| Hallen-WM 2018

Bestleistung: Kai Kazmirek verliert Bronze in der letzten Disziplin

Am Freitag und Samstag sind bei der Hallen-WM in Birmingham die "Könige der Athleten" in Aktion getreten. Zehnkampf-Weltmeister Kevin Mayer aus Frankreich gewann knapp vor Damian Warner den Titel. Für Kai Kazmirek blieb nach einem starken Zehnkampf letztendlich Platz vier.
Jan-Henner Reitze / Pamela Ruprecht

TAG ZWEI

60 Meter Hürden

Optimaler Start in den zweiten Tag für Kai Kazmirek

Mit nur vier Athleten wurde der erste Lauf über die 60 Meter Hürden gestartet. Und Kai Kazmirek, nach dem ersten Tag auf Platz vier in Lauerstellung auf eine Medaille, erwischte einen blendenden Start in Tag zwei des Siebenkampfs. Mit einer absolut runden Vorstellung siegte der WM-Dritte im Zehnkampf in 7,95 Sekunden. Es folgte ein Jubel-Schrei: Das war seine erste Zeit unter der Acht-Sekunden-Marke und fünf Hundertstel schneller als seine Hürden-Bestzeit aus 2014. Wichtig: Der DLV-Athlet nahm dem zur Halbzeit drittplatzierten Esten Maicel Uibo (PB: 8,19 sec) in dem Rennen 26 Hunderstel ab und setzte sich damit nach fünf Disziplinen auf Platz drei. Kazmirek hat mit 4.416 Punkten nun 45 Zähler Vorsprung auf Uibo (4.371 Punkte).

Auch die Top Zwei von Tag eins präsentierten sich gut: Der sprintstarke Anwärter auf die Silbermedaille Damian Warner (Kanada) siegte im zweiten Lauf in 7,67 Sekunden vor Kevin Mayer (Frankreich; 7,83 sec). Beide blieben nur wenige Hundertstel hinter ihren Bestleistungen zurück und machen den Kampf um den Titel spannend: Die beiden Führenden trennen vor den letzten beiden Disziplinen nur vier Punkte. Mayer liegt mit 4.561 Punkten an der Spitze, kann mit einer starken Stabhochsprung-Leistung (PB: 5,60 m) aber davon ziehen. Sein Europarekord ist noch in Reichweite. Raus aus den vorderen Platzierungen ist nach einem abgebrochenen Rennen der Ukrainer Oleksiy Kasyanov.

Stabhochsprung

Bronze-Kandidaten schenken sich nichts

Im Kampf um die Bronzemedaille hat Kai Kazmirek sein Soll erfüllt. Der 27-Jährige stieg bei 4,80 Metern ein und meisterte die Höhe im ersten Versuch. Und auch die nächsten Etagen nahm er im ersten Anlauf: 5,00 Meter, 5,10 Meter und 5,20 Meter. Höher ist er weder draußen noch drinnen gesprungen – Freude über die eingestellte Bestleistung. Besser waren nur zwei Mehrkämpfer: Sein Kontrahent um den dritten Podestplatz, Maicel Uibo, überflog genauso wie der Niederländer Eelco Sintnicolaas 5,30 Meter. Kazmirek (5.388 Punkte) geht also mit 13 Punkten Vorsprung auf Uibo (5.375 Punkte) in den 1.000-Meter-Lauf. Das wird eine ganz spannende Entscheidung.

So gar nicht nach seinen Vorstellungen verlief die Disziplin für Titel-Favorit Kevin Mayer. Der Franzose war kürzlich in Clermont-Ferrand im Feld der Spezialisten beeindruckende 5,60 Meter gesprungen. In Birmingham war für ihn schon bei 5,20 Metern Schluss, was ihn sichtlich ärgerte. In die Wertung gingen nur 5,00 Meter ein. Das erhoffte Punkte-Polster auf seinen Verfolger Damian Warner vor dem abschließenden 1.000-Meter-Lauf blieb folglich aus. Denn der Kanadier verbesserte seine persönliche Bestmarke um zehn Zentimeter und überquerte 4,90 Meter. Mayer, der sich einen neuen Europarekord abschminken kann, liegt vor der letzten Disziplin mit 5.471 Punkten vorne. Auf den Fersen ist ihm Warner mit 5.437 Punkten. Beide bringen ähnliche Bestzeiten über die fünf Hallenrunden mit.

1.000 Meter

Kai Kazmirek trotz Bestmarke nur Vierter, knappes Gold für Kevin Mayer

Ein Vorsprung von 13 Punkten war nicht genug, um den stark auflaufenden Maicel Uibo in Schach zu halten. Kai Kazmirek konnte seinem Konkurrenten um die Bronzemedaille im abschließenden 1.000-Meter-Rennen nicht folgen. Der Este gab alles für den Podestplatz und war als Zweiter nach 2:38,51 Minuten im Ziel. Kazmirek kämpfte um Anschluss, doch Platz sechs in 2:42,15 Minuten reichten nicht. Das bessere Ende hatte Uibo, der sich mit 6.265 Punkten (PB) die Bronzemedaille sicherte.

