Antrag. „Ich habe auf den letzten Kilometern das Tempo gedrosselt und wollte einfach mal wieder einen Wettkampf beenden.“ Dazu kamen auf der Schlussrunde noch Krämpfe im Oberschenkel. Deshalb zeigte er sich nach seinem Rennen nicht ganz unzufrieden: „Der zweite Platz ist absolut nicht enttäuschend, obwohl ich mir schon den Titel vorgenommen habe. Nicht zufrieden bin ich mit der Zeit.“ Währenddessen spulte Nathaniel Seiler einsam an der Spitze die Runden ab und krönte sich nach 43:34,74 Minuten zum neuen deutschen Jugendmeister. Hinter ihm belegten Karl Junghannß (45:10,98 min) und Heiner Terp (45:45,51 min) die weiteren Podestplätze. sam

MÄNNLICHE JUGEND U18

3.000 Meter

Peer Sönksen überrascht den Favoriten

Triathlet Peer Sönksen (SC Neubrandenburg), am vorletzten Wochenende Deutscher Jugendmeister auf der Sprint-Distanz (750 Meter Schwimmen, 20 Kilometer Radfahren, 5 Kilometer Laufen) geworden, legte von Beginn an ein flottes Tempo hin. Nach einem Kilometer betrug die Zwischenzeit 2:50, nach der doppelten Distanz 5:49 Minuten. Doch selbst als er an der Spitze abgelöst wurde, ließ der 17-Jährige nicht locker, flog auf der Zielgeraden noch einmal heran und siegte in 8:34,70 Minuten. Gemeldet hatte er mit 8:55,52 Minuten. "Ich wollte eine schnelle Zeit laufen. Deshalb hieß meine Taktik: von Anfang an volle Kanne", so der Überraschungssieger. "Ans Gewinnen habe ich nie gedacht, allenfalls nach einer Medaille geschielt", erklärte der Mecklenburger, der seinem Erfolg keinen besonderen Stellenwert einräumt.

"Ich werde definitiv kein Läufer, dafür liebe ich meine Sportart viel zu sehr. Zudem müsste ich dann meinen Trainingsumfang wesentlich erhöhen. Zurzeit laufe ich 45 Kilometer pro Woche", so Peer Sönksen, der auf eine Nominierung für Jugend-WM im Triathlon hofft. Markus Görger (LC Breisgau), der Deutsche Crossmeister und bei der U18-WM knapp am Finale vorbeigeschrammt, übernahm zwei Runden vor Schluss das Kommando, konnte sich aber nicht entscheidend absetzen. Quasi auf der Ziellinie wurde er abgefangen. 8:34,80 Minuten brachten ihm Silber.

Er zog vor zwölf Jahren mit seinen Eltern in die Vogesen, lebt seitdem in Frankreich und besitzt die doppelte Staatsbürgerschaft. Der Lebensmittelpunkt des 17-Jährigen liegt in der Region Franche-Comté, am Sportinternat in Besançon baut er am Baccalauréat, dem französischen Abitur. Die Eltern haben in Faucogney-et-la-Mer, einem Dorf rund 100 Kilometer nordöstlich, eine neue Existenz aufgebaut. Jonathan Schmidt (Dresdner SC), der vorjährige Deutsche Meister der U16, verbesserte sich als Dritter um drei Sekunden auf 8:45,27 Minuten. hk

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110 Meter Hürden

Jonathan Petzke meistert Umstellung souverän

Die Umstellung von den etwas längeren internationalen Abständen von der U18-WM in Cali auf die kürzeren in Jena hat Jonathan Petzke einwandfrei hinbekommen. Der Dresdner setzte sich in einem runden Rennen mit 13,77 Sekunden, gleichbedeutend mit einer neuen Bestleistung für die nationalen Hürden-Abstände, klar durch. Nach den Zwischenlauf-Ergebnissen sah es nach einem engeren Finale aus. „Ich hatte schon leichte Bedenken, aber dann hat es zum Glück gut geklappt“, freute sich Jonathan Petzke. „Es war ein sehr schöner Lauf.“ Dass der 17-Jährige am Ende des Laufs dicht an den Hürden war, konnte er gut austarieren.

