| Olympische Spiele

Paris Tag 9 | Yemisi Ogunleye und DLV-Sprintstaffel im Freudentaumel, Benjamin entthront Warholm

© Gladys Chai von der Laage
Für die Highlights des neunten Leichtathletik-Tages in Paris aus deutscher Sicht haben am Freitag Yemisi Ogunleye und die 4x100-Meter-Staffel der Frauen gesorgt. Die Kugelstoßerin krönte sich mit Freiluft-Bestleistung von genau 20 Metern überraschend zur Olympiasiegerin, während die Sprinterinnen Bronze ergatterten.
Svenja Sapper

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Mit 20,00 Metern ins goldene Glück: Yemisi Ogunleye (MTG Mannheim) hat sich am Freitagabend in Paris (Frankreich) zur ersten deutschen Kugelstoß-Olympiasiegerin seit 28 Jahren gekrönt. Die 25-Jährige lag ab dem zweiten Durchgang auf Platz zwei und setzte im letzten Versuch den Konter zu Gold. Ihre Weite war zugleich Freiluft-Bestleistung, nur bei Hallen-WM-Silber in Glasgow (Großbritannien) hat sie mit 20,19 Metern noch etwas weiter gestoßen. Nach der Silbermedaille in Glasgow und Bronze bei der EM in Rom (Italien) komplettierte die Mannheimerin ihren Medaillensatz und weinte Tränen des Glücks. 

Silber errang die lange führende Neuseeländerin Maddison-Lee Wesche (19,86 m) vor der Chinesin Jiayuan Song (19,32 m). Die zweite DLV-Kugelstoßerin Alina Kenzel (VfB Stuttgart) verpasste mit 18,29 Metern den Endkampf knapp, sie wurde Neunte. 

Erste deutsche Staffelmedaille seit der Wiedervereinigung

Zuvor hatten bereits die deutschen 4x100-Meter-Sprinterinnen Freudentränen vergossen. Alexandra Burghardt (LG Gendorf Wacker Burghausen), Lisa Mayer (Sprintteam Wetzlar), Gina Lückenkemper (SCC Berlin) und Rebekka Haase (Sprintteam Wetzlar) ersprinteten mit Bronze die erste deutsche Staffel-Medaille bei Olympischen Spielen seit der Wiedervereinigung. Nur die USA mit den Sprintstars Gabrielle Thomas und Sha'Carri Richardson (41,78 sec) und Großbritannien (41,85 sec) waren ein wenig schneller.

Die DLV-Sprinterinnen teilten ihre Medaille ausdrücklich mit der im Vorlauf eingesetzten Sophia Junk (LG Rhein-Wied), die später auch mit aufs Treppchen steigen durfte, sowie Ersatzläuferin Lisa Marie Kwayie (Neuköllner SF) und widmeten den Erfolg ihrem Leitenden Bundestrainer Ronald Stein, der zurzeit krankheitsbedingt nicht im Dienst sein kann, aber einen großen Anteil an der Entwicklung der deutschen Sprintstaffeln hat. 

Das Männer-Finale über 4x100 Meter gewann in 37,50 Sekunden das Quartett aus Kanada vor den Südafrikanern, die sieben Hundertstel dahinter Afrikarekord sprinteten. Bronze ging an Großbritannien (37,61 sec), die USA wurden nach einem Wechselfehler durchgereicht und später disqualifiziert. Gestartet waren sie mit Hallen-Weltrekordler Christian Coleman, dem Olympia-Zweiten über 200 Meter Kenneth Bednarek, Kyree King sowie Ex-Weltmeister Fred Kerley, aber ohne 100-Meter-Olympiasieger Noah Lyles, der an Corona erkrankt ist. 

Rai Benjamin bezwingt Karsten Warholm

Zum erwartet spannenden Showdown kam es über 400 Meter Hürden. Diesmal hatte Weltrekordler und Tokio-Olympiasieger Karsten Warholm nicht das letzte Wort. Der Zweite von 2021 Rai Benjamin (USA) drehte den Spieß um und zog an den letzten Hürden am Norweger vorbei. In 46,46 Sekunden siegte er letztendlich deutlich, Warholm blieb in 47,06 Sekunden Silber vor Südamerika-Rekordler Alison dos Santos (47,26 sec), der wie in Tokio Bronze gewann. 

Auf der flachen Stadionrunde verwandelte Marileidy Paulino (Dominikanische Republik) Silber von 2021 in Gold. In 48,17 Sekunden rannte sie mit olympischem Rekord auf Platz vier der ewigen Weltbestenliste in einem in der Spitze und Breite unglaublich starken Finale: Salwa Eid Naser aus Bahrain erkämpfte sich in 48,53 Sekunden Silber, auch Europameisterin Natalia Kaczmarek unterbot als Bronzemedaillengewinnern (48,98 sec) die 49 Sekunden. Alle acht Finalistinnen blieben im Endlauf unter 50 Sekunden. 

Über 10.000 Meter machte Beatrice Chebet das Langstrecken-Double perfekt, die Kenianerin hatte zuvor bereits über 5.000 Meter triumphiert. Mit einem starken Antritt auf der Schlussrunde setzte sie sich in 30:43,25 Minuten durch. Dahinter belohnte sich die italienische Europameisterin Nadia Battocletti nach Rang vier über 5.000 Meter mit Silber. In neuer Landesrekord-Zeit von 30:43,35 Minuten hätte sie fast sogar Chebet noch abgefangen. Titelverteidigerin Sifan Hassan (Niederlande), die wie üblich lange am Ende des Feldes gelauert hatte, kam nicht mehr ganz heran und holte Bronze (30:44,12 min). 

Pichardo knapp geschlagen, Hattrick für Thiam

Grund zur Freude hatte DLV-Dreispringer Max Heß (LAC Erdgas Chemnitz). Nach acht Jahren übertraf er mit 17,38 Metern seine Freiluft-Bestleistung um 18 Zentimeter und wurde im olympischen Finale Siebter. Gold und Silber wurden wie bei der EM in Rom an Jordan Alejandro Diaz Fortun (Spanien; 17,86 m) und Titelverteidiger Pedro Pichardo (Portugal; 17,84 m) vergeben. Bronze gewann für Italien Andy Diaz Hernandez (17,64 m). 

Die frühere WM-Zweite Carolin Schäfer hat sich mit 6.084 Punkten von der Siebenkampf-Bühne verabschiedet. Damit belegte die Frankfurterin bei ihren dritten Olympischen Spielen Rang 17. Gold gewann mit 6.880 Punkten zum dritten Mal in Folge Nafissatou Thiam (Belgien), die im finalen 800-Meter-Lauf den Angriff von Weltmeisterin Katarina Johnson-Thompson abwehren konnte, die Britin kam auf 6.844 Zähler. 

Bronze ging wie schon bei der EM in Rom an die zweite Belgierin Noor Vidts, die mit 6.707 Punkten eine neue Bestleistung aufstellte. Trotz Punktzahlen, die bei den letzten Olympischen Spielen zu einer Medaille gereicht hatten, schafften es Annik Kälin (Schweiz; 6.639 pt) und die WM-Zweite Anna Hall (6.615 pt) nicht aufs Podest. 

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