Malaika Mihambo ist und bleibt Deutschlands Weitsprung-Queen: Am Sonntag gab's bei den Deutschen Hallenmeisterschaften von Dortmund den achten DM-Titel unterm Hallendach. Auch Max Heß präsentierte sich vor der Hallen-EM in Topform, für Majtie Kolberg gab's nach mehreren DM-Enttäuschungen auf ihrer Zweitstrecke den ersten DM-Titel.
Die nächste Weitsprung-Generation ist auf dem Vormarsch, aber eine bringt das nicht aus der Ruhe: Malaika Mihambo (LG Kurpfalz). Die Olympiasiegerin, Welt- und Europameisterin behauptete am Sonntag bei den Deutschen Hallenmeisterschaften in Dortmund ihre nationale Vormachtstellung und flog mit 6,79 Metern zu ihrem sage und schreibe achten Hallentitel in Folge. "Ich habe heute nicht das rausholen können, was in mir steckt. Die Sprünge waren teilweise ganz gut, aber zu weit vorm Brett. Aber ich war ja letzte Woche auch noch krank und bin froh, dass ich überhaupt hier stehen konnte. Jetzt freue ich mich schon sehr auf die Hallen-EM in Apeldoorn", teilte sie anschließend dem Publikum mit.
Ein Selbstläufer war der Titel nicht, denn auch Mikaelle Assani (SCL Heel Baden-Baden) ist in diesem Jahr schon 6,79 Meter gesprungen, sie forderte Malaika Mihambo mit einer Serie von drei Sprüngen über die 6,50-Meter-Marke heraus. Für 6,57 Meter gab's Silber. Auch für Mikaelle Assani heißt es jetzt: Kraft tanken für Apeldoorn, denn auch sie war in der DM-Woche gesundheitlich angeschlagen. Auf den Bronzerang sprang die U20-Europameisterin im Siebenkampf Sandrina Sprengel (LG Steinlach-Zollern), die sich über eine neue Bestleistung von 6,47 Metern freuen konnte.
Max Heß schenkt den Zuschauern die 17 Meter
Als Nummer eins der Welt in diesem Jahr war Max Heß (LAC Erdgas Chemnitz) im Dreisprung der haushohe Favorit. Und er enttäuschte nicht: Im vierten Versuch segelte er genau auf 17,00 Meter, einige ungültige Versuche unterstrichen, dass in Richtung Hallen-EM in Apeldoorn (Niederlande; 6. bis 9. März) noch deutlich mehr drin ist. Hallen-Titel Nummer neun war ihm nicht zu nehmen. Silber ging an seinen Trainingspartner Steven Freund (15,85 m), über Bronze konnte sich bei seiner DM-Premiere kurz nach seiner Einbürgerung der gebürtige Syrer Mohammad Amin Alsalami (LAC Berlin; 15,53 sec) freuen.
Mit Tobias Potye (Cologne Athletics) konnte sich im Hochsprung der Männer ein weiterer deutscher Leistungsträger der vergangenen Jahre durchsetzen – und das mit einer Höhe, die ihm nicht nur den Titel bescherte: Nach einem Satz über 2,24 Meter war zugleich die Leistungsbestätigung für die Hallen-EM abgehakt und der Vize-Europameister von 2022 kann mit Apeldoorn planen. An dieser Höhe scheiterte leider der einstige Europameister Mateusz Przybylko (TSV Bayer 04 Leverkusen; 2,21 m), der Silber holte. Bronze feierte Falk Wendrich (LAZ Soest), der mit 2,18 Metern rund anderthalb Jahre nach seinem Kreuzbandriss seinen besten Wettkampf seit zwei Jahren zeigte.
Im Stabhochsprung der Frauen setzte Anjuli Knäsche (VfB Stuttgart) ihre Siegesserie bei Deutschen Meisterschaften fort. Seit sie sich 2022 aus einer Auszeit zurückgemeldet hatte, springt die 31-Jährige sowohl im Freien als auch in der Halle von Titel zu Titel. In Dortmund war ihr Gold nach einem Sprung über 4,40 Meter sicher, dann steigerte sie die deutsche Jahresbestleistung noch auf 4,50 Meter, nur fünf Zentimeter fehlten zur Bestleistung. Silber mit 4,30 Metern ging an Friedelinde Petershofen (SV Werder Bremen), Bronze an die Deutsche U20-Meisterin Anna Hiesinger (LAZ Ludwigsburg; 4,10 m).
