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EM Tag 2 | Die italienischen Festspiele gehen weiter

© European Athletics via Getty Images
Der zweite Wettkampftag der Europameisterschaften von Rom war geprägt von einem Medaillenregen für die Gastgebernation, ungefährdeten Favoritensiegen und Titelverteidigungen sowie einigen Rekorden. Für das DLV-Team blieben die erhofften Medaillen aus.
Jane Sichting

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Auch am zweiten Tag der Europameisterschaften von Rom wussten die Italiener ihren Heimvorteil zu nutzen und zeigten eindrucksvoll, dass dieser keine leere Floskel ist. Mit dreimal Gold, zweimal Silber und einer Bronzemedaille führen sie das Ranking mit insgesamt elfmal Edelmetall an – so viele, wie das italienische Team in München in der Endabrechnung mit nach Hause nahm.

Das Stadion zum Kochen gebrachte hatten am Samstagabend vor allem Hürdensprinter Lorenzo Simonelli sowie der Titelverteidiger über 100 Meter Lamont Marcell Jacobs. Ihrer Favoritenrolle jeweils gerecht geworden sind unter anderem Siebenkämpferin Nafissatou Thiam (Belgien), Diskus-Queen Sandra Elkasević (Kroatien) und 5.000 Meter-Star Jakob Ingebrigtsen (Norwegen). 

Titelverteidigung für Jacobs, Owen auf Rang fünf

Manchmal reichen 100 Meter aus, um alle Fragezeichen aus dem Weg zu räumen. So geschehen im Finale der schnellsten europäischen Männer. Hier ruhten die Hoffnungen der italienischen Leichtathletik-Fans einmal mehr auf dem Olympiasieger und Titelverteidiger Marcell Jacobs. Doch lief der Top-Star zuletzt seinen Spitzenzeiten hinterher, unterbot die zehn Sekunden zuletzt vor zwei Jahren. Und daran änderte auch sein Gold-Rennen in Rom nichts. In 10,02 Sekunden ließ er das Stadion dennoch aufkochen und siegte vor seinem Landsmann Chituru Ali (10,06 sec) und Romell Glave (10,06 sec) aus Großbritannien.

Erfreulich war, dass gleich zwei deutsche Sprinter das Finalticket über 100 Meter lösten. Sowohl Owen Ansah (Hamburger SV) als auch Robin Ganter (MTG Mannheim) hatten sich in ihren Halbfinal-Läufen für die nächste Runde qualifiziert – Ganter trat im Endlauf mit muskulären Problemen jedoch nicht mehr an.

Und so blickten die deutschen Fans auf den Hamburger, der insbesondere im Halbfinale am Start noch mit Problemen zu kämpfen hatte und nur langsam an Geschwindigkeit aufnahm. Im Finale erwischte er ebenfalls keinen guten Start – zudem gab es vorab einen Fehlstart – und konnte die verlorenen Meter hintenraus nicht mehr aufholen. Über einen fünften Platz (10,17 sec) nach langer Verletzungspause im Vorjahr konnte er sich dennoch freuen.

Rekordjagd im Weitsprung der Männer

Einer der Höhepunkte des zweiten Finaltages war der Weisprung der Männer. In einem hochklassigen Wettbewerb glänzten vor allem der Titelverteidiger Miltiadis Tentoglou (Griechenland) sowie der italienische Youngster Mattia Furlani (Italien). Von Beginn an lieferten sie Weiten auf Weltniveau und hielten es bis zum allerletzten Sprung im Finale spannend wie selten zuvor.

Am Ende war es einmal mehr der Grieche Tentoglou, der mit Gold auf dem Treppchen ganz oben stand. Sowohl im fünften als auch im sechsten Versuch sprang er mit 8,65 Meter Meisterschaftsrekord. Und in Rekordlaune war auch der EM-Zweite, Mattia Furlani sprang vor Heimpublikum auf 8,38 Meter – U20-Weltrekord. Bronze sicherte sich mit 8,31 Metern der Zehnkämpfer Simon Ehammer (Schweiz).

