Am Freitag in Lausanne (Schweiz) hat Christin Hussong (LAZ Zweibrücken) ihr erstes Diamond League-Meeting gewonnen. Im Interview spricht die Speerwurf-Europameisterin über den besonderen Triumph, die Rückkehr ins Olympiastadion von Berlin zu den Deutschen Meisterschaften und ihre Ziele bei der WM in Doha.
Christin Hussong, herzlichen Glückwunsch zum <link news:70463>ersten Diamond League-Sieg Ihrer Karriere. Wie haben Sie sich nach Ihrem Triumph am Freitag in Lausanne gefühlt?
Christin Hussong:
Vielen Dank. Ich war super zufrieden und froh, dass es endlich mit dem ersten Sieg geklappt hat. Die letzten Wettkämpfe waren okay, komplett zufrieden war ich aber nicht. Am Freitag hat endlich alles zusammengepasst, es war der Schritt in die richtige Richtung. Aber ich glaube: Es geht noch besser.
Durfte denn Ihr Premieren-Sieg in der „Leichtathletik-Königsklasse“ wenigstens ein bisschen gefeiert werden?
Christin Hussong:
Es war eine sehr „gemütliche“ Feier. Denn meine Eltern und ich sind nach dem Wettkampf viereinhalb Stunden mit dem Auto zurück nach Zweibrücken gefahren. So konnte ich am Sonntag noch einmal gut zu Hause trainieren. Am Montag geht es dann wieder mit dem Zug zurück in die Schweiz zum Meeting in Luzern am Dienstag. Mein Vater und Trainer Udo kommt am Dienstag mit dem Auto nach. Er hat ja noch eine ganz normale Stelle in der Verwaltung und ist kein hauptberuflicher Trainer.
Nur bei der EM in Berlin waren Sie besser als bei Ihrem 66,59-Meter-Siegeswurf von Lausanne. Haben Sie gleich gemerkt, dass der Wurf so weit gehen würde?
Christin Hussong:
Ja, auf jeden Fall. Man merkt direkt beim Abwurf, ob der Wurf gut ist oder nicht. Als der Speer dann in der Luft war, wusste ich, dass er weit gehen würde. Klar kann man nicht die konkrete Weite voraussagen, aber relativ genau schätzen.
Bei der EM in Berlin haben Sie 67,90 Meter geworfen. Was hat sich für Sie eigentlich seit dem EM-Titel verändert?
Christin Hussong:
Natürlich rückt man stärker in den Fokus der Öffentlichkeit, ist bekannter. Es wird mehr von einem erwartet, genauso erwarte ich selbst mehr von mir. Aber ich bin dieselbe Person wie vor der EM, wohne in derselben Wohnung und trainiere so wie früher.
Mit dem Sieg in Lausanne haben Sie die Führung in der Diamond League-Gesamtwertung übernommen. Welche Rolle spielt für Sie die Diamond League in dieser Saison?
Christin Hussong:
Eine sehr große. Es bringt einen weiter, regelmäßig gegen die besten Werferinnen der Welt anzutreten. 2018 bin ich nur bei zwei Diamond League-Meetings gestartet. Nun bin froh, mich fest in der Serie etabliert zu haben.
Welche Starts haben Sie in den kommenden Wochen bis <link>zur DM in Berlin noch geplant?
Christin Hussong:
Wie schon angesprochen zunächst am Dienstag in Luzern. In zwei Wochen folgt dann das vierte Diamond League-Meeting der Saison in London. Das ist dann mein letzter Start vor der DM in Berlin. Denn vor Berlin werden wir noch einmal einen Trainingsblock einbauen.
Freuen Sie sich schon, ins Berliner Olympiastadion zurückzukehren? Schließlich haben sie genau dort mit dem EM-Titel ihren größten Erfolg gefeiert.
Christin Hussong:
Ja, die Vorfreude ist bei mir auf jeden Fall riesig. Viele Erinnerungen werden wach und es kribbelt auch schon ein bisschen beim Gedanken ans Olympiastadion.
Zwischen der DM und der WM in Doha als Saisonhöhepunkt liegen noch einmal fast zwei Monate. Wie werden Sie diese langen Wochen gestalten?
Christin Hussong:
Nach Berlin geht es für mich eine Woche in den Urlaub, um noch einmal abzuschalten. Ich fahre zusammen mit meinem Freund in die Berge. Klar werde ich auch dort allgemein trainieren, aber der Speer bleibt in jedem Fall zu Hause. Ende August steht dann das Diamond League-Finale in Zürich an. Ob bis zum WM-Vorbereitungstrainingslager in Belek dann noch weitere Wettkämpfe folgen, steht momentan noch nicht fest.
In diesem Jahr sind Sie schon seit Anfang März im Wettkampfmodus, haben aber in jedem Wettkampf bisher mindestens 61,72 Meter weit geworfen. Ist diese Konstanz Ihre neue Stärke?
Christin Hussong:
Genau das war im Vorfeld mein Ziel, und das ist gelungen. Ich habe bisher in jedem Wettkampf die WM-Norm übertroffen. Damit weiß ich, dass ich an jedem Tag weltweit unter die Top Acht kommen kann. Bis Lausanne hatte halt nur der Ausreißer nach oben gefehlt. Der kam nun und wird hoffentlich auch in den kommenden Wettkämpfen folgen.
Mit Ihrem Wurf aus Lausanne liegen Sie auf Platz vier der Weltbestenliste. Ist bei dieser Ausgangslage eine WM-Medaille das Ziel?
Christin Hussong:
Ja, und das war es auch schon vor Lausanne. Schließlich bin ich Europameisterin und habe schon knapp 68 Meter weit geworfen. Es wird ein harter Wettkampf in Doha werden, aber die Medaillenchance ist auf jeden Fall da.
Wen haben Sie für Doha besonders auf der Rechnung?
Christin Hussong:
Ich denke, dass mindestens ein halbes Dutzend Werferinnen für die Medaillen infrage kommen. Nach ihren beiden Siegen in der Diamond League ist die Chinesin Lu Huihui wohl die Top-Favoritin. Sie führt ja auch die Weltbestenliste an. Dort liegen noch Nikola Ogrodníková und Tatsiana Khaladovich vor mir. Das sind alles sehr erfahrene und konstante Werferinnen. Aber wie gesagt: Ich möchte ein Wörtchen bei der Medaillenvergabe mitreden.
Sie haben gesagt, dass der Wurf in Lausanne noch nicht das Ende gewesen sein muss. Mit welcher Weite liebäugeln Sie noch in dieser Saison?
Christin Hussong:
Eine bestimmte Weite habe ich nicht im Blick. Aber auf jeden Fall will ich meine Bestleistung von 67,90 Metern angreifen und wenn möglich übertreffen.
Dann würde ja auch schon bald die 70-Meter-Marke in Reichweite kommen …
Christin Hussong:
… und die möchte ich im Laufe meiner Karriere übertreffen. Mit 25 Jahren habe ich dafür ja noch ein paar Jahre Zeit.
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