Majtie Kolberg auf Abwegen erfolgreich
Auf ihrer Paradestrecke hatte Majtie Kolberg (LG Kreis Ahrweiler) zuletzt gleich mehrmals den Kürzeren gezogen. Am Sonntag feierte die 800-Meter-Spezialistin über 1.500 Meter ihren ersten deutschen Meistertitel. Für Tempo sorgte in diesem Rennen zunächst 3.000-Meter-Siegerin Lea Meyer (VfL Löningen), auf der letzten Runde nahm dann Elena Burkard (LG farbtex Nordschwarzwald; 4:13,78 min) das Heft in die Hand. Majtie Kolberg aber packte den besten Spurt aus und zog in Bestzeit von 4:13,65 Minuten noch vorbei. Jolanda Kallabis (FT 1844 Freiburg; 4:14,52 min) holte sich schließlich die Bronzemedaille.
"Seit Jahren kämpfe ich schon um einen deutschen Meistertitel. Und es ist auch ein Stück weit Ironie, dass ich es jetzt über diese Distanz geschafft habe", stellte Majtie Kolberg nach ihrem Rennen fest. "Die Konkurrenz heute war trotzdem sehr, sehr stark. Ich habe versucht, auf meinen Schlusssprint zu bauen, und das hat super funktioniert, die Taktik ist definitiv aufgegangen."
Anders machte es der Favorit über 1.500 Meter: Marius Probst (TV Wattenscheid 01), zuletzt zumeist mit seinem überragenden Schlussspurt siegreich, drückte dieses Mal selbst aufs Gas, und das äußerst erfolgreich. Nur Marvin Heinrich (Eintracht Frankfurt) blieb eine zeitlang an seinen Fersen, wurde dann aber später auf Platz sechs durchgereicht. Marius Probst zog durch und war nach 3:38,14 Minuten zum fünften Mal Deutscher Hallenmeister: Mit deutlichem Abstand folgten Hindernis-Ass Karl Bebendorf (Dresdner SC 1898; 3:41,69 min) und der Deutsche Hallenmeister über 3.000 Meter Maximilian Thorwirth (SFD 75 Düsseldorf Süd; 3:42,19 min).
Robin Ganter krönt sich zum Sprintkönig
Die schnellsten Beine von Dortmund hatte am Wochenende ganz eindeutig Robin Ganter. Der Sprinter von der MTG Mannheim, der im Vorjahr die Freiluft-Saison nach dem EM-Halbfinale über 100 Meter verletzungsbedingt abbrechen musste, meldet sich in dieser Hallensaison in Bestform zurück. Am Sonntag folgte auf 60-Meter-Gold auch der Titel über 200 Meter. Und das eindrucksvoll: In 20,85 Sekunden war er schnell wie nie und fast eine halbe Sekunde vor dem zweitplatzierten Felix Jahn (LC Jena; 21,29 sec) im Ziel. Bronze sicherte sich James Adebola (SCC Berlin; 21,39 sec).
Jessica-Bianca Wessolly (VfL Sindelfingen) musste nach einem Blick auf die Anzeigetafel schmunzeln: In 23,02 Sekunden war sie in Dortmund in die Hallensaison eingestiegen, in 23,05 Sekunden holte sie am Sonntag den 200-Meter-Titel. Der Ärger, dass es nicht wie in Luxemburg (22,84 sec) zu einer Zeit unter 23 Sekunden reichte, währte nicht lang, dann machte sich Freude über den dritten deutschen Hallentitel breit. Auf die weiteren Medaillenränge sprinteten Louise Wieland (Hamburger SV; 23,63 sec) und Judith Bilepo Mokobe (USC Mainz; 23,79 sec).