Die Saison hatte für den neuen Deutschen Jugendmeister alles andere als optimal begonnen. Er hatte sich das Handgelenk gebrochen und schaffte in Schweinfurt gerade noch die Qualifikation für die U18-WM, wo er trotz Bestzeit (13,66 sec), knapp das Finale verpasst hatte. „Enttäuscht war ich darüber nicht, aber Finale wäre schon toll gewesen“, blickt Jonathan Petzke zurück, der nach dem Unfall provisorisch noch eine Handmanschette trägt. Damit geht es noch über 100 Meter und mit der Staffel an den Start.

Schon in den Zwischenläufen hatte sich angedeutet, dass die Medaillen auf den Rängen zwei und drei nur über Raphael Thoma (LG Offenburg) und Tom Wolf (LV 90 Erzgebirge; 14,30 sec) gehen. Silber erlief sich Raphael Thoma in 13,98 Sekunden, der zum ersten Mal unter der 14-Sekunden-Marke blieb und auch nächstes Jahr noch in der U18 startberechtigt ist. pr

<link video:12840>Video-Interview</link>

5.000 Meter Bahngehen

Leo Köpp - Letztes Jahr angefangen, dieses Jahr DM-Titel

Lange, sehr lange gingen drei Athleten zusammen an der Spitze: vorne Niklas Richter (SC Potsdam), dahinter Marius Richter (SV Halle e.V.), dahinter Leo Köpp (LG Nord Berlin). Dann befand Leo Köpp, dass er jetzt lange genug hinterhergegangen war. Er schob sich nach vorne, vorbei an den beiden Richters. Da war noch etwa ein Fünftel der 5.000 Meter zu absolvieren. Und als dieses letzte Fünftel schließlich zu Ende ging, war Leo Köpp immer noch vorne. Mit einer deutlich verbesserten Bestzeit, 22:53,87 Minuten. Vier Sekunden später kam Marius Richter ins Ziel, noch etwas später Niklas Richter (23:08,15) als Dritter. Als der Berliner Köpp eine gute Stunde später den Podiumsplatz mit der eins vorne drauf bestieg, strahlte er, und als er wieder runterstieg, strahlte er immer noch, zusammen mit den Gehkollegen. "Ich wusste, dass es Spaß machen würde, aber nicht, wie es ausgehen würde", sagte Köpp. "Unwirklich" fühle sich das an, dieser Deutsche Meistertitel. "Richtig begreifen werde ich es wahrscheinlich erst in einem oder zwei Tagen".

Richtig begreifen müssen vielleicht auch alle anderen diesen Sieg von Köpp noch. Man schaut ja gerne mal in die Ergebnisliste vom letzten Jahr, da sieht man, dass Marius Richter 2014 Dritter war, da sieht man noch ein paar andere Namen, vor allem aber sieht man da: keinen Leo Köpp. Die Erklärung: "Ich habe erst vor einem Jahr angefangen". Im letzten Sommer wurden die Talente von der LG Nord Berlin zum Scouting geschickt - und Köpp, zuvor eher Sprinter, fand eine neue Disziplin, eine Disziplin, "die ich jedem nur ans Herz legen kann. Wenn man den Willen hat, geht alles", sagt Leo Köpp. "Und wenn´s dann auch noch Spaß macht, geht es noch schneller". So schnell, dass ihm schon in Jena niemand folgen konnte - und Köpp bei seinen ersten Deutschen Meisterschaften auf der Bahn Deutscher Meister wurde. wd

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4x100 Meter

Timo Koch lässt Berliner Staffel jubeln

Für den krönenden Abschluss des ersten Wettkampftages sorgte das Quartett des SCC Berlin über 4x100 Meter. Sean Javon Williams, Arya Mesgary und Timo Koch sicherten sich doch etwas überraschend den Titel in 42,53 Sekunden. Nach dem Vorlauf hatte sich der LAV Bayer Uerdingen/Dormagen in die Titelrolle geschoben. Das Quartett hatte nach den insgesamt vier Vorläufen die schnellste Zeit von 42,47 Sekunden im Protokoll stehen. Im Endlauf standen 43,15 Sekunden und der sechste Platz zu Buche. Mit zu den Favoriten zählte auch der Erfurter LAC, der im Finale mit Jan Niklas Pippert, Julian Wagner, Tom-Lucas Greiner und Hagen Träger die gute Vorlaufleistung (42,55 sec) mit 42,68 Sekunden fast noch mal bestätigte. Das Quartett ersprintete sich Rang zwei.

