Bei der Hallen-WM in Birmingham hat Christian Coleman am Samstag die 60 Meter gewonnen. Stabhochspringerin Sandi Morris versuchte sich an einem neuen Hallen-Weltrekord, auch Hürdensprinterin Kendra Harrison kratzte an der Rekordmarke. Edelmetall für den DLV sicherte David Storl im Kugelstoßen.
Er hat dem Druck standgehalten und sich von einer stark aufkommenden Konkurrenz nicht von seiner Mission Gold abbringen lassen. Nach seinem Hallen-Weltrekord (6,34 sec) bei den US-Meisterschaften war Christian Coleman der Top-Favorit für die 60 Meter. Am Samstag in Birmingham (Großbritannien) wurde der gerade einmal 21-Jährige dieser Rolle gerecht. In 6,37 Sekunden stürmte er nach Silber bei der Freiluft-WM über 100 Meter zu seinem ersten großen Titel.
Überraschend dicht auf den Fersen war ihm dabei Bingtian Su (China), der den Asienrekord auf 6,42 Sekunden verbesserte. Bronze ging mit Ronnie Baker (6,44 sec) an einen weiteren US-Amerikaner. Auf keiner der Medaillen-Positionen war in der Geschichte von Hallen-Weltmeisterschaften je ein Athlet schneller.
Nur um zwei Hundertstel am Weltrekord (7,68 sec) über 60 Meter Hürden der Frauen lief Kendra Harrison vorbei. Die Freiluft-Weltrekordlerin sicherte sich in 7,70 Sekunden ihre erste internationale Medaille überhaupt vor Christina Manning (USA; 7,79 sec) und Nadine Visser (Niederlande; 7,84 sec). In ihrem Comeback-Winter nach einer Verletzung erreichte Cindy Roleder (SV Halle; 7,87 sec) den fünften Platz
Sandi Morris scheitert erst am Weltrekord
Den gesamten Abend füllte der Stabhochsprung der Frauen. Dafür war vor allem Sandi Morris verantwortlich. Die US-Amerikanerin meisterte 4,95 Meter und scheiterte danach erst am neuen Hallen-Weltrekord von 5,04 Metern. Sie gewann ihren ersten großen Titel. Lange Paroli bot die unter neutraler Flagge startende Anzhelika Sidorova, die 4,90 Meter übersprang und damit auch noch Olympiasiegerin und Weltmeisterin Ekaterini Stefanidi (Griechenland; 4,80 m) hinter sich ließ, die diesmal Bronze holte.
Pech hatte in diesem Wettbewerb Lisa Ryzih (ABC Ludwigshafen). Beim dritten Versuch über die Einstiegshöhe von 4,50 Metern holte der Stab die Latte noch runter, nachdem die DLV-Athletin die Höhe eigentlich schon überquert hatte.
David Storl zurück auf dem Podium
Bei David Storl (SC DHfK Leipzig) kommt die beste Leistung endlich wieder zum Saisonhöhepunkt. Der Kugelstoßer hat mit einer Weite von 21,44 Metern an diese alte Stärke angeknüpft, die in den vergangenen Jahren verloren gegangen schien. Der beste Stoß in der Halle seit 2014 brachte ihm mit Silber die insgesamt 13. internationale Medaille. <link news:62023>„Das ist ein guter Ausgangspunkt für eine erfolgreiche Sommersaison“, erklärte der 27-Jährige nachher in der Mixed-Zone. Aus den Jahren 2012 und 2014 hat er schon Silber bei Hallen-Weltmeisterschaften zu Hause.
Mit einer bärenstarken Weite von 22,31 Metern verteidigte Tom Walsh (Neuseeland) seinen Titel erfolgreich und erzielte die viertgrößte Weite in der Geschichte des Kugelstoßens in der Halle. Bronze gewann der Tscheche Tomas Stanek, der genau wie David Storl 21,44 Meter stieß, aber den schwächeren zweiten Versuch vorzuweisen hatte.
