| Rom 2024

EM Tag 4 und 5 | Niklas Kaul kämpft sich in der letzten Disziplin auf Platz vier vor

© Jan Papenfuß
Mit Manuel Eitel, Tim Nowak, Niklas Kaul und Felix Wolter gehen vier deutsche Zehnkämpfer bei den Europameisterschaften in Rom an den Start. Bei seinem ersten Zehnkampf in dieser Saison reichte es für Niklas Kaul nicht ganz für eine Medaille. Er erzielte aber mit 8.547 Punkten als Vierter zwei Punkte mehr als vor zwei Jahren bei seinem EM-Triumph.
Svenja Sapper

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Tag 2


110 Meter Hürden


Niklas Kaul strauchelt

Es war ein denkbar ungünstiger Start in den Tag für Titelverteidiger Niklas Kaul: Der Mainzer fand schlecht ins Hürdenrennen hinein, strauchelte schon mehrere Hürden vor dem Ziel und stolperte schließlich in 14,91 Sekunden über die Linie. Damit ließ der 26-Jährige in der Disziplin, in der er kürzlich in Mannheim noch Bestzeit (14,17 sec) gerannt war, wertvolle Punkte liegen. Die beiden Führenden hingegen, Sander Skotheim und Johannes Erm, erzielten in 14,30 Sekunden exakt die gleiche Zeit und blieben auch im Gesamt-Klassement dicht beieinander. 

Für Manuel Eitel wurden solide 14,49 Sekunden gestoppt, Tim Nowak fand in 14,67 Sekunden nicht so gut in den zweiten Wettkampftag wie zuletzt in Götzis (14,33 sec). Schnellster der Deutschen war Felix Wolter mit 14,41 Sekunden – ein wenig schneller als im besten Zehnkampf, aber rund drei Zehntelsekunden langsamer als in Götzis. 

Die beste Zeit des Vormittags wurde in einem Lauf erreicht, der gar nicht hätte stattfinden sollen: Nach einem Protest erhielt der Franzose Makenson Gletty einen Wiederholungslauf und stürmte in 13,88 Sekunden zur einzigen Zeit unter 14 Sekunden. Eine Leistung, die der 25-Jährige ausgiebig bejubelte. 


Diskuswurf


Niklas Kaul wandelt Frust in Stärke um

Nach dem Patzer über die Hürden meldete sich Niklas Kaul im Diskuswurf eindrucksvoll zurück. Bereits im ersten Versuch flog die Scheibe auf 47,04 Meter. Im dritten Durchgang konnte er dann noch einmal mehr als zwei Meter drauflegen: 49,89 Meter bedeuteten eine neue Bestmarke für den Mainzer, der in seinem besten Zehnkampf 49,20 und in seinem besten Einzel-Wettkampf 49,24 Meter weit geworfen hat. Damit holte er sich vor dem französischen Weltrekordler Kevin Mayer (48,53 m) auch den Disziplinsieg. 

Auch für Felix Wolter erfüllte sich die am Vortag in der Mixed Zone geäußerte Hoffnung, die starken Trainingsleistungen im Wettkampf in Weite umzusetzen. Mit 45,40 Metern gelang ihm eine neue "PB". Manuel Eitel (43,98 m) präsentierte sich ebenfalls solide, Tim Nowak (42,25 m) blieb dagegen etwas hinter seinem Leistungsvermögen zurück. Nicht so die Top Drei, Sander Skotheim (46,18 m), Johannes Erm (44,56 m) und Makenson Gletty (43,54 m), die weiter auf Punktzahlen deutlich oberhalb von 8.600 Punkten zusteuern. Skotheim kann bereits jetzt eine Gesamtpunktzahl von 6.293 Zählern aufweisen. 

Direkt hintereinander auf den Plätzen sieben (5.956 pt), acht (5.927 pt) und neun (5.867 pt) sind derzeit Felix Wolter, Manuel Eitel und Niklas Kaul platziert, Tim Nowak folgt mit 5.687 Zählern auf Rang 16. 