Die LG Offenburg mit Maximilian Mandel, Milo Skupin-Alfa, Samuel Springmann und Raphael Thoma kam in 42,85 Sekunden auf dem dritten Rang ein. Der Vorjahressieger, die Startgemeinschaft Rhede-Sonsbeck-Wesel, musste sich bei der Neuauflage mit dem undankbaren vierten Platz in 43,00 Sekunden begnügen. Beim Heimspiel reichte es für den LC Jena mit Lucas-Arno Voigt, Philipp Cuno, Jonas Gerlach und Leon André Eckhardt in 43,01 Sekunden nicht für eine Medaille, sie belegte Rang fünf. sam

Hochsprung

Remo Cagliesi und Tomas Janda mit Top-Duell

Es war ein packender Zweikampf, bei dem Remo Cagliesi letztendlich die Oberhand behielt. Je höher es ging, desto brillanter wurde die Technik des U18-WM-Elften, der sich im ersten Versuch über 2,09 Meter hievte. Damit kam er bis auf einen Zentimeter an seinen Hausrekord heran. 2,10 Meter - so hoch ist ein Handballtor, in dem der noch 16-Jährige vom TLV Germania Überruhr früher gegnerische Bälle abwehrte.

Interessant, wie der Hobby-Fotograf vom Handballer zum Hochspringer wurde. „Irgendwann fehlte mir die Lust für diese schnelle Sportart“, erinnert sich der 1,90 Meter große Modellathlet an den Entschluss, seine erste sportliche Karriere zu beenden. Ein entsprechender Post auf Facebook blieb nicht ohne Folgen. Jedenfalls konnte sein heutiger Trainer Tim Husel Remo Cagliesi im Frühjahr 2013 für die Leichtathletik begeistern. Die Saison zu beenden kommt für ihn nicht infrage. "Ich versuche noch meine Bestleistung zu steigern, vielleicht schaffe ich ja noch 2,12 Meter", meinte der Überflieger, der für das nächste Jahr einen Start bei der U20-WM anpeilt.

Auch Vize-Meister Tomas Janda möchte noch höher hinaus. "Bei der Team DM werde ich sehen, was geht. Vielleicht ja 2,10 Meter", so der Vorjahresschüler vom USC Mainz, der einen Klasse-Wettkampf bot und sich um einen Zentimeter auf 2,09 Meter verbesserte. Luca Meinke (Schweriner SC), ebenfalls im ersten Jahr in der Jugendklasse startend, steigerte sich um drei Zentimeter auf 1,95 Meter und kassierte Überraschungs-Bronze. hk

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<link video:12867>Video-Interview</link>

Stabhochsprung

Tom Linus-Humann packt den richtigen Konter aus

Die Entscheidung um den Titel fiel bei 4,80 Meter. Tom Linus-Human nahm Anlauf und überquerte die Höhe im ersten Versuch, das setzte Fünf-Meter-Springer Philip Kass unter Druck, der ausgerechnet bei seinem wichtigen ersten Versuch mit dem Wind zu kämpfen hatte. Nach einem Fehlversuch musste der Bremer auf 4,85 Meter gehen, um noch eine Chance auf den Sieg zu haben. Doch die Höhe war an diesem Tag zu hoch und so durfte sich Tom Linus-Human über seinen ersten Meistertitel freuen.

Und das, obwohl der Schweriner bei 4,70 Meter schon fast raus war. Erst bei seiner letzten Chance schaffte er es, noch im Wettbewerb zu bleiben, was keine Seltenheit bei ihm ist. „Im dritten Versuch pusht man sich nochmal so richtig und es funktioniert dann einfach am besten. Das ist öfters so bei mir“, erklärte der 17-Jährige. Umso souveräner war sein Sprung über 4,80 Meter. „Der hat sich richtig geil angefühlt, da war auch noch richtig viel Platz und gleich im ersten zu kontern ist nicht schlecht.“ So war Philip Kass gefordert, der mit 4,70 Meter am Ende Silber gewann. Als Tom Linus-Humann noch alleine im Wettkampf war, ließ er 4,91 Meter auflegen. Der neue Landesrekord von Mecklenburg-Vorpommern war aber diesmal noch zu hoch. Nächste Saison soll es Richtung Fünf-Meter-Marke gehen.

