Die deutschen Zehnkämpfer haben am Sonntag den Vergleichskampf gegen die USA in Bernhausen gewonnen. Die höchste Punktzahl beim Thorpe Cup steuerte mit seinem ersten 8.000-Punkte-Zehnkampf Andreas Bechmann bei. Das Frauen-Team musste sich den Gästen aus den USA trotz Einzel-Sieg durch Anna Maiwald geschlagen geben.
Würde Andreas Bechmann (LG Eintracht Frankfurt) im Rahmen des Thorpe Cups in Bernhausen seinen ersten 8.000-Punkte-Zehnkampf bei den Männern feiern dürfen? So die spannende Frage nach dem ersten Tag, den der Frankfurter als Führender mit starken 4.394 Punkten abgeschlossen hatte. Mit 15,34 Sekunden über 110 Meter Hürden erwischte der 19-Jährige einen für ihn guten Start in Tag zwei. Es folgte seine schwächste Disziplin, das Diskuswerfen. Doch immerhin konnte sich der Hallen-EM-Fünfte im Siebenkampf um fast zweieinhalb Meter auf 36,93 Meter steigern.
Im Stabhochsprung bot er zusammen mit dem WM-Dritten Kai Kazmirek (LG Rhein-Wied), der für die Weltmeisterschaften in Doha (Katar; 27. September bis 6. Oktober) testete, eine Flugshow. Beide überquerten 5,10 Meter. Für Andreas Bechmann eine neue Freiluft-Bestleistung. Doch es kam noch besser. Mit dem Speer steigerte sich der Favorit ganz überraschend fast um zehn Meter: 61,43 Meter wurden gemessen. Weiter kam nur der US-Amerikaner Chris Helwick (63,75 m).
Mit diesen Leistungen betrug der Vorsprung von Andreas Bechmann vor dem abschließenden 1.500-Meter-Lauf bereits mehr als 400 Punkte auf den Rest des Feldes. Nach harten 4:48,58 Minuten war der erste Männer-Zehnkampf mit 8.132 Punkten perfekt. Auf Rang zwei folgte der US-Amerikaner Filip Scott mit 7.756 Punkten.
Saisonbestleistung für Florian Obst
Zweitbester Deutscher wurde Florian Obst (SSV Ulm 1846), der wie schon am Vortag mit der Kugel (14,94 m) auch mit dem Diskus (45,47 m) der stärkste Werfer war. Er konnte sich von Rang vier nach Tag eins noch auf den dritten Podestplatz nach vorne schieben. Seine Saisonbestleistung von der Mehrkampf-DM schraubte der Deutsche Meister um mehr als 200 Punkte nach oben, am Ende hatte er 7.642 Punkte auf dem Konto – und das obwohl er sich beim Weitsprung bei der Landung die Schulter ausgekugelt hatte.
Die deutschen Top Zwei legten den Grundstein für den Mannschaftserfolg der DLV-Zehnkämpfer, die mit 37.809 Punkten die nach Tag eins führenden US-Amerikaner (37.674 Pkt) überholten. Auf den Plätzen sieben, acht und neun punkteten für das DLV-Team Felix Wolter (TSV Gräfelfing; 7.426 Pkt), Jannis Wolff (Aachener TG; 7.389 Pkt) und Felix Hepperle (LG Neckar-Enz; 7.220 Pkt), der im letzten Zehnkampf seiner Karriere einen schönen Abschluss fand.
Kai Kazmirek in WM-Form
"Wir hatten bei der Team-Wertung ein bisschen Glück, weil Steven Bastien, der stärkste Amerikaner beim Stabhochsprung einen Salto Nullo gemacht hat", berichtete Zehnkampf-Bundestrainer Christopher Hallman. Nach dem Stabhochsprung lag das deutsche Team vorne, nach dem Speerwurf wieder hinter den USA. "Das war ganz spannend. Am Ende haben wir das Ding dann noch gedreht, das hat Spaß gemacht."
Ein entscheidender Moment war der dritte Versuch im Speerwurf von Andreas Bechmann, der hinter der 60-Meter-Linie landete – gerechnet hatten die Trainer mit 50 Meter. Das war so etwas wie die Initialzündung für die deutschen Zehnkämpfer, die dann auf den 1.500 Metern nochmal alles gegeben haben. "Bei Andreas hat man gemerkt, dass die Emotionen der Freude im Stabhochsprung und Speerwurf Kraft gekostet haben, dadurch ist er vielleicht zehn Sekunden langsamer gelaufen."
