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Tola läuft zum Marathon-Olympiasieg, Ringer und Fitwi unter die Top 15

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Dieser olympische Marathon wird lange in Erinnerung bleiben. Denn das Rennen in Paris führte an zahlreichen berühmten Sehenswürdigkeiten vorbei. Außerdem mussten dabei mehr als 400 Höhenmeter überwunden werden. Einen dieser heftigen Anstiege nutzte Olympiasieger Tamirat Tola für den entscheidenden Vorstoß. Auf den Plätzen 12 und 15 zeigten Richard Ringer und Samuel Fitwi ein starkes Rennen.
Martin Neumann

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Der olympische Marathon der Männer wurde am Samstagvormittag zum erwarteten Ausscheidungsrennen. Denn der Rundkurs vom Pariser Rathaus über die Halbmarathonmarke kurz vor dem Schloss Versailles bis hin zum Ziel an der Esplanade des Invalides mitten in der Stadt hatte es in sich. Die 81 Starter mussten auf den 42,195 Kilometern knackige 436 Höhenmeter überwinden. Zum Vergleich: Schnelle City-Strecken kommen auf nur etwa 50 Höhenmeter.

Beim ersten langen Anstieg zwischen Kilometer 15 und 21 mit knapp 150 Höhenmetern fiel die Spitzengruppe auseinander. Dem Tempo an der Spitze konnten unter anderem die Lauf-Legenden Eliud Kipchoge (Kenia) und Kenenisa Bekele (Äthiopien) nicht mehr folgen. Auch der Deutsche Rekordhalter Amanal Petros (SCC Berlin) fiel zurück. Der EM-Dritte im Halbmarathon war in der finalen Olympia-Vorbereitung drei Wochen zuvor von einer Infektion, mutmaßlich Corona, ausgebremst worden, die eine Woche Training und viel Substanz kostete.

Entscheidung bei heftigen Anstiegen und Bergabpassagen

Nach 25 Kilometern zählten nur noch 15 Läufer zur Spitzengruppe. Dazu gehörte auch Samuel Fitwi (Silvesterlauf Trier), während Europameister Richard Ringer (LC Rehlingen) 36 Sekunden dahinter in der Verfolgergruppe lief. Amanal Petros fehlten bei der Zwischenmarke schon 2:05 Minuten zur Spitze, Eliud Kipchoge noch weitere 20 Sekunden.

Kurz danach ging es in die „Berg-und-Tal-Passage“. Zunächst ging es auf zwei Kilometern etwa 100 Höhenmeter bergauf, anschließend auf etwa drei Kilometern 150 Höhenmeter bergab. Eine Extrembelastung für die ohnehin schon über anderthalb Stunden beanspruchte Muskulatur. Diesen speziellen Streckenabschnitt nutzte Tamirat Tola zur Attacke. Der Weltmeister von 2022 aus Äthiopien setzte sich kurz vor der 30-Kilometer-Marke ab und beschleunigte auf der Bergab-Passage. Die folgenden fünf Kilometer lief der Äthiopier in superschnellen 14:02 Minuten.

Richard Ringer dreht auf den letzten Kilometern auf

In diesem Streckenabschnitt konnte Samuel Fitwi das Tempo der Verfolgergruppe nicht mehr mitgehen. Nach 35 Kilometern lag der EM-Vierte im Halbmarathon als 18. exakt 1:46 Minuten hinter Tamirat Tola. Richard Ringer, der sich das Rennen clever eingeteilt hatte, folgte zehn Sekunden dahinter als 19. Auf den finalen sieben Kilometern arbeitete sich der Europameister im weiter nach vorn und belegte unter dem Jubel der Zehntausenden Fans im Zielbereich vor dem Invalidendom mit 2:09:18 Stunden einen starken zwölften Platz.

Richard Ringer hatte sich akribisch auf den olympischen Marathon vorbereitet und mehrere Male den speziellen Kurs besichtigt. Samuel Fitwi folgte drei Plätze hinter dem Saarländer mit 2:09:50 Stunden auf Platz 15. Amanal Petros erreichte geschwächt durch die Infektion im Vorfeld nicht das Ziel.

