Mittelstrecklerin Majtie Kolberg (LG Kreis Ahrweiler) ist so schnell wie noch nie über 800 Meter in die Saison eingestiegen. Beim Pfingstsportfest in Rehlingen fuhr sie am Sonntag ihren zweiten Sieg in kurzer Zeit gegen internationale Konkurrenz ein. Anschließend sprach sie über ihre Saisonvorbereitung mit viel Sprinttraining, ihr Zwischenfazit nach den ersten Rennen, den Fahrplan bis zur EM und ihre weiteren Ziele in der Olympia-Saison.
Majtie Kolberg, zunächst herzlichen Glückwunsch zum Sieg beim Rehlinger Pfingstsportfest. Mit einem starken Endspurt haben Sie sich wie schon in Karlsruhe gegen starke internationale Läuferinnen durchgesetzt. Wie zufrieden sind Sie selbst damit?
Majtie Kolberg:
Danke schön. Gewinnen ist immer schön. Das habe ich mir für das Rennen auch so vorgenommen. Die Zeit ist zwar noch nicht so schnell wie gedacht, aber wir sind ja noch ganz am Anfang in der Saison. Mehr hat der Rennverlauf diesmal nicht hergegeben. Daher bin ich schon zufrieden.
War hauptsächlich der Sieg das Ziel, oder hatten Sie sich so früh in der Saison schon eine konkrete Zeit vorgenommen?
Majtie Kolberg:
Der Sieg war schon das primäre Ziel, am besten natürlich mit einer guten Zeit. Dafür war es zwischen 500 und 600 Metern aber diesmal zu langsam, weil alle zu passiv waren. Das Rennen war trotzdem cool, und die Stimmung war auch toll. Ich hoffe jetzt auf einen Lauf, in dem alles passt, damit die Zwei-Minuten-Marke dann wieder fällt. Ich weiß, dass ich super schnell rennen kann. Und es geht auf jeden Fall in die richtige Richtung.
Sie haben jetzt innerhalb einer guten Woche drei Wettkämpfe über 800 Meter gemacht. Dabei haben Sie zweimal gewonnen und sind immer im Bereich von 2:00 und 2:01 Minuten geblieben. Wie lautet Ihr Fazit zu diesem Saisoneinstieg?
Majtie Kolberg:
Das war auf jeden Fall ein ordentliches Pensum, aber genau das Ziel. Bei internationalen Meisterschaften muss man ja bestenfalls auch drei Rennen innerhalb von einigen Tagen gut meistern. Dass ich mit 2:00,88 Minuten meinen bisher besten Saisoneinstieg jemals hatte, darauf kann man sehr gut aufbauen. Ich habe mich bei allen Rennen richtig gut gefühlt. Daher könnte es kaum besser laufen im Moment.
Dieses Jahr sind Sie ja nicht wie zuletzt mit einem Lauf über 1.000 Meter, sondern Ende April in Dortmund mit einem Doppelstart über 600 und 300 Meter auf der Unterdistanz eingestiegen. Was waren die Gründe für diese Herangehensweise?
Majtie Kolberg:
Ich wohne seit September in Dortmund. Da hat sich das Meeting der LG Olympia Dortmund direkt vor der Haustür angeboten in dem Stadion, in dem ich immer trainiere. Über 1.000 Meter war die Konkurrenz aber nicht so stark. Diese Strecke dann alleine zu laufen wäre eine große Challenge gewesen. Daher habe ich mich für die Variante mit den 600 Metern, 20 Minuten Pause und den anschließenden 300 Metern entschieden, um an der Tempohärte zu arbeiten.
Die Steigerungen der Bestleistungen waren ja schon sehr deutlich, auch wenn man diese krummen Strecken recht selten läuft. Hat sich das im Training schon angedeutet?
Majtie Kolberg:
Tatsächlich schon! Wir haben gut an der Sprintfähigkeit gearbeitet und auch am Langsprint gefeilt. Bei den 800 Metern geht es bei der Taktik ja auch darum, gut sprinten zu können und auf den letzten 150 Metern stark zu sein. Es hat bewiesen, dass das Training gut angeschlagen hat. Vor allem die schnellen 300 Meter haben mir gezeigt, dass ich bei den 800 Metern künftig auch auf die Sprintfähigkeit vertrauen kann.
