| Glasgow 2019

Christina Schwanitz fehlt nur ein Zentimeter zu Gold

Nie war der Kampf um Gold so eng: Deutschlands Vorzeige-Kugelstoßerin Christina Schwanitz hat am Sonntagmittag mit 19,11 Metern Silber bei den Hallen-Europameisterschaften in Glasgow gewonnen. Einen Zentimeter weiter stieß die Bulgarin Radoslava Mavrodieva. Sara Gambetta und Alina Kenzel landeten auf den Plätzen sieben und acht.
Alexandra Dersch

Als Europas Führende, gar in der Welt, war Christina Schwanitz (LV 90 Erzgebirge) nach Glasgow (Großbritannien) gereist. Eine Favoritenrolle, die die 33-Jährige bis zum fünften Versuch auch in der Emirates Arena ausfüllte und mit 19,11 Metern aus dem dritten Durchgang die Führung inne hatte. Doch dann kam die Bulgarin Radoslava Mavrodieva. Die Zweite der vergangenen Hallen-EM katapultierte die Kugel auf 19,12 Meter – nie zuvor hatte die 31-Jährige weiter gestoßen.

Eine Situation, die an die Europameisterschaften in Berlin im vergangenen Sommer erinnerte und aus der sich Christina Schwanitz nicht mehr befreien konnte. Titelverteidigerin Anita Martón zeigte als Drittplatzierte einmal mehr ihr Meisterschaftsgen und stellte zum Saisonhöhepunkt mit 19,00 Metern eine Saisonbestleistung auf, verpasste es jedoch ihr Titel-Abo, das seit 2015 lief, zu verlängern. In diesen Jahren verzichtete Christina Schwanitz auf Starts in der Halle. Gold und Bronze trennten insgesamt nur zwölf Zentimeter – es war der engste Kugelstoß-Wettkampf in der Geschichte der Hallen-Europameisterschaften.

Sara Gambetta und Alina Kenzel werden Siebte und Achte

Für Christina Schwanitz war es nach Silber 2011 und Gold 2013 die dritte Medaille bei einer Hallen-Europameisterschaft. Für die Zwillingsmama stand in ihrer ersten Hallensaison nach ihrer Babypause der Fokus darauf, die Technik zu stabilisieren. Dafür war im vergangenen Jahr, als sie mit EM-Silber ihr Comeback auf internationaler Bühne feierte, aufgrund der knappen Vorbereitungsphase kaum Zeit.

„19,50 Meter plus X“ – unter diesem Motto, ausgerufen von Meistertrainer Sven Lang, stand ihre ganze Hallensaison. Eine Weite, die sie bei den Deutschen Hallenmeisterschaften mit 19,54 Metern bereits abgeliefert hatte. In Glasgow jedoch fand sie kaum in ihren Rhythmus.

Ein Schicksal, das auch die beiden weiteren DLV-Starterinnen im Finale ereilte. In der Qualifikation hatten Sara Gambetta (SV Halle; 18,17 m) und Alina Kenzel (VfL Waiblingen; 18,09 m) noch mit Bestleistung aufhorchen lassen, im Finale blieben sie auf Platz sieben und acht mit 17,60 und 17,55 Metern hinter ihrem Vermögen zurück.

Christina Schwanitz (LV 90 Erzgebirge)

Zweite Finale (19,11 m)
Es ist echt sehr, sehr ärgerlich. Ein Zentimeter ist beim Kugelstoßen nichts. Das ist jetzt die zweite Silbermedaille. Ich hoffe, dass sich das dann endlich wieder ändert. Ich liebe meinen Sport, ich mache ihn sehr gerne. Heute war es eben so, dass eine andere einen Zentimeter besser war und wenn ich meinen Sport nicht lieben würde, würde ich auch diesen Wettkampf, diese Herausforderung nicht lieben. Nur durch das Verlieren lernt man das Gewinnen. Ich glaube, es wäre sehr arrogant gewesen zu sagen: Ich werde Europameisterin. Das steht mir nicht zu und wie gesagt: Eine andere hat auch gezeigt, dass es nicht so ist und daher wäre das nicht angemessen gewesen. Die Aufregung war jetzt nicht so, dass ich wie vor der Quali bald verrückt geworden bin. Ich bin ziemlich optimistisch in den Wettkampf gegangen.

Sara Gambetta (SV Halle)

Siebte Finale (18,17 m)
Es war irgendwie kompletter Käse. Es war technisch nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe. Da war ich in der Quali einfach ein bisschen souveräner. Ich weiß ganz genau, woran es gelegen hat, an welchen technischen Schrauben ich drehen muss. Aber da fehlen einfach ein paar hundert Stöße, die ich eben nicht gemacht habe aufgrund der eigentlichen Nicht-Planung mit der Hallen-EM und von daher bin ich an sich zufrieden mit dem siebten Platz. Ich muss einfach viel mehr mit meinen Beinen arbeiten. Man sieht das auch auf den Slow-Motions, wenn ich es mir angucke, ich habe so eine Wucht oben, im Oberkörper. Aber das kommt halt eben vor den Beinen und das müsste eigentlich andersum sein.

Alina Kenzel (VfL Waiblingen)

Achte Kugelstoßen (17,55 m)
Das war leider ein Reinfall. Es war wieder eine neue Erfahrung, ich hatte einen Tag Pause zwischen Qualifikation und Finale, es war meine zweite Meisterschaft bei den Erwachsenen… Wahrscheinlich war die Freude nach der Quali schon so groß, weil ich das unbedingt schaffen wollte. Im Finale fehlte ein bisschen die Explosivität, aber vor allem die Fokussierung. Aber jeder Wettkampf ist eine Bereicherung, ich habe hoffentlich noch eine lange Zeit vor mir. Jetzt im Sommer vielleicht sogar mit zwei internationalen Starts [U23-EM und WM]. Ich blicke einfach positiv voraus. Mein Ziel war es, in der Halle die Qualifikation zu schaffen und 18 Meter zu stoßen, das habe ich alles erreicht.


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