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Braunschweig am Samstag | Frauen: Befreiungsschlag für Pudenz, Lobe mit Bestzeit zurück

© Theo Kiefner
15 deutsche Meistertitel der Leichtathletik werden am Samstag (29. Juni) im Eintracht-Stadion von Braunschweig vergeben. Wer sich in den Finals der Frauen gegen die Konkurrenz durchsetzen kann? Welche Favoritinnen triumphieren und welche Außenseiterinnen jubeln? Und wer bei den Deutschen Meisterschaften schon das Olympia-Ticket klarmachen kann? Das lesen Sie hier!
Svenja Sapper

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Die Finals der Männer: Samstag | Sonntag

Frauen


100 Meter

Gina Lückenkemper mit beeindruckender Konstanz

Fünfmal in dieser Saison war Gina Lückenkemper (SCC Berlin) bis zu den Deutschen Meisterschaften schon unter 11,10 Sekunden geblieben, zuletzt zweimal bei der EM in Rom (Italien), wo sie Fünfte wurde. Im DM-Finale von Braunschweig gelang ihr das am Samstag zum sechsten Mal. In 11,04 Sekunden gewann die 27-Jährige ihren bereits sechsten deutschen Meistertitel im Freien. Nachdem sie die Deutschen Meisterschaften 2020 und 2021 verpasst hatte, holte sie sich erstmals in Braunschweig den Titel. 

So klar die Siegerin war, so eng wurde es im Kampf um die weiteren Medaillen: Alexandra Burghardt (LG Gendorf Wacker Burghausen), Lisa Marie Kwayie (Neuköllner SF) und Sophia Junk (LG Rhein-Wied) kamen zeitgleich nach 11,26 Sekunden ins Ziel. Die Zielfoto-Auswertung sah Burghardt, die 2021 in Braunschweig Deutsche Meisterin geworden war, knapp vor Kwayie und Junk, die sich mit einer persönlichen Bestzeit trösten durfte.

Auch für die lange ausgebremsten Silber- und Bronzemedaillen-Gewinnerinnen bedeuteten die 11,26 Sekunden neue Saisonbestzeit und ein Erfolgserlebnis auf dem Weg zurück nach Verletzungsproblemen. Ihre Bewerbung um die Staffel-Plätze bei den Olympischen Spielen in Paris (Frankreich) dürfte neben Burghardt und Kwayie auch die bereits in Rom eingesetzte Sophia Junk abgegeben haben. 


100 Meter Hürden

Braunschweig bestes Pflaster für Ricarda Lobe

Deutsche Meisterschaften in Braunschweig und Ricarda Lobe – das passt zusammen! 2020 und 2021 hatte die Mannheimerin in Braunschweig triumphiert. 2024 meldete sie sich an selber Stätte nicht nur mit dem dritten Titel, sondern auch mit einer neuen Bestzeit zurück. In 12,89 Sekunden schraubte sie ihren sechs Jahre alten Hausrekord vom EM-Finale in Berlin um eine Hundertstel nach unten.

Hinter der 30-Jährigen liegt eine lange Leidenszeit, unter anderem eine langwierige Oberschenkel-Verletzung und eine Thrombose-Erkrankung verhinderten in den letzten Jahren immer wieder Top-Zeiten. Nun ist Ricarda Lobe, die erst vergangene Woche ihre deutsche Jahresbestzeit (12,99 sec) an Marlene Meier (TSV Bayer 04 Leverkusen) verloren hatte, zurück – und das stärker denn je. Seit 2019 war keine deutsche Hürdensprinterin schneller. 

Marlene Meier, die sich in Lüttich (Belgien) auf 12,96 Sekunden gesteigert hatte, holte in 13,04 Sekunden Silber. Bronze ging an eine Athletin, die sich bis zur letzten Hürde noch auf Augenhöhe mit Ricarda Lobe befunden hatte: Rosina Schneider (TV Sulz). Der U20-Europameisterin unterlief an der letzten Hürde ein Fehler, sie kam in 13,08 Sekunden dennoch bis auf sieben Hundertstel an ihre Bestzeit heran. Nur eine Hundertstel dahinter pulverisierte Lia Flotow (1. LAV Rostock) ihre Bestzeit (13,23 sec), die sie erst im Halbfinale aufgestellt hatte. Angereist war sie mit einem Hausrekord von 13,31 Sekunden. 


