So stabil auf hohem Niveau wie seit Jahren nicht mehr: Dreispringer Max Heß (LAC Erdgas Chemnitz) ist der deutsche Überflieger der Hallensaison und hat bei der Hallen-EM mit 17,43 Metern begeistert. Wir haben mit ihm in der Mixed Zone über seinen Silber-Wettkampf gesprochen, über seine Ziele für die Hallen-WM und über seine Jagd auf seinen eigenen deutschen Rekord.
Max Heß, der erste Versuch von Apeldoorn – was für ein toller Sprung! Kam da auch bei Ihnen der Gedanken auf: Das war’s?
Max Heß:
Na, nicht ganz. Ich weiß, dass der Italiener auch ein ganz schönes Pfund draufhat. Hat er in dieser Saison noch nicht gezeigt, er hat erst einen Wettkampf gemacht, aber er hat auch eine ganz gute PB stehen [17,75 m]. Deswegen war es nicht hundertprozentig klar. Er sah heute nicht ganz so frisch aus wie sonst, aber in dem einen Versuch hat er gezeigt, was er kann und was ihn ausmacht.
Wie happy waren Sie selbst über Ihre 17,43 Meter?
Max Heß:
Das hat die Vorstellungen schon fast übertroffen. Wir wollten im ersten Versuch direkt einen guten Sprung hinlegen, um Sicherheit zu haben für die weiteren Versuche und auch vielleicht mal ein, zwei Sprünge auszulassen, um Körner zu sparen. Mit einer Saisonbestleistung hat das sehr gut funktioniert. Da geht nicht viel mehr. Ich wollte gerne am Ende noch einen draufsetzen, Bestleistung, deutschen Rekord springen, das hat nicht ganz geklappt leider. Hintenraus war ein bisschen die Luft raus. Aber insgesamt: Trotzdem super Ergebnis!
Sie haben schon 2016 Ihre erste internationale Medaille gewonnen, Silber bei der Hallen-WM. Es folgten der EM-Titel und 2017 der deutsche Hallenrekord von 17,52 Metern. Seitdem gleicht Ihre Karriere einer Achterbahnfahrt, Ihre Bestmarke steht bis heute. Sind Sie jetzt wieder da, wo Sie damals waren?
Max Heß:
Es hat eine Weile gedauert, bis ich wieder an die Leistungen von Portland, Amsterdam und auch Belgrad anknüpfen konnte. Dazwischen waren viele, viele Jahre, die verletzungsbedingt extrem bescheiden waren. In denen ich teilweise auch schon gedacht habe: Du wirst nie wieder über 17 Meter springen. Ich habe es aber mit viel Durchhaltevermögen, Willen und auch endlich Phasen ohne Verletzungen geschafft, wieder in die alte Form zu kommen. Dementsprechend bin ich super happy, dass ich wieder da bin, wo ich hingehöre und wo ich hin will.
Trotz der Höhen und Tiefen haben Sie das Kunststück vollbracht, Ihre fünfte Hallen-EM-Medaille in Folge zu gewinnen. Was bedeutet Ihnen diese Serie?
Max Heß:
Komischerweise war ich immer zu Hallen-Europameisterschaften wieder halbwegs fit (lacht) und konnte da eine Medaille holen. Die Ergebnisse sind zwar über die Jahre immer schlechter geworden, aber jetzt ging es ja wieder nach oben. Ich bin stolz darauf, über die vielen Jahren zumindest eine gewisse Konstanz reinzubringen.
Über viele Jahre schon ist Harry Marusch als Trainer an Ihrer Seite, durch Höhen und durch Tiefen. Empfinden Sie es auch als Geschenk an ihn, dass Sie jetzt wieder gemeinsam Erfolge feiern können?
Max Heß:
Auf jeden Fall! Er ist seit vielen Jahren mein Coach – da muss ich jetzt überlegen… Seit 13 Jahren! Er hat mir viel beigebracht, ich habe mit ihm meine größten Erfolge gefeiert und werde hoffentlich auch noch ein paar Erfolge mit ihm feiern. Daher ist es umso schöner, dass er hier live bei solchen Momenten dabei sein kann. Das ist für ihn eine schöne Wertschätzung, weil er auch sehr viel Fleiß, Ehrgeiz und Herzblut in diese Sache steckt. Er ist ja doch schon in einem etwas höheren Alter und nimmt diese Strapazen noch auf sich, daher gebührt auch ihm ein großer Dank.
Wir stellen also fest: Silber gewonnen und nicht Gold verloren hier in Apeldoorn! Wo soll die Reise weiter hingehen?
Max Heß:
Bis zu den Hallen-Weltmeisterschaften in Nanjing sind es noch zwei Wochen. Dabei soll noch mal so ein ähnliches Ergebnis rumkommen. Vielleicht kann man das Tableau umdrehen und die Plätze tauschen. Im Sommer will ich wieder da anknüpfen, wo ich jetzt aufgehört habe, und dann auch die Freiluft-Bestleistung über die Hallen-Bestleistung schrauben.
Auch Ihr zweiter Versuch von Apeldoorn und andere Sprünge der Hallensaison waren sehr weit, aber übergetreten – der deutsche Rekord liegt in der Luft, oder?
Max Heß:
Ich bin der festen Überzeugung, dass es heute in irgendeinem Versuch hätte reichen können. Es war aber noch nicht alles zu hundert Prozent perfekt, auch nicht im ersten Versuch, ich glaube, da haben wir noch ganz kleine Stellschrauben in den Bereichen, das sind minimale Sachen, die da fehlen. Jetzt also noch 14 Tage arbeiten und das alles noch ein bisschen besser machen – und dann können wir uns eventuell über einen deutschen Rekord freuen (lacht).
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