Die Bedingungen waren gut, nur der Seitenwind machte es den Stabhochspringern manchmal schwer, so hatte Philip Kass bei seinem ersten Versuch über 4,80 Meter nicht mehr genug Zeit auf den passenden Wind zu warten. „Ich habe mich eigentlich richtig gut gefühlt und dachte fünf Meter sind drin“, sagte der 16-Jährige. Aber etwas mit dem Abstand zur Latte und der Technik passte nicht, einmal zu passiv, einmal zu aggressiv. Bronze holte Ladwig Gillian (Schweriner SC; 4,60 m). Einer der Mitfavoriten, Bo Kanda Lita Baehre (ART Düsseldorf), war am selben Tag beim Europäischen Olympischen Jugendfestival (EYOF) in Tiflis (Georgien) am Start und gewann dort mit 4,92 Metern Gold. pr

<link video:12846>Video-Interview</link>

Weitsprung

Konter im letzten Versuch

Fünf Mal waren die acht Finalisten schon gesprungen. Gianni Seeger (TSV Gomaringen) führte mit 7,04 Metern. Dann, im letzten Durchgang, wurde die Liste noch mal gehörig umgekrempelt – und am Ende war es Robin Cyriax (ASV Erfurt), der sich den Deutschen Meistertitel im Weitsprung sicherte.

Der erste Angriff: Marcel Cymcyk (SSV Ulm 1846), zuvor noch nicht einmal in den Medaillenrängen, setzte sich plötzlich an die Spitze. 7,06 Meter, und er realisierte wohl selbst kaum, dass er sich da gerade auf den Goldrang vorgeschoben hatte: eine kleine, verhaltene Faust, zu mehr Jubel wollte Cymcyk sich noch nicht hinreißen lassen. Da gab es noch drei Springer, die plötzlich um ihre Medaille fürchten mussten.

Robin Cyriax konterte: „Ich habe alles riskiert“. 7,18 Meter, nur knapp unter Bestleistung. „Ich wollte unbedingt die Medaille. Egal welche. Ich hätte mich auch über Bronze gefreut“, erklärte Cyriax hinterher. David Besé (DJK SG Tackenberg), den Cyriax schon im vierten Versuch überholt hatte, verbesserte sich nicht mehr, fiel damit auf den vierten Platz hinter Marcel Cymcyk zurück. Und dann die letzte Chance für Gianni Seeger, Cyriax den ersten Platz wieder wegzunehmen. Der U18-WM-Teilnehmer war als Favorit in den Wettkampf gegangen, zumal Simon Zienert, der Elfte von Cali, nicht zu den Meisterschaften in Jena angetreten war. Seeger verbesserte sich auf 7,08 Meter – genug für Silber, zu wenig für Gold; das ging an Robin Cyriax. „Schon geil“, fand der Erfurter. wd

Diskuswurf

Henrik Janssen eine Klasse für sich

Henrik Janssen (SC Magdeburg), bei der U18-WM in Cali (Kolumbien) Zehnter, war jederzeit Herr im Ring. 56,34 Meter im ersten ließ er 56,85 Meter im fünften Durchgang folgen. Damit fuhr der 17-Jährige einen nie gefährdeten Sieg ein, war mit der Weite aber nicht zufrieden. "Es war ein schlechter Wettkampf, von der Leistung her hatte ich mir mehr erhofft", so der Sportgymnasiast. Dass seine Scheibe in Cali weit hinter der 60-Meter-Linie landete, der Wurf aber ungültig gegeben wurde, ärgert den 2,02 Meter großen Diskus-Hünen immer noch.

"Ich finde schade, wie es gelaufen ist. Man merkt, wenn man vorne drauf tritt, ich habe aber nichts gemerkt und bin definitiv nicht übergetreten", so der Ostfriese, der seinen Hausrekord in der Qualifikation der U18-WM auf 59,10 Meter schraubte. Immer noch angetan ist Henrik Janssen vom Vorbereitungscamp in Bradenton/Florida (USA) und von der Atmosphäre im Pascual Guerrero Stadion. "Die Gastgeber waren mit viel Engagement bei der Sache. Das hat mich begeistert", sagte der Schützling von Armin Lemme. Versuche, die 60 Meter doch noch zu knacken, will er in diesem Sommer nicht mehr unternehmen. "Nächstes Jahr werfe ich mit dem 1,75-Kilo-Diskus. Mal sehen, wie ich mich da schlage."

