Am Montag stehen bei der EM in Rom (Italien) weitere Qualifikationen mit deutscher Beteiligung an. Wir berichten von Disziplin zu Disziplin, wie sich die deutschen Athletinnen und Athleten in den Vorrunden präsentiert haben.
EM 2024 Rom TV-Zeiten & Livestreams Live-Ergebnisse
Frauen
200 Meter | Vorlauf
Talea Prepens pulverisiert ihre Bestzeit
Mit einer deutlichen Steigerung ihrer Bestleistung hat am Montag in Rom Sprinterin Talea Prepens überrascht. Angereist mit 23,05 Sekunden, stürmte sie im ersten Vorlauf in 22,83 Sekunden über die Ziellinie und setzte sich mit drei Hundertstelsekunden Vorsprung auf die Französin Helene Perisot durch, die ebenfalls "PB" sprintete. In der ersten Runde, in der die Top Zwölf Europas noch nicht antreten müssen, war dies die schnellste Zeit.
"Ich habe auf der Ziellinie die Zeit gesehen und konnte es erst gar nicht glauben", beschrieb die Cloppenburgerin in der Mixed Zone ihre Gefühlslage. Nun freut sie sich aufs Halbfinale: "Ich habe meine Erwartungen jetzt schon übertroffen. Ich kann nur noch gewinnen."
Einen Halbfinal-Platz erhielt auch Teamkollegin Jessica-Bianca Wessolly (VfL Sindelfingen). Beim Laufsieg der Schwedin Julia Henriksson (22,91 sec) wurde sie in 23,00 Sekunden souverän Zweite, nur zweimal in ihrer Karriere ist sie unter dieser Marke geblieben.
200 Meter | Halbfinale
Talea Prepens zum zweiten Mal unter 23 Sekunden
Nach dem starken Vorlauf wusste Talea Prepens auch am Montagabend im Halbfinale zu überzeugen. In 22,99 Sekunden unterbot sie zum zweiten Mal in ihrer Karriere die 23-Sekunden-Marke. In ihrem Halbfinale, das die Norwegerin Henriette Jäger in 22,71 Sekunden gewann, bedeutete das Rang vier, zum Finaleinzug reichte das Ergebnis nicht.
Ein wenig enttäuscht war Teamkollegin Jessica-Bianca Wessolly nach 23,27 Sekunden und Rang sechs in ihrem Lauf. "Ich bin natürlich froh, dass ich heute früh Saisonbestleistung gelaufen bin, aber ich wäre gern hier unter 23 Sekunden gelaufen. Das habe ich heute früh auf den letzten 20 Metern vergeigt. Und jetzt ärgere ich mich, dass ich nicht noch etwas draufsetzen konnte. Ich kam nicht gut aus der Kurve und dann war es schwer, weil die anderen schon so weit weggezogen waren."
"Die anderen" – das waren Titelverteidigerin Mujinga Kambundji (Schweiz; 22,52 sec) und die Schwedin Julia Henriksson (22,82 sec), die sich aus diesem Lauf direkt fürs Finale qualifizierten. Größte Gegenspielerin der Schweizerin wird im Endlauf voraussichtlich die Britin Daryll Neita, die noch eine Hundertstelsekunde schneller sprintete. Mit 22,84 Sekunden zog die Griechin Polyniki Emmanouilidou als Letzte ins Finale ein.
800 Meter | Vorlauf
Majtie Kolberg mit der schnellsten Vorlaufzeit
Kontrolliert und schnell: In überzeugender Manier hat sich Majtie Kolberg am Montagvormittag fürs 800-Meter-Halbfinale qualifiziert. Die Läuferin der LG Kreis Ahrweiler lag beim Rundengong noch auf dem vierten Platz und schob sich dann Meter um Meter weiter nach vorn, bis sie auf der Zielgeraden auch an der bis dahin führenden Spanierin Daniela Garcia vorbei. In 2:00,23 Minuten erreichte Majtie Kolberg die beste Zeit der Vorläufe, nur zweimal war sie in ihrer Karriere schneller. In dem Rennen wurde die Polin Anna Wielgosz (2:00,50 min) Zweite vor Garcia (2:00,70 min).
