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Pia Schlattmann: Nach Überraschungs-Coup bereit für mehr

© Jens Priedemuth
Pia Schlattmann hat einen fulminanten Sprung in die deutsche Laufspitze vorgenommen: Die Athletin der LG Brillux Münster lief bei den Deutschen Cross-Meisterschaften in Riesenbeck Ende November fast aus dem Nichts zu Silber in der U23. Am 8. Dezember folgten bei der Cross-EM in Antalya der vierte Platz im Einzel und die Bronzemedaille mit der Mannschaft.
Wolfram Marx

Cross und längere Läufe gehörten in den Jugendklassen nicht zu den Lieblingsdisziplinen von Pia Schlattmann. Die 20-Jährige konzentrierte sich bislang auf 1.500 Meter, längere Distanzen kamen praktisch nicht in Frage. „Ich hatte bis zum Herbst keine Lust an längeren Läufen, doch ich hatte jetzt ein paar gute Rennen und habe Blut geleckt. Es hat viel Spaß gemacht“, sagt sie lachend. In der nächsten Saison könnten neben der klassischen Mittelstrecke über 1.500 Meter auch das eine oder andere Rennen über 5.000 Meter oder Straßenläufe anstehen. 1.500 Meter stehen aber weiterhin im Fokus, in der Hallensaison läuft sie nur diese Strecke.

„Nach den Hallenrennen und den Trainingslagern werde ich dann mit meinem Trainer Robert Welp entscheiden, wo und wann ich welche Strecke laufe.“ Nach Weihnachten geht es für zehn Tage zum Trainingslager nach Monte Gordo. In den Semesterferien folgt dann in Februar und März das nächste Trainingscamp in Südafrika. „Ich weiß jetzt noch nicht, wo ich stehe. Auf jeden Fall will ich 2025 aber meine Bestzeit von 4:25,64 Minuten über 1.500 deutlich verbessern. Ich muss sehen, welches Potenzial es gibt, aber zwischen 4:15 und 4:20 soll es auf jeden Fall gehen“, blickt sie optimistisch nach vorne.

Cross bringt Spaß und Erfolge

Bei diesen Plänen und Entwicklungen vertraut Pia Schlattmann ihrem Trainer Robert Welp, von dem sie nach ihrem Wechsel von ihrem Heimatverein TB Burgsteinfurt zu LG Brillux Münster seit 2022 betreut wird. „Wir haben dieses Jahr viel an den Grundlagen gearbeitet, es passt.“ Ende November feierten die beiden bei den Deutschen Cross-Meisterschaften in Hörstel-Riesenbeck ihren ersten Erfolg: Schlattmann lief auf der Reitsportanlage völlig überraschend zu Silber in der U23.

Nach einem schnellen Start gehörte sie sofort zur U23-Spitze, hielt sich auf Platz drei hinter Blanka Dörfel (SCC Berlin) und überholte diese noch auf der letzten Runde. Dörfel hatte sie nicht auf dem Schirm und sortierte sie nicht in der U23 ein, wie sie ihr später erzählte. „Ich konnte meinen Schritt gut laufen, habe mich wohl gefühlt und konnte mitziehen“, blickt sie zufrieden zurück. „Als Zweite gab es natürlich die Chance auf die EM, ein Traum.“

Dabei war sie früher keine begeisterte Crossläuferin, ihren ersten Cross absolvierte sie 2021. „Richtig angefangen habe ich erst 2022, vorher hatte ich keine Lust darauf. Nach meinem Trainerwechsel ging es dann los und ich hatte ein paar gute Läufe. Diese Saison jetzt hat richtig Spaß gemacht.“

Das Team steht ganz vorne

Dabei sorgte nicht nur die Silbermedaille für Spaß, mit ihren Teamkolleginnen aus Münster gewann Pia Schlattmann in Riesenbeck auch Gold in der U23. „Wir haben eine tolle Trainingsgruppe in Münster. Das Team ist das Coole. Es ist klasse, dass ich mit den anderen trainieren kann, in Steinfurt war ich mehr oder weniger alleine unterwegs“, erklärt sie. Sonst drehte sie ihre Runden öfter mit Vater und Schwester.

Sport mit Freunden und ihn einem Team hat sie immer gemocht. Bis zur U16 spielte sie in Burgsteinfurt auch Handball und gehörte zum Westfalenkader. „Ich habe schon früh mit der Leichtathletik angefangen und war anfangs in beiden Sportarten aktiv, irgendwann habe ich mich dann entschieden.“ Eine weitere Entscheidung kam in diesem Jahr dazu: Die Mittelstrecklerin begann ihr Medizinstudium in Münster.

Hier kann sie auf ihre Kommilitonen zählen, die ihr helfen. Denn die Koordination von Studium und Training ist immer wieder eine Herausforderung. „Rund um DM und EM war es schwierig, denn es gab noch eine Klausurenphase. Aber gerade hat das Training Priorität, da kann dann auch mal ein Dauerlauf vorne stehen.“

Bei der ersten EM direkt in die europäische Spitze

Der Team-Event war für sie auch bei der EM das Besondere. In Antalya stand die Münsteranerin mit Mia Jurenka (VfL Sindelfingen) und Blanka Dörfel an der Startlinie, die Drei hatten auf eine Medaille gehofft. Nach einem verhaltenen Start waren sie nach der ersten Runde noch relativ weit hinten platziert. „Wir sollten nicht zu schnell anlaufen und verhindern, dass wir völlig entkräftet in die letzte Runde laufen, hatten uns die Trainer mitgegeben.“ Das ist dem Trio schließlich perfekt gelungen, sie verbesserten sich während des Rennens jeweils um mehr als 20 Plätze.

Schlattmann schaffte es mit dieser Taktik sogar bis auf Platz vier. „Ich bin überrascht, damit habe ich nicht gerechnet. Ich hatte mir keine Platzierung vorgenommen. Auf der letzten Runde habe ich immer weniger Läuferinnen vor mir gesehen. Es war ein cooles Rennen und hat viel Spaß gemacht.“ Freudestrahlend steht sie mit Jurenka und Dörfel im Ziel, alle begeistert vom Mannschaftsergebnis. „Es war eine tolle Teamleistung.“

Den drei Läuferinnen ist nicht anzusehen, dass sie zum ersten Mal zusammen laufen, sie machen vielmehr den Eindruck, als ob sie sich schon lange kennen. „Wir haben uns bei den Deutschen Meisterschaften zum ersten Mal gesehen und kurz mal miteinander gesprochen. Hier in Antalya haben wir uns auf Anhieb gut verstanden und die beiden haben mir bei meinem ersten Einsatz in der deutschen Mannschaft geholfen“, berichtet Pia Schlattmann Nach dem guten Start in der Nationalmannschaft hofft sie auf weitere Einsätze: „Es ist mein Traum weiter international zu laufen.“

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