Stabhochsprung


Manuel Eitel überquert erstmals fünf Meter

Auf der Matte liegend, reckte Manuel Eitel nach seinem zweiten Versuch über fünf Meter die Arme in die Höhe. Soeben hatte er als einziger Springer in Gruppe B diese Marke gemeistert und damit zugleich seine Bestleistung um eine Höhe, sprich zehn Zentimeter gesteigert. Niklas Kaul hingegen verzichtete nach einem Fehlversuch bei fünf Metern auf weitere Sprünge, für ihn ging mit 4,90 Metern ein gutes Ergebnis in die Wertung ein. Er hatte in der Hitze viele Sprünge absolviert und keine Höhe im ersten Anlauf geschafft. Auch Tim Nowak schwang sich über 4,90 Meter, hätte die fünf Meter aber sicher gern – wie in Götzis – noch überquert. 

Für Felix Wolter dagegen war nach übersprungenen 4,60 Metern bereits Endstation. Ebenso wie für den bis dahin Führenden Sander Skotheim, der erstmals schwächelte: Der Hallen-WM-Zweite hat eine Bestmarke von 5,35 Metern. Keine Schwäche dagegen erlaubte sich Johannes Erm. Der Este hat mit neuer Bestleistung von 5,20 Metern und 7.206 Punkten nun die Führung übernommen. Vor dem Franzosen Makenson Gletty (7.146 pt). Dahinter hat sich sein Landsmann Markus Rooth (7.096 pt) an Sander Skotheim (7.083 pt) vorbeigeschoben. 

Der Disziplinsieg im Stabhochsprung ging an Weltrekordler Kevin Mayer. Er meisterte 5,30 Meter, nachdem er schon bei seiner Einstiegshöhe von fünf Metern den dritten Versuch gebraucht hatte. Im Klassement liegt er mit 7.011 Punkten auf Rang vier, einen Platz vor Manuel Eitel (6.837 pt), dem Niklas Kaul (6.747 pt) und ein Pünktchen dahinter Felix Wolter folgen. Tim Nowak rangiert zurzeit auf Platz 15.  


Speerwurf


Niklas Kaul dominiert, Tim Nowak jubelt

Paradedisziplin bleibt Paradedisziplin: Gleich in seinem ersten Versuch jagte Niklas Kaul den Speer auf 75,45 Meter. Es sollte bis zum Ende des Wettbewerbs der weiteste Wurf bleiben. Der zweitweiteste: sein zweiter Wurf, der auf 73,56 Meter flog. Auf den dritten Wurf verzichtete der Mainzer. Jubeln konnte auch Tim Nowak. Und zwar über 62,64 Meter, seinen besten Wurf seit fast drei Jahren. Manuel Eitel beließ es bei 57,02 Metern im ersten Versuch. Felix Wolter hingegen quittierte seine 53,65 Meter mit einem Kopfschütteln, auch er kann in Bestform an die 60 Meter heranwerfen.

Der Goldwurf gelang Johannes Erm. Der Este, der mehrmals bei Nachwuchs-Meisterschaften Silber hinter Niklas Kaul gewonnen hat, steht vor seinem ersten großen Titel. Eine Bestleistung im dritten Durchgang (62,71 m) bescherte ihm einen komfortablen Vorsprung auf den französischen Weltrekordler Kevin Mayer. Erm steht bei 7.986 Punkten, Mayer liegt 93 Punkte dahinter. Um die weiteren Medaillen bahnt sich ein Kampf zwischen Mayer, dem zweiten Franzosen Makenson Gletty (7.846 pt) und dem Norweger Sander Skotheim (7.840 pt) an, in dem der Norweger gemessen an der Bestzeit Vorteile haben dürfte.

Zu den stärksten Läufern über 1.500 Meter zählt ganz klar Niklas Kaul – der jedoch als Fünfter mit 7.720 Punkten wohl zu weit weg ist, um noch in den Medaillenkampf eingreifen zu dürfen. Manuel Eitel (7.530 pt) geht als Sechster in die letzte Disziplin und hat ebenso wie der zehntplatzierte Felix Wolter (7.389 pt) noch Chancen auf eine Top-Acht-Platzierung.