Stabhochsprung

Anjuli Knäsche hat im Pokerspiel das beste Blatt

2022, 2023 und nun 2024: Anjuli Knäsche (VfB Stuttgart) hat am Samstag in Braunschweig den DM-Hattrick perfekt gemacht. Während im Vorjahr am Rheinufer von Düsseldorf 4,41 Meter zum Titel gereicht hatten, war diesmal eine stärkere Leistung gefordert. Denn Jacqueline Otchere (MTG Mannheim) forderte die Stuttgarterin bis zuletzt ordentlich heraus. Nachdem die drittplatzierte Ella Buchner (SC Potsdam) mit übersprungenen 4,20 Metern die Segel streichen musste, lieferten sich die beiden EM-Teilnehmerinnen einen spannenden Zweikampf. 

4,30 Meter meisterten zunächst beide, dann begann das Pokerspiel: Jacqueline Otchere ließ die 4,40 Meter aus, die Anjuli Knäsche im ersten Versuch übersprang. Die Titelverteidigerin verzichtete auf die 4,45 Meter, die ihre Mannheimer Kontrahentin wiederum im ersten Anlauf nahm. Dann schaute Otchere zu, während Knäsche drei Sprünge bei 4,50 Metern absolvierte – und die Höhe im dritten Versuch übersprang. Damit egalisierte sie ihre deutsche Jahresbestleistung aus der EM-Qualifikation. 

Anschließend probierten sich beide an 4,55 Metern, die keine der beiden mehr schaffte, wenngleich Anjuli Knäsche im letzten Versuch nur knapp scheiterte. Alle drei Medaillengewinnerinnen stellten ihre jeweilige Saisonbestleistung ein. 


Dreisprung

Kira Wittmann gewinnt "Beinahe-Heimspiel"

Ihr Trainingsort Hannover ist nicht weit weg von Braunschweig. So konnte Kira Wittmann (Hannover 96) im Stadion auf die Unterstützung ihrer Freunde und Familie zählen. Und vor den Augen ihres Fanclubs hielt eine "verkorkste" Saison für sie doch noch ein Happy End bereit. Nach dem deutschen Meistertitel in der Halle 2023 eroberte sie ein Jahr später auch im Freien den nationalen Thron. Dazu reichten am Samstag 13,47 Meter, erzielt im dritten Durchgang. An ihre Saisonbestleistung von 13,62 Metern kam sie nicht heran, der erhoffte Befreiungsschlag blieb bei allen Athletinnen aus. 

Ihren Silber-Coup des Vorjahres wiederholen konnte Sarah-Michelle Kudla (SCC Berlin). Ihre beste Weite, 13,36 Meter, sprang sie ebenfalls im dritten Versuch. Bereits in Runde zwei hatte Anna Gräfin Keyserlingk (LG Göttingen), Kira Wittmanns Trainingskameradin in der Gruppe von Frank Reinhardt, 13,26 Meter vorgelegt, was letztlich Bronze wert sein sollte. Hinter der Chemnitzerin Lea-Sophie Klik (13,12 m), die wie die Drittplatzierte ihre Saisonbestleistung steigern konnte, freute sich U20-Talent Masha-Sol Gelitz (GSV Eintracht Baunatal) mit 13,11 Metern über eine neue Bestmarke. 


Diskuswurf

Bei Kristin Pudenz platzt der Knoten

Seit 2019 hatte Kristin Pudenz (SC Potsdam) fünfmal in Folge den deutschen Meistertitel abgeräumt. In diesem Jahr stand hinter ihrer Form jedoch ein Fragezeichen: Die ganz großen Weiten hatte die 31-Jährige bislang noch nicht angeboten, die Europameisterschaften in Rom fanden ohne die EM-Zweite von 2022 statt. "Ich hoffe, dass der Knoten in Braunschweig platzt", hatte die Potsdamerin im Vorfeld der DM gesagt. 

