Sein WM-Lauf über 800 Meter verzückte deutsche Leichtathletik-Fans. In Rekordzeit stürmte Willi Wülbeck 1983 in Helsinki zum Titel. Zum Geburtstag blickt er gerne auf den "Lauf meines Lebens" zurück.
Bei der emotionalen Rückkehr an den Ort seines WM-Fabellaufes vor mehr als vier Jahrzehnten erlaubte sich Willi Wülbeck einen kleinen Scherz. "Ich bin auf die Sekunde und Hundertstelsekunde genau wie beim WM-Titel ins Ziel gekommen", sagte Wülbeck, der am Mittwoch 70 Jahre alt wird. "Nur die Minuten waren mehr, statt einer Minute habe ich sechs gebraucht."
In der noch immer gültigen deutschen Rekordzeit von 1:43,65 Minuten hatte sich Wülbeck im Jahr 1983 bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Helsinki (Finnland) über 800 Meter zum Weltmeister gekrönt. Mit einem atemberaubenden Schlussspurt stürmte er in die Herzen deutscher Leichtathletik-Fans und zu seinem größten Erfolg.
"Es ist und bleibt mein sportliches Lebensereignis, der Lauf meines Lebens", erinnerte sich Wüllbeck im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. "Es war ein Bilderbuchlauf von der Taktik und Strategie." Heute noch bekommt er manchmal Gänsehaut, wenn er sich im Internet Videos von dem Rennen im Olympiastadion, in das er im vergangenen Jahr zum 40-jährigen Jubiläum noch einmal zurückgekehrt war, anschaut. Die favorisierten Rob Druppers (Niederlande), Joaquim Cruz (Brasilien) und Peter Elliott (Großbritannien) hatten bei dem beherzten Schlusssprint von Platz vier auf eins klar das Nachsehen.
"Fitness besser als jede Tablette"
Dass sein deutscher Rekord, eine der ältesten nationalen Bestmarken in der deutschen Leichtathletik, auch heute Bestand hat, erfüllt Wülbeck mit Stolz. "Ich lese öfters von anderen früheren Sportlern: 'Ich gönne meinem Nachfolger den Rekord'", sagte der gebürtige Oberhausener, der seiner Heimat treu geblieben ist. "Ich würde auch gönnen können, aber erstmal ist es eine Auszeichnung in meinem Leben und seit 41 Jahren die beste deutsche Zeit. Darauf kann man schon stolz sein. Von mir aus kann er auch das 50. Jahr erreichen, dann bin ich fast 80."
Mit 69 Jahren achtet Wülbeck noch gewissenhaft darauf, Sport zu treiben. Fitnesstraining ist ihm wichtig, dazu gibt er wöchentlich drei Kurse Walking plus – Walking mit Fitnessübungen. "Fitness ist für die Gesundheit besser als jede Tablette – auch wenn das keine Garantie ist", sagte Wülbeck, der diese Erfahrung selbst machte.
Eingriff am Herzen
Kurz vor seinem 70. Geburtstag musste er sich einem Eingriff am Herzen unterziehen. Er bekam Stents gesetzt. Keine große Sache, es gehe ihm gut, sagte der frühere Inhaber einer Sportmarketing-Agentur. Sicher spielten genetische Faktoren eine Rolle, aber vielleicht habe er in seinem Leben hier und da auch mal viel Stress gehabt. Als Vermieter hat er noch heute viel um die Ohren.
Dass Wülbeck zum Ehrentag nicht zu einer großen Party einlädt, ist aber nicht diesem Eingriff geschuldet. Eigentlich wollte er sich "ohne großes Brimborium" mit ein paar alten Weggefährten treffen. "Gerade im Alter sind Kontakte wichtig. Die muss man pflegen und man darf sich nicht in die Einsamkeit verabschieden", sagte Wülbeck.
Doch ein Unfall seiner Lebensgefährtin an der Türschwelle, der bei ihr einen Trümmerbruch am Sprunggelenk zur Folge hatte, durchkreuzte die Planung. "Aber sie hat schon gesagt, dass es eine Überraschung gibt."