Thomas Röhler sprang nach seinem EM-Gold jubelnd in den Wassergraben, der sonst so ruhige Speer-Olympiasieger war nicht mehr zu halten. Andreas Hofmann verdrückte nach seinem Speerwurf-Silber Freudentränen und mit Pamela Dutkiewicz und Cindy Roleder feierten zwei Hürdensprinterinnen Silber und Bronze mit den begeisterungsfähigen 39.335 Zuschauern im Berliner Olympiastadion, das am dritten Finaltag der Europameisterschaften erneut einen Medaillenregen des deutschen Teams bejubelte.
Im Speerwurf-Finale traten die besten Drei der Welt an, die alle aus Deutschland kommen. Es setzte sich im Olympiastadion der Olympiasieger durch. Seinen ersten starken Versuch hatte Thomas Röhler noch aus einer Unachtsamkeit heraus ungültig gemacht. Aber schon im zweiten Anlauf segelte sein Speer auf 88,02 Meter, ehe er in Runde drei auf 89,47 Meter erhöhte und der 90-Meter-Marke am nächsten kam. Den deutschen Doppelsieg machte Andreas Hofmann (MTG Mannheim) perfekt, indem er eine Weite von 87,60 Metern erzielte. Bronze holte der Este Magnus Kirt mit 85,96 Metern. Für Johannes Vetter (LG Offenburg), der in der Quali noch mit einem 87-Meter-Wurf geglänzt hatte, blieb mit 83,27 Metern nur der fünfte Rang.
Ebenfalls mit drei deutschen Teilnehmerinnen war das Finale über 100 Meter Hürden besetzt. Etwas überraschend war, dass sich die Weißrussin Elvira Herman in 12,67 Sekunden den Sieg holte. Dahinter gab es Silber für Pamela Dutkiewicz (TV Wattenscheid 01; 12,72 sec) und Bronze für Titelverteidigerin Cindy Roleder (SV Halle; 12,77 sec). Die dritte und vierte deutsche Medaille des Abends wurde von den Zuschauern ausgiebig gefeiert.
Carolin Schäfer auf Medaillenkurs
Auf Medaillenkurs liegt auch die deutsche Vize-Weltmeisterin im Siebenkampf Carolin Schäfer (LG Eintracht Frankfurt), die zur Halbzeit mit 3.848 Punkten auf Rang drei rangiert – sie hat 20 Punkte mehr als nach Tag eins bei ihrem diesjährigen Sieg in Ratingen gesammelt, wo sie 6.549 Punkte erzielte. Louisa Grauvogel (LG Saar 70) steht mit 6.162 Punkten und Bestleistungskurs auf Platz sieben. Auch Mareike Arndt (3.668 Pkt) bekam die anfängliche Aufregung vor dem großen Publikum in den Griff und ist aktuell Zehnte. An der Spitze dominiert bislang das Duo Katarina Johnson-Thompson (Großbritannien; 4.017 Pkt), die mit 22,88 Sekunden einen Siebenkampf-Meisterschaftsrekord über 200 Meter aufstellte, und die belgische Olympiasiegerin Nafissatou Thiam mit (3.930 Pkt).
Topfavorit und Weltmeister Karsten Warholm holte den EM-Titel über 400 Meter Hürden und meisterte damit den ersten Teil seines geplanten „Gold-Doppelpacks“ bravourös. Der Norweger kam mit persönlicher Bestzeit von 47,64 Sekunden ins Ziel und verwies Titelverteidiger Yasmani Copello (Türkei), der in 47,81 Sekunden Landesrekord lief, und den Iren Thomas Barr (48,31 sec) auf die Plätze zwei und drei. Der erst 22 Jahre alte Warholm geht in Berlin auch über 400 Meter an den Start. Dort kämpft er im Finale am Freitag um seine zweite Medaille.
200-Meter-Weltmeister Ramil Guliyev aus der Türkei holte sich nun auch die Goldmedaille bei Europameisterschaften. Der gebürtige Aserbaidschaner setzte sich im Finale in ganz starken 19,76 Sekunden durch. Als einziger Europäer war der Italiener Pietro Mennea bei seinem Uralt-Europarekord 1979 in Mexiko-Stadt (19,72 sec) schneller. Hinter Guliyev holte der Brite Nethaneel Mitchell-Blake (20,04 sec) Silber, Bronze ging an den Schweizer Alex Wilson mit dem Landesrekord von 20,04 Sekunden.
Vierter EM-Titel für Mahiedine Mekhissi-Benabbad
Mahiedine Mekhissi-Benabbad schrieb über 3.000 Meter Hindernis Geschichte, wo er sich zum vierten Mal den Titel sicherte. Der Franzose lief im Finale in 8:31,66 Minuten die schnellste Zeit. Silber holte Fernando Carro aus Spanien (8:34,16 min), Platz drei ging an Yohanes Chiappinelli aus Italien (8:35,81 min). Mekhissi-Benabbad, der bereits 2010, 2012 und 2016 gesiegt hatte, ist nach den Speerwerfern Janis Lusis (Lettland) und Steve Backley (Großbritannien) erst der dritte Leichtathlet, der bei Europameisterschaften vier Titel in der gleichen Disziplin gewonnen hat. Ein weiteres Hindernis-EM-Gold hatte Mekhissi-Benabbad 2014 in Zürich (Schweiz) verschenkt, als er schon weit vor der Ziellinie jubelnd sein Trikot auszog und deshalb disqualifiziert wurde.
Im Stabhochsprung wurde Ekaterini Stefanidi aus Griechenland ihre Favoritenrolle gerecht. Die Olympiasiegerin, Welt- und erneute Europameisterin setzte sich mit 4,85 Metern vor ihrer Landsfrau Nikoleta Kiriakopoulou (4,80 m) durch. Bronze holte die Britin Holly Bradshaw (4,75 m).
Christin Hussong erzielt Spitzen-Weite in der Quali
Einen Traumwurf erwischte die Deutsche Meisterin Christin Hussong (LAZ Zweibrücken) im Speerwurf, warf sie doch im ersten Versuch der Qualifikation mit 67,29 Metern eine neue Bestleistung. Eine Weite, mit der sie bei den vergangenen fünf Europameisterschaften Gold gewonnen hätte. Ausgeschieden ist hingegen Peking-Weltmeisterin Katharina Molitor (TSV Bayer 04 Leverkusen) in ihrem wohl letzten Wettkampf mit 58,00 Metern. In der Weitsprung-Qualifikation buchte die Olympia-Vierte Malaika Mihambo (LG Kurpfalz) mit 6,71 Metern souverän das Final-Ticket.
Im Diskuswurf sind die Deutsche Meisterin Shanice Craft (MTG Mannheim), die deutsche Jahresbeste Claudine Vita (SC Neubrandenburg) sowie die ehemalige WM-Zweite Nadine Müller (SV Halle) ohne Probleme ins Finale am Samstag eingezogen. Craft erreichte im ersten Versuch 61,13 Meter, Vita kam auf 59,18 Meter, beide übertrafen damit die geforderte Qualifikationsweite von 58,50 Metern. Müller benötigte in der zweiten Gruppe ebenfalls nur einen Wurf, der bei 60,64 Metern landete.
Mit Material des Sport-Informations-Dienstes (SID)