Zwei Lauf-Superstars haben sich am Schlusstag der Stadion-Leichtathletik der Olympischen Spiele in Paris die ersehnte Goldmedaille gesichert. Über 5.000 Meter war Jakob Ingebrigtsen nicht zu schlagen, über 1.500 Meter triumphierte Faith Kipyegon. Über 4x400 Meter siegten beide US-Staffeln und waren ganz dicht dran am Weltrekord, genauso wie die Top-Läufer über 800 Meter.
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Zwei Ausnahmeläufer haben sich am Schlusstag der Stadion-Wettkämpfe der Leichtathletik für die Niederlagen bei ihren vorangegangenen Starts revanchiert. Sowohl Jakob Ingebrigtsen (Norwegen) über 5.000 Meter als auch Faith Kipyegon (Kenia) über 1.500 Meter sicherten sich am Samstagabend in Paris die ersehnte olympische Goldmedaille. Jakob Ingebrigtsen war zuvor über 1.500 Meter leer ausgegangen, Faith Kipyegon musste sich über 5.000 Meter mit Silber begnügen.
Das 5.000-Meter-Rennen der Männer wurde erst auf den letzten Runden schnell. Dafür sorgte das äthiopische Trio um Hagos Gebrhiwet. Jakob Ingebrigtsen ließ sich jedoch nicht abschütteln und spielte auf der Schlussrunde von 53,99 Sekunden seine hohe Grundschnelligkeit aus.
Taktik von Jakob Ingebrigtsen geht auf
Nach seinem Olympiasieg 2021 in Tokio über 1.500 Meter feierte der erst 23-Jährige mit 13:13,66 Minuten seinen zweiten Olympiasieg. Im Spurt um Silber setzte sich Ronald Kwemoi (Kenia) in 13:15,04 Minuten knapp vor Grant Fischer (USA; 13:15,13 min) und dem Schweizer Dominic Lobalu (13:15,27 min) durch, der in Paris für das Flüchtlingsteam startete. Die Lauf-Nation Äthiopien ging leer aus.
Anders als bei den 5.000 Metern ging es bei den 1.500 Metern der Frauen sofort extrem schnell zur Sache. Für das hohe Tempo sorgte zunächst 5.000-Meter-Weltrekordlerin Gudaf Tsegay (Äthiopien), die allerdings im Ziel bis auf den letzten Platz durchgereicht wurde. Die letzte Runde war dann eine klare Sache von Faith Kipyegon. Die Weltrekordlerin steigerte den olympischen Rekord um zwei Sekunden auf 3:51,29 Minuten und gewann ihr drittes Olympia-Gold über diese Distanz.
Olympischer Rekord für Kipyegon, Silber-Comeback für Bell
Silber ging an die 2.000-Meter-Weltrekordlerin Jessica Hull. Die Australierin hielt mit 3:52,56 Minuten knapp Georgia Bell (3:52,61 min) auf Distanz. Die Britin gewann mit 3:52,61 Minuten nicht nur Bronze und steigerte den Landesrekord, sondern schrieb auch ihr persönliches „Sportmärchen“ weiter. Denn die 30-Jährige hatte eigentlich schon 2017 ihre Karriere beendet. Damals war sie 2:10,11 Minuten über 800 Meter und 4:25,58 Minuten über 1.500 Meter als Jahresbestzeit gelaufen.
Erst während der Corona-Pandemie entschied sie sich, wieder ernsthaft zu trainieren. Zunächst bestritt sie Duathlon-Wettkämpfe und kehrte 2023 auf die Laufbahn zurück. Erstmals unterbot Georgia Bell bei der Diamond League vor fünf Wochen in Paris die Vier-Minuten-Marke. Am Samstag stieß sie mit 3:52,61 Minuten in neue Sphären vor.