Tamirat Tola siegt mit olympischem Rekord

An der Spitze ließ sich Tamirat Tola den Sieg nicht mehr nehmen. Trotz der schwierigen Strecke verbesserte der 32-Jährige den olympischen Rekord von Samuel Wanjiru um sechs Sekunden auf 2:06:26 Stunden. Zu den ersten Gratulanten im Ziel zählte Äthiopiens Lauf-Legende Haile Gebrselassie. Über Silber jubelte Europarekordler Bashir Abdi nach 2:06:47 Stunden. Für den Belgier ist es die zweite olympische Medaille nach Bronze 2021. Der schnellste Marathonläufer des Jahres, Benson Kipruto (Kenia), sicherte sich mit 2:07:00 Stunden den dritten Podestplatz.

Auch der zweimalige Olympiasieger Eliud Kipchoge, der 2003 in Paris schon Weltmeister über 5.000 Meter geworden war, musste das Rennen vorzeitig beenden. Der 39-jährige Kenianer hatte schon früh mit Hüftproblemen zu kämpfen und verlor schnell viele Minuten. Kenenisa Bekele – mittlerweile 42 Jahre alt – erreichte bei seinem ersten Olympiastart seit London 2012 nach 2:12:24 Stunden Rang 39.

Stimmen zum Wettbewerb:

Richard Ringer (LC Rehlingen)
Man freut sich, wenn man das Ziel erreicht, das man sich vorgestellt hat. Die Muskeln haben zwar wehgetan, aber das Rennen hätte gern noch etwas länger dauern können. Denn viel hat ja nicht zu meiner Traum-Platzierung Top 8 gefehlt. Ich habe so viele hinter mir gelassen, die deutlich schneller waren als sich. Das kann sich schon sehen lassen. Im Vergleich zur Bestzeit ist man auf dieser Strecke vier bis viereinhalb Minuten langsamer. Da sind meine 2:09 Stunden schon eine gute Zeit. Ich habe dieses Jahr alles ausgeschöpft im Training mit Höhentraining und Läufen bei Hitze. Vielleicht wären meine Chancen morgen bei noch wärmeren Temperaturen noch besser gewesen. Ich habe mich speziell auf die Anstiege vorbereitet. Ich war dreimal zuvor in Paris, habe die Anstiege trainiert und dabei auf Puls- und Laktatwerte geachtet. Das hat sich bezahlt gemacht. Man musste auf die Strecke vorbereitet sein. Das Publikum war super, es wurden alle toll unterstützt.

Samuel Fitwi (Silvesterlauf Trier)
Ich wollte unter die Top 8 laufen. Leider musste ich zwischen Kilometer 29 und 30 abreißen lassen. Da ging es 600 Meter steil hoch. Anschließend bin ich ganz allein gelaufen. Hier bei Olympia geht es um die Platzierungen, nicht um schnelle Zeiten wie in Valencia oder Berlin. Insgesamt bin ich sehr zufrieden und happy. Es war erst mein vierter Marathon und mein erster Olympia-Start. Die Strecke ist ziemlich auf die Knochen gegangen, da kann sich der Platz sehen lassen. Ich wurde im Rennen toll unterstützt, aus meiner Region sind die Fans mit zwei Bussen nach Paris gekommen. Der Zieleinlauf war superschön. Es war ein Super-Tag.

Amanal Petros (SCC Berlin)
Vor drei Wochen hatte ich eine Erkrankung. Die hat mich leider total zurückgeworfen. Denn ich war in einer sehr, sehr guten Form. Mein Ziel wären die Top 5 gewesen. Aber es ging nicht, der Körper war total zerstört. Ich bin extra vor zwei Wochen aus Kenia nach Deutschland gekommen, um mich ärztlich behandeln zu lassen. Ich bin bei Kilometer 32 ausgestiegen, weil es einfach nicht mehr ging. Das war nicht mein Ziel, ich wollte anderes erreichen. Aber als Profi-Läufer muss ich das akzeptieren und nach vorn schauen. Das waren nicht meine letzten Olympischen Spiele. Jetzt muss ich mich erst einmal komplett durchchecken lassen, um zu wissen, was im Körper los ist.

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