Mit dem Vorlaufsieg untermauerte Majtie Kolberg ihre Final-Ambitionen, vor zwei Jahren in München war sie als Neunte knapp ausgeschieden. In diesem Jahr soll die Top-Acht-Platzierung her. Gut möglich, dass sie im Halbfinale dazu unter zwei Minuten bleiben muss, das ist ihr bislang zweimal gelungen.
Kräfte sparen konnte in der Vorrunde die britische Titelverteidigerin Keely Hodgkinson, der in einem langsameren Rennen 2:02,46 Minuten reichten.
400 Meter Hürden | Halbfinale
Eileen Demes bis zur letzten Hürde auf Bestleistungskurs
Bis zur achten Hürde lag Eileen Demes (TV 1861 Neu-Isenburg) noch exzellent im Rennen, dann wurden die Beine schwer und an der letzten Hürde waren vier Kontrahentinnen bereits enteilt. An ihre Bestzeit aus dem Vorlauf (55,25 sec) kam die Hessin so nicht mehr heran, in 55,64 Sekunden war sie knapp vier Zehntel langsamer. Allerdings wäre auch die Vorlaufzeit deutlich zu langsam für den Finaleinzug gewesen. 54,66 Sekunden benötigte die Niederländerin Cathelijn Peters für das letzte große Q, das letzte Endlauf-Ticket über die Zeit wurde mit 54,65 Sekunden vergeben. Nie zuvor war das Niveau bei einer Europameisterschaft in der Breite so hoch.
Für ein Top-Niveau in der Spitze will im Finale einmal mehr Femke Bol sorgen. Die Europarekordlerin aus den Niederlanden lief in 54,16 Sekunden die schnellste Zeit und konnte dabei noch austrudeln.
Speerwurf | Qualifikation
Eine weiter, eine raus
Eine Weile musste Christin Hussong (LAZ Zweibrücken) nach ihrer Qualifikation zittern, denn die direkte Qualifkationsmarke von 60,50 Metern übertraf sie nicht. Doch nach Abschluss der zweiten Gruppe stand fest: Die Europameisterin von 2018 steht auch 2024 wieder im Finale. Die EM 2022 in München hatte die 30-Jährige krankheitsbedingt verpasst. Mit 58,21 Metern fehlte nicht viel zur Saisonbestleistung (59,63 m).
Von dieser Marke blieb Jana Marie Lowka (Eintracht Frankfurt) weit entfernt. Die 23-Jährige, die seit März keinen Wettkampf mehr bestritten hatte, kam nur auf 52,54 Meter. Das beste Ergebnis erzielte in der Qualifikation die Norwegerin Marie-Therese Obst (61,45 m), auch die Top Zwei von München Elina Tzengko (60,48 m) und Adriana Vilagos (Serbien; 60,57 m) stehen erneut im Finale.
Männer
1.500 Meter | Vorlauf
Robert Farken nach Video-Review im Finale
Für keinen der drei deutschen 1.500-Meter-Läufer verlief die Vorrunde nach Wunsch. Im ersten Lauf waren zunächst Marius Probst (TV Wattenscheid 01) und Amos Bartelsmeyer (Eintracht Frankfurt) im Einsatz. Während der Frankfurter in der ersten Runde mutig mit der Spitze mitging und später immer weiter zurückfiel, wählte der Wattenscheider eine defensivere Taktik. Auf der Zielgeraden konnte er mit einem starken Schlussspurt noch einige Läufer einsammeln, für einen Platz in den Top Sechs, der ihm den Finaleinzug beschert hätte, kam sein Antritt jedoch zu spät. In 3:44,70 Minuten wurde er Neunter, Amos Bartelsmeyer fiel noch auf Platz 15 (3:51,42 min zurück).
