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Braunschweig am Sonntag | Frauen: Ogunleye und Maisch trumpfen im Kugelstoßen auf

© Theo Kiefner
23 deutsche Meistertitel der Leichtathletik werden am Sonntag (30. Juni) im Eintracht-Stadion von Braunschweig vergeben. Wer sich in den Finals der Frauen gegen die Konkurrenz durchsetzen kann? Welche Favoritinnen triumphieren und welche Außenseiterinnen jubeln? Und wer bei den Deutschen Meisterschaften schon das Olympia-Ticket klarmachen kann? Das lesen Sie hier!
Svenja Sapper

DM 2024 live

Die Finals der Männer: Sonntag | Samstag

Frauen


200 Meter

Jessica-Bianca Wessolly siegt bei Gegenwind

Die erfahrenste Athletin hat sich den Titel über 200 Meter gesichert. Jessica-Bianca Wessolly (VfL Sindelfingen) legte die halbe Stadionrunde in 23,18 Sekunden zurück, es war ihr dritter Sieg nach 2018 und 2020. Dahinter fuhr Lisa Marie Kwayie (Neuköllner SF) ihre zweite Medaille an diesem Wochenende ein: Auf Bronze über 100 Meter folgte mit 23,40 Sekunden Silber über die doppelte Distanz. Bronze ging an eine weitere Lisa: Lisa Nippgen (MTG Mannheim) wehrte mit 23,49 Sekunden den Angriff dreier Athletinnen ab, die allesamt Bestzeiten sprinteten. Nele Jaworski (VfL Wolfsburg) belegte mit 23,63 Sekunden Rang vier vor Svenja Pfetsch (LG Stadtwerke München; 23,65 sec) und Line Schröder (Hamburger SV; 23,81 sec).


400 Meter

Skadi Schier verteidigt ihren Titel

Im Halbfinale hatte am Vortag Alica Schmidt (SCC Berlin) mit 52,18 Sekunden Titel-Ansprüche angemeldet. Im Finale war es jedoch eine andere Athletin, die ihre Halbfinal-Zeit exakt bestätigen konnte, was bei deutlich schlechteren Bedingungen als am Samstag zum Titel reichte: Skadi Schier (SCC Berlin). Die Titelverteidigerin stürmte in 52,36 Sekunden zu Gold. Auch Mona Mayer (LG Telis Finanz Regensburg; 52,55 sec) zog noch an Alica Schmidt vorbei, die in 52,70 Sekunden Bronze vor ihrer heranstürmenden Trainingspartnerin Luna Bulmahn (VfL Wolfsburg; 52,77 sec) rettete.


800 Meter

Christina Hering: Titel gewonnen, Olympia-Traum geplatzt

Auf der Jagd nach der Leistungsbestätigungsnorm für die Olympischen Spiele in Paris (Frankreich; 1. bis 11. August) von 2:01,00 Minuten sorgte die achtmalige Deutsche Meisterin Christina Hering (LG Stadtwerke München) im strömenden Regen selbst für das Tempo. Die EM-Fünfte Majtie Kolberg (LG Kreis Ahrweiler), bereits mit direkter Olympia-Norm ausgestattet, hielt sich hingegen zurück und setzte erst in der letzten Kurve die Attacke. Doch Christina Hering konnte kontern und sich den Titel zurückholen, nachdem sie im Vorjahr Alina Ammann (TuS Esingen) unterlegen war. 

Der Wermutstropfen: Die Uhr zeigte 2:02,70 Minuten – die ersehnte Bestätigungsnorm verfehlte die Münchnerin damit. "Ich bin natürlich froh, dass ich gewonnen habe, aber gleichzeitig traurig, dass meine Olympia-Teilnahme jetzt futsch ist"; sagte eine sichtlich emotionale Christina Hering nach dem Gewinn ihres neunten DM-Titels am Stadion-Mikrofon. "Ich wollte eigentlich schneller angehen, aber die Bahn war sehr nass." Zwölf Hundertstel hinter der Siegerin holte Majtie Kolberg Silber, über Bronze freute sich die U23-EM-Vierte Lucia Sturm (TSV Moselfeuer Lehmen), die in 2:03,69 Minuten die einzige Saisonbestzeit der Finalistinnen rannte.


