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Tigist Ketema und Melat Kejeta peilen beim Berlin-Marathon Bestzeiten an

© SCC Events / Petko Beier
Im Vorjahr stürmte Tigst Assefa zu einem neuen Marathon-Weltrekord. In diesem Jahr steht bei der Jubiläums-Ausgabe beim 50. BMW Berlin Marathon unter anderem ihre Trainingspartnerin Tigist Ketema im Fokus. Aus deutscher Sicht ruhen die Hoffnungen auf Melat Kejeta. Wir blicken voraus auf das Rennen der Frauen.
Jörg Wenig

Als der Berlin-Marathon 1998 sein erstes großes Jubiläum feierte, wurde das 25. Rennen von einem Weltrekord gekrönt, der sozusagen vom Himmel fiel. Überhaupt nichts hatte im Vorfeld dafür gesprochen, dass Ronaldo da Costa eine Zeit von 2:06:05 Stunden rennen könnte. Der Brasilianer lief sich in einen Weltrekord-Rausch, der weltweites Aufsehen auslöste. Sorgen nun beim 50. Jubiläum des BMW Berlin-Marathons die Frauen für Furore?

Mit ihrem Sensations-Weltrekord vor einem Jahr, bei dem Tigst Assefa mit 2:11:53 Stunden in völlig neue Dimensionen vordrang, hat die Äthiopierin die Latte in Berlin extrem hoch gelegt. Einen Weltrekord zu erwarten, ist mindestens genauso verwegen wie damals vor dem 25. Jubiläum und nicht realistisch. Doch eine Frau im Starterfeld könnte für eine absolute Weltklasse-Leistung gut sein: Tigist Ketema ist eine Trainingspartnerin von Tigst Assefa, die bei den Olympischen Spielen im August zur Silbermedaille lief und daher nicht zum dritten Mal in Folge in Berlin gewinnen kann.

Der Plan: Halbmarathon in 68:00 Minuten

Für Tigist Ketema ist eine absolute Weltklasse-Zeit möglich. Im Januar hatte sie bei ihrem ersten Marathonlauf in Dubai ein sensationelles Rennen gezeigt. Mit 2:16:07 Stunden siegte sie und stellte einen inoffiziellen Debüt-Weltrekord auf. Damit wurde die inzwischen 26-Jährige auf Anhieb zur neuntschnellsten Läuferin der Geschichte.

„Ich habe mich auf eine persönliche Bestzeit vorbereitet und plane die erste Hälfte am Sonntag in ungefähr 68:00 Minuten zu laufen. Ich hoffe, es wird nicht zu kalt, denn ich laufe lieber bei etwas wärmerem Wetter“, sagte Tigist Ketema, die im Marathon immer noch eine Newcomerin ist. „Vor dem Dubai-Marathon hatte ich schon ein bisschen Angst vor der Distanz – aber hinterher habe ich mich gefragt, warum eigentlich“, sagte die frühere Mittelstreckenläuferin, die als Favoritin anzusehen ist.

Genzebe Dibaba auf den Spuren von Haile Gebrselassie

„Tigist wird voraussichtlich ein etwas schnelleres Tempo anlaufen als die anderen. Aber insgesamt ist das Spitzenfeld sehr kompakt und es kann auch eine Überraschung geben“, sagte Race-Direktor Mark Milde, der insgesamt elf Läuferinnen mit persönlichen Bestzeiten von unter 2:22:00 Stunden verpflichtete. Das gab es bisher erst einmal in Berlin: 2023. Vieles spricht dafür, dass sich am Sonntag die äthiopische Siegesserie fortsetzen wird. Viermal in Folge gewann zuletzt eine Athletin aus dieser Lauf-Nation. Und die schnellsten sechs Läuferinnen auf der Startliste kommen aus Äthiopien.

Die frühere 1.500-Meter-Weltrekordlerin Genzebe Dibaba – eine jüngere Schwester der äthiopischen Laufsport-Legende Tirunesh Dibaba – hofft, in Berlin ebenfalls auf eine schnelle Zeit. Bei ihrem Debüt in Amsterdam erreichte sie 2022 bereits 2:18:05 Stunden. Doch in der Folge konnte sie sich noch nicht weiter steigern. „Ich habe damals im Fernsehen gesehen, wie Haile Gebrselassie in Berlin zweimal Weltrekorde lief. Und seitdem wollte ich immer in Berlin laufen – jetzt ist es soweit“, sagte Genzebe Dibaba. „Für mich wäre es ein Erfolg, wenn ich eine persönliche Bestzeit laufe.“

Melat Kejeta hofft trotz Knieproblemen auf Bestzeit

Mit Melat Kejeta (Laufteam Kassel) wird die mit Abstand stärkste deutsche Marathonläuferin der letzten Jahre an den Start gehen. „Ich habe sehr gute Erinnerungen an das Rennen und freue mich, dass ich wieder hier laufen kann“, sagte die 32-Jährige, die 2019 bei ihrem Debüt in Berlin als Sechste mit 2:23:57 Stunden überrascht hatte. Danach belegte sie 2021 bei Olympia in Sapporo (Japan) ebenfalls einen sehr starken sechsten Rang.

In Paris hatte sie bei den Spielen im August jedoch Pech: Aufgrund von Magenproblemen musste sie das Rennen frühzeitig aufgeben. Dafür hat sie nun die Gelegenheit, das Jubiläumsrennen in Berlin zu laufen. „Ich bin nicht in der Form, um den deutschen Rekord anzugreifen [2:19:19 h von Irina Mikitenko in Berlin 2008], aber ich hoffe, dass ich eine persönliche Bestzeit erreiche. Ich hatte zuletzt leichte Knieprobleme und muss sehen, wie es am Sonntag läuft“, sagte Melat Kejeta, die sich im Januar in Dubai auf 2:21:47 Stunden verbessert hatte.

Top-Läufer:innen und persönliche Bestzeiten:

Tigist Ketema | ETH | 2:16:07 h
Genzebe Dibaba | ETH | 2:18:05 h
Yebrugal Melese | ETH | 2:19:36 h
Mestawot Fikir | ETH | 2:20:45 h
Azmera Gebru | ETH | 2:20:48 h
Sisay Gola | ETH | 2:20:50 h
Mizuki Matsuda | JPN | 2:20:52 h
Fikrte Wereta | ETH | 2:21:32 h
Ai Hosoda | JPN | 2:21:42 h
Melat Kejeta | GER | 2:21:47 h
Aberu Ayana | ETH | 2:21:54 h
Calli Hauger-Thackery | GBR | 2:22:17 h
Bekelech Gudeta | ETH | 2:22:54 h
Lisa Weightman | AUS | 2:23:15 h
Betelihem Afenigus | ETH | 2:23:20 h
Veronica Maina | KEN | 2:24:46 h
Bosena Mulatie | ETH | 2:26:59 h
Alisa Vainio | FIN | 2:27:26 h
Sonia Samuels | GBR | 2:28:04 h
Nora Szabo | HUN | 2:28:25 h
Philippa Bowden | USA | 2:29:14 h
Melina Wolf | GER | 2:31:08 h
Thea Heim | GER | 2:33:25 h
Pauline Esikon | KEN | Debut

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