1:41,67 Minuten reichen nicht zur 800-Meter-Medaille
Das 800-Meter-Finale der Männer wurde von der Breite in der Spitze zum besten Rennen der Geschichte über die zwei Stadionrunden. So reichte Gabriel Tual (Frankreich) die Weltklassezeit von 1:42,14 Minuten „nur“ zu Platz sechs. An der Spitze entschieden Zentimeter über den Sieg. Das bessere Ende hatte Emmanuel Wanyonyi für sich. Der Kenianer setzte sich mit 1:41,19 Minuten mit dem Mini-Vorsprung von einer Hundertstelsekunde vor Marco Arop (Kanada) durch, der Nordamerika-Rekord lief.
Mit ihren neuen Bestzeiten stürmten das Duo auf Platz drei und vier der ewigen Weltbestenliste nach vorn. Bronze ging mit 1:41,50 Minuten an den Goldfavoriten Djamel Sedjati (Algerien). Trotz US-Rekord von 1:41,67 Minuten blieb Bryce Hoppel ohne Medaille. Rang fünf ging an den Spanier Mohamed Attaoui (1:42,08 min).
Französin Cyrena Samba-Mayela fehlt eine Hundertstel zum Gold-Coup
Auch über 100 Meter Hürden entschied eine Hundertstelsekunde über Gold. Nur knapp verpasste Cyrena Samba-Mayela den Olympiasieg. Die Französin musste sich unter dem Jubel der 70.000 Fans im Stade de France mit 12,34 Sekunden nur US-Meisterin Masai Russell (12,33 sec) geschlagen geben. Bronze ging an Jasmine Camacho-Quinn (Puerto Rico; 12,36 sec).
Das Hochsprung-Finale der Männer ging in die Verlängerung. Denn anders als Gianmarco Tamberi und Mutaz Essa Barshim 2021 in Tokio wollten Shelby McEwen (USA) und Hamish Kerr (Neuseeland) einen Olympiasieger im Stechen ermitteln. Gianmarco Tamberi und Mutaz Essa Barshim hatten vor drei Jahren auf ein Stechen verzichtet, so wurden beide Olympiasieger.
Hamish Kerr setzt sich erst im Stechen durch
Shelby McEwen und Hamish Kerr meisterten beide bei identischer Anzahl von Fehlversuchen 2,36 Meter, danach scheiterten sie viermal (inklusive Stechen) an 2,38 Metern sowie noch einmal an 2,36 Metern. Die Entscheidung um Gold fiel dann bei 2,34 Metern. Zunächst riss Shelby McEwen, wenige Augenblicke später floppte Hallenweltmeister Hamish Kerr blitzsauber über die Latte. Danach setzte der Neuseeländer zu einem sehenswerten Sprint an und ließ sich in der Mitte des Stadions auf dem Rasen von den Zuschauern feiern.
Bronze ging mit 2,34 Metern an Tokio-Olympiasieger Mutaz Essa Barshim. Nach zwei Fehlversuchen über 2,36 Meter hatte er bei 2,38 Metern alles auf eine Karte gesetzt. Doch er riss. Sein „Co-Olympiasieger“ Gianmarco Tamberi hat vor seinem Start im Hochsprung-Finale am Morgen via Instagram berichtet, dass er erneut eine Nierenkolik erlitten und starke Schmerzen habe. Beim Wettbewerb am Abend im Stade de France scheiterte er dann dreimal an 2,27 Metern und schied aus. Mit 2,22 Metern wurde er Elfter, sein Landsmann Stefano Sottile verpasste mit neuer Bestleistung von 2,34 Metern die Bronzemedaille nur aufgrund eines Fehlversuchs zu viel.
Gianmarco Tamberi von der Notaufnahme ins Olympia-Finale
Gianmarco Tamberi hatte am Morgen ein Foto aus einem Rettungswagen gepostet und dazu geschrieben, dass er in die Notaufnahme gebracht wurde, nachdem er zweimal Blut erbrochen habe. „Der Schmerz, den ich seit heute Morgen verspüre, so stark er auch sein mag, ist nichts im Vergleich zu dem, was ich innerlich fühle“, schrieb der 32-Jährige. Bereits seine Anreise nach Paris zur Qualifikation hatte der Europameister aufgrund seiner Nierenprobleme verschieben müssen.
