Gemeinsam mit Armin Hary, Walter Mahlendorf und Martin Lauer schrieb Bernd Cullmann Sportgeschichte: 1960 in Rom gewann das Quartett über 4x100 Meter olympisches Gold. Nun ist der einstige Sprinter und Edelsteinschleifer im Alter von 85 Jahren verstorben.
Es waren 39,5 Sekunden, die das Leben von Bernd Cullmann für immer veränderten. Am 8. September 1960 rannte der Idar-Obersteiner als Startläufer der 4x100-Meter-Staffel gemeinsam mit Einzel-Olympiasieger Armin Hary, Walter Mahlendorf und Martin Lauer zu Olympia-Gold. Im Olympiastadion von Rom (Italien) überquerte das deutsche Quartett die Ziellinie als zweites Team nach den USA, die jedoch wegen eines Wechselfehlers disqualifiziert wurden. In seiner Heimatstadt wurde er nach seiner Rückkehr frenetisch gefeiert. Seit Montag herrscht dort Trauer: Im Alter von 85 Jahren ist Bernd Cullmann überraschend verstorben.
Erst im zurückliegenden Sommer hatte der einstige Sprinter im Südwestrundfunk von seinem größten Triumph berichtet. "Das war ein Schrei, den ich bis heute nicht vergessen habe. Das war der bewegendste Moment überhaupt in meinem Leben", erinnerte er sich an den Moment, als die Lautsprecherdurchsage im Stadion mit den Worten "prima germania" den olympischen Triumph offiziell macht.
Mit seinen Sprintkollegen Armin Hary, Walter Mahlendorf und dem 2019 verstorbenen Martin Lauer blieb Bernd Cullmann nach dem Gold-Coup in Kontakt. "Mit den anderen beiden telefoniere ich oder wir treffen uns. Das ist dann auch lustig, wenn einer von uns als einstmals schnellster Mensch der Welt heute mit dem Rollator unterwegs ist." Lauer hatte den talentierten Cullmann 1958 gemeinsam mit Sprintlegende Manfred Germar nach Köln gelockt.
Sprinter und Handwerker
Die Sportkarriere von Bernd Cullmann dauerte nur kurz, nach mehreren Verletzungspausen verabschiedete er sich 1964 endgültig vom Sprint. Seine Goldmedaille ist heute im Foyer der Stadtverwaltung in seiner Heimatstadt Idar-Oberstein ausgestellt. Es war das erste Mal in der Geschichte des Deutschen Olympischen Sportbundes, dass ein Sieger seine Medaille an seine Heimatstadt übergab. Nach seiner Karriere arbeitete der Rheinländer zeitweise als Sportlehrer an der Schule direkt neben dem Geburtshaus, in dem er bis zu seinem Tod lebte. Sein Herz gehörte aber dem Handwerk.
Wenige Monate vor seinem Tod veröffentlichte der Edelsteinschleifer seine Biographie "Der schnellste Schleffer der Welt". Wie das "Handwerksblatt" in seinem Nachruf schreibt, hat Bernd Cullmann sogar bei der UNO in New York als Botschafter des Landes sein Handwerk demonstriert. Bis zuletzt arbeitete er in seiner Werkstatt als Edelsteinschleifer und setzte damit die Familientradition fort, die sein Vater und Großvater begonnen hatten. "Der Sportler Cullmann spielt mit dem Handwerker in einer Liga. Da stelle ich nicht das eine über das andere", zitiert ihn das Handwerksblatt.
Bernd Cullmann hinterlässt seine Ehefrau Bruni, zwei Kinder sowie drei Stieftöchter und insgesamt 14 Enkel. Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) und seine Landesverbände wünschen den Angehörigen und Freunden des Verstorbenen viel Kraft in einer schweren Zeit.