Die Youngsters hatten am Wochenende bei der Hallen-Mehrkampf-DM in Frankfurt die Nase vorn: Im Fünfkampf setzte sich Sandrina Sprengel mit einer starken Punktzahl durch. Amadeus Gräber sicherte sich bei seinem ersten Start in der Männerklasse auf Anhieb den deutschen Meistertitel.
Der deutsche Mehrkampf-Nachwuchs hat jede Menge Potenzial. Das war 2023 klar, als Amadeus Gräber (damals SV Leonardo-da-Vinci Nauen) und Sandrina Sprengel (LG Steinlach-Zollern) bei der U20-EM in Jerusalem (Israel) Gold im Zehn- und Siebenkampf holten. Und eben dieses Potenzial entfalteten die beiden am Wochenende bei der Hallen-Mehrkampf-DM in Frankfurt/Kalbach. Sandrina Sprengel, die sich im zweiten U23-Jahr befindet, gewann den Hallen-Fünfkampf mit 4.455 Punkten. Und Amadeus Gräber, mittlerweile im Trikot der Frankfurter Eintracht unterwegs, setzte sich im Siebenkampf mit 5.843 Punkten durch.
Er erreichte damit fast die Punktzahl, die ihm im vergangenen Jahr Gold in der U20 beschert hatte, damals hatte er 5.878 Punkte erzielt. Dabei begann der zweite Siebenkampf-Tag am Sonntag ein wenig holprig: Der 20-Jährige blieb über 60 Meter Hürden bereits an der dritten Hürde hängen und büßte ein wenig Zeit ein. Mit 8,39 Sekunden war er jedoch weiterhin in Schlagdistanz zum Führenden Nico Beckers (Track & Field Tigers), der die Strecke in 8,31 Sekunden zurücklegte.
Auf Anhieb Deutscher Meister der Erwachsenenklasse
Anschließend folgte mit dem Stabhochsprung die Paradedisziplin des Youngsters: Er überquerte als einziger Athlet 5,00 Meter und erarbeitete sich einen ordentlichen Vorsprung auf Beckers, der nur 4,30 Meter schaffte. Über 1.000 war Amadeus Gräber mit 2:43,10 Minuten deutlich der schnellste Läufer im Feld.
"Ich bin zufrieden. Den ersten Männer-Mehrkampf gleich zu gewinnen – besser hätte es nicht laufen können", sagte der Sieger, der insbesondere mit seiner starken Sprintform und 6,90 Sekunden über 60 Meter zufrieden war, mit dem Weitsprung (7,07 m) jedoch etwas haderte. Zweiter wurde Nico Beckers (5.593 pt) vor dem Regensburger Nils Kremling (5.539 pt). Der Deutsche Zehnkampf-Meister Marcel Meyer (Hannover 96) hatte sich vor dem Hürdensprint vom Siebenkampf abgemeldet.
Sandrina Sprengel begeistert im Weitsprung
Vier Bestleistungen in fünf Disziplinen gelangen Sandrina Sprengel. Einzig im Hochsprung (1,66 m) blieb die 20-Jährige hinter ihren Erwartungen. Zuvor war sie mit 8,45 Sekunden als Siegerin in den Fünfkampf gestartet. Im Kugelstoßen fehlte nur ein Zentimeter zum ersten 14-Meter-Stoß – und dann ließ die Baden-Württembergerin das Sahnehäubchen folgen: 6,42 Meter im Weitsprung! Die 800 Meter bestritt sie von der Spitze und rannte mit 2:18,28 Minuten auch schneller als bei ihrer Freiluft-Bestleistung.
"Im Großen und Ganzen bin ich echt glücklich. Nur der Hochsprung war leider nicht wie erhofft", bilanzierte Sandrina Sprengel. Für die nächsten Wochen nimmt sie sich daher vor, am Hochsprung zu arbeiten – in Bestform hat sie schon Höhen jenseits der 1,80 Meter überquert –, und plant mit einem Start bei der Hallen-EM in Apeldoorn (Niederlande; 6. bis 9. März).
Silber ging mit 4.294 Punkten an Titelverteidigerin Mareike Rösing (USC Mainz), die mit 1,75 Metern den Hochsprung gewann, Bronze schnappte sich mit zwei starken Abschluss-Disziplinen Marie Jung (Eintracht Frankfurt), die im Weitsprung mit 6,24 Metern ebenfalls glänzen konnte.