Trotz neuer Bestleistung von 6.238 Punkten – 65 Zähler mehr als 2014 in Sopot (Polen) – musste der DLV-Mehrkämpfer mit Platz vier Vorlieb nehmen. Seine Punktzahl bedeutet Position drei der ewigen deutschen Hallen-Bestenliste. Mehr Punkte sammelten nur Arthur Abele (SSV Ulm 1846; 6.279 Pkt) beim Gewinn seiner Silbermedaille bei der Hallen-EM 2015 und der Deutsche Rekordhalter Frank Busemann, der 2002 auf 6.291 Punkte kam.

Auch an der Spitze gab es in Birmingham fast noch einen Wechsel: Damian Warner durcheilte die fünf Hallenrunden als Sieger in 2:37,12 Minuten und kam bis auf fünf Punkte an Kevin Mayer (2:39,64 min) heran. Der Franzose gewann aber mit neuer Weltjahresbestleistung von 6.348 Punkten Gold vor dem Kanadier, der mit 6.343 Punkten einen Landesrekord aufstellte. 

STIMME ZU TAG 2:

Kai Kazmirek (LG Rhein-Wied):
Der vierte Platz ist natürlich undankbar. Ich kenne das von den Olympischen Spielen schon, das ist wirklich ein sehr, sehr undankbarer Platz. Aber ich kann mir nichts vorwerfen, ich habe alles gegeben. Ich musste jetzt am Ende im Rollstuhl nochmal in den medizinischen Bereich, weil ich mich zum Schluss übergeben musste. Mir war schwindelig, ich konnte nicht mehr gehen und musste von der Bahn abtransportiert werden. Mein Plan war natürlich, in dem Lauf dran zu bleiben. Das war nicht einfach, es war sehr eng am Anfang, da war viel Geschubse. Ich konnte mich nicht durchsetzen und wurde weggedrängt. Da war Maicel schon fünf Meter weg, das war das große Problem. Dann direkt wieder heranzulaufen ist nicht gut, ich habe dann versucht mein eigenes Rennen zu machen. Dann habe ich noch einen Tritt in die Hacken bekommen. Es war ein schwieriges Rennen. Mein Highlight waren die Hürden, da war ich im Training zuletzt ziemlich am Hadern. Auch der Stabhochsprung war sehr gut. Es war alles solide, bis auf die 60 Meter, die haben mir nicht so gefallen. Ich gehe hier mit vier Bestleistungen raus, das motiviert für den Sommer mit der EM in Berlin.


TAG EINS

60 Meter

Damian Warner und Kevin Mayer starten rasant, Kai Kazmirek im Rahmen

Insbesondere der Favorit Kevin Mayer überzeugte in der ersten Disziplin. Der Franzose steigerte seine Bestzeit um eine satte Zehntel auf 6,85 Sekunden. Das brachte ihm gleich zum Auftakt ein Plus von 36 Punkten im Vergleich zu seinem Europarekord (6.479 Punkte) vom Sieg bei der Hallen-EM in Belgrad (Serbien) im vergangenen Jahr. Noch schneller war erwartungsgemäß nur einer: Sprint-Spezialist Damian Warner. Der Kanadier startete mit 6,74 Sekunden ebenfalls mit einer Bestzeit. Auf Rang drei im Zwischenklassement reihte sich der US-Amerikaner Zachery Ziemek (6,89 sec) ein.

DLV-Athlet Kai Kazmirek (LG Rhein-Wied) kam nicht ganz in die Nähe seiner Bestzeit (7,02 sec). In 7,15 Sekunden verbesserte er aber immerhin seine Saisonbestleistung vom Mehrkampf in Tallinn (Estland) Anfang Februar um eine Hundertstel. Dort kamen am Ende 5.903 Punkte heraus. Nach der ersten Disziplin liegt der WM-Dritte im Zehnkampf damit auf Rang zehn.

Weitsprung

Kai Kazmirek mit PB bester Weitspringer, Kevin Mayer trumpft weiter auf

So schnell kann es im Mehrkampf gehen: Mit einem Sprung machte  Kai Kazmirek aus dem Rückstand auf seine Siebenkampf-Bestleistung nach den 60 Metern einen Vorsprung. Mit 7,68 Metern gelang ihm nicht nur die Tagesbestweite unter den Mehrkämpfern, er steigerte auch seine Hallenbestleistung um vier Zentimeter. Im Zwischenergebnis bringt ihn diese Leistung auf Rang vier nach vorne (1.810 Punkte). Außerdem hat er 15 Punkte mehr auf dem Konto als nach zwei Disziplinen bei seiner Bestleistung (6.173 Punkte) bei der Hallen-WM 2014 in Sopot (Polen).

