Je zehn Talente stehen als Deutschlands "Jugend-Leichtathlet" beziehungsweise "Jugend-Leichtathletin des Jahres" zur Wahl. Sie wissen noch nicht, wem Sie Ihre Stimme geben wollen? Hier erfahren Sie mehr über die Nominierten: Wir stellen Ihnen alle Athletinnen und Athleten in Kurzporträts vor.
Jugend-Leichtathletin des Jahres – Die Nominierten
Curly Brown | Eintracht Frankfurt | Diskuswurf
Diskuswerferin Curly Brown beeindruckte mit Konstanz und Klasse. Die 18-Jährige fuhr bei den Deutschen U20- und U23-Meisterschaften souveräne Siege ein. Ende Mai gelang ihr in Neubrandenburg mit 57,66 Metern der große Wurf: Seit 2011 hatte keine deutsche Werferin im ersten U20-Jahr eine stärkere Weite erzielt. Bei der U20-WM in Lima (Peru) belegte Curly Brown als beste Europäerin Rang vier, das stärkste Resultat einer deutschen Diskuswerferin bei U20-Weltmeisterschaften seit 2012. Dieselbe Position belegt sie in der Weltjahresbestenliste. Damit untermauerte sie ihre Stellung als kontinentale Nummer eins im Diskuswurf, die sie bei der U20-EM im kommenden Jahr verteidigen kann.
Julia Ehrle | LG farbtex Nordschwarzwald | Langstrecke / Crosslauf
Julia Ehrle ist das wohl vielseitigste Lauftalent Deutschlands: Zwischen Bahn, Berg und Gelände sorgte sie in diesem Jahr für Furore. Anfang Juni beeindruckte die U18-Läuferin bei der Berglauf-EM mit dem Titel in der U20. Im Juli rannte sie dann bei der U18-EM in Banská Bystrica (Slowakei) in Bestzeit von 9:20,31 Minuten zu 3.000-Meter-Silber. In der U18 war in diesem Jahr keine, in der U20 nur eine deutsche Läuferin schneller. Ende September gewann Julia Ehrle den prestigeträchtigen Hochfelln-Berglauf im Chiemgau. Und im November dominierte die 17-Jährige die nationale Crosslauf-Szene, bevor sie im Dezember bei der Cross-EM in der U20 auf Platz vier rannte.
Masha-Sol Gelitz | GSV Eintracht Baunatal | Dreisprung
Ihr großes Potenzial hatte Masha-Sol Gelitz schon 2021 kurz vor ihrem 15. Geburtstag aufblitzen lassen: 12,68 Meter – deutsche W15-Bestleistung. In ihrem ersten U20-Jahr konnte die Dreispringerin nun endlich wieder einen draufpacken. Und das sowohl mehrfach als auch deutlich! Drei 13-Meter-Wettkämpfe untermauern ihr stabil hohes Niveau, das i-Tüpfelchen gelang der 18-Jährigen bei der U20-WM in Lima: Mit Bestleistung von 13,17 Metern wurde Masha-Sol Gelitz Fünfte. Damit ließ sie auch die ein Jahr ältere Deutsche U20-Meisterin Josie Krone (13,14 m) knapp hinter sich und sorgte in den Sprungdisziplinen der weiblichen U20 für das beste deutsche Ergebnis von Lima.
Clara Hegemann | LG Stadtwerke München | Hammerwurf
Zwei große Hammerwurf-Talente wecken in dieser Disziplin Hoffnungen für die Zukunft. Eine von ihnen: Clara Hegemann. Die Münchnerin steigerte bereits im Februar bei einem Winterwurf-Wettkampf ihre Bestmarke um knapp fünf auf 69,21 Meter. Im Frühjahr folgte dann der erste „70er“ – gleich dreimal verbesserte die damals knapp 17-Jährige die deutsche U18-Bestleistung mit dem Drei-Kilo-Hammer. Mit einem Hausrekord von 72,66 Metern reiste sie zur U18-EM nach Banská Bystrica, wo sie ihre Saison mit der nächsten Bestmarke (72,93 m) und dem Titel krönte.
