| Düsseldorf

ISTAF Indoor: Stabhochsprung-Show und rasante Sprints mit und ohne Hürden

ISTAF INDOOR/Tilo Wiedensohler
Geprägt von zahlreichen persönlichen Bestleistungen und einer einzigartigen Stimmung der insgesamt 7.550 Fans im PSD BANK DOME feierte das ISTAF Indoor Düsseldorf am Sonntag erneut ein Freudenfest der Leichtathletik. Mit Siegen in der europäischen Spitze etabliert haben sich nicht nur Routiniers wie Torben Blech, sondern auch Youngsters wie Rosina Schneider, Manuel Mordi und Chidiera Onuoha.
Jane Sichting

Es ist eines der wichtigsten deutschen Leichtathletik-Meetings und bei Fans wie Athletinnen und Athleten nicht ohne Grund begehrt und beliebt: Einmal mehr stellte das ISTAF Indoor im Düsseldorfer PSD BANK DOME am Sonntag unter Beweis, wie die perfekte Symbiose aus Show und Spitzenleistung gelingen kann und für ein großes Spektakel unter dem Hallendach sorgt.

Ein Feuerwerk erlebte das Publikum nicht nur auf der Bahn, sondern auch als Showelement bei der Athletenpräsentation sowie zur Zelebrierung der jeweiligen Siegerinnen und Sieger der insgesamt acht Disziplinen. Und obwohl ein Highlight auf das nächste folgte, ging der Überblick nie verloren – dank einzigartiger Lichtershow und gezielt gesetzter Fokussierung auf die einzelnen Athletinnen und Athleten konnte jede einzelne Leistung bestens verfolgt und vom Publikum tatkräftig unterstützt werden.

Torben Blech fliegt hoch hinaus

Gepusht von dieser stimmungsvollen Kulisse präsentierten sich vor allem die Hürdensprinter sowie Stabhochspringer Torben Blech (TSV Bayer 04 Leverkusen) in bestechender Form. Mit technisch durchweg sauberen Sprüngen schwang sich der Rheinländer unter Sternensänger-Klängen jeweils im ersten Versuch von Höhe zu Höhe und gewann mit Saisonbestleistung von 5,80 Metern vor dem Zweiten der Olympischen Spiele Sam Kendricks (5,70 m) aus den USA sowie dem EM-Dritten aus Rom Ersu Sasma (Türkei; 5,70 m).

Trotz Sieg haderte Torben Blech im Anschluss ein wenig mit seinem Schicksal: „Es war keine gute Woche für mich. Ich habe bis Dienstag mit Fieber und Schüttelfrost im Bett gelegen. Keine gute Vorbereitung natürlich. Ich war nicht so optimistisch, auch wenn die körperliche Form eigentlich da war.“ Schließlich zeigte er sich aber versöhnlich: „Ich bin sehr happy, dass ich hier das erste Mal gewinnen konnte. Mit 5,80 Metern muss ich mich nicht verstecken. Dadurch, dass ich nicht 100 Prozent da war, hat die Energie der Zuschauer das ausgeglichen. Das war ein Traum, ich liebe es hier zu springen.“

Am Freitag (14. Februar) möchte er beim ISTAF Indoor Berlin an die starke Leistung anknüpfen. Lokalmatador Bo Kanda Lita Baehre (Düsseldorf Athletics) landete mit 5,65 Metern auf Rang vier, höhengleich auf dem sechsten Platz verabschiedete sich Oleg Zernikel aus der Hauptstadt in NRW. 

Youngsters dominieren den Hürdenwald

Für Sprinter zu eher ungewohnt frühen Wettkampfzeiten bereits flott unterwegs waren die Athlet:innen über 60 Meter – sowohl mit als auch ohne Hürden. Für einen Glanzpunkt und zugleich einen deutschen Doppelerfolg sorgten etwa die beiden jungen Hürdensprinterinnen Rosina Schneider (TV Sulz) und Marlene Meier (TSV Bayer 04 Leverkusen), die in der Halle beide erstmals unter acht Sekunden blieben. Beide erfüllten zugleich die Norm für die Hallen-EM.

Mit einem starken Start von Beginn an vorn schnappte sich Schneider in 7,96 Sekunden den Sieg knapp vor Meier (7,97 sec). Auf Platz drei folgte die Britin Rayniah Jones (8,11 sec) vor Franziska Schuster (TSV Bayer 04 Leverkusen; 8,18 sec) auf Rang vier. „Ich bin sehr glücklich, dass ich jetzt so eine gute Zeit stehen habe", sagte Rosina Schneider. "Es war klar, dass ich irgendwann diese Schallmauer schaffe. Die Zuschauer haben daran einen Riesenanteil. Die Lichtershow, die Präsentation, der Jubel bei der Vorstellung, bekannte Gesichter im Publikum – das ist ganz besonders." „Ich liebe solch ein Battle wie mit Rosina heute, da gehe ich richtig auf. Da kommt ein Kampfgeist in mir auf, der mich zu Bestleistungen treibt", ergänzte Marlene Meier. 

