Jakob Ingebrigtsen hat erneut Geschichte geschrieben. Norwegens Ausnahmeläufer ist am Samstagabend mit erst 18 Jahren zu Gold über 3.000 Meter bei den Hallen-Europameisterschaften gelaufen. Bester Läufer im DLV-Dress war Amos Bartelsmeyer als Sechster.
SDas war der erste Streich. Jakob Ingebrigtsen, der im vergangenen Sommer zum umjubelten Doppel-Europameister der Meisterschaften in Berlin aufgestiegen ist, war auch am Samstagabend über 3.000 Meter bei den Hallen-Europameisterschaften in Glasgow (Großbritannien) zu schnell für den Rest der Konkurrenz. Der erst 18-jährige Norweger ist damit der jüngste Titelträger in der Geschichte der Hallen-EM über diese Strecke und hat am Sonntag noch die Chance, auch über 1.500 Meter zum Titel zu greifen.
Schon früh übernahm Jakob Ingebrigtsen die Führung in diesem Rennen und kontrollierte das Tempo und das unruhige Feld hinter ihm, in dem es viele Positionswechsel gab. Mit dabei auch die beiden DLV-Athleten, Sam Parsons (LG Eintracht Frankfurt) und der Regensburger Florian Orth, die sich auch im Schatten von Jakob Ingebrigtsen zeigten, sich dann aber wieder zurückfallen ließen. Der dritte deutsche Starter Amos Bartelsmeyer (LG Eintracht Frankfurt) indes wählte eine andere Taktik, hielt sich zu Beginn des Rennes ganz am Ende des Feldes aus allen Hakeleien raus. Wie klug diese Entscheidung für den 24-jährigen Deutsch-Amerikaner war, der in Deutschland geboren wurde, aber erst seit Beginn des Jahres für Deutschland startberechtigt ist, zeigte sich im Verlauf des Rennens.
Amos Bartelsmeyer mit kluger Renneinteilung
Vier Runden vor den Ziel zog der älteste Bruder der Ingebrigtsens, Henrik Ingebrigtsen, das Tempo an und das Feld auseinander. Während Florian Orth und Sam Parsons am Ende nach und nach abreißen lassen mussten, hielt Amos Bartelsmeyer den Anschluss und fand sich eingangs der letzten vierhundert Meter auf Platz sechs wieder. An der Spitze tobte der Medaillenkampf zwischen Jakob und Henrik Ingebrigtsen und dem Briten Chris O’Hare, die sich unwiderstehlich und unter dem Tosen des Publikums komplett vom Feld lösten.
Mit der Glocke zur Schlussrunde zog Jakob Ingebrigtsen seinen gefürchteten, da harten Endspurt an, dem keiner zu folgen wusste. In 7:56,15 Minuten die erste Goldmedaille auf dieser Strecke bei Hallen-Europameisterschaften für Norwegen. Sein Bruder Henrik Ingebrigtsen fand sich, nach Silber vor zwei Jahren, nach 7:57,19 Minuten und einer Fotofinish-Entscheidung zeitgleich mit dem Briten Chris O’Hare auf dem Bronzeplatz wieder. Für Chris O’Hare war es nach Bronze bei der Hallen-EM 2015 über 1.500 Meter der erste internationale Erfolg über die 3.000 Meter.
Der Frankfurter Amos Bartelsmeyer lieferte mit Platz sechs bei seinem EM-Debüt in 7:59,62 Minuten eine gute Leistung ab. Florian Orth, der neben seiner Sportkarriere als Zahnarzt arbeitet, reichten 8:05,09 Minuten bei seiner vierten Hallen-Europameisterschaft zu Platz elf, knapp vor dem Deutschen Hallenmeister Sam Parsons in 8:05,83 Minuten, der zuletzt mit Fußproblemen zu kämpfen hatte.