1.500 Meter


Erm läuft Gold nach Hause, Kaul rückt vor auf Platz vier

Dass Johannes Erm Gold nicht mehr zu nehmen sein würde, stand bereits nach dem Speerwurf fest. Zu komfortabel war der Vorsprung des Esten, der nach seinem Zieleinlauf ausgelassen jubelte. Eine gute 1.500-Meter-Zeit zum Abschluss (4:24,95 min) bescherte ihm 8.764 Punkte. Auf seinen alten Hausrekord (8.484 pt) packte der 26-Jährige fast 300 Zähler drauf und krönte sich nach Silbermedaillen im Nachwuchsbereich und zwei neunten Plätzen bei Weltmeisterschaften nun zum Europameister. Zuletzt hatte der einstige Weltrekordler Roman Sebrle bei Europameisterschaften eine höhere Punktzahl erzielt: 8.800 Punkte im Jahr 2002. 

Von Platz vier vor auf zwei lief der Norweger Sander Skotheim. Mit 8.635 Punkten brach er den Landesrekord von Markus Rooth, der nach dem Stabhochsprung verletzungsbedingt aufgegeben hatte. In 4:22,41 Minuten überholte er den Franzosen Makenson Gletty (4:27,70 min), der seine alte Bestmarke von 8.443 Punkten auf 8.606 pulverisierte. Der Zweitplatzierte nach dem Speerwurf, Kevin Mayer, fiel noch auf Platz fünf zurück. Über 1.500 Meter sicherte er nur noch die Olympia-Qualifikation (8.460 pt) ab, das gelang mit 8.476 Zählern. 

Vorbei schob sich noch Niklas Kaul, der einmal mehr über 1.500 Meter glänzen konnte. In 4:17,77 Minuten musste er sich nur dem Niederländern Jeff Tesselaar (4:16,77 min) geschlagen geben. 8.547 Punkte – für den 26-Jährigen der drittbeste Wettkampf seiner Karriere. Welch hochklassiger Zehnkampf sich in Rom abspielte, zeigt die Tatsache, dass der Mainzer vor zwei Jahren mit zwei Punkten weniger Europameister geworden war. Nur einmal in der EM-Geschichte erreichte ein EM-Vierter eine höhere Punktzahl: 1998 der Isländer Jon Arnar Magnusson (8.552 pt). 

Mit der fünftbesten Zeit seiner Karriere über 1.500 Meter (4:39,66 min) wahrte Manuel Eitel seinen Platz in den Top Acht und kam bei seinem Saisoneinstieg auf 8.212 Punkte, nur bei seiner Bestleistung sackte er mehr Punkte ein. Tim Nowak schaffte mit einem beherzten 1.500-Meter-Rennen und der drittbesten Zeit (4:21,02 min) ebenfalls noch den Einzug in die Top Ten, für ihn wurden es 8.150 Punkte. Felix Wolter dagegen fiel über 1.500 Meter mit 4:42,90 Minuten noch zurück auf Rang 13: 8.051 Punkte. 

Stimmen zum Wettkampf: 

Niklas Kaul (USC Mainz)
Es ist sehr viel Positives bei diesen Zehnkampf rumgekommen, aber auch ein paar Sachen, die nicht so geklappt haben, wie sie sollen. Am Ende waren es ein paar Fehler zu viel für eine Medaille. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal so an einer Hürde hängen geblieben bin, wann ich das letzte Mal so schlecht hochgesprungen bin. Da springe ich ja im Training höher. Aber es stehen auch 8.547 Punkte. Daran werden wir jetzt arbeiten, damit das in Paris besser wird. Ich glaube daran, dass dort eine Bestleistung drin ist. Am ersten Tag habe ich vier von fünf Disziplinen zum ersten Mal in dieser Saison gemacht. Das merke ich. Wenn das jetzt Götzis oder Ratingen wäre, würden wir hier stehen und sagen: Top-Saisoneinstieg. Aber jetzt ist es eine Meisterschaft und da hätte man natürlich gern eine Medaille gehabt. Ich kenne Johannes Erm seit acht Jahren, wir haben ganz viele Zehnkämpfe zusammen gemacht, er hatte zwischenzeitlich auch eine Phase, in der es ihm nicht gut ging. Ich gönne es ihm total, er soll schön feiern und dann sehen wir uns in Paris. 