Manuel Mordi wird immer schneller

Ebenfalls zu einer neuen persönlichen Bestleistung und erstmals unter 7,6 Sekunden über 60 Meter Hürden lief der Deutsche Meister und EM-Halbfinalist Manuel Mordi (Hamburger SV). Mit 7,56 Sekunden sicherte er sich nicht nur Rang drei in einem international top besetzten Feld, sondern unterbot auch die Norm für die Hallen-WM – einen Start plant er dort jedoch nicht. „Die Hallen-WM liegt vom Zeitpunkt her zu spät, da bin ich schon wieder im Trainingslager zur Vorbereitung auf den Sommer“, verriet der Olympiateilnehmer, der seine Stärke zudem eher über 110 Meter Hürden sieht.

Im Fokus für den Winter steht für den 21-Jährigen die Hallen-EM im niederländischen Apeldoorn (6. bis 9. März), bei der er sich durchaus Chancen auf eine gute Finalplatzierung ausrechnen kann. Zu seinem ISTAF-Rennen am Sonntag sagte er: „Ich bin glücklich, mich heute in so einem Feld durchgesetzt zu haben. Das ist nicht selbstverständlich, zwei Tage nach dem Wettkampf in Karlsruhe eine Bestzeit zu laufen – nach wenig Regeneration und wenig Schlaf. Die 60 Meter Hürden sind für mich so eine ‚hate-love-relationship‘. Das ISTAF ist immer wunderbar, ich mag das auf dem engen Raum.“

Der Sieg in Düsseldorf ging zum dritten Mal in Folge an den Polen Jakub Szymanski (7,51 sec) vor Enrique Llopis (7,56 sec) aus Spanien. Mit persönlicher Bestleistung auf Platz vier kam Lokalmatador Gregory Minoue (TV Kalkum-Wittlaer; 7,66 sec) ins Ziel.

Chidiera Onuoha überrascht mit toller Steigerung

Schnellster Mann über die 60 Meter flach war der Schwede Henrik Larsson (6,54 sec). Knapp dahinter lief Chidiera Onuoha (ASV Köln; 6,57 sec) als Zweiter ins Ziel, gefolgt vom Briten Romell Glave (6,58 sec) und dem Deutschen Rekordhalter über 100 Meter Owen Ansah (Hamburger SV; 6,59 sec), der in Düsseldorf seinen Saisoneinstieg gab.

„Ich wollte einfach raus aus dem Block und laufen“, sagte Onuoha nach dem Rennen und konnte seinen Erfolg noch gar nicht recht glauben: „Diese Bestzeit ist einfach der Hammer. Das ISTAF ist wirklich kein normales Meeting. Letztes Jahr war ich noch als Zuschauer dabei und wollte dann unbedingt mal mitmachen. Als die Anfrage kam, konnte ich es nicht glauben. Ich habe heute sogar die EM-Norm geknackt – wenn es klappt, dann werde ich bei der Hallen-EM starten.“

Gina Lückenkemper von Krampf ausgebremst

Sprinterin Sophia Junk (LG Rhein-Wied) müsste für einen Start in Apeldoorn ihre Bestleistung noch bis auf 7,20 Sekunden steigern. In Düsseldorf wurde die Olympia-Dritte mit der Staffel nach einer guten Beschleunigungsphase im Finale über 60 Meter als Fünfte in 7,25 Sekunden gestoppt. Der Sieg ging an die Britin Bianca Williams (7,21 sec) vor ihrer Landsfrau Amy Hunt (7,22 sec) und Géraldine Frey (7,23 sec) aus der Schweiz.

Nach 7,22 Sekunden im Vorlauf auf den Endlauf verzichtet hat Gina Lückenkemper (SCC Berlin). Die 28-Jährige musste nach einem Krampf in der rechten Oberschenkel-Rückseite bereits im Auslauf das Tempo drosseln und erklärte: „Dass ich im Finale nicht gestartet bin, war eine Vorsichtsmaßnahme. Ich möchte am Freitag in Berlin laufen. Es fällt mir sehr schwer, weil ich glaube, dass hier noch eine sehr viel schnellere Zeit möglich gewesen wäre. Stimmung war gut, die Bahn auch, es ging ordentlich ab im Vorlauf, ist also ärgerlich. Morgen geht's nach Berlin und dann schauen wir mal, wie es mit dem Oberschenkel weitergeht.“