Kai Kazmirek testete neben dem Stabhochsprung auch im Diskuswurf mit für ihn guten 44,15 Metern, der Bundestrainer war begeistert von seinem Auftreten. WM-Teilnehmer Tim Nowak (SSV Ulm 1846), der schon am Samstag in einigen Disziplinen am Start war, nahm am Sonntag über die Hürden (15,00 sec), im Diskuswurf (42,14 m) und Stabhochsprung (4,60 m) teil.
Anna Maiwald kratzt an 6.000 Punkten
Am Ende einer langen Saison kratzte Siebenkämpferin Anna Maiwald (TSV Bayer 04 Leverkusen) noch einmal an der 6.000-Punkte-Marke. Mit insgesamt 5.941 Zählern konnte die 29-Jährige am Ende über den Einzel-Sieg jubeln. Nach einem gelungenen ersten Wettkampftag, den sie als Führende beendet hatte, startete die Athletin von Erik Schneider im Weitsprung mit 5,81 Meter. Mit 43,39 Meter baute sie als zweibeste Speerwerferin ihre Führung aus. Die abschließenden 800 Meter durchlief sie in 2:19,69 Minuten und konnte in der Summe die US-Amerikanerin Emilyn Dearman (5.894 Pkt), die das finale Rennen in 2:15,03 Minuten gewann, hinter sich lassen.
Die Reihenfolge der Top Vier von Tag eins blieb gleich. Auf dem dritten Rang verblieb als zweitstärkste Athletin aus dem Team der Gäste Michelle Atherley (5.859 Pkt). Sie zeigte zusammen mit der Kölnerin Laura Voß den weitesten Satz im Weitsprung (6,06 m) und hatte die zweitbeste 800 Meter-Zeit (2:15,98 min) in den Beinen.
Vierte wurde mit nur sechs Punkten Rückstand auf das Podium dahinter die U23-EM-Zehnte Vanessa Grimm (Königsteiner LV) mit guten 5.853 Punkten. Sie sprang 6,01 Meter weit und warf den Speer auf 41,47 Meter. Auf den 800 Metern riskierte sie alles, um noch an die 6.000 Punkte heranzukommen, doch nach einer rasanten ersten Runde schwanden bei warmen Temperaturen zum Saisonende die Kräfte (2:22,96 min).
Team-Sieg für US-Mehrkämpferinnen
In die Team-Wertung der besten fünf Siebenkämpferinnen schafften es auf den Plätzen sechs und acht mit neuen Siebenkampf-Bestleistungen Janina Lange (MTV Lübeck; 5.586 Pkt) und Laura Voß (LT DSHS Köln; 5.524 Pkt). Das Quintett machte als Zehnte Anna-Lena Obermeier (SWC Regensburg; 5.341) komplett, die mit 45,21 Metern beste Speerwerferin im Feld war. In der Mannschaftswertung mussten sich die deutschen Siebenkämpferinnen mit 28.245 Punkten knapp den US-Amerikanerinnen (28.419 Pkt) geschlagen geben.
Für die zweite Leverkusenerin Mareike Arndt, die zur Halbzeit auf Rang sechs lag, lief der Saisonabschluss nicht wie erhofft. Schon am ersten Tag ließ die EM-Teilnehmerin Punkte liegen und musste dann in der ersten Disziplin des zweiten Tages drei ungültige Versuche im Weitsprung einstecken. Nach 40,32 Meter mit dem Speer beendete sie den Mehrkampf.
"Es war ein bisschen Pech, dass wir mit Mareike einen Ausfall im Weitsprung hatten. Wir wollten das Ergebnis heute eigentlich noch drehen, aber so etwas kommt im Mehrkampf eben vor", sagte Uwe Euchner (TuS Metzingen), der mit dem Leverkusener Coach Erik Schneider das Trainer-Team der Siebenkampf-Mannschaft bildete. "Im Speerwurf haben wir mit einer guten Durchschnittsweite von knapp 41 Metern aufgeholt, über die 800 Meter waren die Amerikanerinnen dann schneller. Insgesamt sind wir zufrieden, es war ein tolles Team, das gekämpft hat bis zum Schluss." Der Rückstand in der Team-Wertung konnte im Vergleich zum Vorjahr um rund 150 Punkte reduziert werden. Das macht Hoffnung für das nächste Jahr.
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