| Interview der Woche

Konstanze Klosterhalfen: "Ich habe mich ganz auf die Basis konzentriert"

© Jens Priedemuth
Nach einem schwierigen Jahr mit physischen Problemen und der EM- und Olympia-Absage hat sich Konstanze Klosterhalfen im Herbst mit zwei schnellen Bahnrennen und einem starken Halbmarathon zurückgemeldet. Am Sonntag konnte sie das das Jahr nun mit einer starken Leistung bei der Cross-EM in Antalya und der Silbermedaille abschließen. Wir haben anschließend mit ihr über ihre Saison, die Cross-EM und ihre weiteren Pläne gesprochen.
Wolfram Marx

Konstanze Klosterhalfen, herzlichen Glückwunsch zur Silbermedaille. Hatten Sie sich bei der Cross-EM hier in Antalya Medaillenchancen ausgerechnet?

Konstanze Klosterhalfen:
Ich wusste, ich bin gut drauf, und eine Chance gibt es immer. Es war ein gutes Rennen für mich und die Strecke hat mir gelegen. Aber man weiß nie, was einen beim Cross erwartet. Auf der Zielgeraden habe ich mich nicht umgedreht und wusste nicht, wie weit die anderen weg sind. Ich wollte bis zum Ende fighten und zu Silber laufen.

Wann war der entscheidende Moment im Rennen?

Konstanze Klosterhalfen:
Nadia Battocletti hatte keine harte Tempoverschärfung, sie hat das Tempo auf der letzten Runde graduell beschleunigt. Ich wusste, dass sie stark drauf ist, in der zweiten Hälfte der letzten Runde war klar, dass sie noch viel Power hat, im letzten Viertel ist dann die Lücke aufgerissen, die ich nicht mehr ganz schließen konnte. Aber ich habe alles gegeben und damit Silber gewonnen.

Nun haben Sie ein schwieriges Jahr hinter sich, in dem Sie die EM in Rom und die Olympischen Spiele in Paris absagen mussten. Wie blicken Sie auf 2024 zurück?

Konstanze Klosterhalfen:
Ich hatte die Qualifikation für Rom und wollte unbedingt dort starten. Seit der Rückkehr aus dem Trainingslager in Äthiopien habe ich mich nicht gut gefühlt, wusste aber nicht, was mit meinem Körper los ist. Einen Halbmarathon, bei dem ich eine niedrige 65er Zeit laufen wollte, konnte ich nicht beenden. In der Woche danach fiel mir alles schwer, ich hatte keine Kraft. Von diesem Gefühl konnte ich mich den Sommer über nicht erholen. Orthopädisch hatte ich keine Probleme, da bin ich gut durchgekommen. Nach mehreren Wochen wurde dann ein Infekt festgestellt.

Dann war die Absage für Rom nicht mehr zu verhindern?

Konstanze Klosterhalfen:
Das war super hart. Wir haben es bis zum allerletzten Moment versucht. Ich war qualifiziert und wollte dorthin. Aber ich wollte auch nicht einfach nur mitlaufen oder nicht konkurrenzfähig sein.

Wie ging es dann weiter bis zu den Olympischen Spielen in Paris, für die ja noch die Norm fehlte?

Konstanze Klosterhalfen:
Ich habe es versucht und wollte härter trainieren. Ich war in jeder Einheit am Limit. Irgendwann ging dann aber nichts mehr, ich musste sogar Dauerläufe abbrechen. Trotz des harten Trainings hatte ich kein gutes Laufgefühl. Es war eine Frage der Energiebereitstellung, das haben mir dann letztendlich Ausdauertests gezeigt. Es schwarz auf weiß zu sehen hat mir geholfen, es zu akzeptieren. Ich wollte auch in Paris nicht einfach nur teilnehmen, sondern bei den Olympischen Spielen eine gute Leistung bieten und zeigen, was wir im Training erarbeitet hatten. Die Trainings- und Wettkampfergebnisse stimmten allerdings nicht überein.

Sie sind dann aber doch nach Paris gefahren...

Konstanze Klosterhalfen:
Ja, ich war dort mit meiner Familie. Es war hart, aber auf der anderen Seite auch schön, denn ich habe viele Menschen getroffen und ein bisschen von der Atmosphäre mitnehmen können. Ich habe versucht, das alles aufzunehmen. Das 5.000-Meter Rennen von der Tribüne aus anzusehen tat weh, aber es hat mir auch viel Motivation gegeben. Es hat mir gezeigt, wofür ich trainiere.

Haben Sie dann das Training verändert und neu aufgebaut?

Konstanze Klosterhalfen:
Ich musste im Grundlagentraining neu anfangen, zum Teil mit deutlich langsamerem Tempo. Die Laktatwerte haben sich ständig verbessert, es ging nach vorne. Ich habe mich ganz auf die Basis konzentriert, meinem Körper vertraut, viel gelernt und alles simpel gehalten. Es hat mir viel Optimismus gegeben und ich habe mir neue Ziele gesetzt. Ich hatte dabei die richtige Unterstützung von außen, mit der es möglich war, die richtigen Schlüsse zu ziehen und geduldig zu bleiben.

Wie sahen diese neuen Ziele aus?

Konstanze Klosterhalfen:
Ich wollte zum Halbmarathon in Valencia Ende Oktober, musste aber abwarten, wie es sich schrittweise entwickelt. Zwei Bahnrennen über 5.000 und 3.000 Meter, die ich im September gelaufen bin, waren ein Einstieg. Es war toll, wieder auf der Bahn zu stehen. Dann bin ich für sechs Wochen ins Trainingslager in Iten nach Kenia gefahren. Mein Laufgefühl kam von Woche zu Woche mehr zurück. In Valencia waren es dann zwar keine perfekten Bedingungen, aber es hat gut geklappt.

Kam dann gleich der Entschluss, die Saison mit einer Cross-Saison abzuschließen?

Konstanze Klosterhalfen:
Ich mag Cross super gerne, es hat dieses Natürliche des Laufens. Ich habe mich dann mit Oliver Mintzlaff, der ja selbst ein guter Crossläufer war (2. DM 2005,  Anm. der Red.), zusammengesetzt und wir haben Trainingspläne entwickelt. Bei einem Cross in Spanien Ende November bin ich zum ersten Mal gegen Nadia Battocletti gelaufen, ein gutes Timing. Wir haben es richtig gesteuert. Ein Teil der Silbermedaille gehört auch ihm.

Wie geht es jetzt weiter, was sind die Pläne für 2025?

Konstanze Klosterhalfen:
Wir sind noch dabei, die Saison zu planen. Vielleicht gibt es ein paar Rennen in der Halle. Wichtig ist es, im nächsten Jahr Konstanz beizubehalten und bis und durch den Sommer ohne Probleme zukommen. Wir planen Schritt für Schritt im Training. Aber natürlich ist die WM in Tokio ein Ziel.

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