Bei der U23-DM geht es dieses Wochenende um deutsche Meistertitel und für einige Athlet:innen auch um einen Leistungstest vor den Olympischen Spielen in Paris (Frankreich; 1. bis 11. August). Wer sich in den Finals am Freitag durchsetzen konnte, lesen Sie hier!
U18/U23-DM live Alle Final-Videos der U23
Weibliche U23
5.000 Meter
Lisa Merkel im Alleingang zum Titel
Nach spätestens 2.000 Metern war deutlich, dass Lisa Merkel (LAV Stadtwerke Tübingen) der Sieg an diesem Tag nicht zu nehmen sein würde. Zu dem Zeitpunkt hatte die EM-Neunte von Rom über die doppelte Distanz schon einen großen Vorsprung erlaufen und spulte wie ein Uhrwerk ihre Runden ab. Mit leichtem Schritt konnte sie in 15:44,36 Minuten deutlich unter der 16-Minuten-Marke bleiben und ihre Dominanz auf der Langstrecke in der Altersklasse unter Beweis stellen. "Ich sollte 2.000 Meter mitrollen und dann mein Rennen machen" erläuterte sie im Anschluss. "Meine Trainerin stand an der Seite und hat mich begleitet."
Das Rennen ihrer Verfolgerinnen Rahel Brömmel (Athletics Team Karben), Carolina Schäfer (TG Schwalbach) und U20-Athletin Emily Junginger (VfL Sindelfingen) zeichnete sich durch viele Führungswechsel ab. So musste Emily Junginger zunächst um den Anschluss kämpfen, konnte dann aber mit einer zweiten Luft ihre Konkurrenz wieder einholen und sich schließlich noch gegen Rahel Brömmel im Kampf um Platz drei in 16:10,03 Minuten durchsetzen. Nur knapp an der 16-Minuten-Marke scheiterte Carolina Schäfer, die in 16:01,92 Minuten Silber gewann.
Das schnelle Tempo sorgte dafür, dass sich 14 von 20 Athletinnen mit neuen Bestleistungen belohnten, darunter auch die Medaillengewinnerinnen Carolina Schäfer und Emily Junginger. Siegerin Lisa Merkel wird sich nun ein paar Wochen Ruhe gönnen. "Das Jahr verlief bislang sehr positiv, ich habe viel erreicht, was ich nicht gedacht hätte", freute sich die EM-Neunte über 10.000 Meter. Gegen Ende der Saison möchte sie noch ein paar Rennen über 1.500 oder 3.000 Meter absolvieren. "Ich habe jetzt so viele Runden gedreht, jetzt habe ich Lust auf was Schnelleres."
3.000 Meter Hindernis
Erster Streich von Olivia Gürth
Nach dem überraschenden DM-Titel von Braunschweig konnte die Siegerin über 3.000 Meter Hindernis bei der U23-DM nur Olivia Gürth (Silvesterlauf Trier) heißen. Am Tag ihrer Olympia-Nominierung hatte die große Favoritin bereits den Vorlauf über 1.500 Meter in den Beinen und schickt sich an, ihren Doppelsieg aus dem vergangenen Jahr zu wiederholen. In der dritten Runde konnte sie sich von Adia Budde (TSV Altenholz) und Carolin Hinrichs (VfL Löningen) absetzen, die zunächst das Tempo mitgegangen waren.. In 9:51,21 Minuten lief Olivia Gürth souverän zum Sieg.
„Das war das vierte Mal, dass ich den Titel geholt habe, und in meinem letzten U23-Jahr wollte ich das als Abschluss noch einmal schaffen.“ Mit Blick auf Olympia sollte die U23-Meisterschaft als Belastungstest dienen. „In Paris habe ich auch nur einen Tag Pause zwischen Vorlauf und dann hoffentlich dem Finale. Das ist heute dann eine andere Art an Belastung, die ich setze, bevor es noch einmal ins Trainingslager geht.“
Auf Rang zwei folgte U20-Athletin Adia Budde, die Carolin Hinrichs auf den letzten 1.000 Metern abschütteln konnte. Sie erreichte nach 10:06,36 Minuten das Ziel und belohnte sich für ihren mutigen Rennbeginn. Bronze ging an Carolin Hinrichs, die in 10:18,50 Minuten nach dem Sieg von Lera Miller in der weiblichen U18 die zweite Hindernis-Medaille innerhalb kurzer Zeit für den VfL Löningen gewann.