Niklas Kretschmer (LG Steinlach) verbesserte sich im letzten Durchgang um knapp zwei auf 53,61 Meter und wurde dafür mit dem Vize-Titel belohnt. Jakob Arbeit (LAC Berlin), der vorjährige Deutsche Meister der U16, zeigte sich ebenfalls weiter verbessert. Sein letzter Versuch landete bei 53,25 Meter - eine Steigerung um über zwei Meter und Bronze. Trainiert wird er von seinem Großvater, der Trainerlegende Eckart Arbeit. "Die sind nicht schlecht, nur noch zu langsam", bewertete er die Würfe seines talentierten Enkels. hk

Speerwurf

Niklas Kaul macht es spannender als gedacht

Dass die Entscheidung im Speerwurf so eng werden würde, war so nicht zu erwarten. Niklas Kaul war mit seiner europäischen Bestleistung (84,95 m) haushoher Favorit – der Mainzer hat aber auch eine aufregende Saison hinter sich. Bei der U18-WM in Cali gab es im Zehnkampf Gold und im Speerwurf Silber. In Jena reichten 74,15 Meter aus dem zweiten Durchgang für den Titel, sein Vorsprung aber nur 27 Zentimeter. „Es war schön, hier zu werfen, aber ein schwieriger Wettkampf“, sagte Niklas Kaul über die etwas andere Kulisse als in Kolumbien. Es sollte natürlich viel weiter gehen, aber der 17-Jährige kam mit der Anlage nicht ganz zurecht.

„Technisch war das eher schlecht heute. Ich war froh, dass der eine Versuch noch okay war. Ich wollte eigentlich in den Bereich wie in Cali, so 78 Meter werfen, aber langsam ist auch die Luft raus“, sagte Niklas Kaul, der den großen Saison-Höhepunkt schon hinter sich hat. Seitdem ist die öffentliche Aufmerksamkeit für den Nachwuchsathleten gestiegen. „Ansonsten hat sich am Training nichts verändert.“ Bei der Siegerehrung wurde er noch mit dem Sonderpreis der Freunde der Leichtathletik geehrt.

Der zweite Teilnehmer des Speer-Finales in Cali, Norman Plischke (Haldensleber SC), kam Niklas Kaul in der fünften Runde nochmal gefährlich nahe. Mit 73,88 Meter belegte der U18-WM-Siebte den Silberrang. Die zwei waren in einer eigenen Liga unterwegs. Bronze holte mit deutlichem Abstand Torben Clemens Westphal (Delmenhorster TV; 63,35 m). pr

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Hammerwurf

Leise erfolgreich: Marc Okun 

„Anfang des Jahres sah es nicht so gut aus“, sagt Marc Okun. Es sah nicht so aus, als würde er Achter bei den U18-Weltmeisterschaften in Cali werden. Es sah auch nicht so aus, als würde er einen 70-Meter-Wurf nach dem anderen schaffen. Und es sah nicht so aus, als würde der Werfer vom Leichlinger TV, Nähe Leverkusen, Deutscher Meister im Hammerwurf werden. Jetzt sieht es aber so aus; man kann es lesen, schwarz auf weiß. „Und das bedeutet mir sehr viel. Ich habe hart trainiert und bin jetzt sehr froh“, gab Marc Okun zu wissen, nachdem er das Privatduell gegen Fabio Hessling (LAC Saarlouis) für sich entschieden hatte. Auf dem dritten Platz folgte Pascal Thalhäuser (LV 90 Erzgebirge, 63,64 m).

Schon mit dem ersten Versuch, mit 71,33 Metern, setzte sich Okun an die Spitze. Dort blieb er, auch wenn Hessling, der nach zwei Fehlversuchen um den Finaleinzug bangen musste, dem Leichlinger gefährlich nahe kam, auf weniger als zwei Meter (69,38 m). „Beim ersten Wurf bin ich immer am lockersten. Dann kommt der Druck, weiter zu werfen – und dann verkrampfe ich meistens“, erklärte Okun.

Weiter als am Anfang kam er auch dieses Mal nicht, aber eine konstante, starke Serie mit drei Würfen um die 71 Meter und drei Versuchen nahe und über 69 Metern schloss das auch nicht aus. Bei den Winterwurf-Meisterschaften war die Reihenfolge noch umgekehrt gewesen: Erster Hessling, Zweiter Okun. In diesem Sommer war Marc Okun vorne – ohne viel Lärm darum zu machen. „Es liegt mir nicht, nach einem guten Wurf zu brüllen. Ich atme dann einfach aus.“ wd

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Hinweis: Auf persönlichen Wunsch wurde ein Name aus diesem Text entfernt. 

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