Amos Bartelsmeyer (LG Eintracht Frankfurt)
Sechster 3.000 Meter (7:59,62 min)
Es lief eigentlich wie geplant: Ich habe gestern mit meinem Trainer gesprochen. Er hat gesagt, dass ich auf den ersten 2.000 Metern ganz ruhig bleiben und möglichst weit innen laufen soll, auch wenn die anderen von hinten kommen und vorbeigehen. Ich habe gemerkt, dass ich auf dem letzten Platz bin, aber ich habe mir gedacht: Das ist kein Problem. Es war ja auch sehr langsam. Letztendlich war das auch gut so, denn in der Mitte war ziemlich viel Durcheinander. Und auf den letzten 1.000 Metern konnte ich mich noch weiter nach vorne schieben. Ich bin zufrieden mit dem sechsten Platz. Ich hatte gedacht, ich könnte vielleicht Vierter werden, oder wenn alles ganz perfekt läuft eine Medaille gewinnen. Aber mit dem sechsten Platz in meinem ersten EM-Finale muss ich zufrieden sein. Auf den letzten drei Runden wurde es in der Halle noch mal wahnsinnig laut, das habe ich gehört und das hat mir auch geholfen. Ich hoffe, dass das jetzt der Anfang einer langen Geschichte ist: Hier dabei zu sein, damit hat sich für mich ein Traum erfüllt, es hat wahnsinnig Spaß gemacht und ich freue mich riesig, mit dem Bundesadler auf der Brust zu rennen. Der Plan ist, dass ich jetzt wieder nach Seattle zurückzufliege – und da erstmal ein bisschen Pause mache. Dann werde ich weiter trainieren. Und ich studiere auch noch, im Mai bin ich fertig. Im Sommer komme ich dann sicher wieder nach Deutschland, vielleicht für eine längere Zeit. Um in Europa Wettkämpfe zu machen und natürlich bei den Deutschen Meisterschaften in Berlin zu laufen. Dann geht es hoffentlich weiter nach Doha. Meine Strecke sind eigentlich die 1.500 Meter, hier bin ich nur die 3.000 Meter gelaufen, weil mein Trainer und ich entschieden haben, dass das eine gute Vorbereitung auf die lange Freiluft-Saison ist.
Florian Orth (LG Telis Regensburg)
Elfter 3.000 Meter (8:05,09 min)
Ich wollte mir das eigentlich von hinten angucken und irgendwann wurde es so langsam, dann hat es mich mal fast nach ganz vorne gespült. Man war froh, irgendwo seinen Platz zu finden und hinten raus wurde es halt dann immer schneller, das klappt dann halt in meinem Alter irgendwann nicht mehr, dass ich da mitkomme. Sam wollte wahrscheinlich eher nur einen Spurt rennen, ähnlich wie gestern. Amos auch. Ich bin halt jemand, der eher ein höheres Tempo läuft. Ich war ja nur froh, dass wir nicht übereinander herfallen. Das haben wir ja auch schon mal geschafft, als wir zu dritt im Finale waren. Ich glaube, Amos kann super zufrieden sein mit seinem sechsten Platz. Ich habe gesagt: Ich rechne mit allem. Für mich war das Finale überhaupt erstmal das Ziel. Ich musste gestern schon alles reinlegen. Das hat man ja auch gemerkt, dass es da ein bisschen fehlte, als die vorne anzogen. Ich musste ja darauf hoffen, dass der zweite Lauf komplett langsamer wird, dass da nur die vier Zeitschnellsten weiterkommen. Es hat dann gereicht und von daher war heute nur eine Zugabe und die habe ich genossen, es hat Spaß gemacht. Ich mag die Halle unheimlich gerne. Klar ist es eng, aber dadurch sind die Zuschauer auch näher dran und es ist immer eine geniale Stimmung.
Sam Parsons (LG Eintracht Frankfurt)
Zwölfter 3.000 Meter (8:05,83 min)Meine Beine waren heute einfach nicht da. Ich hatte einfach keinen Druck. Ich habe auch das Rennen von gestern noch gespürt. Es war das erste Mal, dass ich zwei 3.000 Meter-Rennen an zwei Tagen gemacht habe. Ich lerne noch.
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