4x100 Meter
Wattenscheider Quartett holt sich den Titel
Die neuen Deutschen Meisterinnen der U23 über 4x100 Meter kommen vom TV Wattenscheid 01: Madleen Malecki, Sophie Bleibtreu, Jolina Ernst und Nicola Kondziella stürmten in starken 45,03 Sekunden ins Ziel und verbesserten ihre eigene deutsche Jahresbestzeit um mehr als sechs Zehntel. Auch bei den Aktiven war in diesem Jahr bisher erst die Frauen-Staffel aus Leverkusen bei den Deutschen Meisterschaften in Braunschweig schneller unterwegs. Im dritten und schnellsten von drei Zeitläufen konnte Schlussläuferin Nicola Kondziella auch die stark aufkommende Hürdenspezialistin Marlene Meier in Schach halten. Meier gehörte zum Quartett aus Leverkusen, das durch Nicole Krieger, Lea Wiethoff und Allegra Hildebrand komplettiert wurde und in 45,36 Sekunden Silber gewann. Bronze ging in 45,77 Sekunden an die MTG Mannheim in der Besetzung Alina Schmitt, Faye Lenz, Lorina Hertlein und Kimberly-Trisha Metz.
Männliche U23
5.000 Meter
Benne Christian Anderson setzt sich im Endspurt durch
Ein Endspurt auf den letzten 100 Metern entschied das Rennen über 5.000 Meter: Benne Christian Anderson (TSV St. Peter-Ording), in den USA aufgewachsen und in der Heimat seiner Mutter Deutschland während der College-Ferien zu Gast, konnte sich nach seinem Titel in der U20 im vergangenen Jahr nun mit Gold in der U23 belohnen. Theodor Schucht vom SCC Berlin (14:03,17 min) hatte lange an seinen Fersen gehangen und dafür gesorgt, dass die letzte Entscheidung des Tages spannend wurde, musste sich dann jedoch mit einer Sekunde Rückstand geschlagen geben. Für ihn sprang neben der Medaille auch eine Steigerung seiner Bestleistung um 13 Sekunden heraus.
Beide hatten sich gemeinsam mit dem Jahresschnellsten Benjamin Dern (Silvesterlauf Trier) schon früh vom Feld abgesetzt und konnten auch das Tempo wieder aufnehmen, als die Verfolgergruppe, angeführt von Yassin Abdilaahi (LG Olympia Dortmund), zwischenzeitlich wieder fast aufschließen konnte. Yassin Abdilaahi war es auch, der sich aus dem Pulk der Verfolgergruppe absetzen und in 14:21,63 Minuten auf den Bronzerang laufen konnte.
"Eigentlich hatte ich mich nur für das Rennen in Braunschweig angemeldet", erklärte Benne Anderson seinen Wettkampf-Plan für den Deutschland-Aufenthalt. Bei der DM der Aktiven war er in der Woche zuvor Vierter über 1.500 Meter geworden, eine Strecke, die ihm zurzeit besser gefällt. "Benjamin Dern hat mich dann eingeladen und mich gefragt, ob ich hier mit ihm rennen will. Da dachte ich mir: Ja, ich möchte auch gerne mehr Leute kennenlernen." Mit dem U23-Titel ist seine Saison in Deutschland beendet und es warten sechs Tage Urlaub bei der Familie auf ihn.
3.000 Meter Hindernis
Florian Zittel mit taktischer Meisterleistung
Das Rennen über 3.000 Meter Hindernis fing mit einem Ausreißversuch von Robin Müller (LC Top Team Thüringen) und Kurt Lauer (LAZ Ludwigsburg) an, die es jedoch nie schafften, ganz vom Verfolgerfeld davonzukommen. Unter anderem war Florian Zittel (TV Wattenscheid 01) an der Spitze einer Fünfer-Gruppe sehr aufmerksam und konnte die Lücke immer wieder schließen. Als sich Kurt Lauer auf den letzten 800 Metern erneut absetzte, waren Florian Zittel und Silas Zahlten (LG Brillux Münster) hellwach. Auf der Gegengeraden der Schlussrunde ging Zittel ein weiteres Mal auf Aufholjagd, fing den Ludwigsburger wieder ein und konnte seinen Vorsprung bis zum Ziel ausbauen. In 8:40,71 Minuten lief der Wattenscheider zum Sieg und zeigte, dass er im taktischen Bereich schon sehr versiert ist.