Im Speerwurf kürte sich die Weltmeisterin auch zur Olympiasiegerin. Haruka Kitaguchi gelangen die zwei besten Würfe der Konkurrenz. Schon im ersten Versuch warf die Japanerin 65,80 Meter. Diese Weite konnte keine Werferin übertreffen. Silber ging mit 63,93 Metern an Jo-Ane van Dyk (Südafrika), Bronze an die Tschechin Nikola Ogrodnikova (63,68 m).
Zwei Olympiasieger fighten um Staffelgold
Bei den abschließenden 4x400 Metern der Männer machten zwei Olympiasieger das Rennen um Gold unter sich aus. Denn auf der Schlussrunde traf 400-Meter-Hürden-Sieger Rai Benjamin (USA) auf 200-Meter-Sieger Letsile Tebogo (Botswana). Nur mit letzter Kraft konnte der US-Star den Angriff des Schlussläufers von Botswana abwehren. Mit 2:54,53 Minuten liefen Christopher Bailey, Vernon Norwood, Bryce Deadmon und Rai Benjamin die zweitbeste Zeit der Geschichte. Nur die US-Staffel um Michael Johnson war bei ihrem Weltrekord bei der WM 1993 in Stuttgart mit 2:54,29 Minuten ein wenig schneller.
Bayapo Ndori, Busang Kebinatshipi, Anthony Pesela und Letsile Tebogo folgten nur eine Zehntel dahinter und steigerten den Afrika-Rekord auf 2:54,53 Minuten. Mit 2:55,83 Minuten stellte das britische Quartett mit Alex Haydock-Wilson, Matthew Hudson-Smith, Lewis Davex und Charles Dobson einen neuen Europarekord auf. Belgien musste sich auf Rang vier mit dem neuen Landesrekord von 2:57,75 Minuten trösten.
Nur 0,1 Sekunden trennen US-Staffel vom Uralt-Weltrekord
Der letzte Startschuss der Leichtathletik-Wettkämpfe im Stade de France fiel für die 4x400 Meter der Frauen. Und wieder erlebten die Zuschauer die zweitbeste Zeit der Geschichte. Allerdings hatte die siegreiche US-Staffel einen deutlich größeren Vorsprung als ihre Landsmänner kurz zuvor. Mit 3:15,27 Minuten verpassten Shamier Little, 400-Meter-Hürden-Olympiasiegerin Sydney McLaughlin-Levrone, 200-Meter-Olympiasiegerin Gabrielle Thomas und Alexis Holmes den 36 Jahre alten Weltrekord der UdSSR nur um eine Zehntelsekunde. Sydney McLaughlin-Levrone lief dabei ihr Teilstück laut World Athletics in 47,71 Sekunden.
Auf den Plätzen zwei bis fünf erzielten alle Staffeln neue Landesrekorde. Danke eines tollen Schlussspurts von Femke Bol ging Silber mit 3:19,50 Minuten an die Niederlande. Zuvor waren Lieke Klaver, Cathelijn Peeters und Lisanne de Witte im Einsatz. Die letzte Medaille der Stadion-Wettkämpfe in Paris ging mit 3:19,72 Minuten an die Britinnen Victoria Ohuruogu, Laviai Nielsen, Nicole Yeargin und Amber Anning.
Richard Ringer und Samuel Fitwi überzeugen beim Marathon
Schon am Morgen fiel die Entscheidung im Marathon der Männer. Auf einer extrem schwierigen Strecke belegten Richard Ringer (LC Rehlingen; 2:09:18 h) und Samuel Fitwi (Silvesterlauf Trier; 2:09:50 h) die Plätze 12 und 15. Amanal Petros (SCC Berlin) musste geschwächt von einer Infektion im Vorfeld das Rennen vorzeitig beenden.
Gold sicherte sich mit Olympia-Rekord von 2:06:26 Stunden der Äthiopier Tamirat Tola. Silber gewann mit 21 Sekunden Rückstand der Belgier Bashir Abdi, der vor drei Jahren bei den Spielen von Tokio bereits Bronze gewann. Das tat diesmal 13 Sekunden dahinter Abdi der Kenianer Benson Kipruto.