| Schönebeck

Diskuswerfer überzeugen, Martin Wierig verlässt den Ring

© Iris Hensel
Olympia-Generalprobe und Abschiedsparty: Der 18. Schönebecker SoleCup bot am Samstag packende Wettkämpfe und einen emotionalen Abschied. Martin Wierig hat in seinem „Wohnzimmer“ seinen letzten Diskus geworfen. Für herausragende Leistungen sorgten die deutschen Diskuswerfer, Kugelstoßerin Yemisi Ogunleye sowie Hammerwerfer Merlin Hummel.
Sandra Arm

Gelungene Abschiedsparty für Magdeburgs Diskus-Ass Martin Wierig: Die Fans im Stadion an der Magdeburger Straße bereiteten dem 37-Jährigen beim 18. Schönebecker SoleCup am Samstag einen tollen Abschied. Ebenso wie Wegbegleiter, Freunde und Familie. Einer musste passen: David Wrobel (VfB Stuttgart), er war acht Jahre sein Trainingspartner. Er zog sich am Dienstag eine Muskelzerrung im Training zu, und machte den Weg frei für seinen Kumpel, der somit bei acht Teilnehmern auf sechs Versuche kam.

Vor Beginn der Konkurrenz bildeten Athleten wie Trainer ein Spalier und sorgten für den ersten Gänsehautmoment. Vor dem sechsten und letzten Versuch wurde die Reihenfolge nochmals aus gutem Grund geändert: Martin Wierig stieg als Letzter in den Ring und ließ sich dabei feiern. Anschließend schwappte mehrmals die Laola durch das Stadion. „Mach's gut, Legende“, war auf einem Plakat zu lesen. Lange konnte der 37-Jährige seine Tränen zurückhalten, doch als seine Söhne Anton und Matthes in seine Arme liefen, war es um ihn geschehen.

Zu guter Letzt hing er seine Wettkampfschuhe an den sprichwörtlichen Nagel. Die Weite an diesem besonderen Tag? Zweitrangig! Es gewann der Australier Matthew Denny mit 67,93 Metern vor den deutschen Olympia-Startern Clemens Prüfer (SC Potsdam; 66,62 m) und Henrik Janssen (SC Magdeburg; 65,81 m), die mit starken Leistungen zu überzeugen wussten.

66,84 Meter: Marike Steinacker liefert ab

Marike Steinacker (TSV Bayer 04 Leverkusen) unterstrich eindrucksvoll ihre Top-Form: Auf ihr Konto gingen zwei Würfe über 66, einer über 65 Meter. Als Tagesbestweite wurden 66,84 Meter sowie der Sieg notiert. „Ich war jetzt zehn Tage in Südtirol, da haben wir ordentlich geschuftet. Ich hatte über die letzten zwei Tage neun Stunden Fahrt in den Beinen, dementsprechend war ich so eingestellt, mal schauen, was es wird. Ich wusste, ich habe viel drauf und bin super glücklich, dass es so geklappt hat“, resümierte die 32-Jährige, die vor ihren zweiten Olympischen Spielen steht.

Mit einer stabilen Serie konnte auch Claudine Vita (SC Neubrandenburg) punkten, sie setzte sich mit 64,79 Metern auf den zweiten Platz. Auf den dritten Rang schob sich Julia Harting (SC Neubrandenburg), und das mit einer Saisonbestleistung von 63,85 Metern. „Ich habe mich sehr gefreut, weil ich gemerkt habe, ich habe ihn getroffen. Aber gleichzeitig habe ich mich auch aufgeregt, dass ich das in den vorherigen fünf Versuchen nicht hinbekommen habe. Deswegen ist mein typischer Schrei heute mal ausgeblieben“, sagte die 34-Jährige und ergänzte, „das war einfach richtig schön. Die 63 Meter haben mir unheimlich gut getan. Ich hatte dieses Jahr so viel Verletzungspech“.

Yemisi Ogunleye mit neuer Freiluft-Bestleistung

Zwei Mal in Aktion werden wir Julia Harting in diesem Sommer noch erleben: beim Thumer Werfertag (16. August) und beim ISTAF in Berlin (1. September). „Danach fange ich bei der Bundespolizei erstmal den Aufstieg an. Deswegen mache ich dann keine Wettkämpfe mehr“, sagte sie und beruhigte hinsichtlich der vorsichtigen Frage nach einem Abschied: „Ich werfe weiter, erstmal schon.“ An Abschied ist bei Yemisi Ogunleye (MTG Mannheim) noch lange nicht zu denken. Die Kugelstoßerin steckt mittendrin in ihrer Leistungsport-Karriere, und ist auf dem Sprung nach Paris.