Starke Sprünge legen Grundstein für U20-Titel
In der männlichen und weiblichen U20 gaben starke Sprünge den Ausschlag. Johannes Böcher (USC Mainz), der im Hochsprung mit 2,04 Metern geglänzt hatte, behauptete im Hürdensprint zunächst mit 8,54 Sekunden die Führung, bevor er als Disziplinsieger im Stabhochsprung (4,40 m) weitere wichtige Zähler einstrich. 2:47,26 Minuten über 1.000 Meter besiegelten dann schließlich 5.312 Punkte und Gold für den letztjährigen U18-Meister. Nuka Driver (Hannover 96), mit 4,30 Metern ebenfalls stark im Stabhochsprung, rettete elf Punkte Vorsprung auf Lokalmatador Carl Wiegand (Eintracht Frankfurt; 5.167 pt) ins Ziel.
"Ich hatte nicht erwartet, nach dem U18-Titel direkt auch in der U20 zu gewinnen", sagte Johannes Böcher. "Im Wettkampfverlauf hat es sich aber angebahnt, dass es so kommen könnte. Hochsprung war natürlich stark. Nach dem ersten Tag war ich schon platt und hatte daher nicht unbedingt damit gerechnet, zum dritten Mal in dieser Saison 2,04 Meter zu springen, und das sogar im Mehrkampf." Spätestens nach diesem Resultat rechnet er sich auch in der Spezialdisziplin Medaillenchancen aus – am kommenden Wochenende bei der Jugend-Hallen-DM in Dortmund.
Next stop: Hochsprung in Dortmund
Dort will auch die Fünfkampf-Siegerin der weiblichen U20 nach einer Hochsprung-Medaille greifen. Anna Elisabeth Ehlers (TSV Bayer 04 Leverkusen) spielte in ihrer Paradedisziplin mit 1,84 Metern ihre Stärke aus. Nach 5,93 Metern im Weitsprung lag sie schließlich uneinholbar vorn, 2:27,68 Minuten reichten, um sich den Titel zu sichern. Mit 4.103 Zählern übertraf sie als Einzige die 4.000-Punkte-Marke, Silber und Bronze wurden an Fara Köchling (Eintracht Frankfurt; 3.929 pt) und U18-EM-Teilnehmerin Lotte Gretzler (USC Mainz; 3.815 pt) vergeben.
"Das war ein schöner Einstieg in die Hallensaison", fand Anna Elisabeth Ehlers, die durch das starke Ergebnis reichlich Selbstvertrauen tanken konnte. "Natürlich gibt es immer noch Möglichkeiten, mich technisch zu verbessern." Die Entscheidung fiel leider ohne zwei Mitfavoritinnen: Die U18-EM-Dritte Maria Schnemilich (1. LAV Rostock) verzichtete aufgrund eines Muskelfaserrisses auf einen Start. Emma Kaul (USC Mainz), die über 60 Meter Hürden mit starken 8,35 Sekunden brilliert und nach drei Disziplinen in Führung gelegen hatte, trat nach dem Aufwärmen für den Weitsprung nicht mehr an.
Theodor Keller offenbart Potenzial
In einem aufgrund von mehreren erkrankten Athleten stark dezimierten Siebenkampf-Feld in der U18 war der Halbzeitführende Theodor Keller (SSV Ulm 1846) unangefochten. Er ließ es sich nicht nehmen, über 1.000 Meter als Erster ins Ziel zu laufen: 2:58,61 Minuten bescherten ihm 4.956 Zähler, fast genau 200 mehr, als der zweitplatzierte Leverkusener Jonathan Konrad (4.759 pt) am Ende auf dem Konto hatte. Bronze ging an Allen Cole vom SCC Berlin (4.605 pt), alle drei Medaillengewinner verteidigten damit ihre Position, die sie an Tag eins innegehabt hatten.
"Ich freue mich, dass die harte Arbeit aus dem Training sich ausgezahlt hat und ich in einigen Disziplinen zeigen konnte, wofür ich gearbeitet habe", sagte Theodor Keller. Sehr zufrieden war er vor allem mit dem Hürdensprint (8,28 sec) und dem Stabhochsprung mit 4,30 Metern. Nun freut er sich auf die Freiluftsaison, in der er "noch mehr Gas geben" will.
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