113 deutsche Athletinnen und Athleten starten ab Freitag bei der 25. Leichtathletik-EM in Rom. Dr. Jörg Bügner, DLV-Vorstand Leistungssport, sieht die deutsche Mannschaft gut vorbereitet. Die Europameisterinnen Gina Lückenkemper und Gesa Krause schauen selbstbewusst auf ihre anstehenden Aufgaben im Olympiastadion.
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Die Sonne lachte am Donnerstagnachmittag vom blauen Himmel auf die blaue Laufbahn des Olympiastadions von Rom: Alles ist angerichtet für das kleine Jubiläum. Denn von Freitag bis Mittwoch ermitteln die besten Leichtathletinnen und Leichtathleten des Kontinents bei den 25. Europameisterschaften ihre Besten. 50 Jahre nach der Premiere ist dabei Italiens Hauptstadt zum zweiten Mal Austragungsort einer Leichtathletik-EM.
„Wir sind mit einem riesengroßen Team bei der EM am Start. „Leider erreichte uns ganz kurzfristig noch eine Absage von Johanna Martin, die aufgrund von muskulären Problemen nicht starten kann. Insgesamt sind wir im Vergleich zum vergangenen Jahr aber sehr gut durch den Winter gekommen und haben nur sehr wenige Ausfälle. Ein großes Dankeschön an die Trainer:innen und die Kompetenzteams. Ich hoffe, das bleibt bis zu den Olympischen Spielen in Paris so“, sagte Dr. Jörg Bügner, DLV-Vorstand Leistungssport, bei der Auftakt-Pressekonferenz am Mittwoch in Rom.
Wichtige Standortbestimmung vor Paris
Die EM ist für die Top-Leichtathleten der erste Saisonhöhepunkt des Sommers. Die Olympischen Spiele folgen Anfang August. „Für mich ist der Abstand von knapp acht Wochen optimal. Denn man kann zweimal einen Leistungspeak erreichen. Gleichzeitig ist die EM ein wichtiger Wettkampf, um in Hinblick auf die Olympischen Spiele zu sehen, wo man steht, um dann gegebenenfalls noch Korrekturen einzuleiten“, so Dr. Jörg Bügner. Für andere Starter sei die EM hingegen schon der Saisonhöhepunkt: „Wir haben hier in Rom 16 Athletinnen und Athleten dabei, die erstmals bei einer internationalen Meisterschaft starten. Das zeigt, wie durch gute Nachwuchsarbeit immer wieder junge Athleten nach vorn kommen.“
Bei der Heim-EM 2022 in München war das DLV-Team mit 16 Medaillen (7-7-2) die erfolgreichste Nation. „Damit sind wir quasi ,Titelverteidiger‘. Doch es wird schwierig, diesen Erfolg zu wiederholen. Speziell Gastgeber Italien stellt eine starke Mannschaft mit vielen guten Vorleistungen. Mit dem Heimvorteil wollen sie die meisten Medaillen gewinnen, wir möchten so gut es geht Paroli leisten. Aber natürlich bewerten wir die Leistung der Mannschaft nach den individuellen Leistungen der Athletinnen und Athleten“, blickte der DLV-Sportvorstand auf die kommenden sechs EM-Tage voraus.
Gina Lückenkemper in guter Form und bereit für schnelle Rennen
Mit Gina Lückenkemper (SCC Berlin) schickt der DLV eine zweifache Titelverteidigerin ins Rennen. Sie gewann in München die 100 Meter und mit der Staffel den Titel. „Ich nehme die Mission Titelverteidigung nicht auf die leichte Schulter. Der Frauensprint in Europa hat sich enorm weiterentwickelt. Wir können uns auf ganz enge Entscheidungen freuen. Aber ich bin fit, konnte richtig gut trainieren und freue mich auf die Rennen“, so die amtierende Europameisterin, die mit einem Augenzwinkern hinzufügte: „Wir laufen in einem Olympiastadion, und die liegen mir ja.“ Schließlich gewann sie nicht nur 2022 EM-Gold im Olympiastadion von München, sondern auch 2018 EM-Silber im Berliner Olympiastadion.
Ebenfalls schon zweimal ganz oben auf dem EM-Podest stand Hindernisläuferin Gesa Krause (Silvesterlauf Trier). Nach ihrer Babypause wird die 31-Jährige ihre fünfte EM seit 2012 bestreiten. „Vergangenes Jahr konnte ich mir das Spektakel aus der Ferne anschauen. Jetzt bin ich wieder froh, Teil der DLV-Nationalmannschaft zu sein. Der Weg war nicht immer einfach. Aber ich habe gezeigt, dass noch Feuer in mir schlummert. Ich habe mir hohe Ziele gesteckt und hoffe, dass ich die am Sonntag auch erreiche. Denn eine EM ist für uns immer eine große Chance, ganz vorn mitzulaufen.“, so die Deutsche Rekordhalterin.
Gesa Krause startet als Nummer eins in Europa
Mit 9:16,24 Minuten führt die zweimalige WM-Dritte die europäische Saisonbestenliste mit einem ordentlichen Vorsprung vor Vize-Europameisterin Lea Meyer (TSV Bayer 04 Leverkusen; 9:22,51 min) an. Ein Selbstläufer zum dritten EM-Titel ist diese Ausgangslage für Gesa Krause allerdings nicht: „Es kann viel passieren. Die Konkurrenz ist stark und die Rennen werden häufig auf der letzten Runde entschieden. Es wird darum gehen, im Finale meine Stärken auszuspielen. Ich werde nichts unversucht lassen. Es wäre schon traurig, wenn ich ohne Medaille nach Hause fahre.“
Dass Gesa Krause sich 2024 direkt mit der Olympianorm für Paris über 3.000 Meter Hindernis zurückmeldet hat, war für Wolfgang Heinig keine Sensation. „Frauen können nach einer Schwangerschaft Großes erreichen. Darum hat mich die Olympianorm gleich beim ersten Rennen nicht überrascht. Wichtig war, dass Gesa sich Schritt für Schritt zurückgearbeitet hat“, so ihr erfahrener und langjähriger Coach. Sein Schützling wird direkt nach der EM und bis zur DM in Braunschweig einen weiteren Trainingsblock in der Höhe bestreiten.
4x400-Meter-Staffel der Frauen: Über Rom nach Paris?
Während sowohl Gesa Krause als auch Gina Lückenkemper die Olympia-Normen schon unterboten haben, hat eine deutsche Staffel bei der EM dazu noch die Möglichkeit. „Vier Staffeln haben sich bei den World Relays in Nassau qualifiziert. Es fehlt nur noch die 4x400-Meter-Staffel der Frauen. Wir hoffen, dass bei der EM auch dieses Olympia-Ticket gelöst wird“, so Julian Reus, Teammanager Sprint/Hürde.
Insgesamt rechnet der Deutsche 100-Meter-Rekordler bei der EM mit „einigen Überraschungen zu diesem frühen Saisonzeitpunkt“ und sieht „viele Finalmöglichkeiten für die deutschen Sprinter und Hürdensprinter“.