Konstanze Irlinger | TSV Jetzendorf | Speerwurf
Mit mehr als sechs Metern Vorsprung führt Konstanze Irlinger die diesjährige deutsche Bestenliste der U18 an. Bereits im Mai beförderte sie ihr Wurfgerät erstmals über die 52-Meter-Marke, im Juli folgte bei den Deutschen U18-Meisterschaften die Steigerung auf 53,68 Meter. Im Finale der U18-EM legte die 17-Jährige dann eine exzellente Serie hin, aus der vor allem der erste und der letzte Wurf herausstachen: Beide waren weiter als die bisherige deutsche U18-Bestleistung mit dem 500-Gramm-Speer (54,79 m). In Runde sechs flog der Speer auf 57,64 Meter, hinter der überragenden Kroatin Vita Barbic errang Konstanze Irlinger Silber.
Jolanda Kallabis | FT 1844 Freiburg | Mittelstrecke
Gleich bei ihrem ersten Start der Freiluftsaison machte Jolanda Kallabis in Rehlingen mit 1.500-Meter-Bestzeit von 4:07,44 Minuten auf sich aufmerksam – nur zwei international für Deutschland startberechtigte Läuferinnen aller Altersklassen waren in diesem Jahr schneller. Zwischen Juni und Juli wurde die Freiburgerin, die bereits 2022 zur „Jugend-Leichtathletin des Jahres“ gekürt worden war, mehrmals von Krankheiten zurückgeworfen und sprang erst in letzter Sekunde auf den Flieger nach Lima auf. Dort stimmten dann Rennverlauf, Taktik und Kämpferherz: Die 19-Jährige gewann Bronze, die erste 1.500-Meter-Medaille für eine deutsche Läuferin bei einer U20-WM.
Nova Kienast | SV Preußen Berlin | Hammerwurf
Wie ihre gleichaltrige Disziplinkollegin Clara Hegemann gehört Nova Kienast, die mittlerweile mit Weltmeister Ethan Katzberg in Kanada trainiert, zu den besten U18-Hammerwerferinnen weltweit – und das, obwohl sie zu Jahresbeginn vom Pfeifferschen Drüsenfieber ausgebremst worden war. Pünktlich zur U18-DM war die Berlinerin fit: Sie holte sich mit 72,17 Metern den Titel und rund zwei Wochen später U18-EM-Bronze. Anschließend qualifizierte sie sich für die U20-WM und war in Lima erneut in Bestform: In der Qualifikation schraubte Nova Kienast die deutsche U18-Bestleistung mit dem Vier-Kilo-Hammer auf 63,81 Meter, im Finale gab’s mit fünf Zentimetern weniger Rang fünf.
Johanna Martin | 1. LAV Rostock | Langsprint
Der Shootingstar der deutschen Leichtathletik in der Hallensaison? Johanna Martin, die im ersten U20-Jahr gleich mehrmals an der deutschen U20-Hallenbestleistung über 400 Meter kratzte. Als Deutsche Hallenmeisterin bestand sie in Leipzig die Bewährungsprobe im Konzert der Großen und trug bei den World Relays auf den Bahamas als Schlussläuferin der 4x400-Meter-Mixed-Staffel ihren Teil zur Olympia-Qualifikation bei. Eine Verletzung kostete sie anschließend die EM-Teilnahme in Rom. Umso stärker präsentierte sich die Rostockerin bei der U20-WM in Lima, wo sie mit Bestzeit von 52,49 Sekunden als zweitbeste Europäerin auf Rang vier stürmte.
Marie Celie Warneke | FTSV Jahn Brinkum | Mittelstrecke
Der Name Marie Warneke dürfte deutschen Leichtathletik-Fans vor der Saison kaum ein Begriff gewesen sein: Bisher war sie ausschließlich in Australien am Start – dem Land, in das ihre Familie einst aus beruflichen Gründen aus Norddeutschland gezogen war. Doch in Deutschland sieht sie die besseren sportlichen Perspektiven, und nach dem Gewinn des deutschen U20-Titels zeigte sie in Lima, dass ihr das deutsche Trikot Flügel verleiht: In allen drei Runden der U20-WM steigerte sie ihre bisherige Bestleistung. Im Finale wurde die 19-Jährige in 2:02,88 Minuten starke Vierte. Es war die beste 800-Meter-Platzierung einer deutschen U20-Läuferin bei U20-Weltmeisterschaften seit 1996.