Der Sieg über 60 Meter bei den Para-Athleten ging ungefährdet an Felix Streng (Sprintteam Wetzlar; 7,07 sec). Nach seinem Saisoneinstieg sagte er: „Mein Ziel war, zum ersten Mal nach 2018 wieder eine Hallensaison zu machen. Das Jahr wird noch lang mit der WM im Oktober, da ist die Halle eine schöne Abwechslung. Ich wäre gerne schneller gelaufen. Ich denke, unter sieben Sekunden waren schon möglich. Die Stimmung war super, eine unglaubliche Atmosphäre. Ich kann es kaum erwarten, am Freitag in Berlin mit unserer schönen kleinen Hallentour weiterzumachen. Ich freue mich auf viele Fans“.

Weltpremiere im Weitsprung mit Take-Off-Zone

Mit viel Spannung erwartet wurde der Weitsprung der Frauen, bei dem es mit der erstmals getesteten Take-Off-Zone eine Weltpremiere gab. Statt von einem 20 Zentimeter breiten Absprungbrett wurde dieses Mal aus einer 40 Zentimeter breiten Zone mit einem 36 Zentimeter breiten Brett abgesprungen. Innerhalb dieser Zone maßen hochmodernen Videokameras die tatsächlich gesprungene Weite vom Absprung bis zur Landung. Parallel wurden die Weiten zudem für eine offizielle Dokumentation in den World-Ranking-Listen von einem fixen Absprung-Punkt auf Höhe des klassischen Absprung-Bretts ermittelt.

Als Nachteil erwies sich dieses Verfahren für eine erste Orientierung, ob ein Sprung weit war oder nicht, da die Skalierung am Grubenrand hier keinen Anhaltspunkt mehr bot. Auch konnten ungültige Versuche nicht gänzlich vermieden werden. Sowohl Positives wie auch ein paar Nachteile feststellen konnte die Olympiasiegerin und zweimalige Weltmeisterin Malaika Mihambo (LG Kurpfalz), die das Springen aus der Take-Off-Zone mit 6,87 Metern gewann.

Sie sagte: „Für mich war's gut, aus der Take Off Zone zu springen. Als Springerin war der Unterschied nicht so groß. Ich finde es gut, dass man die Idee hatte, das volle Brett zu nutzen. Der Impuls und das Feedback sind viel besser, als wenn man nur mit halbem Fuß vom Brett abspringt. Für das Publikum und einen selbst ist es schwieriger, die Weite einzuschätzen. Natürlich muss man noch dran feilen, bis es richtig gut ist. Vielleicht gibt es auch Zwischenideen. Ich bin sehr aufgeschlossen. Es gibt Schwachstellen, aber dafür ist ein Pilot da, um es zu testen.“ Unter regulären Bedingungen wurde der weiteste Satz von Mihambo mit 6,39 Metern gemessen, was für Rang drei gereicht hätte.

Sieg für Olympiasiegerin Yemisi Ogunleye

Eine weitere Premiere und zugleich einen umjubelten Höhepunkt zum Abschluss stellte das Kugelstoßen der Frauen im Rahmen des ISTAF Indoor Düsseldorf dar. Die volle Aufmerksamkeit am besten für sich nutzen konnte dabei einmal mehr Olympiasiegerin Yemisi Ogunleye (MTG Mannheim). Im zweiten Versuch wuchtete sie die Kugel auf 19,78 Meter: Sieg und Saisonbestleistung.

Auf Platz zwei folgte die Schwedin Fanny Roos (18,82 m) vor Jessica Inchude (18,61 m) aus Portugal. Olympiafinalistin Alina Kenzel (VfB Stuttgart 1893) verbesserte sich auf 18,22 Meter und wurde Fünfte, Katharina Maisch (LV 90 Erzgebirge) folgte ebenfalls mit Saisonbestleistung (18,10 m) auf dem sechsten Rang.

Von der Stimmung begeistert sagte Yemisi Ogunleye: „Ich hatte heute viel Spaß. Das Publikum hat super mitgemacht. Ich hätte sonst nicht so weit gestoßen. Ich fühlte mich heute bei dem Wettkampf richtig frei. Alles ist bei mir ausgerichtet auf den Sommer, aber wir haben entschieden, im Winter – auch mit diesen Wettkämpfen – eine gute Basis aufzubauen. Meine neue Rolle als Gejagte und nicht mehr als Jägerin passt mir. Und ich denke, meine Weiten sprechen für sich. Vielen Dank Düsseldorf!“

Die kompletten Resultate finden Sie in unserer Ergebnisrubrik.

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