Der Frankfurter Fabian Christ hat am Wochenende die letzte Chance genutzt, sich noch für die U20-Weltmeisterschaften in Eugene (USA; 22. bis 27. Juli) zu empfehlen. Beim Mehrkampf-Meeting in Bernhausen gewann er mit neuer Bestleistung den Zehnkampf und ist damit jetzt die deutsche Nummer zwei. Der U20-EM-Dritte Tim Nowak kann mit neuen Einzel-Bestleistungen die Reise nach Eugene antreten.
Als Fabian Christ (LG Eintracht Frankfurt) die Ziellinie des 1.500-Meter Laufs überquerte hatte, musste er erst einmal rechnen. Sicher, die WM-Norm von 7.200 Punkten hatte er deutlich überboten. Trotzdem wusste niemand, ob es für die Weltmeisterschaften in Eugene reichen würde.
Zum einen lag das an Tim Nowak (SSV Ulm 1846). Dieser hatte in Ulm mit 7.802 Punkten seinen Flug nach Eugene schon praktisch gebucht. Ihm konnte Christ den Startplatz in der Nationalmannschaft nicht streitig machen, das stand schon vor der letzten Disziplin fest. Offen blieb nur ein zweiter Startplatz. Und der gehörte bis Sonntag Simon Hosten. Der Düsseldorfer hatte mit 7.511 Punkten ebenfalls in Ulm die Norm überboten.
Für Fabian Christ musste also eine Punktzahl jenseits der Marke des Düsseldorfers her, und dafür gab der Frankfurter in den zwei Tagen in Bernhausen so ziemlich alles. Schon am ersten Tag lieferte er sich mit dem überraschend starken Torben Blech (LG Kindelsberg-Kreuztal) ein Kopf-an-Kopf Rennen, das beide nach fünf Disziplinen jenseits der 3.900-Punkte-Marke trug.
Durchbruch am zweiten Tag
Am zweiten Tag zog Fabian Christ endgültig davon. Zuerst stellte er über 110 Meter Hürden in 14,05 Sekundenseinen persönlichen Rekord ein. Dann kam er im Stabhochsprung mit 5,00 Metern bis auf zwei Zentimeter an seine Bestleistung heran. Im Speerwurf und auf den abschließenden 1.500 Metern ließ der Frankfurter nichts mehr anbrennen. Nach einigen Minuten des Rechnens stand fest, dass er sich mit 7.574 Punkten nicht nur den Sieg, sondern wohl auch das Ticket für Eugene gesichert hatte.
„Der Druck war mit nur zwei Startplätzen bei den Weltmeisterschaften natürlich enorm hoch“, sagte Christ. „Ich habe eigentlich nur auf diesen einen Zehnkampf in Bernhausen gesetzt. Der Sieg war daher absolut wichtig.“
Tim Nowak mit Bestleistungen
Für Torben Blech blieb am Ende immerhin ein zweiter Platz mit persönlicher Bestleistung von 7.397 Punkten. Dritter wurde Dennis Hutterer (ASC Darmstadt), der mit 7.388 Punkten ebenfalls noch deutlich über der U20-WM-Norm blieb. Damit haben in diesem Sommer sechs deutsche Zehnkämpfer den Richtwert überboten – ein Fingerzeig für die Zukunft.
Tim Nowak nutzte wie schon am Samstag das Meeting in Bernhausen zur Formüberprüfung. Dabei sprangen zwei neue Bestleistung und eine Saisonbestleistung heraus. Im Diskuswurf steigerte er sich auf starke 49,76 Meter, im Stabhochsprung auf 4,80 Meter. Über die Hürden (14,10 sec) war er ebenfalls schnell unterwegs.
Louisa Grauvogel meldet sich ab
Auch der zweite Tag im Siebenkampf der U20-Athletinnen schien Spannung zu versprechen. Nach vier Disziplinen lagen Abigail Adjei (SV schlau.com Saar 05 Saarbrücken) und Louisa Grauvogel (LG Saar 70) mit 3.263 Punkten gleichauf. Für beide ging es ebenfalls um das letzte Ticket für die U20-WM, denn das erste hatte sich U18-Weltmeisterin Celina Leffler (SSC Koblenz-Karthausen) schon in Ulm mit starken 5.846 Punkten so gut wie gesichert.
Doch zu Beginn des zweiten Tages blieb das Kopf an Kopf rennen aus. Grauvogel meldete sich vom Wettkampf ab und vertraute darauf, dass ihre ebenfalls in Ulm erzielten 5.580 Punkte für die U20-WM reichen würden.
Adjei verpasst Norm knapp
Adjei kämpfte – verfehlte aber trotz einer starken Leistung im Weitsprung (6,10 m) aufgrund eines mageren Speerwerfens (25,62 m) mit 5.295 Punkten den Richtwert für Eugene (5.400). „Ich bin trotzdem zufrieden mit dem Wettkampf. Es lief besser als gedacht“, sagte Adjei. Jetzt hofft die U18-Athletin, bei den Deutschen Jugendmeisterschaften eine Medaille im Weitsprung und im Hürdensprint zu gewinnen.
Celina Leffler und Louisa Grauvogel müssen für Eugene hingegen mit starker europäischer Konkurrenz rechnen. Die Schweizerin Caroline Agnou entschied den U20-Wettbewerb mit einer persönlicher Bestleistung von 5.528 Punkten für sich.
Claudia Rath fliegt auf 6,43 Meter
Im Wettbewerb der Frauen schaffte es die Schweizerin Elodie Jakob mit 5.347 Punkten nach zwei Tagen ganz oben auf dem Treppchen. Die 20-Jährige führte von Anfang an das zehnköpfige Teilnehmerfeld an und ließ auch am zweiten Tag mit der besten Weite im Speerwurf (42,32 m) und der schnellsten Zeit über 800 Meter (2:21,48 min) nicht locker. Max Wannemacher (LG Eintracht Frankfurt) gewann den Zehnkampf der Männer mit 7.383 Punkten.
Die WM-Vierte Claudia Rath testete in zwei Disziplinen für das Mehrkampf-Meeting in Ratingen (28./29. Juni). Im Weitsprung flog sie auf beachtliche 6,43 Meter. Im Speerwurf – nicht eine ihrer Stärken – flog ihr Wurfgerät auf 35,40 Meter.
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