Die beiden deutschen Finalteilnehmer hatten mit der Medaillenvergabe nichts zu tun. Mit einer guten Leistung schaffte es Luka Herden (LG Brillux Münster; 8,01 m) in die Top Acht, für den Hallen-WM-Vierten Simon Batz (MTG Mannheim; 7,65 m) passte hingegen wenig zusammen und er wurde Neunter.

DLV-Trio im Diskuswerfen ohne Medaille

Seit Jahren zählt das Diskuswerfen der Frauen zu den wenigen Disziplinen, in denen es bei Europameisterschaften zuverlässig Medaillen für die deutschen Athletinnen gibt. Doch erstmals seit 2010 gingen die deutschen Werferinnen bei einer EM leer aus. 

Ausgerechnet für die EM-Debütantin und europäische Jahresbeste Marike Steinacker (TSV Bayer 04 Leverkusen) blieb am Ende nur der zwölfte Platz. Zwar etwas besser, aber nicht gut genug machten es Claudine Vita (SC Neubrandenburg; 62,65 m) und Shanice Craft (SV Halle; 61,73 m) auf Rang sechs und sieben.

Ihrer Favoritenrolle gerecht wurde Titelverteidigerin Sandra Elkasević (geb. Perkovic; Kroatien). Mit einer Saisonbestweite von 67,04 Metern gewann die Olympiasiegerin von 2012 und 2016 bereits ihren siebten EM-Titel. Silber sicherte sich Jorinde van Klinken (Niederlande; 65,99 m) vor Liliana Cá (Portugal; 64,53 m).

Leo Köpp über 20 km Gehen in der Top Acht

Einen starken Wettkampf hat in der frühen Abendhitze von Rom Leo Köpp gezeigt. Der Geher belegte über 20 Kilometer Rang acht, vor zwei Jahren in München wurde er noch Neunter. Der Berliner hatte sich sein Rennen gut eingeteilt und konnte sein Tempo gleichmäßig durchgehen – am Ende reichten die Kräfte sogar noch für ein gutes Finish. In 1:21:19 Stunden verfehlte er seine Bestzeit nur um drei Sekunden. Weniger erfreulich verlief der Wettkampf für den WM-Fünften und Deutschen Rekordler Christopher Linke (SC Potsdam), der nach starker Anfangsphase mit Magenproblemen zu kämpfen hatte und die Spitzengruppe ziehen lassen musste. Auf Anraten der Sanitäter entschied er sich zum Ausstieg. Der dritte deutsche Geher Nathaniel Seiler ging in 1:27:42 Stunden auf Rang 25.

Nach mehreren internationalen Medaillen das erste Gold gab's für den Schweden Perseus Karlström (1:19:13 h) vor dem Spanier Paul McGrath (1:19:31 h) und dem Italiener Francesco Fortunato (1:19:54 h), der vom Heimpublikum besonders bejubelt wurde. 

Ebenfalls viel Applaus gab es für Kugelstoßer Leonardo Fabbri, der sich bei seinem Heimspiel den Titel mit einer standesgemäßen Weite von 22,45 Metern (Meisterschaftsrekord) sicherte. Silber ging an Titelverteidiger Filip Mihaljevic (Kroatien; 21,20 m), für Bronze reichten dem Sieger von 2018 Michal Haratyk (Polen) 20,94 Meter. 

Meisterschaftsrekord durch Thiam, Grimm auf Rang elf

Aus drei mach eins – so könnte das Fazit der deutschen Siebenkämpferinnen lauten. Nachdem am ersten Wettkampftag bereits Carolin Schäfer (Eintracht Frankfurt) nach drei ungültigen Versuchen im Kugelstoßen ihren EM-Auftritt frühzeitig beenden musste, verabschiedete sich nach einem starken Weitsprungwettbewerb auch Sophie Weißenberg (TSV Bayer 04 Leverkusen) vor dem Speerwerfen aus der EM-Konkurrenz. Aufgrund von Irritationen in der Ferse wollte sie kein Risiko im Hinblick auf die Olympischen Spiele in Paris (Frankreich; 1. bis 11. August) eingehen. 