Ursprünglich wollten Sie ja auch wieder eine Hallensaison absolvieren, mussten dann aber umplanen. Wie lief denn generell die Vorbereitung über den Winter?
Majtie Kolberg:
Ich war von Dezember bis Januar leider verletzt. Das kam sehr plötzlich und unerwartet, gehört aber leider manchmal dazu. Zum Glück konnte ich mit Alternativ- und Krafttraining jeden Tag weiter trainieren, was mir gerade im Ausdauerbereich Schwung mitgegeben hat. Weil ich geduldig war, konnte ich im Januar dann wieder mit dem Laufen anfangen und habe fleißig und mit Vernunft trainiert, so dass es keinen Rückfall gab. Eigentlich lief alles optimal. Im März war ich dann mit meinem Bundestrainer und Christina Hering im Trainingslager. Das hat mir dann auch nochmal Schwung für die Saison gegeben.
Kommen wir zurück zur aktuellen Saison. Sie haben die EM-Norm für Rom [Italien; 7. bis 12. Juni; Anm. d. Red.] schon im vorigen Jahr erfüllt. Wie sieht denn der weitere Fahrplan bis zur EM aus?
Majtie Kolberg:
Da ich das Glück habe, schon mit Rom planen zu können, werde ich nochmal ins Trainingslager fahren. Dafür geht es nach Sankt Moritz in die Höhe. Aus der Schweiz werde ich dann direkt nach Rom zur EM anreisen. Ich hatte ja schon ein ordentliches Wettkampfpensum, so dass jetzt wieder Training angesagt ist mit ein bisschen Ausdauer und ein paar spezifischen Einheiten. Dann geht es auch schon nach Rom.
Welche Ziele haben Sie sich denn selbst für die EM gesetzt?
Majtie Kolberg:
In München bin ich 2022 ja leider ganz knapp nicht ins Finale gekommen. Natürlich braucht man bei den 800 Metern auch immer ein Quäntchen Glück mit der Laufeinteilung oder dem Rennverlauf. Das Ziel ist, mindestens zweimal zu laufen, und die Krönung wäre, es ins Finale zu schaffen.
Mit den Olympischen Spielen in Paris gibt es ein weiteres Highlight in diesem Jahr. Wie optimistisch sind Sie, dass Sie sich auch dafür qualifizieren können?
Majtie Kolberg:
Normalerweise denke ich eher Step by Step. Gerade nach den vergangenen Rennen und da primär mit dem in Rehlingen glaube ich, dass ich mich auch im World Ranking deutlich verbessere und bei insgesamt 48 Plätzen da ganz gut stehen werde. Die Leistungsbestätigungs-Norm [2:01,00 min] habe ich ja auch schon abgehakt und nähere mich der Qualifikation. Es kommen noch ein paar Rennen, und das wirkliche Ziel ist natürlich, die Norm von 1:59,30 Minuten zu schaffen.
Zum Beispiel stehen noch die Deutschen Meisterschaften in Braunschweig an. Mit der DM haben Sie aus dem Vorjahr vermutlich auch noch eine kleine Rechnung offen?
Majtie Kolberg:
[lacht] Ja, das auf jeden Fall. Ich freue mich auch schon auf Braunschweig. Da bin ich meistens gut gelaufen. Das Ziel ist auf jeden Fall gesetzt.
2023 waren Sie als einzige DLV-Läuferin unter der Zwei-Minuten-Marke geblieben und haben auch diese Saison bisher den stärksten Eindruck hinterlassen. Sehen Sie selbst sich inzwischen auch als die Nummer eins an?
Majtie Kolberg:
Deutsche Meisterschaften sind immer noch Meisterschaftsrennen, in denen alles passieren kann. Und wir haben in Deutschland weiter ein gutes Niveau. Letztes Jahr hatte ich einfach die falsche Taktik, aber aus solchen Rennen lernt man viel. Das gilt es diesmal besser zu machen. Die Konkurrenz unterschätze ich auf keinen Fall. Ich bin in einer guten Ausgangsposition und bin jetzt auch schon ein bisschen mehr an diese Favoritenrolle gewöhnt als im letzten Jahr. Daher weiß ich besser damit umzugehen. Mal schauen, wozu es dann in Braunschweig reicht.