Nadjela Wepiwe | TSG Wehrheim | Diskuswurf
Ohne einen 50-Meter-Wurf im Gepäck reiste Nadjela Wepiwe im Juli zur U18-EM nach Banská Bystrica. Sie hatte sich ihre beste Leistung bis zum Höhepunkt aufgehoben: In der Qualifikation glänzte die 17-Jährige mit 53,13 Meter – europäische Jahresbestleistung. Im Finale spielte die junge Hessin im fünften Durchgang ihre ganze Stärke aus und schleuderte die Scheibe auf 51,61 Meter. Das war der Goldwurf. Die Saison war damit jedoch noch nicht beendet: Wenige Tage nach ihrem Triumph sicherte sich Nadjela Wepiwe bei der U20-DM eines von zwei Tickets zur U20-WM, wo sie ihre zweite internationale Meisterschaft bestritt.
Jugend-Leichtathlet des Jahres – Die Nominierten
Steven Freund | LAC Erdgas Chemnitz | Weit-/Dreisprung
Den deutschen Dreisprung dominiert seit vielen Jahren Max Heß. Jetzt ist es sein junger Trainingspartner Steven Freund, der Sprung um Sprung die Lücke schließt. Und 2024 einen großen Schritt nach vorne gemacht hat! In der Halle glänzte der 19-Jährige zunächst mit einer Steigerung im Weitsprung auf 7,63 Meter. Im Freien feierte er dann mit 16,12 Metern seinen ersten 16-Meter-Satz im Dreisprung. Neben Gold bei der U23-DM und Gold bei der U20-DM gewann er in seiner Paradedisziplin auch zwei Vize-Titel bei den Männern. Nur die U20-WM lief nicht nach Wünsch: Mit Top-Fünf-Chancen angereist, verpasste Steven Freund von Krankheit geschwächt das Finale.
Amadeus Gräber | SV Leonardo-da-Vinci Nauen | Zehnkampf
8.040 Punkte im Dauerregen von Bernhausen, früh in der Saison und in allen Disziplinen mit Luft nach oben: Dieser Wettkampf von Amadeus Gräber sollte eigentlich erst der Auftakt für den großen Coup sein. Doch der blieb aus: Der Brandenburger, der 2022 U18-Europameister und 2023 U20-Europameister geworden war, konnte bei der U20 in Lima aufgrund einer Corona-Erkrankung seinen Durchmarsch in den Jugendklassen nicht vollenden. Was bleibt, ist zum Saisonende dennoch Platz vier der Welt. Und ein großes Versprechen für die Zukunft!
Georg Harpf | LG Stadtwerke München | Kugelstoß
Georg Harpf hatte mit 20-Meter-Stößen in der Halle und im Freien schon vor der U20-WM seinen Medaillenanspruch untermauert. In Lima zeigte der Münchner, dass er unter Druck sogar noch eine Schippe draufpacken kann: Mit Freiluft-Bestleistung von 20,32 Metern zog er ins Finale ein, dort kam er mit 20,28 Metern noch einmal fast genauso weit. Bronze! Die Hallensaison hatte der 19-Jährige mit seiner Hallen-Bestleistung von 20,61 Metern sogar als Nummer eins der Welt beendet.
Tristan Kaufhold | SSC Hanau-Rodenbach | Langstrecke
Die einzige deutsche U20-Bestleistung 2024 in der männlichen Jugend geht auf das Konto von Tristan Kaufhold. Der 18-Jährige machte dort weiter, wo er im Vorjahr aufgehört hatte: Nachdem er 2023 in Leverkusen in 30:04 Minuten eine deutsche U18-Bestleistung über 10 Kilometer aufgestellt hatte, steigerte er sich 2024 an selber Stelle auf 29:41 Minuten – schneller war noch kein deutscher U20-Läufer. Für diese Leistung wurde er im November zu Deutschlands „Nachwuchsläufer des Jahres“ gekürt.
Jakob Kemminer | TSV Ochenbruck | Sprint
Das erste Ausrufezeichen setzte Jakob Kemminer im Juni bei der Junioren-Gala in Mannheim, wo er in 10,40 Sekunden bis auf zwei Hundertstel an die 25 Jahre alte deutsche U18-Bestzeit über 100 Meter heransprintete. Einige Wochen später schnappte er sich bei der U18-EM in Banská Bystrica (Slowakei) den 100-Meter-Titel und gewann Silber mit der Medley-Staffel. Auf nationaler Ebene war der 17-Jährige ohnehin unangefochten: Sowohl bei der Jugend-Hallen-DM als auch bei der U18-DM holte er das Sprint-Double, zudem triumphierte er bei der U20-DM über 100 Meter, was ihm das Ticket zur U20-WM in Lima (Peru), zweite internationale Meisterschaft des Sommers, bescherte.