Manuel Eitel (SSV Ulm 1846)
Angesichts dessen, was die Ersten gemacht haben, ist Top Acht ein gutes Ergebnis. Ich will weiter vorne sein, das weiß ich auch. Aber insgesamt kann ich nicht unzufrieden sein. Hätte ich beim Speer nicht ein bisschen vorsichtig sein müssen, wären 100 Punkte mehr drin gewesen. Heute war das Highlight auf jeden Fall die fünf Meter mit dem Stabhochsprung. Dafür haben wir viel gemacht, auch in Zusammenarbeit mit Leverkusen. Ich bin happy, dass da endlich der Knoten geplatzt ist. Ich glaube, insgesamt brauche ich noch ein bisschen, bis ich wieder Topform erreiche. Ich habe mich jetzt nicht schlecht gefühlt und mit halber Form kann man auch keine 8.200 Punkte machen. Aber ich wäre gern noch ein bisschen mehr on point gewesen, dafür brauche ich ein bisschen mehr Routine. 

Tim Nowak (SSV Ulm 1846)
Der Start heute war eigentlich noch schlechter als der Tag gestern. Mit Abstand die schlechteste Hürdenzeit, gar nicht das Niveau, das ich habe. Dann sehr hektischer, stressiger Diskuswurf und Stabhochsprung. Diskus war ein bisschen wie Kugel am ersten Tag. Stabhochsprung war eine besondere Herausforderung, ohne einen richtig durchgesprungenen Sprung im Einspringen in den Wettkampf zu starten. Dass dann die 4,90 Meter standen, habe ich ganz gut gerettet. Speerwurf war super, der 1.500er war den Umständen entsprechend, das, was noch da war. Diejenigen, die schon viele internationale Meisterschaften mitgemacht haben, zum Beispiel Kevin oder Thomas van der Plaetsen, haben alle gesagt, dass das vom Gesamtunfang her der härteste Wettkampf war. Gefühlt ist 60 Prozent der Energie in das Drumherum gegangen und nur 40 Prozent in das Performen. Realistisch gesehen ist Ratingen die letzte Chance für Paris, aber ich kann mir gerade gar nicht vorstellen, in zehn Tagen noch einen Zehnkampf zu machen. 

Felix Wolter (TSV Gräfelfing)
Die Leistung war nicht so gut. Ich bin ziemlich unzufrieden. Eigentlich habe ich nur zwei Disziplinen gehabt, mit denen ich zufrieden bin: Diskus und 400 Meter. Da ging es mir nicht gut und ich bin trotzdem ganz gut gelaufen. Sonst hat bei jeder Disziplin etwas gefehlt. Das Erlebnis war mega, supercool in dem großen Stadion, die Family war da zum Anfeuern. Es war auch einfach cool mit den Jungs, das war neu für mich. Mit den drei anderen deutschen Mehrkämpfern als Team unterwegs zu sein, hat auch was. Es war schwer, den Wettkampf zu genießen, weil man auch den Druck hat, abzuliefern, wenn man sich für Olympia qualifizieren will. Ich würde mir einen Start in Ratingen wünschen. So dicht aneinander habe ich zwar noch nie zwei Zehnkämpfe gemacht, aber viel schlechter als hier kann es dort nicht werden. 

 

Tag 1


100 Meter


Manuel Eitel startet als Zweitschnellster

Die Athleten im dritten und letzten 100-Meter-Lauf der Zehnkämpfer mussten zunächst einmal Nervenstärke aufbringen. Zweimal wurde der Start zurückgeschossen, Felix Wolter (TSV Gräfelfing) erhielt die gelbe Karte. Beim dritten Mal klappte es und der Franzose Makenson Gletty konnte sich als Erster in Position bringen. Eine neue Bestzeit von 10,55 Sekunden bescherte ihm die Führung nach der Auftakt-Disziplin. Drei Hundertstel dahinter kam in seiner Paradedisziplin Manuel Eitel (SSV Ulm 1846) ins Ziel. 

Schneller als bei seinem besten Zehnkampf sprintete trotz der Verwarnung Felix Wolter (10,76 sec). Für den Bayern, der in Götzis schon 10,58 Sekunden gesprintet ist, wurden diesmal 10,76 Sekunden notiert, womit er auf seine Zehnkampf-Bestmarke 14 Hundertstel gutmachte. Vier Hundertstel schneller war der französische Weltrekordhalter Kevin Mayer, der nur aufgrund einer Wildcard des Europaverbandes ins Feld gerückt war. 