Die Generalprobe verlief für die 25-Jährige mit zweimal Freiluft-Bestleistung von 19,53 Metern extrem gut. „Auf die Leistung kann man in den nächsten zwei Wochen nochmal aufbauen. Es war eine gute Generalprobe, um zu sehen, wo man technisch gerade steht. Jetzt feilen wir bis zum nächsten Wochenende daran – und dann bin ich gewappnet für die Spiele.“ Den Sieg holte sich die Neuseeländerin Maddison-Lee Wesche mit 19,81 Metern. Derweil ist Julia Ritter (TV Wattenscheid) auf dem Weg, sich das Drehstoßen zu erarbeiten. Nach den Deutschen Meisterschaften habe sie mit der Technikumstellung begonnen, der SoleCup war bereits ihr zweiter Wettkampf mit der Drehstoßtechnik. Sie kam mit 16,53 Metern auf Rang sechs.

Die internationale Konkurrenz setzte die Akzente im Kugelstoßen: Der tschechische Olympia-Starter Tomas Stanek siegte mit 20,53 Metern. Nicht in Schwung kam Zane Weir (Italien), der mit sich im Ring gehörig haderte. Für den 22-Meter-Stoßer gingen 19,94 Meter und Rang zwei ins Protokoll ein. Dahinter kämpften die DLV-Starter um den Podestplatz. Den sicherte sich Tizian Lauria (VfL Sindelfingen), der sechs gültige Versuche erreichte und sich in der letzten Runde auf 19,63 Meter steigern konnte.

Merlin Hummel halb zufrieden

Bei den Europameisterschaften in Rom sorgte Merlin Hummel (UAC Kulmbach) für eine große Überraschung: Als EM-Vierter und mit neuer Bestmarke von 79,25 Metern verließ der 22-Jährige den Hammerwurfring. Dass er auf einem guten Weg in Richtung Paris ist, zeigte er bei der Olympia-Generalprobe. Er gewann mit 76,41 Metern vor Sören Klose (Eintracht Frankfurt; 74,90 m).

Für eine gelungenen Generalprobe fehlte Merlin Hummel ein bisschen was: „Sie war es zur Hälfte. Der eine 76er hat gezeigt, was ich drauf habe. Ich war heute noch so ein bisschen müde vom Kopf her, der Körper war gut dabei. Es war so ein schwammiges Gefühl, damit habe ich versucht zurechtzukommen“, resümierte der WM-Teilnehmer, der sich die nächsten Tage noch in heimischen Gefilden vorbereiten wird, bevor es am Donnerstag ins Olympische und Paralympische Trainingszentrum nach Kienbaum geht.

Die #RoadToParis schlägt er mit Sören Klose ein. Beide sorgten zuletzt für reichlich Furore, die nicht ohne Nebeneffekt blieb: „Ich finde die Situation einfach cool. Wir haben jetzt ganz viele Leute wie ein kleines Mädel, die zu uns kommen. Sie hat gesagt, sie will zu den Olympischen Spielen. Sie trainiert ganz eifrig bei uns. Das sind die schönsten Sachen, wenn man andere Leute oder auch Kinder motivieren kann, da aus sich was zu machen Das finde ich wundervoll. Wenn ich nur ein Prozent dazu beitragen kann, dass der Hammerwurf wieder ein bisschen mehr Präsenz bekommt, dann finde ich das unfassbar toll“, sagte Merlin Hummel.

Janée Kassanavoid mit guter Serie

Weltklasse im Hammerwurf: Ordentlich herausgefordert wurden die DLV-Starterinnen von der starken Konkurrenz aus Übersee. Allen voran durch USA-Amerikanerin Janée Kassanavoid, die gleich viermal die Marke von 70 Metern übertraf. Ihr weitester Versuch wurde mit 73,13 Metern vermessen. Sie zeigte an diesem Tag die einzigen Würfe über diese Marke. Daran geschnuppert hat Lauren Bruce (Neuseeland), die mit 69,44 Metern den zweiten Platz belegte. Beste Deutsche wurde Samantha Borutta (Eintracht Frankfurt), die nach anfänglichen Problemen immer besser in Schwung kam und im Endkampf die Aufholjagd startete. Das gelang ihr als Drittplatzierte mit 68,31 Metern.

Bei den Speerwerferinnen erreichte Alyssa John (SC Magdeburg) mit 57,75 Metern die Tagesbestweite. In der Morgensonne eröffnete der Nachwuchs mit Kugel und Diskus die Konkurrenzen. Den Richtwert für die U20-WM in Lima (Peru; 26. bis 31. August) hatte Shaun-Paul Fritzsche (SV Vorwärts Zwickau) bereits abgehakt. Nun legte der Nachwuchs-Kugelstoßer bei der DM-Generalprobe noch einen drauf: In der fünften Runde wuchtete er die Kugel auf einen neuen Hausrekord von 18,77 Metern.

Drauf ankommen wird es für die U20-Talente in wenigen Tagen, wenn die begehrten Tickets für die U20-WM bei den Deutschen Meisterschaften in Koblenz (26. bis 28. Juli) vergeben werden. In der weiblichen U20-Konkurrenz siegte Jolina Lange (LV 90 Erzgebirge) mit 14,96 Metern.

Die kompletten Resultate finden Sie in unserer Ergebnisrubrik...

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