Johanna Martins zweiter Streich
Johanna Martin (1. LAV Rostock) hatte im vergangenen Jahr als 17-Jährige mit dem deutschen Hallentitel über 400 Meter für Furore gesorgt. In diesem Jahr gehörte ihr spätestens seit ihrem U20-Hallen-Europarekord (52,22 sec) die Rolle der Favoritin. Doch die Deutsche Hallenmeisterin von 2023 Skadi Schier (SCC Berlin) gab sich nicht kampflos geschlagen: Als Erste bog sie in die zweite Runde ein, dann setzte Johanna Martin zur Aufholgjagd an – und zog schließlich noch deutlich vorbei. Am Ende fehlten in 52,30 Sekunden nur wenige Hundertstel zur Bestmarke, Skadi Schier (53,27 sec) folgte auf dem Silberrang, Bronze mit Bestleistung gab's für Annkatharin Hoven (TSV Bayer 04 Leverkusen; 53,36 sec).
Im 400-Meter-Rennen der Männer ging es auf der Zielgeraden mächtig zur Sache – zum Leidwesen von Deutschlands Jahresbestem Fabian Dammermann (LG Osnabrück), der bei dem Versuch, sich noch an Friedrich Rumpf (SCC Berlin) vorbeizuschieben, ins Straucheln kam und stürzte. Auch an der Spitze kam Florian Kroll (LG Osnabrück; 47,15 sec) ins Taumeln, blieb aber auf den Füßen und rettete seine Führungsposition bis ins Ziel. Friedrich Rumpf (47,21 sec) holte Silber, auch Bronze ging an den SCC Berlin, und zwar an Lukas Krappe (47,50 sec).
Luis Oberbeck bleibt cool
Ähnlich wie Marius Probst suchte über 800 Meter auch der Jahresbeste Malik Skupin-Alfa (LG Offenburg) sein Heil in der Flucht. Gegen Mitte des Rennens hatte er sich schon zehn Meter Vorsprung erarbeitet, aber die Konkurrenz rückte wieder näher – und zwei Konkurrenten zogen noch vorbei. Luis Oberbeck (LG Göttingen) hatte dabei wie schon bei den Deutschen Meisterschaften 2023 in Kassel das beste Ende für sich. Damals noch als Quereinsteiger und Überraschungssieger, spielte der 25-Jährige diesmal seine größere Erfahrung aus, blieb cool und brachte den zweiten DM-Titel nach Hause. In 1:48,17 Minuten ließ er Alexander Stepanov (VfL Sindelfingen; 1:48,57 min) hinter sich, der im Vorjahr überraschend das Hallen-Gold geholt hatte, für Skupin-Alfa (1:49,34 min) blieb Bronze.
Den zweiten Einzeltitel einer U20-Athletin feierte in der letzten Einzel-Bahnentscheidung des Tages, den 800 Meter der Frauen, Jana Marie Becker (Königsteiner LV). "Unfassbar, ich kann's gar nicht glauben! Danke an das Publikum, das hat mich getragen, meine ganze Familie ist da, mein Trainer..." Die 18-Jährige war mit einer Saison-Bestleistung von 2:04,20 Minuten die Nummer eins der Meldeliste, dicht gefolgt von 1.500-Meter-Spezialistin Nele Weßel (TV Waldstraße Wiesbaden), die in Dortmund zunächst das Tempo vorgab. Auf der letzten Runde aber hatte Jana Becker die frischesten Beine, die Goldmedaille gab's für 2:08,67 Minuten. Karolina Mia Haas (LG Olympia Dortmund; 2:09,02 min) schob sich noch an Nele Weßel (2:09,41 min) vorbei.
Den Schlusspunkt unter die Titelkämpfe setzten traditionell die Staffeln über 4x200 Meter. Bei den Frauen entschieden Denise Uphoff, Svenja Pfetsch, Nike Praetzel und Amelie-Sophie Lederer in 1:35,96 Minuten das Fernduell mit dem SCC Berlin und dem USC Mainz für sich, diese waren in den vorherigen Zeit-Endläufen gestartet. Bei den Männern jubelte schließlich der TV Wattenscheid 01 mit Julian Wagner, Kevin Ugo, Julien-Kelvin Clair und Jonas Breitkopf (1:25,87 min) über die Goldmedaille. Sie waren nach einem Protest und der Disqualifikation der eigentlich schnellsten Staffel von der LG Stadtwerke München auf Platz eins vorgerückt, Silber ging an den Hamburger SV, Bronze an den SCC Berlin.