Und somit war es Vanessa Grimm (Königsteiner LV), die die deutschen Farben hochhielt und sich wacker bis zum Schluss durchkämpfte. Nach einem Auf und Ab an beiden Tagen machte sie im abschließenden 800-Meter-Lauf in der Gesamt-Abrechnung noch drei Plätze gut und kam am Ende auf Rang elf. 6.036 Zähler gingen in die Wertung ein. 

Eine Klasse für sich war einmal mehr Olympiasiegerin Nafissatou Thiam. Die Belgierin knackte mit 6.848 Punkten den 14 Jahre alten Meisterschaftsrekord von Jessica Ennis-Hill (Großbritannien; 6.823 pt) und gewann ihr drittes EM-Gold in Folge. Silber ging an die Neuentdeckung des EM-Siebenkampfes Auriana Lazraq-Khlass (Frankreich, 6.635 pt) vor der Belgierin Noor Vidts (6.596 pt). 

Italienisches Gold über 110 Meter Hürden

Das Finale der Männer über 110 Meter Hürden entwickelte sich am Abend des zweiten Wettkampftages zu einer italienischen Traumvorstellung. Mit einem Landesrekord im Gepäck ließ sich der Italiener Lorenzo Simonelli über die Hindernisse tragen und lief eingerahmt von dem spanischen Titelverteidiger Asier Martinez und dem Schweizer Jason Joseph in einem sauberen Rennen zu Gold.

In 13,05 Sekunden sprintete Simonelli zugleich an die Spitze der europäischen Jahresbestenliste – und so schnell wie nie zuvor. Kann er dieses Niveau halten, dürfte er auch in Paris zu den Medaillenkandidaten zählen. Platz zwei ging in 13,16 Sekunden, persönlicher Bestleistung, an Enrique Llopis (Spanien), Bronze sicherte sich Jason Joseph. Titelverteidiger Martinez (13,45 sec) ging im EM-Finale von Rom als Vierter leer aus.

Bei den Frauen begeisterte Cyrena Samba-Mayela. Die Französin stürmte in 12,31 Sekunden zu Gold – Meisterschaftsrekord, Rang vier der ewigen europäischen Bestenliste und die schnellste Zeit einer Europäerin seit 1992. Als Zweite sprintete die bisherige europäische Jahresbeste Ditaji Kambundji (Schweiz) in 12,40 Sekunden U23-Europarekord. Titelverteidigerin Pia Skrzyszowska aus Polen benötigte für Bronze eine Bestzeit von 12,42 Sekunden. Es waren die besten Zeiten von EM-Medaillengewinnerinnen in der Geschichte, die das Feld dominierten. Auch Cindy Sember (Großbritannien; 12,56 sec) und Nadine Visser (Niederlande; 12,72 sec) rannten Zeiten, mit denen man häufig bei Europameisterschaften sogar im Kampf um Gold weit vorne gewesen wäre. 

Ingebrigtsen dominiert die 5.000 Meter ungefährdet

Die 5.000 Meter waren auch in Rom wieder eine Jakob-Ingebrigtsen-Show, bei der der Protagonist die Konkurrenz zu bloßen Nebendarstellern degradierte. Im Finale über 5.000 Meter sicherte sich der norwegische Ausnahme-Athlet am Samstagabend den dritten Titel in Folge. Dabei packte er auf der Schlussrunde wieder seinen unwiderstehlichen Spurt aus. Auf der Zielgeraden bejubelte er seinen Sieg ausgiebig – die Uhr im Ziel zeigte 13:20,11 Minuten an.  

Silber holte der Brite George Mills (13:21,38 min) vor Dominic Lobalu (13:21,61 min), der seit September vergangenen Jahres für die Schweiz startberechtigt ist und von seinem ersten internationalen Einsatz direkt eine Medaille mitbringen wird. Die deutschen Athleten hatten mit einer Platzierung in der Top Ten nichts zu tun.

Maximilian Thorwirth (SFD 75 Düsseldorf-Süd; 13:41,29 min) landete auf Rang 22 einen Platz vor Florian Bremm (LSC Höchstadt/Aisch; 13:42,30 min), Mohamed Abdilaahi (LG Olympia Dortmund) kam abgeschlagen als 26. ins Ziel (13:58,89 min). 

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