Bevor es um Gold, Silber und Bronze geht, gilt es bei den Europameisterschaften in Berlin (6. bis 12. August) Vorläufe und Qualifikationen zu überstehen. Welche DLV-Athleten haben es in die Finals oder die nächste Runde geschafft?
800 Meter Vorlauf |
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Endstation für das DLV-Trio
Im ersten Vorlauf versuchte Marc Reuther (Wiesbadener LV), der mit Final-Ambitionen angereist war, es ins Halbfinale der besten 16 Läufer zu schaffen. Dafür musste ein Platz unter den Top Drei des Vorlaufs oder eine Platz unter den weiteren vier Zeitschnellsten her. Wie sich später herausstellte war die nächste Runde schon vor Ende des Rennens außer Reichweite. Wegen einer Rangelei, bei der die Ellbogen ausgefahren wurden, wurde der Hesse disqualifiziert, genauso wie Abedin Mujezinovic (Bosnien & Herzegowina). Der deutsche Jahresschnellste war als Vierter ins Ziel gekommen. Kleiner Trost: Es hätte auch über die Zeit nicht gereicht.
Mutig ging im zweiten Lauf Christoph Kessler (LG Region Karlsruhe; 1:48,13 min) das Rennen an und setzte sich an die Spitze. Doch eingangs der Zielgeraden forcierte die Konkurrenz das Tempo enorm, das komplette Feld zog am Deutschen Vize-Meister vorbei. Die ersten sechs Plätze gingen beim Sieg des Polen Mateusz Borkowski (1:46,41 min) mit 1:46er-Zeiten weg. Noch schneller war im vierten Vorlauf nur dessen Landsmann und Vize-Weltmeister Adam Kszczot (1:46,31 min). Den besten Eindruck des DLV-Trios hinterließ der Regensburger Benedikt Huber, der sich im dritten Halbfinale, das der Schwede Andreas Kramer (1:47,87 sec) gewann, als Vierter ins Ziel rettete. Mit 1:48,33 Minuten war aber auch Endstation.
STIMMEM ZUM WETTKAMPF
Marc Reuther (Wiesbadener LV):
Ich habe mich eigentlich im Vorfeld super gefühlt. Hinten raus gab es viel Rempelei, da habe ich mich ein bisschen aus dem Rhythmus bringen lassen und die letzten 100 Meter waren die Beine dann zu fest. Auf dem Niveau konnt ich keine halbe Sekunde mehr rausholen. Das Rennen war von der Zeit her nicht schnell, aber ich bin trotzdem fest geworden, das ist mein Problem. Ich habe die Konkurrenz in anderen Rennen schon geschlagen, aber über 800 Meter zählt nicht nur die Saisonbestleistung, sondern da kann jeder jeden schlagen, wenn Fehler gemacht werden. Die Stimmung war gut, aber ich war zu verkrampft. Das ist schon bitter, ich habe auf dieses Event das ganze Jahr hintrainiert. (Anmerkung der Redaktion: Marc Reuther wusste zum Zeitpunkt des Interviews noch nichts von seiner Disqualifikation).
Christoph Kessler (LG Region Karlsruhe):
Ich weiß nicht, warum ich am Ende so eingegangen bin. Mit der Pace muss ich eigentlich locker mit einer 1:47 tief finishen. Ich hatte ein paar kleinere Probleme, mit dem Rücken und Hüftbeuger, aber nur tageweise. Muskulär habe ich mich gestern nicht gut gefühlt. Der Plan war, dass ich mich vorne einreihe, weil ich den Schritt gerne lang ziehe und nicht so gerne im Feld laufe. Ganz vorne war eigentlich nicht geplant.
Benedikt Huber (LG Telis Finanz Regensburg):
Das ganze Rennen war ziemlich unruhig. Beim Einsortieren nach 200 Metern wäre ich fast gestürzt. Das kostet natürlich Kraft und bringt einen aus dem Rhythmus. Dann bin ich außen den längeren Weg gelaufen. Das wird es gewesen sein, als Vierter wird nicht viel gefehlt haben. Ich bin schon enttäuscht, dass ich nicht weiter gekommen bin. Ich werde die Saison jetzt beenden.
