| Runder Geburtstag

Erster Hindernis-Weltmeister Patriz Ilg wird 60

Mit seinem Kniefall ist er berühmt geworden. Als Hindernis-Welt- und Europameister sorgte Patriz Ilg von der Ostalb Anfang der 80er Jahre für Schlagzeilen. Am Dienstag wird Patriz Ilg (LAC Quelle Fürth/TG Hofen) 60 Jahre alt.
Ewald Walker

Über alle Hindernisse war sein Motto, der Kniefall war sein Markenzeichen. Ein knitzer Schwabe aus Hofen bei Aalen hat weit ab von Leistungszentren eine außergewöhnliche Karriere hingelegt. Patriz Ilg schrieb die Geschichte eines Europameisters, der auch Weltmeister wurde. Sein Begleiter war Trainer Jürgen Mallow, der spätere DLV-Cheftrainer.

1978 sorgte Patriz Ilg bei den Europameisterschaften in Prag (Tschechien) mit dem Gewinn der Silbermedaille für eine Überraschung, ebenso mit der Goldmedaille bei der EM in Athen (Griechenland). Kniefall vor Freude hinter der Ziellinie. Eine Sensation aber war es, als Ilg bei der WM in Helsinki (Finnland) alle Konkurrenten hinter sich ließ und in 8,15:06 Minuten erster Hindernis-Weltmeister wurde. Und wieder der Kniefall mit zum Himmel emporgestreckten Armen. „Dies war natürlich das i-Tüpfelchen auf meine Karriere“, sagt Patriz Ilg aus heutiger Sicht.

EM-Bronze in Stuttgart einer der emotionalen Höhepunkte

Allerdings seien der Gewinn des EM-Titels in Athen und der Bronzemedaille bei der EM 1986 in Stuttgart emotional noch höher einzustufen gewesen, als das WM-Gold von Helsinki. Wohl als Belohnung hatte seine Frau Uschi schon vier Wochen später das Aufgebot auf dem Rathaus bestellt. Und dort in Hofen amtiert Patriz Ilg bis heute als Ortsvorsteher einer kleiner Gemeinde.

Die raue Ostalb hat den nur 1,74 Meter großen Läufer geprägt: harte Winter, hügeliges Gelände, Wälder – die Landschaft formte den Ausnahmeläufer. Ilg war ein Meisterschaftsläufer (er war zudem achtmal Deutscher Meister), Rekorde waren nicht sein Ding. 1985 stürmte er beim Europacup in Moskau (Russland) den deutschen Rekord vor Augen auf die Zielgerade, ließ es dann aber austrudeln. Der Rekord sollte eine Woche (besser entlohnt) in Köln fallen. Ein Infekt machte einen Strich durch die Rechnung.

Die Zeit Anfang der achtziger Jahre war auch die Zeit der stärkeren Professionalisierung in der Leichtathletik. Patriz Ilg war einer der ersten, der das Problem der dualen Karriere auf seine Art löste: der Lehrer ließ sich beurlauben und setzte vorübergehend voll auf die Karte Leistungssport.

"15 Jahre Leistungssport unglaublich viel gegeben"

„15 Jahre Leistungssport haben mir unglaublich viel gegeben für mein Leben“, stellt der Lehrer rückblickend fest. Sehr wertvoll sei für ihn gewesen, dass er gesund aus dem Leistungssport herausgekommen sei. Trotz großer Erfolge war er nie ein Star, nicht für Glamour geeignet. Er ist einer von denen auf der Ostalb geblieben.

Mit seinem Sohn Manuel, einem 400-Meter-Läufer, hat er noch einmal die Szenarien es Sports durchlaufen. Heute verfolgt Ilg die Leichtathletik aus gewissem Abstand. „Ich bin körperlich fit und kann vor allem mit dem Rad viel unternehmen,“ sagt der Lehrer für Technik, Sport und Kunst an der Gemeinschaftsschule in Waldhausen (bei Aalen). Im Sommer fährt er schon mal per Rad von Berlin nach St. Petersburg (Russland) oder von zuhause nach Rom (Italien) zur Papstaudienz. Im Winter schnürt er die Laufschuhe.

Ehefrau Uschi hat zahlreiche Kuchen gebacken für das Fest anlässlich seines 60. Geburtstages. Als Gäste werden auch ehemalige Konkurrenten aus Polen und Rumänien erwartet. „Ja, ich habe vom Sport mehr erhalten, als ich erwarten konnte“, sagt ein zufriedener Jubiliar Patriz Ilg.              

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