Zunächst unternahm am Samstag jedoch Marike Steinacker den Versuch, für eine Wachablösung im Ring zu sorgen. Mit 62,93 Metern im ersten und 64,49 Metern im zweiten Durchgang lag die Leverkusenerin recht klar in Führung, Kristin Pudenz rangierte mit ihrer Weite von 61,40 Metern zur Halbzeit auf Platz zwei. In Runde vier verdrängte dann Shanice Craft (SV Halle) die Titelverteidigerin auf Rang drei. Und da schlug die Potsdamerin zu! Ihre Scheibe flog bis auf 65,93 Meter, damit steigerte sie ihre Saisonbestmarke um 1,30 Meter und überbot auch die Olympia-Norm (64,50 m), die sie zuvor schon abgehakt hatte. 

Diese starke Weite konnte keine Kontrahentin mehr kontern und Kristin Pudenz durfte ausgelassen über die Fortsetzung ihrer Goldsträhne sowie das sichere Olympia-Ticket nach Paris (Frankreich; 1. bis 11. August) jubeln. Marike Steinacker, die nach den ersten beiden Würfen nur noch ungültige Versuche folgen ließ, blieb Zweite, Shanice Craft verbesserte sich noch auf 62,22 Meter und sicherte sich Bronze. Die vierte Olympia-Normerfüllerin Claudine Vita (SC Neubrandenburg) musste sich mit 60,43 Metern und Platz vier begnügen. 


Hammerwurf

Samantha Borutta setzt Titelserie fort

Ihren ersten deutschen Meistertitel gewann Samantha Borutta (Eintracht Frankfurt) 2021 in Braunschweig. Und eben dort verlängerte sie am Samstag ihr Titel-Abonnement um ein weiteres Jahr: Vom ersten Versuch an lag sie mit 68,29 Metern in Führung, bevor sie im letzten Durchgang, bereits als Siegerin feststehend, noch ein paar Zentimeter draufpacken konnte: 68,44 Meter, nicht weit unter ihrer Saisonbestmarke, die bei 69,87 Metern steht. 

Dahinter tauschten die Silber- und Bronzemedaillen-Gewinnerinnen des Vorjahres die Plätze: Michelle Döpke (TSV Bayer 04 Leverkusen) verbesserte sich im Vergleich zu 2023 um einen Rang, mit 66,65 Metern wurde sie Zweite. Bronze ging an die Dritte der U23-EM Aileen Kuhn (LAZ Ludwigsburg; 66,32 m). Als Vierte stellte U20-Vize-Europameisterin Jada Julien (LV 90 Erzgebirge) im letzten Versuch mit 64,54 Metern eine neue Saisonbestleistung auf. 

Weibliche U20


4x400 Meter

Berliner Quartett mit den schnellsten Beinen

Nach sechs Jahren kehrten am Samstag die Jugendstaffeln über 4x400 Meter auf die große Bühne zurück. Kurz nachdem die 100-Meter-Sprinter und -Sprinterinnen das Eintracht-Stadion zum Beben gebracht hatten, lieferten sich die Nachwuchs-Langsprinterinnen in vier Läufen einen Fight um die Medaillen. Der letzte Zeitendlauf stellte sich dabei als der insgesamt schnellste heraus: Die Neuköllner Sportfreunde, angetreten mit Lilith Belau, der U20-EM-Halbfinalistin über 400 Meter Hürden Anouk Krause-Jentsch, Katharina Krieger und Viktoria Kamml, liefen in 3:45,79 Minuten einen satten Vorsprung auf das Quartett der Startgemeinschaft Mainz/Bingen heraus. Damit holten sie sich auch den Meistertitel. 

Mia Louisa Schmitz, Emma Kaul, Linda Zoe Amoikon und Mara Sophie Schmitz rannten in 3:47,26 Minuten als Zweite des letzten Laufs zu Silber. Bronze ging an die Siegerinnen des dritten Rennens, den SC DHfK Leipzig mit Lilly Heilmann, Lilli Schlüter, Maike Dietzschold und Anna Weichelt (3:53,01 min).


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