Im zweiten Lauf machte ein Sturz Robert Farkens Hoffnung auf den Finaleinzug zunichte. Als die Läufer auf die letzte Runde gingen, brachte sich der Leipziger in Position. Doch dann stürzte direkt vor ihm der Niederländer Noah Baltus und auch Robert Farken wurde mit zu Boden gerissen. Er rappelte sich auf, kämpfte bis zum letzten Meter um jeden Platz. Nach 3:42,26 Minuten war er als Elfter im Ziel, während 5.000-Meter-Sieger Jakob Ingebrigtsen (Norwegen) und der zweitplatzierte Italiener Federico Riva beim Zieleinlauf schon Zeit für Späße hatten. Nach Video-Review erhielt Robert Farken anschließend einen Finalplatz.
400 Meter Hürden | Halbfinale
Emil Agyekum schnappt sich mit "PB" den Finalplatz
Alle drei deutschen 400-Meter-Hürden-Läufer belegten in ihrem jeweiligen Halbfinale Rang vier. Dabei wurden die Rennen von Lauf zu Lauf schneller. Und so war es der Jüngste aus dem deutschen Trio, der als Letzter ranmusste und das beste Ende für sich hatte. Emil Agyekum (SCC Berlin) kam auf der zweiten Rennhälfte stark auf und verbesserte seinen Hausrekord um elf Hundertstel auf 48,36 Sekunden. Der Italiener Alessandro Sibilio erzielte in 48,07 Sekunden die schnellste Zeit des Tages.
"Der Rhythmus hat auf jeden Fall gepasst", sagte Emil Agyekum, wenngleich er die letzten Hürden noch nicht optimal getroffen hatte. Zum ersten Mal absolvierte er die ersten sieben Hürden im 13er, die letzten drei in 14er-Rhythmus. "Dass eine PB rauskommt, habe ich nicht erwartet."
In der ewigen deutschen Bestenliste ist der Berliner, der in Frankfurt trainiert, nun auf Rang drei vorgerückt. Er überholte damit Constantin Preis (VfL Sindelfingen), der im ersten Halbfinale nicht über 49,68 Sekunden hinausgekommen war. Vierter im zweiten Halbfinale wurde Joshua Abuaku (Eintracht Frankfurt), für den nach einem nicht ganz runden Rennen 49,13 Sekunden gestoppt wurden. Er war im Lauf mit Weltrekordler Karsten Warholm (Norwegen), der in 48,75 Sekunden noch nicht alle Karten auf den Tisch legen musste.
Der WM-Achte, der in diesem Jahr noch nicht ganz an seine Top-Form des Vorjahres anknüpfen konnte, nahm zunächst auf den Schleudersitz Platz – bis er kurz darauf von Matic Ian Gucek (Slowenien) und seinem Trainingskollegen Emil Agyekum verdrängt wurde, die sich als Zeitschnellste die beiden letzten Finaltickets sicherten.
Stabhochsprung | Qualifikation
Torben Blech und Oleg Zernikel mit blitzsauberer Serie
Nur zweimal mussten Oleg Zernikel (ASV Landau) und Torben Blech (TSV Bayer 04 Leverkusen) in der Qualifikation Anlauf nehmen, dann war das Tagwerk vollbracht: Saubere Sprünge über 5,45 und 5,60 Meter bescherten den beiden DLV-Athleten das Finalticket. Anders als vor zwei Jahren in München wird jedoch kein deutsches Trio das Stabhochsprung-Finale bestreiten, denn der Silbermedaillengewinner von 2022 Bo Kanda Lita Baehre (ART Düsseldorf) meisterte nur 5,45 Meter und schied aus.
Für den Dritten von München, Pål Haugen Lillefosse (Norwegen), verlief die EM-Erfahrung auch nicht positiv: Er verletzte sich beim Einspringen und konnte in der Qualifikation nicht antreten. Ex-Weltmeister Pawel Wojciechowski (Polen) blieb bereits bei 5,45 Metern hängen. Ansonsten schafften es alle Favoriten ins Finale, allen voran der Weltrekordler und zweifache Titelverteidiger Armand Duplantis (Schweden), der erst bei 5,60 Metern in den Wettkampf einstieg.