Das Highlight der Hallensaison für die Nachwuchs-Athletinnen und -Athleten steht am kommenden Wochenende in Dortmund an: Bei den Deutschen Jugend-Hallenmeisterschaften werden die nationalen Titel in der U20 vergeben. In nahezu allen Disziplinen sind Talente mit von der Partie, die bereits internationale Erfahrung mitbringen.
In der Dortmunder Helmut-Körnig-Halle werden am kommenden Wochenende die Deutschen Jugend-Hallenmeister:innen in zwölf Einzeldisziplinen und der 4x200-Meter-Staffel ermittelt. Bereits zum dritten Mal in Folge ist Dortmund Gastgeber der Jugend-Hallen-DM. Für einige Athletinnen und Athleten dienen die Nachwuchs-Titelkämpfe als Generalprobe für die Deutschen Hallenmeisterschaften der Männer und Frauen, die eine Woche später an selber Stätte stattfinden werden. Ebenso wie bei der Hallen-DM der Aktiven bilden bereits am Freitagabend die Entscheidungen im Kugelstoßen den Auftakt der Titelkämpfe.
Um 18:00 Uhr steigen zunächst die Nachwuchs-Athleten, anderthalb Stunden später ihre Disziplinkolleginnen in den Ring. Chancen auf den ersten Titel der Jugend-Hallen-DM können sich vor allem Maximilian Neukirchen (Sportclub Krefeld 1905) und der ein Jahr jüngere U18-EM-Siebte Simon Kunkel (USC Mainz) ausrechnen. Beide haben ihr Arbeitsgerät in diesem Winter bereits auf Weiten jenseits der 17 Meter befördert. In der weiblichen Jugend hat die U18-EM-Fünfte Emily Scherf (SC Neubrandenburg) als einzige 15-Meter-Stoßerin auf dem Papier mehr als einen Meter Vorsprung auf ihre Kontrahentinnen.
Titelverteidigerinnen im Sprint mit Ambitionen
Die weiteren Entscheidungen fallen am Samstag und Sonntag. Spannung versprechen insbesondere die 60 Meter. Im vergangenen Jahr triumphierte in einer Entscheidung, in der nur zwei Hundertstel die Top Vier trennten, Jakob Kemminer. Der U18-Europameister, mittlerweile im Trikot des LAC Quelle Fürth unterwegs, hätte erneut zu den Favoriten gezählt, musste aber seinen Start krankheitsbedingt absagen. Vorgelegt haben auch Louis Schuster (SG Motor Gohlis-Nord Leipzig), der Vorjahresdritte, mit 6,83 Sekunden, sowie am zurückliegenden Wochenende Fjare Lorin Zirbus (LG Osterode; 6,82 sec).
Noch enger ist die Ausgangslage in der weiblichen Jugend: Mit 7,35 Sekunden führen Titelverteidigerin Sherin Kimuanga (SC DHfK Leipzig) und Lena Anochili (Hamburger SV), die darüber hinaus im Weitsprung zu den Favoritinnen zählt, die Meldeliste an. Jedoch ist ihnen unter anderem Philina Schwartz (SC Berlin; 7,36 sec) auf den Fersen.
Auf den längeren Sprintdistanzen steht vor allem Deutschlands „Jugend-Leichtathletin des Jahres“ 2024 Johanna Martin (1. LAV Rostock) im Fokus, die im Vorjahr die 200 und 400 Meter gewann und erneut für beide Strecken als Jahresbeste gemeldet ist. Auch ihre Trainingskollegin und U18-EM-Dritte über 200 Meter Pauline Richter sowie die Hannoveranerin Luna Fischer haben das Leistungsvermögen, über beide Distanzen vorn mitzumischen, sie könnten die Favoritin auf ihrer Paradestrecke zur ersten Zeit unter 53 Sekunden in diesem Winter anspornen. In der männlichen Jugend bringt der U18-EM-Finalist Michal Fatyga (SC Neubrandenburg; 48,28 sec) die beste Meldezeit mit.
Jana Becker vor dem Hattrick
Bereits den dritten Titel in Folge kann 800-Meter-Läuferin Jana Becker (Königsteiner LV) erringen. Mit ihren 2:04,20 Minuten, erzielt beim Erfurter Hallenmeeting, hat die U18-Vize-Europameisterin von 2022 in der deutschen Jahresbestenliste einen komfortablen Vorsprung. Im vergangenen Jahr konnte ihr die ein Jahr jüngere Paula Terhorst (VfL Löningen) am ehesten folgen.
Deren Vereinskameradin Lera Miller, vergangenes Jahr Finalistin der U20-WM, nimmt über 1.500 Meter die Titelverteidigung ins Visier und trifft mit Jule Lindner (LG Bamberg) auf die Zweite von 2024 und Hindernis-Finalistin der U20-WM. Über 3.000 Meter befindet sich die Bambergerin ebenfalls in Lauerstellung, denn mit einer Bestzeit von 9:21,33 Minuten ist U18-Vize-Europameisterin Julia Ehrle (LG farbtex Nordschwarzwald) die klare Favoritin.
