Jakob Ingebrigtsen hat wieder abgeliefert: In Liévin stellte der Norweger am Donnerstag einen neuen Hallen-Weltrekord über die Meile auf und blieb bei der 1.500-Meter-Zwischenmarke als erster Athlet in der Halle unter 3:30 Minuten. Es war der große Höhepunkt eines Meetings, das Weltjahresbestleistungen und Top-Resultate am laufenden Band hervorbrachte.
Wenn Jakob Ingebrigtsen an der Startlinie steht, dann liegen Rekorde in der Luft. Sein Meilen-Rennen war am Donnerstag beim Gold-Label-Meeting in Liévin (Frankreich) als einer der Höhepunkte angekündigt, am Ende trug sich der Norweger gleich doppelt in die Liste der Weltrekorde ein: Fünf Runden absolvierte er an den Fersen der Tempomacher, bis schließlich auch der letzte Verfolger abgeschüttelt war, dann gab er selbst noch einmal Gas und ließ auch die Leucht-Dioden hinter sich, die im Inneren der Laufbahn das Weltrekord-Tempo markierten.
Im Ziel war Jakob Ingebrigtsen nach 3:45,14 Minuten – und damit satte anderthalb Sekunden schneller als am zurückliegenden Samstag Yared Nuguse (USA), der bei den Millrose Games in New York (USA) Yomif Kejelcha (Äthiopien; 3:47,01 min) an der Spitze der Rekordlisten abgelöst hatte.
Noch eindrucksvoller: Auf dem Weg zum Hallen-Weltrekord auf dieser Strecke, die nicht zum internationalen Wettkampf-Programm gehört, sammelte Jakob Ingebrigtsen einen weiteren Weltrekord ein: Die 1.500-Meter-Marke passierte er nach 3:29,63 Minuten. Der 5.000-Meter-Olympiasieger ist der erste Läufer, der in der Halle die 3:30-Minuten-Marke knacken konnte. Er unterbot damit seinen eigenen Hallen-Weltrekord, der zuvor bei 3:30,60 Minuten stand.* Und das in seinem ersten Rennen der Hallensaison!
Grant Holloway läuft sich für Nanjing warm
Ein weiterer Weltrekord-Versuch des Abends schlug fehl – und eine Landsfrau stahl der Protagonistin die Show: Gudaf Tsegay (Äthiopien) war über 3.000 Meter schon mehrmals nur knapp am Hallen-Weltrekord von Genzebe Dibaba (Äthiopien; 8:16,60 min) gescheitert, auch am Donnerstag wurde nichts aus der Attacke. In 8:25,12 Minuten gab’s für die 10.000-Meter-Weltmeisterin Platz zwei, mit deutlichem Rückstand auf Freweyni Hailu (8:19,98 min), die sich damit auf Platz drei der ewigen Weltbestenliste schob.
Über 3.000 Meter der Männer beeindruckte der 19 Jahre junge Niederländer Niels Laros, der sich am Ende des Rennens mutig vor das Weltklasse-Feld spannte und das hohe Tempo als Erster ins Ziel bringen konnte: In 7:29,49 Minuten stellte er einen neuen Landesrekord auf. Nur zwei Europäer waren in der Halle je schneller.
Das Hürdenrennen war fest in der Hand des Olympiasiegers: Auf 7,48 Sekunden im Vorlauf ließ Grant Holloway (USA) im Finale 7,36 Sekunden folgen. Sein Ziel in dieser Hallensaison: Der dritte Hallen-WM-Titel in Folge bei der Hallen-WM in Nanjing (China; 21. bis 23. März). Der Frauen-Sieg über die Hürden ging an die Jamaikanerin Ackera Nugent (7,75 sec). Platz eins der Welt in diesem Jahr, ebenso wie für Lieke Klaver über 400 Meter. In 50,76 Sekunden war die Niederländerin noch einmal 16 Hundertstel schneller als zehn Tage zuvor in Ostrava.
Majtie Kolberg überzeugt weiter
Das dritte 800-Meter-Rennen innerhalb von zwei Wochen stand für Majtie Kolberg (LG Kreis Ahrweiler) auf dem Programm. Wenngleich es nicht erneut zu einer Zeit unter 2:01 Minuten reichte, blieb sie in 2:01,34 Minuten zum dritten Mal in Folge unter der Marke, die sie als Bestleistung mit in die Hallensaison gebracht hatte – Platz fünf. Der Sieg ging an Hallen-Weltmeisterin Tsige Duguma (Äthiopien; 1.59,02 min).
Auch Marius Probst (TV Wattenscheid 01) ist über 1.500 Meter konstant auf hohem Niveau unterwegs, doch auch in Liévin fehlte das i-Tüpfelchen – die Norm von 3:37 Minuten für die Hallen-EM in Apeldoorn (Niederlande; 6. bis 9. März). Beim Sieg des Franzosen Azzedine Habz (3:32,29 min) lief der Wattenscheider nach 3:38,35 Minuten als Sechster über die Ziellinie. Ein 1.500-Meter-Solo bescherte im Frauenrennen Diribe Welteji (Äthiopien; 3:58,89 min) die erste Zeit des Jahres unter der Vier-Minuten-Marke.
Für Weitspringer Simon Batz (MTG Mannheim) entpuppte sich Liévin nicht als gutes Pflaster. Mit 7,76 Metern geht Platz sieben für ihn in die Ergebnislisten ein, nach einem verunglückten fünften Versuch beendete er den Wettbewerb vorzeitig. Olympiasieger Miltiadis Tentglou (Griechenland) reichten 8,04 Meter im sechsten Versuch nicht, um noch den weitengleichen Chinesen Mingkun Zhang von der Spitze des Feldes zu verdrängen.
Katie Moon bezwingt Molly Caudery
Die zweimalige Weltmeisterin und Olympiasiegerin von 2021 Katie Moon (USA) wurde im Stabhochsprung von Hallen-Weltmeisterin Molly Caudery (Großbritannien; 4,75 m) herausgefordert. Ein Sprung über 4,83 Meter bescherte ihr den Sieg, mit dem sie ihre eigene Weltjahresbestleistung um einen Zentimeter steigerte. Im Wettbewerb der Männer jubelte Sam Kendricks (USA) über eine Steigerung seiner Saison-Bestmarke auf 5,85 Meter – und musste sich doch geschlagen geben. Denn Ersu Sasma (Türkei) stellte mit 5,90 Metern seinen Hallen-Landesrekord ein.
Im Dreisprung der Frauen löste Leyanis Perez Hernandez (Kuba) mit 14,62 Metern ihre Landsfrau Liadagmis Povea von der Spitze der Weltjahresbestenliste ab, diese wurde nach ihren 14,57 Metern von Miramas dieses Mal mit 14,17 Metern Zweite. Auch im Kugelstoßen konnten die Zuschauer eine Weltjahresbestleistung bejubeln: 21,95 Meter für Europameister Leonardo Fabbri (Italien).
Die kompletten Resultate finden Sie in unserer Ergebnisrubrik...
* beide Rekorde vorbehaltlich Ratifizierung