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U20-Talente suchen ihre Chance bei erstem WM-Einsatz

© Jan Papenfuß
76 deutsche Athletinnen und Athleten sind in dieser Woche nach Peru gereist, wo am Dienstag die U20-Weltmeisterschaften beginnen. Nach Erfolgen bei U18- und U20-Europameisterschaften hofft das deutsche Team, auf Weltebene an die starken Ergebnisse anzuknüpfen.
Svenja Sapper

U20-WM 2024

Der Saisonhöhepunkt und zugleich ein großes Abenteuer erwartet den deutschen Leichtathletik-Nachwuchs in der kommenden Woche. Die Elf-Millionen-Metropole Lima, Hauptstadt des Andenstaates Peru, richtet von Dienstag bis Samstag (27. bis 31. August) die U20-Weltmeisterschaften aus. Der südamerikanische Winter empfing die 76 deutschen Talente mit Temperaturen von 16 bis 20 Grad und bedecktem Himmel. Neben Training stand in den ersten Tagen nach der Ankunft zunächst die Anpassung an die Bedingungen und die andere Zeitzone (sieben Stunden Zeitverschiebung) auf dem Programm. 

Mit Ausnahme einiger Sprinterinnen, die bereits vor zwei Jahren in Cali (Kolumbien) zum Staffel-Einsatz kamen, ist es für alle Athletinnen und Athleten die erste Bewährungsprobe gegen die Konkurrenz auf Weltebene. Und die ist deutlich stärker als bei den U20-Europameisterschaften, wo das DLV-Team im Vorjahr 23 Medaillen abräumte. Sieben DLV-Talente sowie zwei Staffeln befinden sich in der Meldeliste in den Top Drei, elf weitere in den Top Acht. 

Gute Ausgangslage für DLV-Werferinnen

Besonders stark einzuschätzen sind die Werferinnen: Im Diskuswurf ist U20-Europameisterin Curly Brown (Eintracht Frankfurt) mit ihrer Bestmarke von 57,66 Metern Zweite der Meldeliste hinter Kanadas 62-Meter-Werferin Julia Tunks, im Speerwurf rangiert die Deutsche U20- und U23-Meisterin Mirja Lukas (TSV Bayer 04 Leverkusen) ebenfalls auf Position zwei – hinter der erst 16-jährigen Chinesin Ziyi Yan, die schon 64,20 Meter geworfen hat. Ebenfalls aussichtsreich positioniert ist die EYOF-Dritte im Hammerwurf Johanna Marrwitz (LG Stadtwerke München) mit der drittbesten Vorleistung. 

Zu den Hoffnungsträgern zählt auch Stabhochspringer Hendrik Müller (TSV Bayer 04 Leverkusen). Der Deutsche Jugendmeister führt mit seiner Hallen-Bestleistung von 5,55 Metern gleichauf mit dem Katarer Seifeldin Heneida Abdesalam die Jahresbestenliste an und hat dieses Ergebnis aus dem Februar trotz regnerischer Bedingungen mit 5,50 Metern bei der Jugend-DM in Koblenz untermauert. Im Kugelstoßen macht sich der U20-EM-Vierte Georg Harpf Hoffnungen auf eine Top-Platzierung. Der Münchner stieß zuletzt regelmäßig an die 20 Meter-Marke heran und hat sie je einmal in der Halle und im Freien übertroffen. 

Im 10.000 Meter Gehen ist U20-Europameister Frederick Weigel zwar ganz unten in der Meldeliste zu finden. Der Potsdamer hat nämlich in diesem Jahr noch keinen Wettkampf auf der Bahn bestritten. Mit seinen 40:53 Minuten auf den Straßen von Antalya (Türkei) bei der Team-WM ist es jedoch gut möglich, dass er in Lima vorne mitmischen kann. 

Amadeus Gräber & Friedrich Schulze auf Punktejagd

Stets zu beachten ist auch Zehnkämpfer Amadeus Gräber (SV Leonardo-da-Vinci Nauen). Der U20-Europameister liegt mit seinen 8.040 Punkten von der Regenschlacht beim Mehrkampf-Meeting in Bernhausen auf Platz drei der Meldeliste, hat aber noch deutlich Luft nach oben: Seine Bestleistung von der U20-EM steht bei 8.209 Zählern, in Einzel-Wettkämpfen hat er dieses Jahr unter anderem im Stabhochsprung und über 110 Meter Hürden Akzente gesetzt.

Einen Platz vor ihm sortiert sich in der Meldeliste Leo Göransson (Schweden; 8.057 pt) ein, der bei der U18-EM vor zwei Jahren hinter Amadeus Gräber Silber holte. Beide werden gefordert vom Polen Hubert Troscianka, der im ersten U20-Jahr bereits starke 8.145 Punkte erreicht hat. Mit Friedrich Schulze (Eintracht Frankfurt), Fünfter der Meldeliste, bildet Amadeus Gräber in Lima ein starkes Duo. 