Ebenfalls in Erfurt hat sich mit einem starken 800-Meter-Rennen Joshua Hoffmann (SC Berlin) ins Blickfeld geschoben, er war fast drei Sekunden schneller als U18-Athlet Andor Rik Schumann (Erfurter LAC), die Nummer zwei der Meldeliste. Über 1.500 Meter sind unter anderem Karl Geburek (ASV Erfurt) und U20-WM-Teilnehmer David Scheller (LG Main-Spessart) zu beachten, beide sind jedoch auch über 3.000 Meter gemeldet – die favorisierte Strecke von Freiluft-Meister Tristan Kaufhold (SSC Hanau-Rodenbach), der am vergangenen Wochenende einen starken Unterdistanztest über 1.500 Meter (3:49,09 min) absolviert hat.
Nächste Rekordmarke für Daryl Ndasi?
Zwar "nur" die Nummer drei der Meldeliste, aber dennoch Anwärterin auf einen Rekord ist Daryl Ndasi (LG Stadtwerke München). Im Fernduell mit der noch ein Jahr jüngeren Delisha Benelisa Domingos aus Berlin hat die 16-Jährige die deutsche U18-Bestzeit über 60 Meter Hürden (0,762 m) auf 8,14 Sekunden geschraubt. Über die 84 Zentimeter hohen Hürden steht die nationale Bestmarke für U18-Athletinnen bei 8,34 Sekunden, dazu fehlen Daryl Ndasi sechs Hundertstel. Vor ihr in der Jahresbestenliste liegen Lea Mehringer (LG Oberland; 8,37 sec) und Emma Kaul (USC Mainz), die im Rahmen der Hallen-Mehrkampf-DM 8,35 Sekunden schnell sprintete, ihren Fünfkampf aber vor dem Weitsprung abbrechen musste.
Ähnliches wie für Daryl Ndasi gilt für Marc Leonard Hildebrand (Dresdner SC 1898). Der U18-Athlet hat sich rasant bis auf 7,81 Sekunden gesteigert, die deutsche U18-Bestzeit über die 0,991-Zentimeter-Hürden steht bei 7,73 Sekunden – und das bereits seit 1991. Bislang eine Zehntel schneller als der Dresdner war der ein Jahr ältere Arne Döring (LAC Erdgas Chemnitz), der damit die Zeiten, die in den vergangenen Jahren zum Titel reichten, bereits deutlich unterboten hat.
Eine Klasse für sich dürfte im Bahngehen der zweimalige EYOF-Medaillengewinner und U20-WM-Teilnehmer Nick Joel Richardt (SV Halle) sein. Spannender könnte es in der weiblichen Jugend werden, hier scheinen Maria-Lena Carniel (Eisenacher LV) und Mia Bandoly (SCC Berlin) auf Augenhöhe zu sein.
Hochsprung-Medaillen für Mehrkampf-Talente?
Im Hochsprung könnten zwei Talente bereits die zweite DM-Medaille innerhalb einer Woche einstreichen. Nämlich Johannes Böcher (USC Mainz; 2,04 m) und Anna Elisabeth Ehlers (TSV Bayer 04 Leverkusen; 1,84 m), die sich am Wochenende bei der Hallen-Mehrkampf-DM durchsetzten. Der Mainzer muss wohl am ehesten den Osnabrücker Nevio Völkel (2,08 m) und den Deutschen U18-Meister Theo Hellwig (Schweriner SC) im Auge behalten, die Leverkusenerin die U20-WM-Teilnehmerin Ella Obeta (LG Eckental) und 1,82-Meter-Springerin Dorothea Gantert (SpVg Laatzen).
Nachdem der zweimalige Deutsche Jugend-Hallenmeister, amtierende U20-Weltmeister und "Jugend-Leichtathlet des Jahres" Hendrik Müller (TSV Bayer 04 Leverkusen) der U20-Altersklasse entwachsen ist, steigt der Stabhochsprung in Dortmund mit lediglich einem Fünf-Meter-Springer – und das ist Lokalmatador Ben Duwenbeck (LG Olympia-Dortmund), der noch der U18 angehört. In der weiblichen Jugend nehmen mit Vorjahressiegerin Anna Hiesinger (LAZ Ludwigsburg), Lotte Gretzler (USC Mainz) und Naya Füllers (TSV Bayer 04 Leverkusen) drei Vier-Meter-Springerinnen Anlauf.
Unter einer Reihe an Sieben-Meter-Springern hat sich im Weitsprung Gian Luca Trotzky (HSG Universität Greifswald) die beste Ausgangsposition geschaffen. Im Dreisprung sind Lotta-Henrike Werner (LG Weserbergland; 12,72 m) und der U18-EM-Dritte Benedikt Maurer (TSV Germering; 14,96 m) die Gejagten. Dahinter lauern gleich mehrere Athletinnen und Athleten mit Steigerungspotenzial, die in der Helmut-Körnig-Halle sicher für die eine oder andere Überraschung sorgen können.
Die Jugend-Hallen-DM wird an allen drei Wettkampftagen im Livestream auf leichtathletik.de und YouTube übertragen. Es kommentieren Alexandra Dersch und Linn Kleine. Live-Ergebnisse finden Sie hier auf leichtathletik.de.