1.500 Meter

Vera Coutellier überspurtet Nele Weßel

Auf den letzten 200 Metern spielten sich gleich zwei Duelle ab: das von Nele Weßel (TV Waldstraße Wiesbaden) und Vera Coutellier (ASV Köln) um Gold. Und jenes von Elena Burkard (LG farbtex Nordschwarzwald) und Verena Meisl (TV Wattenscheid 01) um Bronze. Die bessere Ausgangslage hatten Nele Weßel und Elena Burkard, die jeweils knapp vor der direkten Kontrahentin liefen. Sowohl Coutellier als auch Meisl konnten jedoch den Spieß noch umdrehen. 

Auf der Zielgeraden hatte die Kölnerin die frischeren Beine und rannte in 4:12,60 Minuten zu ihrem ersten deutschen Meistertitel. Ihre Saison-Bestzeit von 4:11,39 Minuten verfehlte sie trotz des taktischen Rennverlaufs nur um eine Sekunde. Nele Weßel (4:12,82 min) erreichte den Silberrang, Verena Meisl schaffte es nach Platz vier im Vorjahr diesmal mit 4:14,56 Minuten aufs Podium.


400 Meter Hürden

Titelpremiere für Eileen Demes

Auf eine der beiden großen Favoritinnen mussten die Fans im Finale über 400 Meter Hürden verzichten: Titelverteidigerin Carolina Krafzik (VfL Sindelfingen), die im Halbfinale mit 55,59 Sekunden die beste Zeit gelaufen war, trat im Finale nicht mehr an. So war keine Athletin im Feld, die EM-Halbfinalistin Eileen Demes (TV 1861 Neu-Isenburg) hätte gefährden können. Die Hessin stürmte in 56,53 Sekunden zu ihrem ersten deutschen Meistertitel, bei Regen kam sie nicht an ihre Bestzeit aus Rom (55,25 sec) heran. Die weiteren Medaillen-Gewinnerinnen Djamila Böhm (SCC Berlin; 58,35 sec) und Yasmin Amaadacho (Garbsener SC; 58,47 sec) hatten fast zwei Sekunden Rückstand.


3.000 Meter Hindernis

Olivia Gürth stürmt an Gesa Krause vorbei zu Gold

Die drei großen Favoritinnen gingen gemeinsam auf die Schlussrunde: Vize-Europameisterin Gesa Krause (Silvesterlauf Trier) führte das Feld an, an ihren Fersen hefteten U23-Europameisterin Olivia Gürth und Titelverteidigerin Lea Meyer (TSV Bayer 04 Leverkusen). Auf der letzten Gegengeraden versuchte Lea Meyer, sich zwischen den beiden Kontrahentinnen durchzuschieben – vergeblich. So hatten die Trainingspartnerinnen vom Silvesterlauf Trier die bessere Ausgangslage. 

Gesa Krause wahrte zunächst ihre Führungsposition, doch die Schlussgerade gehörte dann Olivia Gürth, die jubelnd über die Ziellinie stürmte. In 9:45,01 Minuten hatte sie um rund eine Sekunde die Nase vorn, Krause kam nach 9:46,12 Minuten ein und freute sich mit ihrer jungen Vereinskollegin mit: "Sie pusht mich so toll und hat auch einen Anteil daran, dass ich nach der Babypause so stark zurückgekommen bin", sagte die zweimalige Europameisterin. Lea Meyer musste sich diesmal mit Bronze (9:48,53 min) zufrieden geben.


