Die ersten beiden Wettkampftage der EM in Zürich halten gleich ein Highlight bereit: Den Zehnkampf. Mit Kai Kazmirek, Rico Freimuth und Arthur Abele schickt der DLV drei heiße Eisen in den Kampf um die Medaillen.
Es ist die Ruhe vor den beiden wichtigsten Tagen des Jahres: Nach der EM-Vorbereitung in Kienbaum und dem abschließenden Härtetest beim Thorpe-Cup in Marburg Ende Juli, der für alle drei DLV-Zehnkämpfer mindestens eine Bestleistung brachte, ging es für Kai Kazmirek (LG Rhein/Wied), Rico Freimuth (SV Halle) und Arthur Abele (SSV Ulm 1846) noch einmal nach Hause. In vertrauter Umgebung soll Kraft geschöpft werden. Am Samstag geht es nach Zürich (Schweiz), wo die EM am Dienstag (12. August) um 10:04 Uhr beginnt, mit den 100 Metern im Zehnkampf.
Mit keiner anderen Disziplin als der Suche nach dem "König der Athleten" hätten die Wettbewerbe aus Sicht des DLV hochkarätiger beginnen können: Kai Kazmirek (8.471 Punkte) und Rico Freimuth (8.356 Punkte) führen die europäische Jahresbestenliste an. So aussichtsreich haben sich die DLV-Athleten im Vorfeld der EM sonst nirgendwo positionieren können.
Cooler Aufsteiger
Kai Kazmirek kann also so etwas wie die Favoritenrolle zugeschrieben werden - und das bei seiner ersten großen Freiluft-Meisterschaft bei den Erwachsenen. "Er kennt diese Rolle von der U23-EM im vergangenen Jahr, wo die Konkurrenz auch stark war", erklärte Bundestrainer Rainer Pottel. In Tampere (Finnland) kamen am Ende Gold und Bestleistung heraus.
Bei seinem Auftritt bei der Hallen-WM durfte sich der 23-Jährige auch schon auf ganz großer Bühne präsentieren und ließ sich von der Atmosphäre zu einer Bestleistung tragen - Kai Kazmirek ist einfach cool. "Er ist gereift und entspannt. Dazu hat er eine Ausgeglichenheit erreicht mit besonderer Stärke in den Sprungdisziplinen", so der Bundestrainer.
Konstanter Leistungsgarant
Rico Freimuth hat in diesem und in den vergangenen beiden Jahren gleich fünf Zehnkämpfe mit Punktzahlen jenseits der 8.300 Punkte abgeliefert. Eine beeindruckende Bilanz. Mit den Rängen sechs bei Olympia und sieben bei der WM rief er seine Leistung bei den vergangenen beiden Großereignissen ab - und in ihm schlummert noch mehr.
"Allein seine 10,40 Sekunden über 100 Meter von Ratingen und der erste 50-Meter-Diskuswurf in Marburg zeigen, dass er das gesamte Spektrum abdeckt", analysiert Rainer Pottel. Das sind beste Voraussetzungen für den ganz großen Coup bei einer internationalen Meisterschaft.
Erfolgshungriger Rückkehrer
Für Arthur Abele wird Zürich die Vollendung eines Comebacks. Seitdem er 2008 bei Olympia in Peking (China) aufgeben musste, ist der 28-Jährige zum ersten Mal wieder bei einem Großereignis dabei - mit Pascal Behrenbruch (LG Eintracht Frankfurt) hat der Ulmer den EM-Titelverteidiger aus dem Aufgebot gedrängt. Es ist schon eine riesige Erfolgsgeschichte, dass der WM-Neunte von 2007 wieder so zurückkommen konnte.
Mit dem bloßen Dabeisein wird er sich in Zürich aber lange nicht zufrieden geben. Nach so viel Schweiß und Ungewissheit in Jahren mit vielen Verletzungen ist der Erfolgshunger groß - genauso wie das Bewusstsein, sich bietende Chance ergreifen zu wollen. "Arthur ist hochmotiviert", sagte Rainer Pottel und erinnerte an Michael Schrader (TSV Bayer 04 Leverkusen), der ein ähnliches Comeback 2013 mit dem Titel „Vizeweltmeister“ krönte.
DLV-Trio hat Bestleistung drauf
Wenn es die Bedingungen in Zürich zulassen, rechnet der Bundestrainer damit, dass der Sieger in Punktzahlen in einen von Bereich von 8.600 Punkten vordringen kann und die Medaillen bei 8.500 Punkten verteilt werden. Regnet es, oder ist der Wind auch nur in einer Disziplin ungünstig, müssen natürlich Abstriche gemacht werden. "Ich traue allen unseren Athleten eine Bestleistung zu", ist Rainer Pottel zuversichtlich und zählt das DLV-Trio insgesamt zu den Medaillenkandidaten.
Bei aller Herrlichkeit der nackten Zahlen der Teilnehmerliste und dem Boom, den die deutschen Zehnkämpfer losgetreten haben, darf aber auch die Konkurrenz nicht vergessen werden. Eine Handvoll Athleten hat der Bundestrainer auf der Rechnung, die ebenfalls für große Punktzahlen und den Kampf um den Sieg gut sind. Dazu zählen der Zweite von Ratingen Kevin Mayer (Frankreich), Hallen-Europameister Eelco Sintnicolaas (Niederlande) oder der Zweite der Hallen-WM Andrei Krauchanka (Weißrussland). Ein spannender EM-Auftakt ist garantiert - Zürich wird vom ersten Meter an Fahrt aufnehmen.
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