Für Titelverteidiger Niklas Kaul (USC Mainz) und Tim Nowak (SSV Ulm 1846) gehört der Sprint nicht zu ihren Lieblingsdisziplinen. 11,30 Sekunden für den Ulmer und 11,34 Sekunden für den Mainzer gingen in die Ergebnislisten ein. Zu ihren Bestzeiten fehlte ein Stück, Niklas Kaul ließ immerhin im Vergleich zu seinem PB-Zehnkampf von Doha (Katar) 2019 nur sieben Hundertstel liegen, das entspricht 15 Zählern. 
 


Weitsprung


Zwei PBs für deutsche Zehnkämpfer

Nach knapp drei Jahren war am Montag für Niklas Kaul wieder eine Weitsprung-Bestleistung fällig! Der amtierende Europameister steigerte sich mit seinem letzten Sprung auf 7,44 Meter und packte damit acht Zentimeter auf seinen Hausrekord drauf. Vier Zentimeter weiter flog Tim Nowak, dessen 7,48 Meter jedoch zu stark windunterstützt waren, um in die Bestenlisten einzugehen. Immerhin: Auch mit dem zweitbesten Satz (7,33 m) hätte er seine Bestmarke egalisiert. Fünf Zentimeter weniger waren es für Manuel Eitel, der eigentlich im Weitsprung stärker einzuschätzen ist. 

Die beste Leistung der deutschen Zehnkämpfer erzielte erwartungsgemäß Felix Wolter. Mit 7,67 Metern ließ der Acht-Meter-Springer jedoch einige Punkte liegen – im Vergleich mit seinem besten Zehnkampf und ebenso mit der Zehnkampf-Konkurrenz. Denn die beeindruckte, allen voran Markus Rooth. Der Norweger setzte eine neue Bestmarke von 8,01 Metern in den Sand und strich rund 100 Punkte mehr ein als bei seiner Zehnkampf-Bestleistung. Sein Landsmann Sander Skotheim (7,93 m) und der Este Johannes Erm (7,91 m) standen ihm kaum nach. Weltrekordler Kevin Mayer verzichtete nach einem Satz auf 7,37 Meter auf weitere Versuche. 

Mit 1.990 Punkten hat nun Johannes Erm vor dem norwegischen Duo die Führung übernommen. Als bester Deutscher liegt Felix Wolter (1.892 pt) auf Rang sechs, Manuel Eitel (1.837 pt), Tim Nowak (1.725 pt) und Niklas Kaul (1.706 pt) reihen sich auf den Rängen neun, 15 und 17 ein. Die starken Disziplinen des Europameisters kommen jedoch erst noch, zum aktuellen Zeitpunkt hat er sogar einige Punkte mehr auf dem Konto als bei seinem WM-Triumph 2019. 


Kugelstoßen


Kaul und Eitel mit starken Weiten

Zwei der vier deutschen Zehnkämpfer konnten ihre Kugel über die 15 Meter befördern. Für beide bedeutete dies ein Resultat dicht an ihrer Bestleistung. Manuel Eitel fehlten mit 15,25 Metern nur drei Zentimeter zum Hausrekord, Niklas Kaul mit 15,10 Metern neun – fast fünf Jahre nach seinem letzten 15-Meter-Stoß egalisierte er genau die Weite, die er bei seinem besten Zehnkampf erzielt hatte, und geht mit 46 Punkten mehr als bei seiner Bestleistung (2.502 pt) in die Mittagspause.

Tim Nowak blieb mit 14,12 Metern ein wenig unter Soll, allzu viele Punkte verlor er jedoch nicht. In der schwächeren Kugelstoß-Gruppe gingen für Felix Wolter 13,11 Meter in die Wertung ein. Der Münchner zählt zu den schwächeren Kugelstoßern im Zehnkampf-Feld und hat bei seiner Gesamt-Bestmarke ebenfalls nur 13,38 Meter weit gestoßen. 

