Mehr als 1.100 Nachwuchs-Athletinnen und -Athleten gehen von Donnerstag bis Sonntag bei der U18-EM in Banská Bystrica an den Start. Der DLV reist mit seinem bisher größten U18-EM-Team in die Slowakei. Für fast alle der 69 Talente ist es der erste internationale Einsatz, bei dem sie sich bestmöglich präsentieren wollen.
In einem zweitägigen Precamp im beschaulichen Erding haben sich die 69 deutschen U18-EM-Starterinnen und -Starter auf ihren Einsatz vorbereitet, am Dienstagmorgen geht es mit drei Reisebussen von Bayern aus in die Slowakei. Banská Bystrica, mit rund 75.000 Einwohnern sechstgrößte Stadt in der Slowakei, hat bereits Erfahrung mit der Ausrichtung von U18-Meisterschaften: Vor zwei Jahren traf sich dort die Jugend der Welt beim Europäischen Olympischen Jugendfestival (EYOF).
Nun findet dort die vierte Ausgabe der U18-EM statt, der Slogan der Meisterschaften lautet „Meet the future stars“ – und das ist nicht übertrieben: Zu den einstigen Goldmedaillen-Gewinnerinnen bei U18-Europameisterschaften zählen unter anderem die heutige Hochsprung-Weltrekordlerin Yaroslava Mahuchikh (Ukraine) und die Olympia-Zweite über 800 Meter Keely Hodgkinson (Großbritannien). Von den Stars von 2022 haben es ebenfalls schon einige, darunter Hochspringerin Angelina Topic (Serbien) und Weitspringer Mattia Furlani (Italien), in die europäische Spitze der Aktiven geschafft.
Davon träumen sicher auch die 69 Talente, die der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) für Banská Bystrica nominiert hat. Es ist das bislang größte DLV-Team bei einer U18-EM. Vor allem in der männlichen Jugend ist die Leistungsdichte beeindruckend: In allen Disziplinen, die in Banská Bystrica ausgetragen werden, schickt der DLV Nachwuchs-Athleten an den Start, lediglich im Diskuswurf, Weitsprung und über 1.500 Meter konnte das Kontingent nicht voll ausgeschöpft werden.
Wenige Talente mit internationaler Erfahrung
Nahezu alle DLV-Talente geben bei der U18-EM ihr Debüt auf internationalem Parkett. Schon eine Europameisterschaft mitgemacht hat Nova Kienast (SV Preußen Berlin), die im Vorjahr als gerade 16-Jährige das Hammerwurf-Finale der U20-EM erreichte. Gemeinsam mit Teamkollegin Clara Hegemann (LG Stadtwerke München), Inhaberin der deutschen U18-Bestleistung, zählt sie in Banská Bystrica zu den Medaillen-Anwärterinnen, das DLV-Duo bringt die besten Vorleistungen mit.
Beim EYOF 2023 haben 100-Meter-Sprinter Jakob Kemminer (TSV Ochenbruck) und Hindernis-Spezialistin Lera Miller (VfL Löningen) internationale Erfahrung gesammelt. Der Sprinter, der gleichauf mit dem Briten Joel Masters die Meldeliste anführt, hat sich eine Medaille vorgenommen. Bei seinem schnellsten Rennen in Mannheim kratzte er mit 10,40 Sekunden an der 25 Jahre alten deutschen U18-Bestzeit. Mit fünf Rennen innerhalb von zwei Tagen hat der 17-Jährige zuletzt bei der U18-DM in Mönchengladbach Wettkampfhärte getankt.
Fünf Athleten und zehn Athletinnen in den Top Drei
Lera Miller, die beim EYOF Fünfte wurde, liegt in der Meldeliste auf Platz zwei und hat in Mönchengladbach mit einem Doppelsieg über 1.500 Meter und 2.000 Meter Hindernis unter Beweis gestellt, dass sie bestens gerüstet für die U18-EM ist. Die 17-Jährige aus der Hindernis-Talentschmiede des VfL Löningen schickt sich an, die deutsche Erfolgstradition fortzuführen, denn vor zwei Jahren in Jerusalem (Israel) gelang Jolanda Kallabis (FT 1844 Freiburg) und Adia Budde (TSV Altenholz) über die Hindernisse ein Doppelsieg.
Bereits eine internationale Goldmedaille hat Julia Ehrle (LG farbtex Nordschwarzwald) errungen, sie triumphierte Anfang Juni bei der Berglauf-EM in der U20. Bei ihrem ersten internationalen Einsatz auf der Bahn kann die vielseitig talentierte 16-Jährige mit einer Top-Platzierung über 3.000 Meter liebäugeln.
Gleich in zwei Disziplinen stark präsentiert hat sich Lena Anochili (Hamburger SV), die über 100 Meter und im Weitsprung jeweils Rang zwei der Meldeliste einnimmt. Mit neuer deutscher U18-Bestzeit über 100 Meter Hürden hat sich auch die Münchnerin Daryl Ndasi in eine starke Ausgangsposition gebracht. Im Diskuswurf steigt mit Nadjela Wepiwe (TSG Wehrheim) die jüngere Schwester der U20-Vize-Europameisterin Milina Wepiwe ebenfalls als Zweite in den Ring. Mit dem Speer zählt Konstanze Irlinger (TSV Jetzendorf) zu jenen Athletinnen, die Kroatiens 60-Meter-Werferin Vita Barbic unter Druck setzen können.
Starke Mehrkämpfer und Premiere für die Medley-Staffel
Aussichtsreich positioniert haben sich in den europäischen Bestenlisten auch die Mehrkämpfer. Im Zehnkampf rangieren Paul Günther (SV Halle) und Anton Steffen (1. LAV Rostock) auf den Plätzen zwei und drei, im Siebenkampf ist Lotte Gretzler (USC Mainz) ebenfalls mit der zweitbesten Vorleistung gemeldet. Gute Voraussetzungen, um an die Erfolge von 2022 anzuknüpfen, als Amadeus Gräber (SV Leonardo-da-Vinci Nauen) Zehnkampf-Gold und Pia Meßing (TV Gladbeck) Siebenkampf-Bronze gewannen.
Eine Premiere steht für die Medley-Staffeln an: Zum ersten Mal nimmt der DLV an diesem Wettbewerb teil. Anders als in den höheren Altersklassen, wo die klassischen 4x100- und 4x400-Meter-Distanzen gelaufen werden, steht in der U18 eine Staffel mit Streckenabschnitten von 100, 200, 300 und 400 Metern an, so werden insgesamt 1.000 Meter zurückgelegt. Die DLV-Talente sind hochmotiviert, sich dieser neuen Herausforderung zu stellen und als Team ebenso zu überzeugen wie im Einzel.