Kai Kazmirek mit Bestleistung auf Rang vier
Nach zwei starken Mehrkampf-Tagen musste Kai Kazmirek (LG Rhein-Wied) im abschließenden 1.000-Meter-Lauf des Siebenkampfes seine Medaillen-Position doch noch hergeben. Der Este Maicel Uibo war in dieser Disziplin einfach stärker als der wacker kämpfende WM-Dritte im Zehnkampf und holte sich mit 6.265 Punkten Bronze. Kai Kazmirek als Vierter erzielte mit 6.238 Punkten Bestleistung.
Auch im Kampf um Gold wurde es zum Schluss noch einmal richtig eng: Kevin Mayer (Frankreich; 6.348 Punkte) rettete fünf Punkte Vorsprung auf Damian Warner (Kanada) ins Ziel, der mit 6.343 Punkten einen Landesrekord aufstellte. Der Franzose gewann damit nach seinen Siegen bei der Hallen-EM und der Freiluft-WM seinen nächsten großen Titel.
Über 1.500 Meter machten die Medaillen-Gewinner des 3.000-Meter-Rennens Edelmetall wieder unter sich aus. Genzeba Dibaba (Äthiopien; 4:05,27 min) bestritt das Rennen erneut von vorn und setzte sich ein weiteres Mal durch. In 4:05,27 Minuten gewann sie ihre zweite Goldmedaille der Meisterschaften. Dahinter gelang es Laura Muir (Großbritannien; 4:06,23 min) im Kampf um Silber diesmal, an Titelverteidigerin Sifan Hassan (Niederlande; 4:07,26 min) vorbeizugehen.
Zentimeter-Entscheidung im Dreisprung
Wie schon im Weitsprung der Männer entschieden auch im Dreisprung wenige Zentimeter über Gold, Silber und Bronze. Der Titelträger von 2012 Will Claye setzte sich mit 17,43 Metern vor Almir Dos Santos (Brasilien; 17,41 m) und Nelson Evora (Portugal; 17,40 m) durch. Max Heß (LAC Erdgas Chemnitz) erwischte keinen passenden Sprung und wurde Elfter (16,47 m).
Im Dreisprung der Frauen wiederholte Yulimar Rojas (Venezuela; 14,63 m) ihren Sieg von vor zwei Jahren in Portland (USA). Mit Bestleistungen zu Silber und Bronze sprangen Kimberly Williams (Jamaika; 14,48 m) und Ana Peleteiro (Spanien; 14,40 m). Neele Eckhardt (LG Göttingen; 13,87 m) fehlten als 13. zum Sprung in den Endkampf 17 Zentimeter.
Pavel Maslak nach Doppel-Disqualifikation wieder Weltmeister
Mit neuer Bestleistung von 50,55 Sekunden wurde Courtney Okolo ihrer Favoritenrolle über 400 Meter gerecht und holte nach Erfolgen mit der US-Staffel ihre erste Goldmedaille im Einzel. Den US-Doppelsieg machte Shakima Wimbley (51,47 sec) perfekt. Über Bronze jubelten die Gastgeber, denn diese Medaille holte sich Eilidh Doyle (Großbritannien; 51,60 sec).
Bei den Männern staunte der Spanier Oscar Husillos zuerst über sich selbst: In 44,92 Sekunden war er vor Luguelin Santos (Dominikanische Republik; 45,09 sec) ins Ziel gestürmt. Beide wurden aber nachträglich wegen Verlassens der Bahn disqualifiziert. Der Sieger der vergangenen beiden Hallen-Weltmeisterschaften Pavel Maslak (Tschechische Republik; 45,47 sec) rückte damit auf die gewohnte Gold-Position vor.
Nach drei EM-Titeln in der Halle holte sich Adam Kszczot (Polen; 1:47,47 min) auch Gold bei Hallen-Weltmeisterschaften, vor dem US-Amerikaner Drew Windle (1:47,99 min) und dem Spanier Saúl Ordónez (Spanien; 1:48,01 min). Drew Windle war zwischenzeitlich disqualifiziert, diese Entscheidung nach einem Protest aber wieder zurückgenommen worden. Damit wird bei dieser Hallen-WM weiter ungewöhnlich häufig über Disqualifikationen diskutiert.
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