Die Führung übernommen hat dank fast einem Meter Vorsprung im Kugelstoßen der Franzose Makenson Gletty (2.788 pt), der sein Arbeitsgerät auf 16,27 Meter wuchtete. Zehnkampf-Weltrekordler Kevin Mayer präsentierte sich mit 15,31 Metern ebenfalls gut. Weiterhin stark unterwegs ist auch Markus Rooth als drittbester Kugelstoßer (15,27 m), der in der Gesamtwertung knapp hinter Johannes Erm (2.779 pt) auf Platz drei rangiert (2.754 pt). In die Top Fünf vorgestoßen ist nun Manuel Eitel mit einer Gesamtpunktzahl von 2.642.


Hochsprung 


Flugshow von Skotheim, kleiner Dämpfer für Niklas Kaul

Die Latte fiel spät, aber sie fiel. Und Niklas Kaul saß auf der Hochsprungmatte, das Gesicht in den Händen vergraben – 1,96 Meter, sicher nicht das, was sich der eigentlich starke Hochspringer ausgemalt hatte. Bei 2,11 Metern steht seine Bestmarke, 2,02 Meter hatte er im besten Zehnkampf überquert. Aber sich eben auch schon zweimal beim Hochsprung verletzt und einen Meisterschaftszehnkampf abbrechen müssen. Zuletzt bei der WM im vergangenen Jahr in Budapest (Ungarn). Seither hatte er keinen Hochsprung-Wettkampf mehr bestritten. 

1,96 Meter meisterten auch Felix Wolter und Manuel Eitel. Für den Ulmer ging es damit zwei Zentimeter höher als im besten Zehnkampf, für den Münchner in ähnliche Regionen wie in Götzis (Österreich). Bester deutscher Hochspringer war Tim Nowak, der 2,02 Meter meisterte und sich wie sein Vereinskollege und auch wie Niklas Kaul nach wie vor in ähnlichen Punkte-Regionen bewegt wie bei seiner Zehnkampf-Bestmarke. 

Schon deutlich im Plus liegen einige andere Zehnkämpfer. Seine Stärke ausspielen konnte Sander Skotheim. Der Hallen-WM-Zweite aus Norwegen, der bereits einmal 2,20 Meter übersprungen hat, floppte als bester Hochspringer über 2,17 Meter. Mit 3.633 Punkten hat er nun auch die Führung übernommen. Makenson Gletty (3.610 pt) musste die Führung zwar abgeben, konnte aber mit Saisonbestleistung von 2,02 Metern ordentlich punkten. Mit 3.573 beziehungsweise 3.548 Zählern liegen auch Johannes Erm und Markus Rooth in Lauerstellung. Auf Rang fünf (3.409 pt) folgt Manuel Eitel, Felix Wolter, Tim Nowak und Niklas Kaul gehen als Zehnter, 14. und 15. in die finale Disziplin des ersten Tages. 


400 Meter


Harter Tagesabschluss für deutsche Zehnkämpfer

Die 400 Meter stimmten die deutschen Zehnkämpfer nicht zufrieden. Bei Niklas Kaul und Manuel Eitel, die in Rom ihren ersten Zehnkampf der Saison bestreiten, wurden die Beine schwer, sie belegten in ihrem Lauf mit 48,81 Sekunden bzw. 49,02 Sekunden die beiden letzten Plätze. Kaul ist in seiner Karriere schon unter 48 Sekunden gesprintet, Eitel hat in Bestform auch schon 48,21 Sekunden erreicht. Geknickt war auch Tim Nowak, der in 50,23 Sekunden zwar kaum langsamer unterwegs war als beim PB-Zehnkampf in Götzis, dort aber auch in dieser Disziplin ordentlich Punkte liegen gelassen hatte.

Schnellster Deutscher über 400 Meter war Felix Wolter, den seinen Tagesabschluss mit 47,65 Sekunden, drei Zehntel schneller als in Götzis, als versöhnlich bewertete. Der Münchner war viertschnellster Zehnkämpfer auf der 400-Meter-Distanz, die Top Drei rannten allesamt Bestzeiten: 46,81 Sekunden für Johannes Erm, 47,50 Sekunden für Sander Skotheim und 47,60 Sekunden für Makenson Gletty. Damit hat sich dieses Trio jetzt auch in der Gesamtwertung deutlich abgesetzt, den Franzosen auf Rang drei trennen mit 4.539 Punkten 83 Punkte vom viertplatzierten Markus Rooth. Skotheim wahrt über Nacht die Spitzenposition mit 4.566 Punkten vor Erm (4.541 pt), beide liegen mehr als 100 Punkte über ihrem Halbzeit-Zwischenwert vom besten Zehnkampf (Skotheim: 8.590 pt | Erm: 8.484 pt). 