Dahinter blieb Kevin Mayer seiner Tendenz vom Sprint-Auftakt treu: Mit 7,55 Metern legte der Franzose die nächste Bestleistung hin und blieb zum frühen Zeitpunkt des Wettkampfes über dem Kurs bei seinem Europarekord. Mit 1.883 Punkten kam er ganz nah an den noch immer führenden Damian Warner (Kanada) heran, der nach 7,39 Metern bisher 1.885 Punkte gesammelt hat.

Kugelstoßen

Kai Kazmirek behält die Nerven, Kevin Mayer legt wieder einen Zentimeter drauf

Erster Versuch ungültig, zweiter Versuch mäßige 13,54 Meter. Kai Kazmirek stand unter Druck, als er zu seinem dritten Versuch in den Ring trat. Dass ihm in dieser Situation mit der neuen Hallen-Bestleistung von 14,55 Metern ein Befreiungsschlag gelang, zeigt, in welche Richtung es in diesem Mehrkampf gehen könnte. Mit 2.572 Punkte kletterte der 27-Jährige auf die Position, die er schon in der Endabrechnung des Zehnkampfes bei der WM in London (Großbritannien) innehatte: Rang drei (2.572 Punkte).

Wie schon im Weitsprung legte Kevin Mayer auch im Kugelstoßen einen Zentimeter auf seine Hallen-Bestleistung von seinem Europarekord-Mehrkampf von Belgrad (Serbien) drauf. Mit 15,67 Metern erzielte der Freiluft-Weltmeister die größte Weite unter den Mehrkämpfern im Kugelstoßen und übernahm die Gesamtführung (2.714 Punkte). Er bleibt auf Kurs für einen neuen Europarekord. Nach 14,90 Metern mit der Kugel ist Damian Warner (Kanada; 2.669 Punkte) jetzt Zweiter im Zwischenklassement.

Hochsprung

Nur Maicel Uibo stiehlt Kai Kazmirek die Show

Der Hochsprung zählt zu den Stärken des ehemaligen Deutschen Jugendmeisters Kai Kazmirek. Am Freitag aber war die vierte Disziplin ein harter Kampf – mit Happy End. Beim achten Sprung und nach insgesamt vier ungültigen Versuchen konnte der WM-Dritte im Zehnkampf aufatmen: Bei 2,05 Metern im Dritten blieb die Latte liegen. Damit waren zwei Zentimeter mehr auf der Habenseite als 2014 in Sopot und am Tagesende 64 Zähler mehr auf dem Konto als bei der Siebenkampf-Bestmarke. Die 6.200 Punkte sind in Reichweite, ebenso wie ein Podestplatz, der am Samstag aber hart umkämpft sein wird.

Denn mit exzellenten 2,17 Metern meldete sich im Hochsprung der Este Maicel Uibo zu Wort. Er schob sich mit dieser Hallen-Bestleistung im Gesamt-Klassement knapp an Kai Kazmirek (3.422 Pkt) vorbei und auf Platz drei (3.436 Pkt) nach vorne. Weiter unangefochten in Führung: Kevin Mayer (3.536 Pkt), der mit 2,02 Metern allerdings acht Zentimeter unter seinem Europarekord-Siebenkampf blieb. Damian Warner (3.491 Pkt) verteidigte mit 2,02 Metern Rang zwei, der Vize-Weltmeister von 2016 Oleksiy Kasyanov (Ukraine; 2,02 m) hat als Fünfter 50 Punkte Rückstand auf Kai Kazmirek.

STIMME ZU TAG 1:

Kai Kazmirek (LG Rhein-Wied):
Die erste Disziplin war schlecht. Da wusste ich nicht, was los ist. In den Trainingseinheiten fühle ich mich gut, aber im Wettkampf sitze ich irgendwie zu tief drin. Beim Weitsprung hat alles geklappt und im Kugelstoßen im letzten Versuch dann auch. Im Hochsprung hatte ich bei den Deutschen noch einen Salto nullo. Jetzt 2,05 Meter, das war schon ganz gut. Die 2,08 Meter waren knapp, die hätte ich mir gewünscht, aber ich bin zufrieden. Ich wusste, dass im Vergleich zu Tallinn hier noch eine Steigerung drin ist, das war da wirklich eine Katastrophe, da hatte ich auch ein Motivationsproblem, weil ich wusste, dass ich schon für die Hallen-WM qualifiziert bin. Da ging es nur ums Gewinnen. Ich habe mich auf diese Meisterschaften vorbereitet, hier möchte ich jetzt auch gut performen. Der zweite Tag und der Kampf um die Medaille wird schwer, Maicel Uibo ist ja gerade 2,17 Meter gesprungen. Er kann extrem gut Stab springen und auch gut laufen.

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