4x100 Meter

LG Stadtwerke München trumpft groß auf

Das Quartett vom SCC Berlin legte mit der Deutschen Meisterin Gina Lückenkemper vor: Gestartet im ersten von drei Zeitendläufen, erarbeitete die EM-Fünfte sich gemeinsam mit Vanessa Hammerschmidt, Michelle Janiak und Nadine Reetz in 44,57 Sekunden einen deutlichen Vorsprung. Diese Zeit galt es für die weiteren Staffeln zu schlagen. Und im letzten Lauf wurde es noch einmal richtig schnell: Tina Benzinger (LG Stadtwerke München) beförderte den Staffelstab in 43,92 Sekunden über die Ziellinie.

Für die Münchnerinnen mit Melanie Slotosch, Amelie-Sophie Lederer, Svenja Pfetsch und Tina Benzinger gab es Gold, auch der TV Wattenscheid mit Johanna Bechthold, Hürdensprinterin Monika Zapalska, Jolina Ernst und Tatjana Pinto war in 44,48 Sekunden noch schneller als die Berlinerinnen.  Im zweiten Lauf war mit der MTG Mannheim ebenfalls ein flinkes Quartett gestartet. Doch die Deutsche Meisterin über 100 Meter Hürden Ricarda Lobe brach das Rennen humpelnd ab, ihre Teamkolleginnen kamen nicht mehr zum Einsatz.


Hochsprung

Imke Onnen überfliegt als Einzige 1,88 Meter

Ihren ersten deutschen Meistertitel im Freien hatte Imke Onnen vor drei Jahren im Braunschweiger Eintracht-Stadion gewonnen. Am Sonntag ließ sie an selber Stätte den zweiten folgen: Als Einzige meisterte die Hannoveranerin 1,88 Meter. Sie blieb bis zu dieser Höhe fehlerfrei, 1,92 Meter waren dann zu hoch. "Mit der Höhe bin ich nicht ganz zufrieden, aber ich habe einige gute Sprünge gezeigt", sagte sie anschließend am Stadion-Mikrofon. Silber teilten sich die Deutsche Hallenmeisterin Christina Honsel (TV Wattenscheid 01) und U20-Athletin Johanna Göring (SV Salamander Kornwestheim), die beide bis 1,85 Meter die weiße Weste wahrten.


Weitsprung

Maryse Luzolo trotzt den Bedingungen am besten

Starkregen, Wind und eine nasse, rutschige Anlaufbahn machten den Weitspringerinnen das Leben schwer. Eine schlechte Nachricht gab es bereits, bevor das Weitsprung-Finale überhaupt begonnen hatte: Ruth Hildebrand (MTG Mannheim) verletzte sich beim Einspringen und musste behandelt werden. Die 19-Jährige konnte wie auch Caroline Klein (TSV Bayer 04 Leverkusen) und Lucie Kienast (Eintracht Frankfurt) anschließend nicht am Wettkampf teilnehmen. 

Ein Schock, der nachhallte. Die EM-Vierte Mikaelle Assani (SCL Heel Baden-Baden) absolvierte zwar einen Sprung, lief bei ihrem Versuch aber durch und meldete sich dann vom Wettkampf ab. Auch die EM-Teilnehmerin Laura Raquel Müller (Unterländer LG) blieb nach ihrem zweiten Sprung in der Grube liegen und musste getapt werden. Sie wagte anschließend noch einen zaghaften Versuch, 5,67 Meter reichten jedoch nicht für den Endkampf. 

Am besten kam mit den Bedingungen Maryse Luzolo (Königsteiner LV) zurecht. Die WM-Neunte des Vorjahres setzte im ersten Durchgang 6,48 Meter in die Grube, das reichte zum Titel. Um Silber und Bronze duellierten sich weitengleich Libby Buder (TSG Bergedorf) und Malin Stavenov (Eintracht Frankfurt; beide 6,41 m) – mit dem besseren Ende für die Hamburgerin.


Kugelstoß

Ein 19-Meter-Stoß und eine Olympia-Norm

Das Kugelstoß-Finale begann mit einem Paukenschlag: Katharina Maisch (LV 90 Erzgebirge) wuchtete ihr Arbeitsgerät im ersten Durchgang direkt auf 18,88 Meter und übertraf überraschend die direkte Olympia-Norm von 18,80 Metern. Sie egalisierte damit ihren Hausrekord, den sie im Winter 2022 in der Halle aufgestellt hatte. Mit einer Saison-Bestweite von 18,33 Metern waren derartige Weiten für sie in diesem Jahr jedoch außer Reichweite gewesen. Bis Sonntag! 