Im Siebenkampf ist Hilke Thamke (SC Neubrandenburg) nach der verletzungsbedingten Absage der U20-Vize-Europameisterin Pia Meßing (TV Gladbeck) Einzelkämpferin. Sie trifft auf die EM-Teilnehmerin Jana Koscak (Kroatien), die eine Bestmarke von 6.293 Zählern mitbringt, diese Punktzahl war im Vorjahr U18-Weltbestleistung in einem Frauen-Siebenkampf. Die Neubrandenburgerin kann mit ihrer Bestleistung von 5.535 Punkten bei ihrem internationalen Debüt eine Top-Acht-Platzierung anpeilen. 

Olympia-Stars auch die Stars von Lima?

Einige weitere Athletinnen und Athleten bekommen es ebenfalls mit hochkarätiger Konkurrenz zu tun: Die Weitspringer Simon Plitzko (TSG Bergedorf) und Julian Holuschek (Eintracht Frankfurt) messen sich mit keinem Geringeren als dem Olympia-Dritten Mattia Furlani aus Italien. Jaydon Hibbert aus Jamaika landete als Vierter im olympischen Dreisprung-Finale drei Plätze vor dem Deutschen Meister Max Heß (LAC Erdgas Chemnitz). In Lima ist es mit Steven Freund ein Trainingspartner von Max Heß, der als einer von acht weiteren 16-Meter-Springern um die Plätze hinter dem großen Favoriten kämpfen kann. 

Im Hochsprung der weiblichen U20 wird die große Favoritin fehlen: Vize-Europameisterin Angelina Topic (Serbien) brach sich in der Qualifikation bei den Olympischen Spielen den Fuß. So eröffnen sich den dahinter platzierten Athletinnen Chancen. Titelverteidigerin Karmen Bruus (Estland) ist in diesem Jahr noch nicht höher gesprungen als 1,82 Meter. Ein paar Zentimeter besser waren die DLV-Teilnehmerinnen Ella Obeta (LG Eckental; 1,84 m) und Johanna Göring (SV Salamander Kornwestheim; 1,86 m), deren Hausrekord sogar bei 1,92 Meter steht. Keine gemeldete Athletin hat in dieser Freiluftsaison 1,90 Meter geschafft. 

Hochkarätige Besetzung im Sprint und Lauf

In den Sprint- und Laufdisziplinen haben ebenfalls bereits einige Athletinnen aufhorchen lassen. Über 100 Meter kann die Jamaikanerin Alana Reid eine Bestzeit von 10,92 Sekunden vorweisen. Ihre Landsfrau Kerrica Hill (PB 12,75 sec) ist über die Hürdenstrecke zu beachten. Shanoya Mikalia Douglas ist auf der doppelten Distanz schon 22,59 Sekunden gesprintet. Über die Stadionrunde führt mit Lurdes Gloria Manuel (Tschechien) eine Europäerin mit 50,52 Sekunden die Meldeliste an, als Achte (52,49 sec) ist Johanna Martin (1. LAV Rostock) auf dem Papier drittschnellste Europäerin. 

Zwei Athletinnen, Claudia Hollingsworth aus Australien und Sarah Moraa aus Kenia, haben über 800 Meter schon die zwei Minuten geknackt. Über 1.500 Meter ist Jolanda Kallabis (FT 1844 Freiburg) hinter der Äthiopierin Saron Berhe die Nummer zwei – die Freiburgerin wurde jedoch in diesem Sommer von Krankheiten ausgebremst und sprang erst in letzter Sekunde noch auf den Flieger nach Lima auf. Stärkste gemeldete Europäerin ist auch Hindernisläuferin Adia Budde (TSV Altenholz) als Fünfte, in ihrer Disziplin ragt die Olympia-Fünfte Sembo Almayev (Äthiopien) mit sagenhafter Bestzeit von 9:00,71 Minuten heraus. 

Immer stark sind aus deutscher Sicht bei U20-Weltmeisterschaften auch die Staffeln. In Lima gehen in allen Staffeln über 4x100 und 4x400 Meter sowie 4x400 Meter Mixed DLV-Quartette an den Start. Für einige Sprinterinnen und Sprinter, darunter Jakob Kemminer (TSV Ochenbruck) ist es, ebenso wie für die Werferinnen Nadjela Wepiwe (TSG Wehrheim; Diskus) und Nova Kienast (SV Preußen Berlin; Hammerwurf) schon der zweite internationale Höhepunkt in diesem Jahr: Sie kamen schon bei der U18-EM erfolgreich zum Einsatz und dürfen nun in Lima Erfahrung gegen die ältere Konkurrenz sammeln. 

Das Foto zeigt Stabhochspringer Hendrik Müller beim Warm-up im Trainingsstadion. 

U20-WM 2024

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