Obwohl die besten deutschen U20-Mehrkämpfer kommende Woche bei der U20-WM in Lima starten, gab’s bei der Mehrkampf-DM in Hannover starke Resultate. Während bei der weiblichen U20 Emma Kaul einen souveränen Start-Ziel-Sieg feierte, bejubelte bei der männlichen U20 Moritz Bartko einen außergewöhnlichen Titelgewinn.
Mit besonders guten Erinnerungen war Emma Kaul (USC Mainz) zu den Deutschen Mehrkampf-Meisterschaften nach Hannover gereist. Denn an selber Stelle im Erika-Fisch-Stadion stellte sie im Vorjahr eine neue deutsche U18-Bestleistung im Siebenkampf auf und sicherte sich den Titel. In diesem Jahr standen nach einer Verletzungspause einige Fragezeichen vor dem Start. Doch die Zweifel konnte Emma Kaul mit der Führung nach dem ersten Tag wegwischen. Am Ende setzte sich die Mainzerin am Samstagabend mit 5.725 Punkten klar vor Leonie Kroter (DJK SG Wasseralfingen; 5.434 Pt.) und Maresa Hense (LG Sempt; 5.290 Pt.) durch.
In den zweiten Tag starte Emma Kaul direkt mit einer Bestleistung von 5,76 Metern im Weitsprung. „Das macht mich besonders stolz. In Bernhausen habe ich mich beim Weitsprung verletzt und jetzt steht dort eine Bestleistung neben meinem Namen“, sagte die Mainzerin. In Bernhausen hatte sie sich zwei Muskelfaserrisse im Beuger zugezogen und war fast zwei Monate raus aus dem Training.
Emma Kaul: „Einer der wichtigsten Wettkämpfe meiner Karriere“
Die finalen beiden Disziplinen gewann Emma Kaul souverän. Mit 44,61 Metern im Speerwurf und 2:19,26 Minuten über 800 Meter. „Der Speerwurf war eigentlich in der letzten Zeit meine Wackel-Disziplin, deswegen freut mich das sehr. Insgesamt war es ein Wettkampf, um wieder ein freies Gefühl zurückzugewinnen. Ich glaube, das war einer der wichtigsten Wettkämpfe in meinem Leben. Natürlich bin auch froh, dass ich den Siebenkampf schmerzfrei absolvieren konnte“, zog Emma Kaul nach ihrem Gold-Siebenkampf ein positives Fazit.
Nach einem ganz anderen Drehbuch verlief die Entscheidung bei der männlichen Jugend U20. Denn verrückter hätte der Zehnkampf von Moritz Bartko (SC Potsdam) nicht laufen können. Am Freitag legte er in Hannover einen perfekten ersten Tag mit fünf Bestleistungen in fünf Disziplinen hin. Dann folgten der Schock am Samstagvormittag mit der Disqualifikation über die Hürden und dem anschließenden HappyEnd mit dem Titelgewinn am späten Abend.
Moritz Bartko: 6.882 Punkte mit neun Disziplinen
Exakt 6.882 Punkte sammelte der Potsdamer. Und das in nur neun Disziplinen. Denn zu Beginn des zweiten Tages kam Moritz Bartko über die Hürden ins Stolpern, strauchelte und geriet in die Nachbarbahn. Die Folge: Disqualifikation und keine Punkte in der sechsten Disziplin. „Der Tag hat schrecklich begonnen mit der Disqualifikation. Aber alle, die hier waren, meine Eltern und mein Trainer, die haben mich alle so gut aufgefangen“, sagte der Sieger hinterher. Dabei ist der Hürdensprint normalerweise eine der besten Disziplinen von Moritz Bartko, dessen Vater Robert 2000 in Sydney zweimal Olympia-Gold in der Bahnrad-Verfolgung gewann.
Denn statt den Kopf hängen zu lassen, machte er mit einer Zehnkampf-Bestleistung im Diskuswurf mit 42,25 Metern weiter. „Ab da habe ich gemerkt, dass es doch noch gut laufen kann. Da konnte ich die Gedanken an die Hürden verdrängen“, so der Potsdamer. So sprang dann auch im Stabhochsprung direkt die nächste Bestleistung mit 4,80 Metern heraus. Nachdem er im Speerwurf mit 60,35 Metern erreicht hatte, waren die Chancen auf den Sieg real. Über 1.500 Meter rannte er von Anfang an auf Sieg und erreichte in 4:42,55 Minuten den verrücktesten Sieg der Meisterschaften. Einen kleinen Rückstand vor der zehnten Disziplin wandelte er in einen kleinen Vorsprung in der Gesamtwertung um.
In diesem verrückten Wettkampf wurde Alexander Männel (TV Kalkum-Wittlaer) mit 6.854 Punkten Zweiter. Er hatte im Diskus mit 33,83 Metern einige Punkte verloren, die ihm am Ende fehlten. Bronze ging an Bastian Piwoski (TSV Bayer 04 Leverkusen) mit 6.748 Punkten.
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Im Bild: Deutscher U20-Meister im Zehnkampf mit nur neun Disziplinen, Moritz Bartko.