Die Einzige, die diese Leistung kontern konnte, war die Favoritin: Yemisi Ogunleye (MTG Mannheim), die bei der EM in Rom Bronze gewonnen hatte, reckte nach dem dritten Stoß die Faust in die Luft: 19,15 Meter brachten ihr die Führung ein, im fünften Versuch packte sie noch zehn Zentimeter drauf. Katharina Maisch konnte nach dem starken Auftakt nicht mehr zulegen. Beide Athletinnen erzielten Weiten, die bei der EM in Rom Gold wert gewesen wären, dort ging der Titel mit 18,77 Metern weg. 

Auf dem Bronzerang reihte sich die EM-Vierte Alina Kenzel (VfB Stuttgart) mit 18,48 Metern ein. Die EM-Siebte Julia Ritter (TV Wattenscheid 01) verpasste mit 18,11 Metern die angestrebte Top-Drei-Platzierung.


Speerwurf

Christin Hussong hat das letzte Wort

Die ganz großen Weiten bot Christin Hussong (LAZ Zweibrücken) am Sonntag zunächst nicht an. Nach drei Versuchen lag sie zwar mit 57,75 Metern in Führung. Tüchtig gefordert wurde sie jedoch von U20-Athletin Mirja Lukas (TSV Bayer 04 Leverkusen), die zweimal Bestleistung warf und der Führenden in Runde fünf mit 57,45 Metern gehörig auf die Pelle rückte. Doch der letzte Durchgang hatte es noch einmal in sich! Erst jubelte Alyssa John (SC Magdeburg): Die U20-WM-Teilnehmerin von 2022 feuerte den Speer auf 59,59 Meter, fast zwei Meter weiter als bei ihrer Bestleistung, die sie im Rahmen der Winterwurf-DM erzielt hatte. 

Dann packte auch Julia Ulbricht (1. LAV Rostock) einen Hausrekord aus: 57,94 Meter. Auf einmal war Christin Hussong nur Dritte! Unter Druck konnte auch die EM-Vierte noch einmal zulegen. Im finalen Versuch verbuchte sie mit 60,53 Metern die einzige 60-Meter-Weite der Konkurrenz und schnappte sich ihren siebten deutschen Meistertitel. 2020 und 2021 hatte sie ebenfalls in Braunschweig triumphiert. 

Sechs Athletinnen übertrafen die 55 Meter, darunter als Fünfte Siebenkämpferin Marie Dehning (TSV Bayer 04 Leverkusen), die nach ihrem 56-Meter-Wurf von Ratingen am vergangenen Wochenende nun mit 55,98 Metern erneut überzeugen konnte.

Weibliche Jugend


3x800 Meter

Königsteiner LV wird Favoritenrolle gerecht

Die Favoritinnen vom Königsteiner LV ließen im Finale über 3x800 Meter keinen Zweifel an ihrer Vormachtstellung aufkommen. Vanda Skupin-Alfa brachte das U20-Trio ins Rennen, bereits Sarah Köcher als zweite Läuferin wies einen deutlichen Vorsprung auf die Verfolgerinnen auf. Die Deutsche Jugendmeisterin Jana Becker musste den Sieg nur noch souverän ins Ziel laufen. Leichtfüßig absolvierte sie ihre zwei Stadionrunden, 6:37,62 Minuten wurden im Ziel für das Team gestoppt.

Silber holte mit Respektabstand der TSV Bayer 04 Leverkusen mit Olivia Cuesta Fuoß, Finja Faßbender und Finia Kretschmann (6:53,95 min) vor dem LAC Erdgas Chemnitz (6:55,21 min), der Helene Deistler, Leni Paulina Walther und Jenny Günther ins Rennen schickte.

 

Die Finals der Männer: Sonntag | Samstag

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