„Mir war klar, dass es richtig hart wird auf den letzten 800 Metern. Aber ich habe viele Mittelstrecken-Wettkämpfe gemacht und wusste, dass das Vermögen hinten heraus auf jeden Fall da ist.“ Seine Taktik sei es gewesen, sich Stück für Stück nach vorne zu kämpfen, „damit ich meinen Rhythmus weiterlaufen kann“. Am Ende durfte sich Florian Zittel auch über eine neue Bestleistung freuen, obwohl es sich gar nicht danach angefühlt habe. „Das war ein Wow-Moment für mich. Wenn man einfach mal den Kopf ausschaltet, kann es auch gut laufen“, erklärte der neue Deutsche Meister, der nach Wattenscheid gezogen ist und nun unter anderem mit Marius Probst in einer Gruppe bei Markus Kubillus trainiert.
Spannend wurde es im Kampf um Silber: Hier konnte Silas Zahlten (8:41,59 min) Kurt Lauer (8:42,30 min) noch kurz vor der Zielgeraden abfangen. Auch Silas Zahlten und Kurt Lauer durften sich über neue Bestzeiten freuen.
4x100 Meter
Hamburger SV setzt sich in spannendem Lauf durch
Bis zur letzten Kurze lagen drei Staffeln im dritten Zeitendlauf über 4x100 Meter noch dicht zusammen, doch letztendlich konnte Schlussläufer Carl-Junior Boateng Mireku schon vor Erreichen der Ziellinie jubeln: Er brachte Gold für den Hamburger SV in 40,30 Sekunden nach Hause. Mit ihm jubelten Moritz Mainka, Matti Wellm und Felix Schulze. Wie auch in der weiblichen Jugend U23 fiel eine neue deutsche Jahresbestzeit.
Silber ging an den TSV Bayer Leverkusen mit Maurice Grahl, Younes El Makrini, dem Deutschen Meister über 200 Meter, Eddie Reddemann, und Lennart Hartenberg, der eine starke Zielgerade auf die Bahn brachte. Die Bronzemedaillen-Gewinner kommen aus der Hauptstadt: Niccolo May, Corca Bela Djalo, James Adebola und Ramon Reckwald brachten das Staffelholz des SCC Berlin nach 40,80 Sekunden ins Ziel.
Stabhochsprung
Hendrik Müller mit der nächsten Medaille
Fünf Tage nach seiner Silber-Medaille im verregneten Wettkampf von Braunschweig krönte sich U20-Athlet Hendrik Müller (TSV Bayer Leverkusen) nun in Mönchengladbach zum Deutschen U23-Meister. Nach einem langen Wettkampf mit einem großen Teilnehmerfeld entschied sich bei 5,30 Metern, wer welche Medaille mit nach Hause nimmt. Till Marburger (LG Olympia Dortmund), der nach Problemen bei seiner Einstiegshöhe einen starken Wettkampf gezeigt hatte, verabschiedete sich bei 5,30 Metern als Erster des Top Trios und holte damit Bronze. 5,35 Meter schaffte Hendrik Müller direkt im ersten Versuch – das war sein Sprung zu Gold, während Marec Metzger (TSV Gräfeling) dreimal für diese Höhe Anlauf nehmen musste.
„Letzte Woche waren die Bedingungen in Braunschweig fatal, und heute hatte ich zuerst auch ein mulmiges Gefühl, weil ich nicht wieder im Regen springen wollte. Aber zum Ende kam ja auch die Sonne raus“, sagte Hendrik Müller. Zwar musste der Leverkusener zwischen seinen Sprüngen lange Pausen in Kauf nehmen, doch war er sich sicher, dass er viel für die weiteren Wettkämpfe, insbesondere im Hinblick auf die U20-Weltmeisterschaften in Lima, gelernt habe. „Natürlich geht es darum, in Lima zu performen. Die Deutschen U23-Meisterschaften sind nur ein Baustein“, erklärte der Leverkusener, der aktuell gemeinsam mit Speerwerfer Max Dehning bei seinem Verein ein Praktikum absolviert und mit ihm gewettet hat: „Wenn ich 5,50 Meter gesprungen wäre, hätte er mir ein Essen ausgegeben, wenn er 86 Meter wirft, muss ich ihm ein Essen ausgeben.“