Benedikt Maurer | SV Germering | Dreisprung
Performen, wenn’s drauf ankommt: Diese Qualität demonstrierte Benedikt Maurer bereits bei der U18-DM in Mönchengladbach. Dort stellte der Dreispringer mit 14,89 Metern eine neue Bestleistung auf, die nicht lange Bestand haben sollte. Denn bei der U18-EM in Banská Bystrica war die 15-Meter-Marke fällig! In der Qualifikation flog der 17-Jährige bei starkem Gegenwind auf 15,07 Meter, im Finale ging es mit 15,11 Metern noch etwas weiter, was ihm eine überraschende Bronzemedaille einbrachte.
Hendrik Müller | TSV Bayer 04 Leverkusen | Stabhochsprung
Hendrik Müller gilt als eines der vielversprechendsten Stabhochsprung-Talente weltweit. Schon in der Hallensaison setzte er sich mit 5,55 Metern, die er bei der Jugend-Hallen-DM in Dortmund überquerte, an die Spitze der Welt. Und bei der U20-WM in Lima war die Zeit endlich reif für den ganz großen Triumph: Gleich mehrmals bewies der 19-Jährige im dritten Versuch Nervenstärke und krönte sich mit 5,45 Metern zum U20-Weltmeister. Dass er auch mit den erfahrenen Springern mithalten kann, hat er mit dem Titel bei der U23-DM sowie Rang zwei bei der DM der Aktiven eindrucksvoll unter Beweis gestellt.
Simon Plitzko | TSG Bergedorf | Weitsprung
Das erste Ausrufungszeichen setzte Simon Plitzko in der Hallensaison: Gold bei der Jugend-Hallen-DM mit 7,77 Metern! Es war die beste deutsche Hallenleistung der U20 seit 2015 und dem deutschen U20-Hallenrekord von Max Heß (8,03 m). Im Freien untermauerte er zunächst in Mannheim mit Bestleistung von 7,67 Metern seinen Anspruch auf ein U20-WM-Ticket. Mit U20-DM-Silber und 7,51 Metern knapp hinter Julian Holuschek (7,54 m) machte er den Startplatz in Lima perfekt. Und mit 7,67 Metern stellte er dort seine Bestleistung ein und wurde Fünfter. Der Schlusspunkt unter eine starke Saison: In 13 seiner 15 Wettkämpfe übertraf Simon Plitzko 2024 seine Bestleistung aus dem Jahr 2022.
Jakob Rödel | SC DHfK Leipzig | Hindernislauf
Für eine positive Überraschung sorgte bei der U18-EM in Banská Bystrica Jakob Rödel. Der Leipziger, zuvor bereits Deutscher U18-Meister, teilte sich seine Kräfte im Finale über 2.000 Meter Hindernis optimal ein und hielt sich stets in Lauerstellung an Position vier oder fünf auf. Auf der Zielgeraden konnte er noch einmal zulegen und sich in 5:47,77 Minuten die Bronzemedaille sichern, zu Silber fehlten nur wenige Hundertstel. Seine Bestzeit schraubte Jakob Rödel um drei Sekunden nach unten und machte sich mit der Medaille vier Tage vor seinem 17. Geburtstag das schönste Geschenk.
Sebastian Schuch | Dresdner SC 1898 | 400 Meter Hürden
Es war ein Finale für die Geschichtsbücher, das sich bei der U18-EM über 400 Meter Hürden abspielte – und mittendrin Sebastian Schuch. Beim Sieg des Tschechen Michal Rada, der in 49,42 Sekunden eine neue europäische U18-Bestleistung erzielte, wurde der Dresdner in 51,70 Sekunden Fünfter, einen Platz vor seinem DLV-Teamkollegen Liam Atwani (USC Mainz). Seinen Hausrekord aus dem Halbfinale pulverisierte er um eine halbe Sekunde. Seit Felix Franz (LG Neckar-Enz) 2010 die deutsche U18-Bestzeit aufgestellt hatte, war kein DLV-Langhürdler der U18 schneller, nur ein weiterer blieb seither ebenfalls unter 52 Sekunden – der EM-Sechste Emil Agyekum (SCC Berlin).