Auf den Plätzen sechs und sieben rangieren mit zehn Punkten Unterschied Manuel Eitel (4.269 pt) und Felix Wolter, Niklas Kaul folgt als 13. (4.139 pt), wobei ihm nur 25 Punkte zu seinem Bestwert des ersten Tages fehlen, Tim Nowak auf Rang 15 (4.087 pt). Auf Platz acht befindet sich Weltrekordler Kevin Mayer (4.230 pt), dessen für ihn eher moderate Leistungen ihm am Dienstag dennoch die Olympia-Qualifikation einbringen sollten, bei seiner Qualität am zweiten Tag ist auch im Medaillenkampf stets mit ihm zu rechnen. 

Stimmen zum Wettkampf: 

Niklas Kaul (USC Mainz)
Es gab ein paar Highlights, Weitsprung und Kugel. Aber leider auch ein paar Lowlights mit Hochsprung und 400 Metern. Es ist der erste Zehnkampf der Saison und das merke ich auch. Der Tag ist echt lang gewesen. Über 400 Meter war in den Beinen einfach nicht mehr viel da. Hochsprung war eher der Kopf das Problem. Beim Einspringen bin ich einmal ein bisschen weggerutscht und dann hat der Kopf zugemacht. Wegen der Vergangenheit mit Budapest und Tokio. Mit dem Fuß ist aber alles okay gewesen heute. Da tut nichts weh. Aber dass man sich dann nicht traut, richtig abzuspringen, ist ärgerlich. Die anderen sind schon zum Teil weit weg, gerade die zwei Norweger und die zwei Franzosen. Jetzt muss man mal gucken. Ich gehe ins Bett und schlafe eine Nacht drüber. Ich kann morgen immer noch eine richtig gute Punktzahl machen, das ist auch das, was angepeilt ist. Stand jetzt plane ich nicht mehr mit einer Medaille, aber vielleicht geht ja noch ein Türchen auf. 

Tim Nowak (SSV Ulm 1846)
Für den Moment bin ich erst mal sehr enttäuscht. Ich bin zwar auf dem Papier nur 20 Punkte schlechter als in Götzis vor drei Wochen. Aber mir sind hintenraus die Körner ausgegangen. Im Kugelstoßen konnte ich mich gar nicht ansteuern, Hochsprung war auch nicht genial und 100 und 400 einfach enttäuschend. Einziger Leichtblick: der geniale Weitsprung, der war perfekt. Eigentlich wollte ich gerade am ersten Tag noch mal ordentlich drauflegen im Vergleich zu Götzis. Ich weiß, dass ich einen absolut starken zweiten Tag habe, aber der Wettkampf hier kostet super viele Körner, ich bin echt fertig gerade. 

Felix Wolter (TSV Gräfelfing)
Es war cool, bei der EM zum ersten Mal dabei zu sein. Von den Leistungen her aber eher schlecht. Überall hat ein bisschen was gefehlt. Über 100 Meter ist zweimal wegen mir zurückgeschossen worden. Ich fand den Startblock scheiße. Ich habe eigentlich keinen Fehlstart gemacht, aber es hat sich irgendwas bewegt, wenn man Druck gemacht hat, und wenn man dann absackt, hat es ausgelöst. Beim dritten Startversuch bin ich dann sitzen geblieben. Beim Weitsprung war das Warmmachen richtig gut, im Wettkampf bin ich nicht richtig mit dem Schwungboden klargekommen. Kugel war einfach nur schlecht. Hochsprung technisch gut, mit 400 bin ich ganz zufrieden. Das bin ich diesmal anders angegangen, normalerweise gehe ich immer zu schnell an, diesmal etwas entspannter. Es wäre mehr drin gewesen, aber heute dann irgendwie doch nicht. Morgen will ich im Diskus mal zeigen, was ich kann, da habe ich gut trainiert, aber im Wettkampf immer verkackt. 
 

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