110 Meter Hürden Vorlauf |
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Drei deutsche Hürdenläufer im Halbfinale
Grund zum Strahlen hatten Erik Balnuweit (TV Wattenscheid) und nach Minuten des Zitterns auch Alexander John (SC DHfK Leipzig). Der Hallen-WM Sechste des Jahres 2014 Erik Balnuweit setzte sich in einem technisch sauberen Rennen als Sieger seines Vorlaufs direkt in 13,55 Sekunden durch. Alexander John, der bereits bei der WM 2009 im Berliner Olympiastadion am Start war, qualifizierte sich über die Zeit in 13,69 Sekunden für die nächste Runde. Dort steht auch schon der Deutsche Meister Gregor Traber (LAV Stadtwerke Tübingen), der aufgrund seiner guten Vorleistungen in dieser Saison für diese Runde gesetzt ist.
STIMMEN ZUM WETTKAMPF
Alexander John (SC DHfK Leipzig):
Es war eine sehr schwierige Saison, konnte wenig über die Hürden trainieren, es lief nicht optimal für mich. Ich bin mit mulmigen Gefühl hier hin gekommen und bin froh, dass ich hier einen technisch sauberen Lauf abliefern konnte. Da geht noch deutlich mehr morgen.
Erik Balnuweit (TV Wattenscheid 01):
Es hatte heute großen Spaß gemacht. Schön, dass wir uns hier so vor heimischen Publikum präsentieren können. Ich bin in einem guten Fitnesszustand, so gut sogar, dass Jan May, mein Trainer, mir geraten hat, kontrolliert zu laufen und nichts zu riskieren. Was morgen geht, da lasse ich mich überraschen. Für das Finale muss schon alles passen, vielleicht rutschte ich ja mit rein. Ich will mich möglichst gut verkaufen und meine Bestleistung angreifen.
Hochsprung Qualifikation |
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Mateusz Przybylko und Eike Onnen fliegen ins Finale
Diese Flugshow machte schon in der Qualifikation Spaß. Mateusz Przybylko (TSV Bayer 04 Leverkusen) riss das Berliner Publikum mit einer blitzsauberen Vorstellung – und natürlich seiner spektakulären Sprungtechnik – von den Sitzen. Jede Höhe, einschließlich der 2,25 Meter, die zum Einzug ins Finale reichten, meisterte der Hallen-WM-Dritte im ersten Versuch.
Auch Eike Onnen (Hannover 96), der Bronzemedaillengewinner der EM 2016, schaffte es wieder, sich auf den Punkt auf diese EM vorzubereiten. Nach kleiner Verletzungsproblematik, die ihn zur Absage bei den Deutschen Meisterschaften zwang, präsentierte er sich hier in gute Form – nach 2,25 Meter im zweiten Versuch und dem Einzug ins Finale entlud sich die Anspannung in einem lauten Jubelschrei. Teuer verkaufte sich auch EM-Debütant Tobias Potye (LAV Stadtwerke München), auch wenn 2,21 Meter an diesem Abend zu wenig zum Weiterkommen waren.
STIMMEN ZUM WETTKAMPF
Mateusz Przybylko (TSV Bayer 04 Leverkusen):
Ich gehe von Wettkampf zu Wettkampf. Das hat hier heute gut geklappt. Ich habe schon beim Warmmachen gemerkt, es funktioniert. Wenn ich mich gut konzentrieren kann, dann sind hier 2,31, vielleicht auch 2,33 Meter drin. Die Stimmung ist noch besser als ich es mir vorgestellt habe. Ich glaube, im Finale geht da noch einiges. Ich will hier Gas geben und dann können wir eine tolle Show erleben.
Eike Onnen (Hannover 96):
Der Wettkampf lief gut, die Kulisse hat mir noch zusätzlich geholfen. Ich denke noch nicht ans Aufhören. Solange es noch auf einem guten Niveau geht, genieße ich es, immer noch hoch springen zu können. Es ist schön, dass ich mit meiner Schwester Imke hier sein kann. Davon profitiere ich auch.
Tobias Potye (LAV Stadtwerke München):
Es war ein schwerer Wettkampf, in dem es nicht ganz so lief, wie ich es mir vorgestellt habe. Aber es hat auf jeden Fall Spaß gemacht. Es war mein erster Wettkampf bei den Großen, das war für den Kopf nicht einfach. Ich bin dann leider in alte Schema verfallen, die ich mir diese Saison eigentlich mühsam abtrainiert habe. 2,25 Meter hätte ich springen können. Naja, beim nächsten Mal. Jetzt schaue ich mir das Finale an und genieße das.
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